Warum es meistens unerträgliche Heuchelei ist, wenn Besitzern von E-Autos das Kobalt in den Akkus vorgerechnet wird

Kennt Ihr das? Eure Kinder fragen Euch, was das Wort „Heuchelei“ bedeutet, und Euch fällt kein griffiges Beispiel ein? Das muss nicht sein. Zeigt ihnen einfach dieses wirre Bildchen und erläutert dazu ganz kurz:

Der Erfolg von Verbrennungsmotoren wäre ohne die massive Ausbeutung von Menschen in armen Regionen der Welt überhaupt nicht möglich. Für die gigantischen Mengen Mineralöl wurden und werden Minderheiten und indigene Völker von ihren Wohnstätten vertrieben. Erdöl-Konzerne konnten in Nigeria, Venezuela, Angola oder dem Kongo über Jahrzehnte tun und lassen was sie wollten, so sind zwischen 1976 und 1996 knapp zwei Millionen Barrel Öl ins Regenwald-Ökosystem des Nigerdeltas entwichen. Das ist eines der Gebiete mit der höchsten Artenvielfalt des gesamten Planeten, tausende der dort lebenden Menschen sind krank geworden und haben ihren Zugang zu Nahrung und Trinkwasser verloren.

Auch Verbrennungsmotoren benötigen seltene Metalle (wobei„selten“ hier ein relativer Begriff ist). In Katalysatoren wurden und werden Platin, Cer und Palladium eingesetzt, diese Metalle finden sich im Kongo, Simbabwe und Südafrika, wo die Arbeitsbedingungen katastrophal sind und Arbeiteraufstände schon mal mit dem Erschießen Dutzender Menschen endeten. Die Bleibatterien aus alten Autos landen gerne mal in Nigeria, wo sie von Jugendlichen ohne ausreichende Schutzkleidung auseinandergesägt werden, ganze Dörfer werden dort mit Blei vergiftet.

Ja, Kobaltabbau unter menschenunwürdigen Bedingungen ist ziemlicher Mist, gar keine Frage. Das hat nur irgendwie bislang kaum jemanden gejuckt, bevor das nicht auch in E-Autos verbaut wurde. Zwischen 2005 und 2017 wurden weltweit 1,5 Millionen Tonnen Kobalt gefördert, zum Großteil aus dem Kongo. Davon werden erst seit Kurzem

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Vorsitzender der Freien Wähler findet, dass Milch von Tiermüttern nicht für Tierkinder da ist, sondern für erwachsene Menschen

Das ist ein Facebook-Post von Hubert Aiwanger. Er ist Vorsitzender einer Regierungspartei in Bayern und findet, dass die Milch einer Kuh nicht für das Kalb da ist, sondern für Menschen. Bei Urrindern sei das anders. Er denkt, diese Tiere müssten aussterben, und dass auch wir Menschen es nicht überleben würden, wenn wir ihre Milch nicht trinken.

Er spielt also eine Runde Defensive Omnivore Bingo, nur leider ganz ohne Mitspieler, und da helfe ich natürlich gerne aus. Ja, lieber Herr Aiwanger, mit wem auch immer Sie auf Twitter debattiert haben, er/sie hatte Recht. Ich bin zwar nur ein naturferner Städter, der Bäume und Gras selbstverständlich nur aus Minecraft kennt, scheine darüber aber trotzdem mehr zu wissen als die sich in ihrer Filterblase tummelnde Landbevölkerung:

Ja, Milch produziert der Körper einer Kuh nur, wenn diese vorher ein Kalb zur Welt gebracht hat. Eigentlich ganz logisch, dennoch ist mir auch in Diskussionen mit Landbewohnern aufgefallen, dass viele das Bos Taurus (Hausrind) für die einzige Spezies weltweit halten, die einfach aus purer Langeweile heraus Muttermilch in ihre Umgebung auswirft. Sagt die eine Kuh zur anderen „Na, Lust auf ‘ne Runde Tischtennis?“, antwortet die andere „Nee, ich hau mich in die Sonne und lass mir etwas Milch aus dem Euter laufen.“ Unrealistisch, nicht wahr? Kühe haben ja gar keine Hände für Tischtennis.

Ich weiß, eine alberne Geschichte, aber deckungsgleich mit dem Weltbild vieler Menschen. Fragt mal ein paar Deutsche „Was gibt die Kuh?“ und die Antwort ist in 99 Prozent der Fälle „Milch“. Wenn man hingegen

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Meine 3 größten Kritikpunkte am Klimapaket vom 20. September 2019

Ja, große Überraschung, auch ich finde das am vergangenen Freitag abgeschlossene Klimapaket ziemlich enttäuschend und frage mich, wie unsere Klimapolitik erst aussehen würde, wenn hier nicht 10 Monate lang gestreikt worden wäre. Gäbe es dann überhaupt ein Klimakabinett? Wieso muss unsere Politik denn eigentlich generell erst von Massen dazu gedrängt werden, sich dem wichtigsten Zukunftsthema überhaupt zu widmen? Sollten die Profis das nicht von alleine kapieren, anstatt sich wie ein kleines Kind zu benehmen, das unter lautem Gebrüll weiter schaukeln will, obwohl der Spielplatz in Brand steht?

Wie auch immer, in dem 22 Seiten langen Dokument „Eckpunkte für das Klimaschutzprogramm 2030“ stehen ja auch ein paar gute Sachen drin, Claudia Kemfert fasste das gut zusammen, als sie sagte:

„Es ist was erreicht worden. Das ist mal mehr als nichts. Das ist jetzt für viele enttäuschend, für mich auch. (…) Aber es ist zumindest mal ein Anfang gemacht.“

Gleichzeitig hält der sächsische CDU-Ministerpräsident die Maßnahmen für so rabiat, dass sie ohne breiten gesellschaftlichen Diskurs nicht hätten getroffen werden dürfen. Ich weiß nicht, hat der sächsische Landtag seine Internetrechnung nicht bezahlt oder wie kommt ein Mann im Jahr 2019 nach einem Demo-Wochenende mit 1,4 Millionen Menschen in Deutschland und über 4 Millionen weltweit zu der Einschätzung, es gäbe zu dem Thema keine breite gesellschaftliche Debatte?

Ich bezweifle, dass er das Dokument überhaupt gelesen hat, denn die Eckpunkte darin sind ungefähr so rabiat wie gutes Zureden oder die Erziehungsmethoden von Vernon und Petunia Dursley, die ihrem Sohn schnell noch 2 Geschenke mehr zum Geburtstag kaufen, weil ihm 36 zu wenig sind. Tatsächlich soll das Klimakabinett aber auch weiterhin tagen und für sofortige Nachsteuerungen sorgen, wenn ein Sektor seine vorgesehenen Ziele nicht erfüllt. Klasse, denn dann werden wohl diese drei Punkte ziemlich schnell

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5 untrügliche Anzeichen dafür, dass jemand vom Klimawandel keine Ahnung hat und unsere Zeit verschwendet – Teil 4: Aber nach den Demos ist alles voller Müll!

Würden sich Menschen genauso oft ernsthafte Gedanken über eine klimaneutrale Gesellschaft machen, wie sie sich damit beschäftigen, ob junge Menschen Plastikflaschen und Handys benutzen, das Klima wäre wohl schon lange stabilisiert. Wir könnten längst mit gigantischen Solarstromüberschüssen die Westsahara auf 4 Grad runterkühlen und gleichzeitig mit mobilen Heizpilzen bewaffnet den Sonnenuntergang auf mauretanischen Dünen bewundern. Wäre energetisch natürlich kompletter Stuss, so als würden wir bei über 1000 Grad Celsius Erdgas verbrennen, um damit die Innenräume von Gebäuden auf 22 Grad zu erwärmen, aber wen interessiert das schon.

Leider sind wir von solchen Erträgen aus Solarstrom weit entfernt, denn anstatt dieses Thema so richtig nach vorne zu bringen, verschwenden viele wahlberechtigte Deutsche ihre Zeit damit, jüngere Generationen der Heuchelei zu bezichtigen, weil deren Klimademos nicht komplett plastikfrei ablaufen. Das ist nicht nur in der Sache ziemlich unterkomplex, es verkehrt auch Ursache und Wirkung komplett ins Gegenteil, denn die Millionen junger Menschen, die hier freitags unsere Straßen bevölkern, säßen zu der Zeit alle brav in der Schule, wenn wir Erwachsenen vernünftige Maßnahmen ergriffen hätten, als noch genug Zeit dazu war.

Haben wir aber nicht. Haben wir verbockt. Und was macht man, wenn man es verbockt hat? Genau, man beschimpft die Leidtragenden dieses Verbockens, dass sie sich beim Leid tragen mal etwas mehr Mühe geben sollen. Wir sind die Generation, die der Gastgeberin auf den Teppich kotzt, und dieser dann, als sie das Drama mit Schwamm und Eimer zu beseitigen versucht, mit verschränkten Armen im Licht steht und altkluge Ratschläge gibt, wie das besser ginge. Warum wir die Ausscheidungen nicht einfach selbst aus dem Perser kratzen? Tja, fragt Ute, Susanne und Rudi oder halt

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Wie die F.A.Z. veganem Fleischersatz andichtet, den Regenwald zu zerstören.

Je länger ich über Nachhaltigkeit lese und schreibe, desto häufiger fällt mir ein maximal destruktives Muster menschlichen Verhaltens auf: die zwanghafte Fixierung auf Nachteile aktueller Innovationen bei gleichzeitigem kompletten Ausblenden massiver Probleme im Status quo. Halb Deutschland sieht eine der größten Herausforderungen des deutschen Straßenverkehrs in E-Scootern, während sich seine Städte längst in riesige Autostellplätze mit vereinzelten Häusern darin verwandelt haben. Über die Verschandelung der Landschaft durch Windräder gibt es Terabyte an Facebook-Kommentaren, während gigantische Abraumhalden von RWE, die sich durch Wälder, Dörfer und historische Kirchen fressen, als unausweichlicher Kollateralschaden in unserem Bewusstsein etabliert sind.

In dieselbe Kategorie fällt, wenn Menschen sich erdreisten, keine Tiere mehr zu essen. Fleisch, das ist ein Stück Tradition, es kann doch nicht gut sein, jetzt einfach so damit aufzuhören – das haben wir doch immer schon gemacht! Die Literatur ist sich jedoch einig: Vegetarische Ernährung ist deutlich nachhaltiger als die typisch deutsche mit viel Fleisch, eine vegane noch ein bisschen ressourcenschonender – wenig überraschend, wenn für ein Kilo Fleisch erst mal mehrere Kilo Pflanzen verfüttert werden müssen.

Manche Menschen akzeptieren das und passen ihre Handlungen ihren Erkenntnissen an, während andere sich auf eine lange Suche begeben, um ihre Erkenntnisse anzupassen. Solche untersuchen gerne den Wasserverbrauch von Avocados und Quinoa, weil Fleischesser ja nie Avocados essen, oder versuchen, die Bedeutung der Weidehaltung maximal überzuinterpretieren. Oder, viel simpler, sie finden Soja blöd, denn dafür gibt es bereits die faktenfernen

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