Wenn 70 Prozent der globalen Agrarfläche Grasland sind, sollten wir dann nicht alle Kühe essen?

Es gibt viel Streit um die Frage, wie ökologisch und gerecht eine zu 100 Prozent vegane Welt wäre, da es auf dem Globus anteilig sehr viel Weideland gibt. Wer könnte die besser beantworten als euer Veganer des Vertrauens (bin ja komplett unbefangen🤪)? Aber im Ernst, das ist wichtig, also habe ich hier mal die Fakten gesammelt, entscheidet selbst:

Je nach Studie besteht das gesamte Agrarland weltweit zu 65 bis 70 Prozent aus Grasland. „Case closed!“ schreit uns die Intuition da in den Vernunft-Komplex. Würden sich alle nur von Pflanzen ernähren, dann würden diese Flächen ja komplett brachliegen und uns blieben nur 30 Prozent dieser Flächen zur Nahrungsproduktion. Aber Vorsicht, die Intuition ist die kleine Schwester vom gesunden Menschenverstand und der Schule des Lebens, so simpel ist es wie sooft nicht.

Unter dem Wort Grasland stellen sich die meisten Menschen saftige, irische Wiesen vor, über denen 24/7 das Kerrygold-Jingle erklingt. Tatsächlich ist dieses Grasland aber sehr unterschiedlich beschaffen. Es gibt dazu eine sensationelle Studie von 2017, die die Daten zum globalen Grasland fluffig aufbereitet hat:

Ja, 70 Prozent Grasland ist eine Menge, aber wie man an der hellgrün und gelb eingefärbten Fläche sehen kann, gehören da auch ein paar ziemlich unwirtliche Landstriche

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Öko-Test Reloaded: Medien fallen auf Burgertest-Wiederholung herein

Die Frage „Wie ‚öko‘ sind eigentlich vegane Burger“ ist einfach ein wunderbares Thema. Wäre doch echt toll, wenn da mal jemand einen seriösen Test zu machen würde. Was, wieso die Zeitschrift Öko-Test? Die hat das doch schon Ende 2019 komplett verzockt, wie viele Medien fallen denn ein Jahr später auf denselben skurrilen Testaufbau rein? Ach, doch wieder acht Stück … autsch, es wird wohl Zeit, dass irgendwer die „Media-Test“ veröffentlicht. Ich fange einfach mal an und gebe den Artikel dann zum Abdruck frei.

Artikelüberschrift von Ökotest. Zu sehen ist die Überschrift "Vegane Burger im Test: Knapp die Hälfte mit Mineralöl verunreinigt".

Treue Leser:innen kennen die Geschichte schon: Im November 2019 war die Ausgabe der Öko-Test mit „Tschüss Fleisch! Megatrend Vegan: Essen ohne Reue“ überschrieben und enthielt einen Vegane-Burger-Test. Problematisch an diesem Test war, dass nicht im Ansatz ersichtlich war, was eigentlich getestet wurde. Die 18 Produkte wurden zwar fein säuberlich auf allerlei Inhaltsstoffe überprüft und dann in eine Schulnotenskala eingeteilt, aber warum man vom Testverlierer mit Note 6 jetzt Abstand nehmen sollte, ist immer noch ein Mysterium, über das sich ganze Fachschaften der Philosophie die Köpfe zerbrechen. Er ist nämlich (auch laut Öko-Test) weder ungesünder noch unökologischer als die anderen Burger.

Das viel zitierte Mineralöl, das sich in manchen Produkten fand, war keine Zutat, sondern eine Nebenwirkung von Verpackung oder Produktion und auch lange nicht so problematisch, wie die Adjektive der Öko-Test vermuten ließen. Diese Nebenwirkung kann man verhindern, indem man Produkte zusätzlich in Alufolie einpackt, was ähnlich ökologisch ist wie ein spontaner Rundflug in

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Über Sahra Wagenknechts mangelhafte Ansätze zur Lösung der Klimakrise

So, jetzt ist es passiert, ich darf mich in meinem Blog über absurden Klimaunsinn aufregen, den zur Abwechslung mal eine eindeutig links eingestellte Person von sich gegeben hat. Das ist einerseits enttäuschend, weil jede Multiplikatorin absurder Klimaverharmlosung eine zu viel ist, andererseits vielleicht eine Chance zu zeigen, dass auch wir linksgrün versifften Vegan-Blogger:innen Kritik da üben, wo sie notwendig ist. Ja, ich hacke hier oft auf der FDP und der CDU herum, aber nicht, weil ich das so gerne mache, sondern weil von denen leider überdurchschnittlich oft absurde Aussagen zu Klimafragen kommen.

Mir wäre es ja lieber, wenn alle Parteien den Ernst der Lage anerkennen würden und das Problem genauso konsequent angingen wie die Weltgemeinschaft 1987 das Ozonloch. Da haben ein republikanischer US-Präsident und ausgerechnet die Eiserne Lady Thatcher das Montreal-Protokoll mitinitiiert, das dann von der deutschen Kohl-Regierung ratifiziert wurde. Kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Vielleicht herrschte auch deshalb so viel Einigkeit, weil niemand etwas auf die persönlichen Ansichten von Politikwissenschaftler:innen oder sonstigen fachfremden Personen zur Wechselwirkung von FCKW-Molekülen gab, wer weiß.

Oder lag es daran, dass Thatcher Chemikerin war? Tja, selbst wenn, auch das Physikstudium von Frau Dr. Merkel hat leider nicht verhindert, dass ihr Energieminister die Windkraft ausbremst. Wie auch immer, es war offenbar allen klar, dass dieses Problem schnell gelöst werden muss und dass es eigentlich keine konservative, also die Schöpfung bewahrende Position sein kann, die schützende Ozonschicht gegen ein paar

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Les cinéastes d’ARTE veulent maintenant résoudre la crise climatique en abandonnant l’énergie éolienne et les voitures électriques

Non, ce titre n’est ni appât à clics, ni exagération, mais bien le message immédiat du documentaire „La face cachée des énergies vertes“, réalisé par ARTE. Le titre a été traduit très librement pour le public allemand de „La face cachée des Énergies vertes“ à „Umweltsünder E-Auto?“ (Pollueur – voiture électrique?).  Le sujet, produit par Jean-Louis Pérez et Guillaume Pitron, est sous-titré „Le revers de la révolution énergétique – une enquête“.

C’est doublement trompeur, il s’agit ici de bien plus que de simples voitures électriques.  Et franchement, le point d’interrogation aurait dû être remplacé par 3 points d’exclamation, car à la fin des 89 minutes, il ne reste rien de l’apparente ouverture quant aux résultats, supposée dans le titre en Allemand. Pendant la rédaction de ce texte, le documentaire a été visionné plus de 500.000 fois sur YouTube. Cette œuvre apparait comme le petit frère européen de l’absurde „docutainment“ de Michael Moore „Planet of the humans“.

Il y a plusieurs parallèles entre les deux productions : toutes deux tentent d’aborder le problème extrêmement complexe d´une économie mondiale durable. Néanmoins, les deux films ne donnent la parole à aucune des personnes ayant quelque chose de solide et fondé à dire sur le sujet. Au contraire, on nous y présente une multitude de pièces du puzzle sans pour autant réussir à les assembler en une image globale sensée. Pour les déclarations à caractère scientifique, il n’existe aucune source ou alors des sources anciennes, on nous balance des termes bien trop simplistes comme „vert“ et „propre“, qui accompagnés de musique lugubre, dégagent un maximum d´atmosphère anxiogène.

Si je voulais énumérer toutes les erreurs que l´on peut trouver dans „La face cachée des énergies vertes“, il me faudrait probablement écrire une série de dix articles. Mais ce ne serait pas très accessible, et on risquerait de s’ennuyer dès la troisième partie, car les épisodes du film ARTE alignent une série de répétitions de la

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Nachlese zum ARTE-Film: Wie das Internet auf „Umweltsünder E-Auto?“ reagiert hat

Zum ARTE-Film „Umweltsünder E-Auto?“ und meinen entsprechenden Artikel dazu von letzter Woche gab es so viel Feedback und Updates, dass ich beides hier in einem eigenen Nachlese-Artikel sammeln möchte. Trotz der Länge des Films gibt es nämlich heute schon mehrere kritische Stimmen, die es alle verdient haben, gehört zu werden und die ich deswegen hier aufliste. Ich aktualisiere die Liste dann, wann immer etwas neues dazu veröffentlicht wird. Abschließend gehe ich noch auf die häufigste Kritik zu meinem Artikel ein.

Medienrezeption von „Umweltsünder E-Auto?“:

Das Wichtigste zuerst: Arte hat reagiert und am vergangenen Freitag Abend auf Twitter mitgeteilt, die Kritik an die zuständige Redaktion weitergeleitet zu haben und die voraussichtliche Antwort dann zu

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ARTE-Filmemacher wollen die Klimakrise jetzt durch Verzicht auf Windkraft und E-Autos lösen

Uff, so einen langen Text müsst ihr jetzt lesen? Nein, müsst ihr nicht, ihr könnt ihn auch bequem hören, und zwar hier:

Nein, mein Titel ist weder Übertreibung noch Clickbait oder rhetorische Zuspitzung, sondern die unmittelbare Botschaft der seit 6 Tagen bei ARTE zu sehenden Dokumentation „Die verborgene Seite der grünen Energien“. Komisch, Eure Google-Suche findet unter diesem Namen gar nichts? Das mag daran liegen, dass man den Titel für das deutsche Publikum sehr frei von „La face cachée des Énergies vertes“ zu „Umweltsünder E-Auto?“ übersetzt hat. Der von Jean-Louis Pérez und Guillaume Pitron produzierte Beitrag hat in der Mediathek noch den Untertitel „Die Kehrseite der Energiewende – Eine Spurensuche“ spendiert bekommen, der YouTube-Upload muss aber ohne auskommen.

Das ist schon doppelt irreführend, denn hier geht es um weit mehr als nur um E-Autos, und das Fragezeichen hätte ehrlicherweise durch 3 Ausrufezeichen ersetzt werden müssen, denn von der scheinbaren Ergebnisoffenheit dieses Titels ist nach 89 Minuten nichts mehr übrig. Das Ganze ist beim Verfassen dieses Textes allein auf YouTube über 250.000 Mal angesehen worden, obwohl man sich stattdessen auch anderthalb Stunden lang das Mantra eines fatalistischen Doomsday-Kults hätte anhören können. Ganz so, als wäre das Werk der kleine, europäische Bruder von Michael Moores Docutainment-Quatsch „Planet of the humans“.

Generell gibt es mehrere Parallelen zwischen den Werken: Beide versuchen, sich dem überaus komplexen Problem zu nähern, wie in Zukunft eine nachhaltige Weltwirtschaft aussehen könnte. Dennoch lassen beide Werke niemanden zu Wort kommen, der dazu etwas Fundiertes zu sagen hätte. Stattdessen stürzen sie sich auf eine Menge einzelner Puzzlestückchen und scheitern kläglich daran, diese zu einem sinnvollen Gesamtbild zusammenzusetzen. Für wissenschaftlich wirkende Aussagen gibt es entweder keine oder uralte Quellen, es hagelt übersimplifizierende Begriffe wie „grün“ und „sauber“, die dann zu düster klingender Musik maximal bedrohlich aufgeladen werden.

Wollte ich alle Fehler von „Umweltsünder E-Auto?“ auflisten, ich müsste wohl eine zehnteilige Artikelreihe schreiben. Das wäre aber vermutlich nicht besonders zugänglich und zudem auch spätestens ab Teil drei ziemlich

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Der Verkehrswende-Brexit von Wiesbaden, powered by FDP

Vorgestern kam es in Wiesbaden zu einer Art Brexit der Verkehrsplanung, als über den Bau einer Straßenbahnlinie abgestimmt wurde. Eigentlich wollte ich euch diese Lokalposse ersparen, aber jetzt wird sogar überregional darüber berichtet und es hat ggf. eine gewisse Auswirkung auf ähnliche Projekte im ganzen Land, daher eine kurze Einordnung:

Stau in Wiesbaden
Ironie des Schicksals: Das Anti-Citybahn-Plakat steckt im Stau, den es selbst noch verschlimmert

Warum der Vergleich mit dem Brexit? Weil die Sache objektiv betrachtet recht klar ist. Alle anderen deutschen Städte dieser Größe haben längst ein schienengebundenes Verkehrsmittel, einzige Ausnahmen sind Münster und Mönchengladbach. Münster kommt damit noch gut weg, weil dort bekanntermaßen der Anteil des Radverkehrs sehr hoch ist. In Wiesbaden sind jedoch so viele Autos unterwegs, dass auf der zentralen Hauptstraße der Stadt täglich mehr PKW unterwegs sind als auf den meisten Autobahnen des Landes.

Für den ÖPNV werden in der hessischen Hauptstadt hingegen nur Busse eingesetzt, was dazu führt, dass unfassbare 48,5 Prozent des gesamten Verkehrsaufkommens auf PKW entfallen. Und dementsprechend sieht es hier aus: Früher Weltkurstadt, heute eher ein großer Parkplatz mit Häusern dazwischen. Wenn Touristen Fotos von den historischen Häuserzeilen machen, sollte das unterste Stockwerk lieber nicht auf dem Foto sein oder wie Prof. Knie bei einer der Veranstaltungen sinngemäß sagte: „Schöne Stadt haben Sie da, man darf den Blick nur nicht auf Höhe des Erdgeschosses richten.“ Im Ranking der stauauffälligsten Städte Deutschlands von Tomtom liegt Wiesbaden deutschlandweit auf Platz 3, noch vor Metropolen wie München, Stuttgart und Frankfurt.

Diese Fixierung aufs Auto liegt auch daran, dass die Alternativen ziemlich unattraktiv sind: Das Radwegenetz wird gerade erst ausgebaut und der Betreiber des Busnetzes vermeldet jährlich neue Rekorde der Passagierzahlen. Entsprechend überfüllt, unpünktlich und unpraktisch ist das System, das derartig am Anschlag ist, dass man nicht einfach noch mehr Busse reinkippen kann: Über zentrale Innenstadtzubringer fahren die heute schon im Minutentakt, so dass sie sich an den Haltestellen gegenseitig blockieren und die Verspätung noch mal zunimmt.

Der Vorteil einer Bahn ist recht simpel: Es passen viel mehr Leute rein. Selbst ein Gelenkbus fasst realistischerweise nicht mehr als 100 Personen, eine Bahn in Doppeltraktion bis zu 400 Personen. Zudem kann sie auf einem eigenen Gleiskörper am Autostau vorbeifahren, was hier in der Planung so vorgesehen war. Sie ist in der Regel leiser als Busse, fährt immer elektrisch, die Waggons halten im Schnitt 30 Jahre, während Busse nach 10 Jahren ausgemustert werden. Sie haben die für Schienenfahrzeuge typische Laufruhe und sind damit auch schlicht komfortabler, besonders für Eltern mit Kinderwagen, Menschen mit Gehhilfen usw.

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Sind Wasserstoffautos besser als E-Autos? Harald Lesch sagt ja, ich bin skeptisch

Da will man nur mal ein paar Minuten im Hinterhof sitzen und gepflegt in der aktuellen Ausgabe der Beef schmökern, schon wird man von dem blöden Gepiepe unterbrochen. Auf dem Handy erscheint ein Kommentar zu meinem letzten Artikel über Elektroautos: „Warum nehmen wir denn nicht einfach Wasserstoffautos?“ fragt mich eine Leserin. „Naja …“, beginne ich zu antworten, „da wäre zunächst …“ – weiter komme ich nicht. „Hey Jan, können wir nicht einfach Wasserstoffautos fahren?“ ruft meine Nachbarin beim Wäscheaufhängen vom Balkon. Moment mal, woher weiß die denn … Mist, das Handy fällt mir in mein Tomatenbrot. Ich antworte genervt: „Ja, können wir, aber …“ – da klingelt das Telefon. Ich fingere das glitschige Ding vom Teller und lausche neugierig einer ernsten Stimme: „Hallo, hier spricht Harald Lesch. Was spricht denn gegen Wasserstoffautos, he? HE??“

Screenshot von Terra X vom 05.06.2019
Screenshot von Terra X vom 05.06.2019

Na gut, ganz genau so hat es sich nicht zugetragen, aber ein bisschen so angefühlt hat es sich schon. Die Rückfragen zum Wasserstoff sind wohl die häufigsten überhaupt zu Artikeln, in denen es um E-Autos geht, nicht nur bei mir, sondern in Kommentarspalten generell. Zudem haben sich einige Sendungen und Zeitungen mit der Frage beschäftigt, und eine davon ist eine Folge von Terra X, in der Harald Lesch dieser Frage nachgeht – und zu meiner Bestürzung als Harald-Lesch-Fan nicht sorgfältig genug.

Nun folgt der Ruf nach Wasserstoffautos meiner Erfahrung nach meistens der ehrbaren Motivation, eine Lösung für die Umweltauswirkungen der E-Auto-Produktion zu finden. Der Gedanke ist vermutlich meistens, dass ja auch Batterien leider nicht an Bäumen wachsen, sondern mit diversen, aus der Erde gebuddelten Rohstoffen unter Energieeinsatz in irgendwelchen Fabriken hergestellt und am Ende wieder entsorgt werden müssen.

Nach drei Jahren Dauerbeschallung aus unterkomplexen ARD-Dokumentationen und Zeitungsartikeln haben viele Menschen den falschen Eindruck gewinnen müssen, dass die Verdunstungsbecken, mit denen in der Atacamawüste unter anderem Lithium gewonnen wird, dort nur aufgrund von Elektroautos Grundwasser

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Oatly Volume II, oder: Was kümmert mich mein törichtes Geschwätz von gestern?

Unerwartet: Nur kurze Zeit nach meinem Text zum Blackstone-Deal von Oatly fühlte ich mich ein bisschen so, als wäre ich auf eine Medienkampagne reingefallen und hätte mich in einem Text verrannt, den ich heute nicht mehr so schreiben würde. Je länger ich über die ganze Sache nachdenke, desto eher will ich meinem 12 Tage jüngeren Selbst widersprechen, das vorletzte Woche noch formulierte: „Beziehungsstatus zu Oatly: Es ist kompliziert.“

Nein, ich möchte natürlich immer noch keine Menschen auf ihren politischen Abwegen unterstützen. Allerdings kommt mir die Idee, meine Hafermilchkäufe hätten eine Auswirkung auf eine US-Präsidentschaftswahl, zunehmend absurd vor. Ich finde die ganze Erzählung „Investmentfirma beteiligt sich an Hafermilchhersteller“ → „Investmentfirma gehört Steve“ → „Steve ist ein alter Kumpel von Donald“ → „Die Hafermilch ist jetzt Pro-Donald“ in der Rückschau schlimm unterkomplex.

Erstens ist es nicht so, dass all der Profit von Blackstone in der Tasche des Geschäftsführers landet, da sollen ja auch noch ein paar andere Menschen arbeiten. Ein weiteres Mitglied des engsten Führungskreises ist z. B. Hamilton James, ebenfalls Milliardär, der vor acht Jahren beim Beschaffen von 2 Millionen US-Dollar für die Wiederwahl von Barack Obama geholfen hat. Und auch das sagt wenig aus, denn wir haben keinen Schimmer, ob die restlichen 3.000 Blackstone-Angestellten ihre Jahresboni für güldene Shrimpscocktails oder politische Kampagnen verjubeln.

Ich weiß weder, was Natalie Portman mit ihren Oatly-Gewinnen anstellt, noch was Jay-Z, Oprah oder der ehemalige Starbucks-CEO Howard Schultz damit machen. Spendete Schultz was für die Kampagne für Joe Biden, weil er

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Was der Blackstone-Deal von Oatly bedeutet

War Euer erster Gedanke, als Ihr vom Deal zwischen Oatly und Blackstone gelesen habt, auch „verdammt, aber die schäumt doch so schön!“? Ja, meiner auch.

Für alle, die es nicht mitbekommen haben: Seit Juli 2020 ist die Blackstone Group (Wikipedia-Link, um eine Verwechslung mit BlackRock auszuschließen) an Oatly beteiligt. Das hat seltsamerweise über Wochen hin kaum Wellen geschlagen, vielleicht einfach sommerlochbedingt, aber spätestens letzte Woche war der Ärger vieler Oatly-Konsument:innen heraufbeschworen, so dass das Unternehmen noch mal offiziell Stellung dazu bezog.

[Dieser Text erschien bereits letzten Freitag auf meiner Facebook-Präsenz. Es sollte eigentlich nur eine ganz kurze Einordnung werden, wurde aber während der Recherche immer größer, so dass ich im Nachhinein entschieden habe, dass er für einen reinen Social-Meda-Post zu schade ist. Außerdem ist gerade Teil 2 in Arbeit, der ohne Teil 1 etwas hilflos in der Luft hängt.]

Blackstone ist halt nicht irgendein Investor, sondern eine der weltweit größten Investmentfirmen unter der Leitung eines recht bekannten Großspenders der US-Republikaner, der bislang 3,7 Millionen US-Dollar für die Wiederwahl des orangefarbenen Versagers im Weißen Haus gespendet hat – sorry, ich kann den Namen einfach nicht ausschreiben, ich ekele mich davor und muss mich danach zwanghaft drei Stunden lang duschen. Entsprechend ungern möchte ich, dass mein Geld auch nur in der Nähe solcher Vorhaben landet.

Was bei dieser Berichterstattung dennoch etwas verzerrt wird: Das ist für besagten Großspender Stephen Schwarzman nicht wirklich viel Geld, denn sein Vermögen wurde jüngst auf 18,5 Milliarden US-Dollar oder 18.500 Millionen US-Dollar geschätzt. In den letzten Jahren hat er 150 Millionen US-Dollar an die Yale University gespendet, 350 Millionen US-Dollar an das MIT und 150 Millionen britische Pfund an die University of Oxford. Seine Feier zum 70. Geburtstag hat so um die 8 Millionen US-Dollar gekostet.

Seine größte politische Unterstützung ging im

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