Hans-Werner Sinn wärmt seine Klimalügen von 2022 auf und alle fallen drauf rein

Naja, alle ist zum Glück übertrieben, aber gemessen daran, wie hoffnungslos unplausibel Sinns Gefasel mittlerweile ist, ist das Medienecho doch erstaunlich naiv und unprofessionell. Der Energiesektor wandelt sich gerade so rasant, große Verlagshäuser könnten eigene Fachzeitschriften nur zu den Entwicklungen von Traktionsbatterien oder Wärmesystemen herausgeben. Sie könnten spannende Interviews mit den führenden Köpfen der Speicherforschung führen oder mit Start-Up-Gründerinnen für neuartige Elektrolyseure. Oder oder oder.

Stattdessen werden einem emeritierten VWL-Professor wiederholt dieselben unkritischen Fragen gestellt wie in den vorangegangenen Jahren auch, die er vorhersehbar mit seinem Weltbild von 2003 beantwortet. Das ist journalistisch schon eine ziemliche Bankrotterklärung, weil dabei Nachrichten mit dem Neuigkeitswert null produziert werden. Man hätte auch Gargamel dazu interviewen können, was er von Schlümpfen hält oder Michael Wendler dazu, ob Deutschland ein Rechtsstaat ist.

Die von Sinn aufgestellten Behauptungen sind altbekannt und längst widerlegt:

1.: Sinn behauptet, sinkender Ölverbrauch hätte keine Klimaschutz-Wirkung

Ja, das ist schlicht Unfug. Seine Logik ist Folgende: Wenn wir in Deutschland weniger Öl kaufen, dann sinkt auch der Preis etwas. Das wiederum motiviert andere Länder dazu, mehr davon zu verbrauchen (ist ja dann etwas billiger), und zwar exakt so viel, wie wir in Deutschland eingespart haben. Und dadurch ändert sich am Ende gar nichts.

Das mag eine ganz witzige Theorie sein, auf deren Basis man auf VWL-Fachtagungen nerdige Diskussionen an der Hotelbar darüber führen kann, welche Auswirkungen irgendwelche fiktiven Spezialfälle in hätten. Aber die Realität sieht nun mal komplett anders aus. Zur Klarstellung für Fans von Hans-Werner: Realität, das ist dieses Ding, was man sieht, wenn man das Haus verlässt.

In dieser Realität gibt es das oben beschriebene Phänomen in dieser Form nicht bzw. es ist empirisch nicht nachweisbar. In dieser Realität gibt es nämlich andere lustige Sachen, z.B. die OPEC. Das ist die Vereinigung Erdöl fördernder Länder, also ein Preise absprechende, internationales Kartell, dessen Mitglieder sich mit den irren Gewinnen aus ihrem klimaschädlichen Geschäft gerne Ferraris, diamantbesetzte Handys und güldene Klobrillen kauft.

Problem aus deren Sicht: Wenn wir, die Erdöljunkie-Länder auf die verrückte Idee kommen, weniger Öl zu kaufen, dann geht der Preis runter und der saudische Prinz muss mit einem schnöden Smaragd-Handy vorlieb nehmen. Das ist natürlich vollkommen inakzeptabel, ein ordentlicher Prinz braucht schließlich ein paar dicke Diamanten auf dem Display. Um den steten Diamantenstrom aufrechtzuerhalten, macht die OPEC daher folgendes: Wenn der Ölpreis zu sinken droht, reduziert sie die Fördermenge und damit das Angebot auf dem Weltmarkt.

Das funktioniert so gut, dass manchmal schon das bloße Gerücht, die OPEC senke die Fördermenge, zu Preissprüngen führt. Wenn das nicht mehr ausreicht, wird die Fördermenge wirklich begrenzt und spätestens dann geht der Preis hoch. Bevor der Preis also gemäß Hans-Werner Sinns Logik so stark sinkt, dass andere Länder die fehlende Menge aus Deutschland einfach aufkaufen können, hätte die OPEC höchstwahrscheinlich längst Ferrari-erhaltende Maßnahmen getroffen – oder zumindest war das in der Vergangenheit so gut wie immer der Fall.

Und WENN der Preis tatsächlich doch so stark sinken sollte, dann hätte auch das Auswirkungen, weil manche Ölförder-Anlagen teurer sind als andere. Sinkt der Marktpreis etwa unter 60$ pro Barrel, lohnt sich das z.B. für viele Fracking-Firmen nicht mehr und sie gehen pleite. Wenn er noch stärker sinkt, dann gehen Raffinerien pleite und stehen erst mal nicht zur Verfügung.

Was es in der Realität auch noch gibt, sind Lagerkosten. Hans-Werner Sinn spielt ja immer wieder Hobbypsychologe und prophezeit, dass zu starke Klimamaßnahmen in Europa dazu führen, dass die Ölländer erst recht ganz viel Öl fördern werden, aus Angst, es später nicht mehr loszuwerden. Was mit der weltweiten Logistik passiert, wenn auf einmal extrem viel Erdöl auf wenig Bedarf trifft, konnten wir im April 2020 während der Corona-Pandemie beobachten: Die globalen Lagerkapazitäten waren so voll, dass der Ölpreis kurzzeitig negativ wurde. Keine Gute Idee, wenn eure Ölgewinne weiter den Ferrari-Fuhrpark unterhalten sollen.

Ach, und wäre es eigentlich sehr vermessen, wenn wir vom Ex-Präsidenten eines Instituts für Wirtschaftsforschung erwarten, sich mit aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen auszukennen? Sowohl Sinn als auch seine Fanboys und -girls auf Twitter und LinkedIn werden seit einer Woche nicht müde vor dass Alleingängen zu warnen. Es geht die Horror-Vorstellung um, dass die armen Deutschen extra auf E-Autos umsteigen und die anderen Länder einfach weiter Öl verfahren und uns auslachen.

Wäre das wirklich der Fall, dann wäre die Auswirkung auf die globalen Ölfördermengen in der Tat begrenzt. Wer sich aber auch mal andere Medien konsumiert als die in Energiefragen hoffnungslos überforderte Bild, merkt, dass diese Angst unbegründet ist. Alle großen, Auto produzierenden Länder stellen auf E-Antriebe um:

Der elektrische Anteil an Neuzulassungen steigt in den automobilen Kernregionen China, Europa und USA signifikant an, im ersten Halbjahr 2023 stiegen die elektrischen Zulassungen um 36 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022. Meistgekaufter Hersteller bleibt Tesla (+57 %), Chinas größter E-Auto-Konzern BYD legt mit +90 % aber kräftig zu. Beide Konzerne produzierten zusammen ein Drittel aller neuen E-Autos in diesen Regionen.

In Deutschland wurden 220.000 E-Autos zugelassen, das waren 19 Prozent aller Zulassungen. China hatte im gleichen Zeitraum mit 2,5 Millionen zugelassenen E-Autos einen Marktanteil von 23 Prozent und die USA hängt mit 7 Prozent noch hinterher. Zudem sind andere Länder und diverse Großstädte ambitionierter (Vorsicht, nicht alle Links sind in dieser Sammlung aktuell) beim Zulassungsverbot von Verbrennungsmotoren: Für sie ist zum Beispiel in Kalifornien ab 2035 Schluss und in der chinesischen Provinz Hainan ab 2030.

Die Sorge, Deutschland könnte als einziges Land auf E-Autos umsteigen, ist also ähnlich begründet wie die Sorge, dass nur Deutsche Brot essen. Im Gegenteil: Der Umstieg auf grüne Technologien ist zu einem Wettlauf geworden, in den andere Wirtschaftszonen riesige Geldsummen pumpen. Aktuell ist Deutschland noch gut aufgestellt, aber Angst machende Beiträge wie dieser von der Springerpresse machen es deutschen Firmen schwerer.

China hat längst erkannt, dass die westliche Dominanz in der Autobranche wackelt und dass konsequente Förderung von Batterietechnik eine wichtige Rolle spielt. Chinas größter E-Auto-Hersteller BYD plant bereits, auf den europäischen Markt zu drängen, hat einen Deal über 100.000 PKW mit Sixt abgeschlossen, und sucht parallel Standorte für Fabrik(en) auf dem europäischen Festland. Sinns Angst um die deutsche Industrie, weil deutsche Hersteller auf E-Autos umstellen, könnte also falscher nicht sein.

2. Sinn behauptet E-Autos würden den Klimawandel beschleunigen

Ja, richtig gelesen. Der Ex-Präsident des Ifo-Instituts tritt mit einer Position an, mit der er eine Podiumsdiskussion gegen eine Sechstklässlerin verlieren würde, solange sie nur Dreisatz beherrscht und über ein Kurzzeitgedächtnis verfügt. Auch sprachlich einfach unterirdisch, was er hier abliefert:

E-Autos sind keine Lösung! Der schmutzige Auspuff liegt nur etwas weiter entfernt im Kohlekraftwerk. Da der grüne Flatterstrom es vorläufig nicht schafft und die Atomkraftwerke abgestellt sind, bedeuten mehr E-Autos mehr Braunkohleförderung

BILD-„Zeitung“ vom 01.08.2023

Da der grüne Flatterstrom ES nicht schafft? Was genau schafft der nicht? E-Autos aufladen? Weil E-Autos allergisch gegen Solarstrom sind? Eine Kilowattstunde Solar- oder Windstrom ist nicht mehr oder weniger Energie als eine Kilowattstunde Atom- oder Kohlestrom. Bei Strom gibt es keine Güteklasse und der Strom aus einer Biogasanlage schmeckt auch nicht nach Himbeere.

Ja, ein E-Auto KANN den Braunkohleverbrauch erhöhen. Die Frage muss aber doch immer sein, um wie viel und ob das am Ende besser oder schlechter ist als ein Erdöl-Auto. Sorry, falls das hier jetzt rhetorisch langsam den Eindruck erweckt, als würde ich das Drehbuch für eine Folge Sendung mit der Maus schreiben, aber die Widerlegung eines VWL-Professors muss jetzt offenbar auch die absoluten Basics von Klimabilanzen abdecken.

Im Juli 2023 machte Braunkohlestrom nur noch 14 Prozent des deutschen Strommix aus (Im Jahresschnitt natürlich mehr), während sensationelle 70 Prozent des Mix EE-Strom waren. In den meisten Erdölautos wird hingegen 100 Prozent fossiler Kraftstoff verbrannt. Ferner haben E-Autos einen sehr guten Wirkungsgrad, das heißt die meiste der geladenen Energie wird auch wirklich in Bewegung umgesetzt, während ein deutscher Diesel-PKW 75% der im Kraftstoff gebundenen Energie in nutzlose Abwärme verwandelt. Ein E-Auto benötigt deswegen laut Spritmonitor etwa 175 Wattstunden Energie pro Kilometer und ein Diesel-PKW etwa 650 Wattstunden pro Kilometer.

Na, ob batterieelektrische Autos bei diesen Voraussetzung die klimafreundlicheren sind? Und ist der Papst eigentlich katholisch? Ja und ja (ersteres zumindest ganz sicher). Auf 10.000 Kilometern emittiert ein Verbrenner-PKW nach den oben genannten Verbrauchsdaten eine Tonne CO2 mehr als ein gleich großes Batterieauto, selbst wenn letzteres den ganz normalen Strommix lädt.

Und ja, die Batterieproduktion verursacht mehr CO2 als ein Verbrenner-Antriebsstrang, aber das holt das E-Auto eben schnell wieder auf. Mit allen Treibhausgasen für Herstellung, Gebrauch und Entsorgung geht selbst die jüngste Studie des ADAC davon aus, dass das E-Auto den Klimarucksack nach 45.000 bis 60.000 km wieder eingefahren hat. Und auch das gilt nur in der pessimistischen Annahme, dass wir wenig Erneuerbare zubauen und E-Autos Strommix laden. Wer Solarstrom vom eigenen Dach lädt, ist nach 25.000 bis 30.000 Kilometern besser als das Erdöl-Pendant.

Quelle ADAC

Und wie sieht Hans-Werner Sinns Rechnung aus? Tja, die gibt es leider nicht. Der VWL-Professor ist sich für Rechnen mittlerweile offenbar zu schade und hat sich stattdessen dem professionellem Schätzen zugewandt. Und so schätzt er einfach, dass das E-Auto schon ab einem einzigen Prozent Kohlestrom im Netz gegen den Verbrenner mit 100 Prozent fossilem Erdöl verliert. Tja, und ich schätze, das ist absoluter Mumpitz.

Witzig daran ist übrigens, dass Sinn sich hier komplett selbst widerspricht, denn was in Punk 1 für Öl gilt, müsste ja auch für Kohle und Gas gelten: Wenn ich mit meinem E-Auto keinen Kohlestrom lade bzw. wenn wir die den Kohlestrom für die Batterieherstellung einsparen, dann geht der Weltmarktpreis für Kohle etwas runter und dann kaufen diese Kohle doch einfach andere Länder und verbrennen sie selbst! Wieso sollen wir auf E-Autos verzichten, nur damit andere Länder dann den Kohlestrom verbrauchen, den wir mühevoll eingespart haben (natürlich wäre auch diese Behauptung hoffnungslos unterkomplex, zumal speziell Braunkohle für den Transport eine zu geringe Energiedichte hat)?

3. Strohmannargumente, Falschaussagen und Uninformiertheit

Sinn recycelt sein eigenes Argument „Wenn wir es nicht verbrennen, verbrennt es jemand anders“ für Wärmepumpen und plädiert für den weiteren Einsatz von Heizöl, solange die anderen Länder bei der Umstellung nicht mitmachen. Surprise: Die anderen Länder machen nicht nur mit, die sind viel schneller als wir (die USA lagen 2022 bei 33,2 Einheiten pro 1.000 Haushalte):

Quelle: European Heat Pump Association

Strohmannargument: „Wind- und Sonnenstrom werden uns nicht alleine versorgen.“. Das ist richtig, nur hat das auch niemand ernsthaft behauptet. Sinn scheint nicht vertraut mit den großen Studien zum Umbau des Energiesystems in Deutschland, die alle von einem Energiemix aus Sonne, Wind, Wasser, Biomasse, Geothermie, Batteriespeichern, Pumpspeichern, Wasserstoff- oder E-Methan-Kraftwerken ausgehen.

Sinn behauptet, Deutschland hätte mit Dänemark die höchsten Industrie-Stromkosten der Welt. Das ist falsch, der Preis für deutschen Industriestrom lag in der zweiten Hälfte von 2022 knapp unter EU-Schnitt:

Quelle: Eurostat

Auch beim Börsenstrompreis im Jahr 2023 steht Deutschland gut da:

€/MWh, Quelle: Fraunhofer ISE Energy-Charts

Sinn behauptet, grüne Technik könne nur funktionieren, wenn die EU sich mit den USA und China zu einem Klimaklub verbinden. Sonst ginge Deutschland ganz allein voran und die anderen Länder würden daraus dann fossile Profit ziehen und so könnte man „die OPEC nicht bezwingen“.

Dass grüne Technik in diesen anderen Ländern längst das Geschäftsmodell wachsender, auf den europäischen Markt drängender Konzerne geworden ist, scheint er nicht mehr mitzubekommen. Die Umstellung der Automobilindustrie ist längst beschlossene Sache, alle Hersteller gehen diese Weg. An wen genau die OPEC in dieser Zukunft all das Öl verkaufen will, das laut Sinn ja am besten in den Tanks deutscher PKW herumschwappen sollte, wird hier nicht beantwortet.

Fazit:

Ginge es Hans-Werner Sinn wirklich um gute Argumente, würde er seine Thesen in wissenschaftlichen Journals veröffentlichen und mit dem Forschungskollegium diskutieren. Dass diese Aneinanderreihung gefühlter Wahrheiten stattdessen nur noch von der Boulevardpresse abgedruckt wird, hat einen Grund. Das Niveau der Bild ist seit Jahren schon unterirdisch und vielleicht auch noch motiviert von den Beharrungskräften der Fossilwirtschaft, gehört sie zu großen Teilen KKR, einer der größten fossilen Investmentgesellschaften.

Es ist nicht die Frage, OB Erdgas, Erdöl und Kohle abgelöst werden, sondern wann. Für die großen Konzerne geht es hier immer noch um Milliarden Euro, da sind kreative Argumente gefragt. Dass diese nun ausgerechnet die Sorge vor sich hertragen, Deutschland könne durch zu ambitionierte Klimapolitik wirtschaftlich abgehängt werden, ist an Zynismus kaum noch zu steigern.

Deutschland hat kaum noch ökonomisch nutzbare fossile Lagerstätten und kann stattdessen mit seinem Erfindungsreichtum und seinen vielen innovativen Unternehmen ganz vorne mitspielen in einer nicht-fossilen Welt, während die Öl- und Gasländer immer mehr Bedeutung verlieren werden. Eine der größten Gefahren bei dieser Umstellung sind Ökonomen, die uns einreden wollen, möglichst lang an alten sterbenden Systemen festzuhalten.

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Über die Frage, wie die Letzte Generation wirkt

Aus dem Plan, einfach nur ein kurzes Facebook-Statement zur Letzten Generation zu verfassen, wurde mal wieder nichts. Je mehr ich schrieb, desto mehr dachte ich nach und desto mehr schrieb ich dann auch wieder and here we are. Ich hatte mich lange davor gedrückt, die vielen Rückfragen zu beantworten, was von deren Aktionen halte, weil ich nicht wusste, wann ich die Kommentare moderieren soll.

Erste Überraschung: Die Kommentare sind der Hammer und mein Moderationsaufwand war minimal, weil sich fast alle, ob pro oder contra, sehr sehr vernünftig über dieses wirklich hardcore umstrittene Thema unterhalten haben. Mit stabilen Communites ist es wie mit Glück, könnt Ihr euch nicht kaufen. Ich bin sicher, das schafft ihr auch hier in den Kommentaren 😉

Zweite Überraschung: Meine Kritik über fehlende Kommunikation seitens der Letzten Generation steht der Transparenz halber noch im Text, hängt nun aber ziemlich in der Luft, denn es dauerte wirklich nicht lange, bis der offizielle Letzte-Generation-Facebook-Account mir in den Kommentaren antwortete. Diese Antwort kopiere ich als Bild an die entsprechende Stelle und als Text unter das Ende des Textes, damit auch Lese-Software ihn erfassen kann.

Hier also der Text, den ich vor 24 Stunden verfasst habe und den ich auch schon wieder nicht mehr ganz so formulieren würde, weil die Diskussion was mit mir gemacht hat. Wie auch immer, das hat der 24-Stunden-in-der-Vergangenheit-Jan geschrieben:

Die Aktionen der Letzten Generation sind nicht meine persönliche Lieblings-Protestform, aber ich kann sehr gut nachvollziehen, dass Menschen angesichts der immer stärker dröhnenden Ignoranz seitens der Politik drastischere Mittel wählen als nur bei Demonstrationen mitzulaufen.

Wer verstanden hat, was globale Erderhitzung bedeutet und dann sieht, dass wir jetzt in Deutschland Sektorziele abschaffen, hat gute Gründe, schockiert und rastlos zu sein und es nicht auszuhalten, diesem Wahnsinn länger von der Seitenlinie aus zuzusehen.

Der Gedanke, dass alle ganz normal ihren Alltag bewältigen und währenddessen scheinbar so tun, als gäbe es diese Krise gar nicht, irritiert dann umso mehr. Das Stören des Alltags soll dieses Zerrbild aufbrechen, soll den Menschen zeigen: Das ist nicht normal. Die Krise ist da und wird nicht verschwinden, nur weil uns ein lauer Frühlingstag mit offenen Fenstern und Phil Collins aus dem Autoradio Normalität vorgaukelt.

Aber wie viele Menschen wissen sehr wohl, dass das nicht normal ist? Die Klimakrise nervt ja nicht nur tierisch, sie ist auch eine psychologische Herausforderung, weil Menschen rein kognitiv nicht rund um die Uhr im Krisenmodus sein können. Bei einem Tsunami oder einem Erdbeben ist es extrem hilfreich, dass Adrenalin den Körper flutet und uns ein paar Stunden weit mehr Kraft gibt, als wir sonst so zur Verfügung haben, aber nach 14 Tagen Erdbeben wären unsere Kräfte komplett am Ende. Die Klimakrise wird aber nicht nur 14, sondern tausende Tage dauern.

Es ist daher in meinen Augen legitim, sich davon auch abmelden zu dürfen und zu sagen: „Jetzt gucke ich mir zwei Stunden einen hirnlosen Actionfilm oder ein E-Auto-Rennen an und schiebe die Krise so lange von mir weg, weil ich sonst durchdrehe.“ Als Privatmensch müssen wir das tun können.

In den Medien oder der Politik ist das aber inakzeptabel, und dennoch wird das Klima dort von vielen so behandelt wie ein Erdbeben in Sonstwo oder eine Hungersnot in Elbonien: Gucken wir uns mal an, streiten ein paar Wochen darüber, beschließen irgendwas, aber dann ist es bitte auch mal gut damit.

Hier müssen wir vielleicht auch als Gesellschaft einen Weg finden, der das Thema immer in der Diskussion hält, ohne uns komplett zu zermürben. Die LG möchte verhindern, dass das Thema in Vergessenheit gerät und blockiert deswegen den Alltag der Menschen. Eine Strategie, die dieses Ziel erfüllt, wie immer ihr auch dazu steht.

Und hier kommen wir zum Knackpunkt, die Abwägung ist folgende: Ist die Wirkung dieses Aufmerksamkeitsboosts stärker als der mutmaßliche negative Impact, wenn Menschen von den Protesten abgeschreckt sind und sich mit dem Vorhaben Klimaschutz nicht mehr identifizieren?

Tja, gute Frage. Leider (oder im Fall von Dieter Bohlen zum Glück) kann ich keine Gedanken lesen und weiß nicht, wie viele Menschen negativ darauf reagieren. Ich sehe Menschen, die den Protesten ihre Solidarität aussprechen und ganz offen begeistert sind, selbst wenn sie im Stau stehen und andere, die sehr, sehr wütend darüber sind, selbst ohne selbst konkret betroffen zu sein (und noch mehr dazwischen).

Meine ganz persönliche Einschätzung, die nicht belegbar ist: Leider sind die Menschen, die den Aktionen etwas abgewinnen können, ohnehin bereits im Klimateam. Es gibt ja eine Bevölkerungsgruppe, die das Problem erkannt hat und entsprechend handelt und vor Allem auch wählt (wichtig).

Um nun schneller vorwärts zu kommen, muss diese Anzahl von Menschen sich noch erhöhen, damit zukünftig in den Machtpositionen mehr Leute sitzen, die ernsthaft unsere Emissionen reduzieren wollen. Und ob die LG das aktuell erreicht, bezweifle ich. Andererseits hat sie es geschafft, 2 Stunden mit Volker Wissing zu reden, und das scheinen 2 Stunden mehr zu sein als die eigenen Koalitionspartner mit dem Mann zuletzt bekommen haben 😉

Das größte Hindernis sehe ich darin, dass viele Menschen die Intention hinter der LG gar nicht verstehen, das fängt schon beim Namen an (mit letzte Generation ist nicht gemeint, dass danach keine mehr kommt, sondern dass das die letzte ist, die das Problem lösen kann). In Kommentaren lese ich oft, dass die LG ja selbst Auto fährt oder in Geschäften einkauft, die mit Farbe beschmiert werden.

Ja, das kann gut sein, widerspricht sich aber auch nicht, denn diese Aktionen sollen (so habe ich es verstanden) nicht sagen „Fahrt nicht Auto“, sondern „Erkennt an, dass wir im Ausnahmezustand leben“. Gut, aber viele tun das ja vielleicht schon und sitzen trotzdem im Auto auf dem Weg zum Supermarkt.

Das Problem ist in meinen Augen auch, dass eine Menge Menschen diese Transferleistung aktuell nicht machen (was beim Blockieren eines Autorennens der Formel E auch noch etwas schwieriger ist) und denken, ihnen wird persönlich die Schuld an der Krise gegeben.

Aus der Kognitionswissenschaft gibt es Erkenntnisse, laut denen ein vielversprechendes Instrument für Verhaltensänderungen die Solidarisierung mit Menschen ist. Die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt geht in ihren Aktionen für pflanzliche Ernährung als Einstieg auf Menschen zu und fragt sie „wollen wir zusammen etwas gegen die Massentierhaltung unternehmen?“.

Das muss niemandem gefallen, aber es ist effektiv. Deswegen plädiere ich in Klimafragen eher dazu, nicht nur auf die CO2-Emissionen einzelner Menschen zu gucken, sondern sie zuerst für die große Aufgabe im Hintergrund zu gewinnen, unser System umzustellen. Das Persönliche folgt dann oft.

Ich fürchte, dass die Aktionen der LG von vielen Menschen so verstanden werden, dass es um ihr persönliches Verhalten geht – auch wenn das nicht so gemeint ist. Kann aber auch gut sein, dass ich falsch liege und mehr Menschen eine solche Art Weckruf brauchen als ich dachte. Aber auch in dem Fall würde ich mir von der LG mehr Kommunikation wünschen, um auch Menschen außerhalb der eigenen Peer Group mit der gewonnenen Aufmerksamkeit zu überzeugen.

Kommentar der LG unter meinem Facebook-Post

Wie auch immer ihr dazu steht: Hass oder gar Gewalt gegenüber diesen Menschen geht gar nicht. Ich habe in meinem Leben schon in hunderten Staus gestanden, weil irgendwer auf dem Handy gedaddelt oder gesoffen hat. Wenn da niemand aussteigt und gewalttätig wird, wieso vergeht man sich dann an friedlichen Menschen, die schlicht die Erhaltung der eigenen Biosphäre fordern?

Das wird ein Marathon, kein Sprint. Der einfachste Weg, nervige Klimaproteste loszuwerden, ist übrigens eine glaubwürdige, Mut machende Klimapolitik. Wer sich erst bei der Fossillobby anbiedert und dann über blockierte Straßen aufregt, agiert so glaubwürdig wie ein insolventer Finanzberater.

Ihr seht, ich bin unentschlossen. Aber auch das ist okay, wir müssen nicht zu allem und jedem eine eindeutige Meinung haben.

Ergänzung: Der Kommentar der Letzten Generation in Schriftform:

Vielen Dank für den sehr guten Beitrag.

Das Gespräch mit Mitmenschen und PassantInnen wird konstant gesucht und gefördert. Wir informieren, klären auf, sensibilisieren.

Eine unserer obersten Prämissen ist Gewaltfreiheit; wir greifen nie jemanden verbal oder körperlich an, folgend wehren wir uns auch nicht bei einem Angriff. Das hat die Polizei sogar mittlerweile schriftlich bestätigt.

Es tut uns leid, das meine ich ganz ernst, dass wir „unschuldige“ Menschen im Verkehr behindern.

Es wurde jedoch jahrelang erfolglos vor Regierungsgebäuden demonstriert und protestiert, das wissen viele nicht.

Immer mehr Menschen schließen sich uns an, das spricht für sich. Zunehmend z.B. auch WissenschaftlerInnen, auch Ärzte und Professoren und zunehmend auch ältere Menschen. Somit wird auch das Klischee der „arbeitslosen Sozialschmarotzer“ widerlegt.

Das macht uns Mut !

Ich danke allen, die das Gespräch mit uns suchen, sich kritisch mit uns auseinandersetzen und uns unterstützen 💚

Die Welt ist einen der schlimmsten Klimaleugner überhaupt losgeworden. Wo ist die Party?

Okay, sorry wegen des Ohrwurms, aber: Celebrate good times, come on! Dedededemmdemmdemmdemmdä! Yahoo! Dedededemmdemm… usw. Im restlichen Artikel sind Fragmente anderer Lyrics eingestreut, damit ihr meinen Blog mit einem anderen Lied im Kopf wieder verlasst. Vorerst gilt jedoch: Yahoo!

Ich weiß, das ist in der deutschen Medienlandschaft kaum zur Geltung gekommen, so dass sich viele von euch jetzt fragen, wovon zum Geier ich rede. Ich rede von einem Mann namens Scott. Das ist Scott:

Scott mag Kohle so sehr, dass er sie mit ins Parlament bringt und da stolz rumzeigt. Ich werde euch jetzt ein paar schaurige Geschichten über ihn erzählen, die wirklich zum Verzweifeln wären, wenn er nicht vorletzte Woche mit fliegenden Fahnen von der politischen Weltbühne abgestürzt wäre. Das ist zwar ein harter Spoiler, aber so lässt sich das ja alles viel besser ertragen.

Scott wurde 1968 geboren, hat Wirtschaftsgeografie studiert, mit 16 Jahren seine Frau kennengelernt und ist Vater von zwei Töchtern. Missbräuchliche Verwendung von Social Media hält er für das Werk des Teufels. Er denkt, er könne Menschen per Handauflegung helfen und ging davon aus, dass er gewählt wurde, um Gottes Werk zu verrichten.

Wir können nur spekulieren, ob Gottes Plan demnach eine Erdüberhitzung jenseits der 4 Grad Celsius beinhaltet oder ob Gott wohl plante, höchstselbst einzuschreiten, bevor die ersten Kipppunkte ausgelöst werden. Aus Scotts Sicht schien Gott jedenfalls kein gesteigertes Interesse daran zu haben, ob Scott sich selbst darum kümmert, dass die 12t-größte Volkswirtschaft des Planeten ihre Klimaemissionen nennenswert senkt. Wie praktisch für Scott.

Wie unpraktisch für Scotts Töchter, die sich später mit horrenden Klimafolgekosten herumschlagen dürfen. Ebenfalls unpraktisch, dass sie das mit ihrem Vater wohl kaum vernünftig werden besprechen können, da dieser dem Irrglauben anhängt, die Prognosen zu den Folgen der Erderwärmung seien alle maßlos übertrieben. Oder zumindest hing er diesem Irrglauben lange an, bis sein Land in den letzten 2 Jahren von heftigen Buschbränden und Flutkatastrophen heimgesucht wurde.

Das brachte die Bevölkerung seines Landes ins Grübeln, ob Scott wirklich geeignet ist für das Amt des Premierministers bzw. für überhaupt irgendein Amt, in dem die eigene Weitsicht die eines brünftigen Hirschs übersteigen sollte. Und so wählte das Volk von Australien Scott „I believe in miracles” Morrison, auch „Scomo“ genannt, am vorletzten Sonntag in die Wüste, wo er hoffentlich bleibt. Das ist aus Klimasicht eine wirklich gute Nachricht.

Die bizarre Klimapolitik Australiens, die ihren Namen nicht verdient

Nun wäre es etwas unfair, Scott Morrison alleine die Schuld zu geben, Australien hat sich in den letzten Jahrzehnten grundsätzlich unmöglich aufgeführt, was Klimapolitik und internationale Verhandlungen angeht: Es ist 1996, meine… nee, stop, es ist 1997. 1997 traf sich die Weltgemeinschaft in Kyoto und einigte sich erstmals darauf, in Zukunft Klimaemissionen zu reduzieren. Die Vereinigten Staaten erklärten sich bereit, 7 Prozent zu reduzieren, Japan 6 Prozent, Deutschland 21 Prozent, und zwar verglichen mit dem Ausstoß von 1990.

Klingt jetzt mal wieder totaaal unfair, wir armen Deutschen! Nun war das aber gar kein so krasses Ziel, weil 1990 eine gewisse Wiedervereinigung dafür sorgte, dass ehemalige DDR-Betriebe geschlossen wurden und die Kohleverstromung in den neuen Bundesländern stark zurückging. Von 1990 bis 1995 sanken die ostdeutschen Emissionen um unglaubliche 45 Prozent, während die westdeutschen leicht anstiegen.

Nach 1995 musste dann auch in Westdeutschland und in so ziemlich jedem anderen wohlhabenden Land effektiv eingespart werden. Nur für Australien wurde (als einziges Industrieland) das Ziel definiert, die Emissionen um 8 Prozent zu erhöhen. Ja, richtig gelesen, während bereits allen klar war, dass die Weltgemeinschaft gemeinsam an diesem Ziel arbeiten muss, hat Australien ein paar Fossil-Lobbyisten mit zum Weltklimagipfel genommen und für sich die Extrawurst durchgesetzt, die ohnehin schon auf hohem Niveau liegenden Emissionen nochmal zu erhöhen.

Aber nicht nur das, die australischen Fossilfuzzis bestanden darauf, eine spezielle Klausel in den Vertrag aufzunehmen, den „Australia Clause“. Dieser besagte, dass Australien mehr Emissionen verursachen kann, je stärker seit 1990 die Landrodungen zurückgegangen waren. Ein recht offensichtlicher Trick, da das Jahr 1990 als absoluter Höchstwert in die australische Landrodungsstatistik einging:

Quelle: tinyurl.com/db4ccvek

Genau so könnte jemand sich bereiterklären, in Zukunft weniger zu rauchen, indem er zum Stichtag 8 Packungen Lucky Strike wegballert und die Menge ab denn zu reduzieren gedenkt. Die Folge: Die Landrodungen nicht berücksichtigt stiegen die australischen Emissionen zwischen 1990 und 2012 um entsetzliche 28 Prozent (!).

Australiens Klimaziel war eine Erhöhung der Emissionen

Es war also nicht nur eine Extrawurst, es war eher ein Extra-Wurstsalat. Nun könnte man annehmen, dass ein Land auf so ein Abkommen nicht sonderlich stolz ist und anschließend entsprechend wenige Worte darüber verliert. Darauf angesprochen würde ich wohl betreten zu Boden blicken, an den Bändeln meines Hoodies rumnesteln und irgendwas Unverständliches vor mich hinmurmeln. Nicht so in Australien, wo der ehemalige Umweltminister Greg Hunt sich wiederholt mit vor Stolz geschwellter Brust zeigte, dass Australien sein Ziel erreicht hat und andere nicht (kein Scheiß):

We are one of the few countries in the world to have met and beaten our first round of Kyoto targets and to be on track to meet and beat our second round of Kyoto targets.

Ja, ganz toll, Greg! Und ich habe gestern gegen ein paar 4-jährigen im Scrabble gewonnen und dann im Wettrennen eine sedierte Traumapatientin besiegt, was bin ich nur für ein krasser Dude! Aber nur fast so krass wie ihr, die ihr eure Emissionen NUR um 28 Prozent erhöht habt, wenn man stagnierende Landrodungen nicht berücksichtigt. Hey, Deutschland hat gerade einen Tankrabatt gestartet, was den Erdölverbrauch voraussichtlich nur um ein paar Prozent erhöht, wollt ihr uns dafür nicht den eurasisch-pazifischen Umweltpreis verleihen?

Ja, das klingt zynisch, aber nichts ist zynischer als australische Klimapolitik: Im Jahr 2012 haben sich alle Staaten in Doha getroffen und sich in fröhlicher Runde auf die Schultern geklopft angesichts der Ziele, die erfüllt wurden. Gut die Ziele waren nicht geeignet, um das Weltklima in Sinne der jungen Generation zu stabilisieren, aber hey, Ziel ist Ziel. Alles ist lustiger, wenn ihr Ziele einfach unter der Prämisse eines maximalen Spaß-Faktors definiert: Das Ziel eurer Haushaltsführung könnte z.B. lediglich sein, dass es aufgrund von Verschmutzung nicht zu größeren Rattenpopulationen im Vorratsschrank kommt.

Wenn Samantha und Ralf das nächste mal zu Besuch kommen, werden sie euch vermutlich darauf ansprechen, dass sich im Spülbecken eine undefinierbare Masse aus Töpfen, Essensresten und Schimmelansammlungen in unterschiedlichen Farben befindet, aber die können euch gar nichts. Ihr lauft schnell ins Arbeitszimmer und holt euer laminiertes Dokument mit eurem Ziel raus, reibt es dem hochnäsigen Ralf unter die Nase und wedelt damit demonstrativ in Richtung Küche: „KEINE RATTEN! ZIEL ERFÜLLT“.

Ja, das klingt absonderlich, aber das wäre ja immerhin nur ein Unglück lokaler Natur, das sich mit ordentlich Chlorbleiche lösen ließe. Wir haben aber die globale Klimapolitik lange dieser kruden Logik unterworfen, die über weit mehr entscheidet als den Gestank in eurer Küche. Das Ganze wird jetzt noch etwas bekloppter, wenn Australien ins Spiel kommt, denn deren Ziel war ja eben eine weitere Zunahme der Emissionen oder ins Beispiel übertragen, dass die Rattenpopulation eben nur eine gewisse Maximalgröße annimmt. Ja, verrückt. Wer in aller Welt wählt solche Leute?

Die Welt kam also in Doha zusammen und zeigte sich gegenseitig die Bilder ihrer mehr oder weniger geputzten Küchen und die Länder mit den schmutzigsten Küchen hatten die tatsächlich mehrheitlich etwas sauberer bekommen. Australiens Küche hingegen sah aus, als hätte darin über Jahre eine WG mit Anti-Putz-Challenge gehaust, in die nun noch eine Bombe eingeschlagen ist.

Das war aber irgendwie okay, denn laut Ziel hätte sie sogar noch dreckiger sein können. Küche im komplett hinüber, Ziel erfüllt. Nein, nicht nur erfüllt: Im Rahmen ihrer eigenen Unlogik von Kyoto hatte Australien das Ziel sogar übererfüllt. Und Staaten, die ihre ohnehin schon lahmen Ziele übererfüllt hatten, konnten sich dafür „Kyoto carryover credits“ anrechnen lassen. Da kommt also eine Preisjury in der Küche der Chaos-WG und sagt „Boah, sieht das hier ekelhaft aus. Aber hey, wir hatten etwas noch schlimmeres erwartet, also ist hier ein Pokal für euch und jetzt macht euch erst mal locker, wo ihr das Ziel übererfüllt habt.

Australien bestand auf einer Reihe von Sonderregelungen

Nun war den vernünftigen Menschen bei den Verhandlungen des Pariser Klimaabkommens dann schon klar, was für eine destruktive Wirkung diese Credits gehabt hätten und so verzichteten fast alle Staaten darauf, besagte Credits überhaupt für ihre neuen Ziele anzurechnen (Der Einsatz wäre laut Schätzungen einer zusätzliche Erderwärmung um 0,1 Grad Celsius gleichgekommen). Alle bis auf Australien.

Und hier kommen wir wieder zurück zu Scott Morrison: Dieser saß Ende 2020 mit den Vertreter:innen verschiedener pazifischer Inselstaaten zusammen, die ihn angesichts der Bedrohung durch einen steigenden Meeresspiegel dazu drängten, einen Ausstiegspfad für Australiens Fossilwirtschaft zu nennen. Und was antwortete Scott Morrison angesichts dieser überaus berechtigten Forderung?

Andere Länder hatten zu diesem Zeitpunkt ihre Reduktionsziele von Paris noch mal verringert, feste Ausstiegsdaten für netto-Null CO2 festgelegt und begonnen, ihre Energiewirtschaft umzubauen. Australiens Premierminister war das aber alles zu ambitioniert – da hätte ja wirklich was machen müssen – und so versprach er feierlich, dass Australien seine Anstrengungen jetzt mal so richtig in Schwung bringt, indem es… seine Kyoto Carryover Credits nicht benutzen würde.

Besagte Credits, deren Daseinsberechtigung ohnehin fragwürdig war und die auch kein anderes Land benutzt hat. Wow. Das ist so zynisch, dass ich es nicht mehr in die Rattenmetapher eingebaut bekomme. Die Idee, die Klimazile von Paris mit Hilfe dieser Carbon-Credit-Geschichte zu erfüllen, entpuppt sich nämlich als eine ähnlich effektive Maßnahme wie die Idee, Amokläufe in den USA durch Thoughts and Prayers zu verhindern: Sowohl die Amokläufe als auch die Emissionen bleiben auf sehr hohem Niveau.

Scott Morrison agiert hier ist also in australischen Maßstäben fast schon konsequent, aber aus Sicht von Staatsoberhäuptern wie Fidjis Regierungschef Frank Bainimarama, dessen 900.000 Menschen zählendes Volk bereits Teile seines Inselstaates als unbewohnbar aufgeben musste, ist es schamlose Ignoranz. Im Meeting dachte er vermutlich: Warum hast du mir das angetan?

Bevor das jetzt zu anti-australisch daherkommt: Auch in Down Under gibt es eine Menge vernünftiger Menschen, denen das Ausmaß dieses Wahnsinns schmerzlich bewusst ist. Die Regierungen der australischen Bundesstaaten haben für sich längst Netto-Null-Ziele definiert und organisieren ihre Energiewende, ohne auf die australische Bundesregierung zu warten.

Zudem fußt dieser Artikel hier auf einer Menge Informationen aus australischen Medien, denen ihre Regierung mehr als peinlich ist. Unbedingt empfehlenswert sind hierzu die hervorragend recherchierten (und echt lustigen) Videos von The Juice Media und der Twitter-Account von Ketan Joshi, der auf seinem Blog die bezeichnende Einleitung formulierte:

„It’s never easy to explain the sheer horror of where Australia’s government sits on climate.”

Die Kritik ist also bitte als Kritik an der Regierung, der Fossillobby und allzu fossilfreundlichen Medien zu verstehen, für die Scott Morrison aber eine Art Galionsfigur war. Unvergessen sein peinlicher Auftritt im Jahr 2017, als er im Repräsentantenhaus ein Stück Steinkohle hervorholte, dazu überflüssigerweise erklärte „This is coal. Don’t be afraid, don’t be scared“, um sich abschließend in einen Lobgesang hineinzusteigern, dass die australische Wirtschaft nur mit Kohle wettbewerbsfähig sei. Parallelen zu deutschen Parteien sind möglich.

Scott Morrisons Klimapolitik oder der Traum der Kohlelobby

Was er sonst noch so gemacht hat? Oh, einiges…

All das führt dazu, dass Australien mit 15,3 Tonnen CO2 die höchsten Pro-Kopf-Emissionen aller OECD-Staaten hat, noch mehr als die Vereinigten Staaten und Kanada. Im Climate Performance Index landete Australiens Klimapolitik auf dem allerletzten Platz und für 2021 war es das einzige Land, das in diesem Index nicht einen Punkt sammeln konnte.

Im Jahr 2020 emittierte Australien immer noch 400 Megatonnen CO2. Zum Vergleich: Deutschland liegt bei 640 Megatonnen CO2 und das Vereinigte Königreich bei 330 Megatonnen CO2:

Quelle: https://ourworldindata.org/co2-and-other-greenhouse-gas-emissions#co2-and-greenhouse-gas-emissions-country-profiles

Klingt gar nicht so schlimm? Nun, in Deutschland leben 83 Millionen Menschen, in UK 67 Millionen und in Australien gerade mal 25 Millionen. Das ergibt folgende Emissionen pro Person:

Quelle: https://ourworldindata.org/co2-and-other-greenhouse-gas-emissions#co2-and-greenhouse-gas-emissions-country-profiles

Autsch. Als hätte die Klimagöttin von diesem unwürdigen Gewiesel die Nase voll gehabt, wurde Australien in den letzten Jahren von mehreren Katastrophen getroffen, deren Wahrscheinlichkeit durch die globale Erwärmung stark steigen:

Die Buschbrände von 2019/2020 dürften den meisten noch in Erinnerung sein, als in Australien eine Fläche ungefähr so groß wie Deutschland einer Serie ungewöhnlich heftiger Waldbrände zum Opfer fiel. Scott Morrison, der während dieser stressigen Katastrophe etwas Entspannung in einem Urlaub auf Hawaii gesucht hat, reagiert so: Australien müsse sich in Zukunft besser an die Klimaveränderung anpassen.

Australiens Emissionen/Person die höchsten aller Industriestaaten

Was hierzulande im Zuge des Ukrainekriegs weniger Aufmerksamkeit bekommen hat, ist, dass Australien im Frühjahr 2022 ebenfalls mit einer Jahrhundertflut zu kämpfen hatte. 22 Menschen starben, zehntausende mussten fliehen, der Schaden geht in die Milliarden. Reaktion Scott Morrison: Australien wird in Zukunft schwerer bewohnbar sein (getting harder to live in). Motto: Ich muss durch den Monsun. Erkennt ihr das Muster?

Normalerweise nutzen Leute wie Morrison solche Gelegenheiten gerne, um sich im Krisengebiet als Macher zu inszenieren. Wenn den Menschen aber zunehmend klar wird, dass es außer ein paar warmer Worte für sie keine Hilfe gibt, werden derartige PR-Aktionen zu extrem peinlichen Situationen:

Hier will Morrison einer von den Bränden heimgesuchten Anwohnerin die Hand schütteln, die das ganz offensichtlich nicht will, woraufhin er einfach ihre Hand nimmt und wie einen toten Fisch hin und her schüttelt. Auch nach der dreißigsten Wiederholung kann ich mir die 10 Sekunden nicht angucken, ohne das Gesicht vor Fremdscham zu verziehen.

Hier passiert das gleiche mit einem wirklich nicht begeisterten Feuerwehrmann.

Okay, genug gejammert, denn das Schöne ist ja: Der Typ und seine Partei finsterer Klimadämonen wurde abgewählt. Der neue Premier ist Anthony Albanese von der Labour Party und es ist anzunehmen, dass er eine Menge Dinge besser macht als Morrison, legt aber in Bezug auf Kohleförderung und Erdgasprojekte eine gewisse Olafscholzigkeit an der Tag. Diese ist vielleicht auch der Grund ist, warum bei dieser Wahl über 30 Prozent der Stimmen an kleinere Parteien jenseits der großen beiden Parteien Labour und Liberal ging, die seit 1968 den Premierminister/die Premierministerin stellen.

Das Online-Medium „The Conversation” fragt bereits, ob das das Ende der 2-Parteien-Landschaft in Australien bedeutet, denn die australischen Grünen und die unabhängigen Kandidat:innen konnten die Anzahl ihrer Sitze von 6 auf 16 erhöhen. Es könnten stürmische Zeiten anbrechen für Fossilfuzzis und Klimaverharmlosung, so dass auch der neue Premier sich unangenehme Fragen wird anhören müssen, wenn das nächste Megafire durchs Land zieht.

Dass es auch anders geht, zeigt der Bundesstaat South Australia: Dieser versorgte sich im letzten Dezember bereits für fast eine ganze Woche rein mit Solar- und Windstrom. Damit das klappt betreibt er bereits entsprechende Speicher, z.B. die ehemals größte Lithium-Ionen-Batterie der Welt, durch die das Netz in South Australia zum stabilsten des Kontinents wurde.

Wir dürfen gespannt sein, welche CO2-Ziele Australien uns beim nächsten Klimagipfel präsentiert. Dieser findet im November 2022 in Ägypten statt und wir sollten alle die Augen aufhalten, ob Australien ernst macht oder uns wieder erklärt, dass in jede ordentlich Küche ein paar Ratten gehören😉

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How to Energiewende in 10 Jahren, Teil 1: Wo soll denn die ganze Energie herkommen?

Ist das nicht seltsam? Die Klimakrise ist zu einem der meistdiskutierten Themen im Wahlkampf geworden, aber wie und vor allem DASS (!) wir sie wirklich lösen können, ist für die meisten Menschen nach wie vor kaum nachvollziehbar. Deutschland ohne Kohle, Gas und Öl mit Energie versorgen? Der Eindruck bei vielen ist, dass es dazu an technischen Lösungen fehlt oder diese noch größere Nachteile mit sich bringen.

Nein, verwunderlich ist das wirklich nicht: Das Thema ist sperrig wie nur was und die Menschen, die der Bevölkerung die Lösungen vielleicht mal näherbringen sollten erwecken den Eindruck, dass Arbeitsverweigerung jetzt olympisch geworden ist. Von Politik und Medien gibt es ab und zu mal ein paar unzusammenhängende Brocken dazu, von umfangreicher Aufklärung findet sich dazu aber

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Warum „Aber China!“ und „Deutschland alleine kann nicht die Welt retten“ keine guten Argumente sind

Kennt Ihr das? Ihr fahrt mit dem Fahrrad ins Büro und an der Ampel kurbelt ein ältere Frau in einem absurd riesigen Benzinauto die Scheibe runter, blickt süffisant auf euch runter und sagt „Aber China!“. In der Mensa bestellt ihr das Gericht, das laut Menü den geringsten Klimaschaden verursacht und der Mann mit der Kelle in der Hand sagt „Ha! Das interessiert die in China auch nicht!“. Ihr montiert gerade ein paar Solarmodule auf dem Dach und der Nachbar ruft rüber „LOL – Das bringt doch gar nichts, solange die in China das Klima kaputt machen!“

* Aus Gründen der Leserlichkeit wird in diesem Artikel „China“ synonym für „Volksrepublik China“ und „CO2“ synonym für „CO2-Äquivalente“ verwendet.

Nein, mir ist so was auch noch nicht passiert. Im realen Leben gibt es das komischerweise in der Form nicht, aber im Internet dürfte dieses Muster wohl zu den häufigsten Erwiderungen in Klimadiskussionen zählen: Wieso sollen wir in Deutschland überhaupt mit viel Geld Klimaschutz betreiben, obwohl wir ein vergleichsweise kleines Land sind und die anderen Länder, insbesondere China, gleichzeitig weitere hunderte Kohlekraftwerke zubauen? Eine Variante davon ist, dass Deutschland allein nicht die Welt retten kann.

Es gibt zu dieser Argumentation passende Bilder, die seit Jahren in sozialen Medien herumgereicht werden und teilweise mehr Zuspruch bekommen als maximal niedliche Katzenvideos. Darauf zu sehen z.B. eine Weltkarte, auf der nur die 350.000 km² Deutschlands eingefärbt sind, oder eine Tortengrafik, die den deutschen Anteil am globalen Energieverbrauch darstellt. Die Message ist einleuchtend: Wie soll so ein geringer Teil allein jemals einen nennenswerten Unterschied machen?

Der Witz an der Sache: Niemand hat das jemals gefordert. Niemand aus der Politik, niemand aus der Forschung und niemand aus der Klimabubble, weil es schlicht grober Unfug wäre. Deutschland selbst hat nun mal das Klimaabkommen von Paris ratifiziert und ist nun Teil eines Teams aus 195 Staaten, die alle ihren eigenen Teil zur Lösung beitragen müssen. Mit diesem Detail im Hinterkopf wirkt die ganze Erwiderung auf mich eher so, als wenn eine Dozentin ihren 195 Studis eine Gruppenarbeit auf den Weg gibt, sich alle geeinigt haben, wer welchen Teil erledigt, und ein Student dennoch mit verschränkten Armen im Türrahmen steht und sagt „Wieso soll ich die Arbeit denn ganz allein schreiben??“

Man möchte ihm zurufen: „Sollst du nicht, das ist eine TEAM-Arbeit!“, den Duden-Artikel zu „Team“ ausdrucken und ihm zusammen mit etwas Apfelmus ins Gesicht reiben. Wenn sich nach einer Party alle WG-Bewohner:innen einigen, zusammen den Müll wegzuräumen, aber Bernd den anderen altklug vorrechnet, dass sein Zimmer nur 15 Prozent der gesamten Wohnung ausmache und er deswegen nicht die ganze Wohnung in Ordnung bringen könne, wäre diese durchsichtige Strategie vermutlich zum Scheitern verurteilt. Bei der Klimafrage haben die Bernds dieser Welt schlicht den rhetorischen Vorteil, dass ein Team aus 195 Mitgliedern viel unübersichtlicher ist bzw. der Anteil jedes einzelnen Mitglieds unscheinbar klein wirkt.

Es wird dann gerne vorgerechnet, dass der deutsche Anteil nur 2,5 Prozent der globalen Emissionen ausmacht, also nicht der Rede Wert, oder? Oder? Diese Sichtweise hat zwei gewaltige Haken:

  1. Es gibt überhaupt nur 5 Länder weltweit, die einen noch höheren CO2-Ausstoß haben. 189 der 195 Länder könnten also mit Deutschland gemeinsam dieses Spielchen spielen und sich darauf ausruhen, dass Länder mit einer recht großen Bevölkerung eben auch mehr CO2-Emissionen verursachen. Unter diesen 190 Ländern wären alle Staaten Südamerikas, ganz Afrika, ganz Europa und weitere Staaten mit recht hohen Pro-Kopf-Emissionen wie Australien, Kanada und Saudi-Arabien.
  2. Staatsgrenzen sind eine recht willkürliche Geschichte. Wenn ich die EU als einen Staat zähle, ist sie nach China und den USA der drittgrößte Emittent von Treibhausgasen: sie verantwortet knapp 10 Prozent der globalen Emissionen. Würden die Türkei, die Ukraine, Russland und alle anderen europäischen Länder den Vereinigten Staaten von Europa beitreten, lägen wir mit den USA nahezu gleichauf.

Klingt auf einmal viel schlechter, dabei hat sich unterm Strich gar nichts verschlechtert. Zusätzlich könnten sich China und Indien auch in jeweils 16 Einzelstaaten aufteilen, die alle mehr Einwohner und weniger CO2-Emissionen als die Bundesrepublik Deutschland in der Bilanz hätten. Dann wären die Länder mit den höchsten CO2-Emissionen in absteigender Reihenfolge: USA, Ver. Staaten von Europa, Japan, Iran, Südkorea, erst dann kämen die 16 chinesischen und dann die 16 indischen Staaten.

Die chinesische Delegation könnte bei der nächsten Klimakonferenz also einfach eine Karte mit den neuen Grenzlinien präsentieren, sich in ein paar von diesen aufblasbaren Campingsesseln fläzen, Schampus-Flaschen rumreichen und dem Rest sagen „So, jetzt macht ihr mal, wir sind ja nur auf Platz 6 und chillen hier erst mal schööön ab“.

Dem Klima bzw. uns Menschen brächte das wenig überraschend gar nichts, denn wir lägen immer noch auf einem bedrohlichen Pfad in Richtung unumkehrbarer Klima-Kipppunkte.

Es geht hier also nicht darum, irgendwas alleine zu machen. Vielmehr muss jedes Land seinen Anteil leisten. Welch lustiger Zufall: Genau das wurde im Pariser Klimaabkommen festgelegt. Auf dieselbe Weise haben wir als Weltgemeinschaft übrigens auch die weitere Ausdehnung des Ozonlochs verhindert. Deutschland hat ja auch seine FCKW-Emissionen auf null zurückgefahren, anstatt hier nur auf die scheinbar geringen 2,5 Prozent der weltweiten FCKW-Emissionen zu verweisen (oder wie viele das auch immer gewesen sein mögen).

Und jetzt ratet, wer seinen FCKW-Output auch reduziert hat: Alle anderen Staaten. Weder in Bezug auf FCKW noch auf CO2 steht Deutschland also als einsamer Held allein der Gefahr gegenüber. Was man Deutschland allerdings zu Gute halten muss, ist, dass es mit dem Ausbau von Solar- und Windkraft sehr früh begonnen hat. Erst dadurch wurde diese Technologie weltweit erschwinglich, so dass heute viele Länder dank der deutschen Energiewende ihre eigene Energiewende vorantreiben können: 

Das sind jetzt zugegeben alles nur Einzelbeispiele; daher auch gerne noch mal eine globale Sicht auf die Dinge: Von allen im Jahr 2020 zugebauten Kraftwerken zur Stromerzeugung entfielen 80 Prozent auf Erneuerbare Energien, davon wiederum 91 Prozent auf Solar- und Windkraft. Weltweit ist der Windkraftausbau trotz Pandemiejahr noch mal um satte 50 Prozent angewachsen. Und das ist nur der Anfang, denn sowohl Solarmodule, Windkraftanlagen als auch Batterien werden immer noch jedes Jahr deutlich günstiger, was dieses Dreigespann so disruptiv macht.

Schwimmendes Solarkraftwerk in Thailand

Die Beschwerde, dass Deutschland ja nicht alles allein machen könne, wirkt vor diesem Hintergrund etwas grotesk. Wie ein Mann, der mitten im einem voll ausgelasteten Impfzentrum zur erstbesten Ärztin latscht und sie wütend anbrüllt, dass er jetzt doch keine Impfung wolle, weil er die Pandemie ja nun mal nicht ganz alleine beenden könne. Nee, Sherlock, kannst du nicht, deswegen verimpfen wir ja auch hunderttausende Dosen jeden Tag. Wär halt nur schön, wenn du dabei mitmachst.

Vor wenigen Jahren gab es viele Meldungen wie diese hier: Deutschland treibt den Ausstieg voran – doch weltweit boomt die Kohle” (Handelsblatt). Nach der Lektüre war meine Stimmung schon eher düster – allerdings wusste ich da auch nicht, wie schlecht die zu Grunde liegenden Analysen disruptive Veränderungen berücksichtigen. Die Preise haben sich so stark verändert, dass es in Indien aktuell günstiger ist, ein neues Solarkraftwerk zu bauen als ein bereits laufendes Kohlekraftwerk weiter zu betreiben.

Passend dazu sind im Jahr 2020 erstmals mehr Kohlekraftwerke stillgelegt als eröffnet worden, bzw. die Gesamtkapazität ist gesunken, und das, obwohl es in China einen Zuwachs gab (dazu später mehr). Von allen Kohlekraftprojekten, die seit 2017 von chinesischen Banken außerhalb von China finanziert wurden, sind 4,5 mal so viele abgebrochen oder auf unbestimmte Zeit verschoben als tatsächlich gebaut worden. Allein in Indien betreffen diese Abbrüche Kraftwerkskapazitäten von 20 Gigawatt, so viel wie Deutschland insgesamt Braunkohlekraftwerke installiert hat. Weltweit sind es über 70 Gigawatt (Seite 12).

Während im Jahr 2015 die Länder Indonesien, Vietnam, Philippinen und Bangladesch insgesamt noch schockierende 125 Gigawatt Kohlekraftleistung zubauen wollten, schrumpften diese Pläne bis 2020 auf knapp 70 Gigawatt und könnten dieses Jahr noch mal auf 25 Gigawatt gekürzt werden. Offizielle Schätzungen wie die der IEA (Internationale Energie-Agentur) haben solche Entwicklungen teilweise sensationell verschlafen und versucht weiterhin die Zukunft zu prognostizieren, indem sie aktuelle Trends linear weiterführt, anstatt den exponentiellen Kurvenverlauf zu erkennen.

Menschen und Märkte sind schon ulkige Dinge. In einem Jahr wollen so viele Menschen Bubble Tea kaufen, dass es mehr dieser Läden als Bushaltestellen gibt, und schon ein Jahr später erntest du von deinen Kindern einen vernichtenden Blick für den offenbar superlahmen Vorschlag, auf einen dieser taiwanesischen Tees in die Innenstadt zu gehen.

Das haben eine Menge Analysten ebenso wenig vorhergesehen wie den bislang recht versteckten Wandel der Energiemärkte. Aktuelle Meldungen in den Medien setzen diesen Faktor oft nicht ins Verhältnis, so dass sie unnötig hoffnungslos klingen, obwohl weltweit so einiges passiert.

* sinkende Finanzierung für Kohlekraft. Balken auf der linken Seite stehen für stornierte oder abgerochene Projekte, die Balken rechts sind geplant oder im Bau begriffen

Ja, wäre Deutschland wirklich das einzige Land, das an der Dekarbonisierung arbeitet, dann wäre jede Diskussion darüber vollkommen sinnlos, denn dann würden wir so nachhaltig in Klima-Kipppunkte reinrennen, dass unsere Zivilisation todgeweiht wäre. Der Energiemarkt ist aber weltweit im Wandel, Deutschland muss diesbezüglich nicht die Welt retten, sondern eher sich selbst, denn welche Länder und Firmen den Energiemarkt der Zukunft dominieren, entscheidet sich heute.

Gut, aber was ist denn nun mit China? Dort passiert so viel gleichzeitig, dass eine Antwort darauf automatisch droht, verkürzt und verzerrend zu geraten. In Diskussionen dazu hört man meistens nur, wie unfassbar viele neue Kohlekraftwerke dort in Planung sind, und das ist erst mal eine valide Aussage: Im Jahr 2020 wurden weltweit 50 Gigawatt Kapazität in Kohlekraftwerken zugebaut, davon 38 Gigawatt oder fast 80 Prozent in China. Das entspricht immerhin fast der gesamten in Deutschland installierten Kohlekraftleistung von 42 Gigawatt – nur dass das in China in einem einzelnen Jahr dazu kam, eine in der Tat bedrohlich klingende Quote.

Wie sollen wir das Klima stabilisieren, wenn China mehr Kohlekraftwerke zubaut als der Rest abschalten kann? Kurze Antwort: Indem diese zusätzlichen Kraftwerke gar nicht zwingend dazu führen, dass mehr Kohle verbrannt wird: Seit 2013 stagniert der chinesische Kohleverbrauch.

Lange Antwort: China hat einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung hinter sich, der Millionen Menschen in dem Land aus der Armut herausholen konnte. Der Treibstoff für diesen Aufschwung war unter anderem die billige Kohle, wodurch die Kehrseite dieser Stromerzeugung auch jenseits der Klimaerwärmung für die chinesische Bevölkerung schnell greifbar wurde. Smogalarm, schlechte Wasserqualität und steigende Krankenzahlen waren vielerorts die Folge, weswegen schon früh Reformen an dieser Strategie gefordert wurden.

Die jährlich zusätzliche Nachfrage nach Strom war bereits am Sinken, als die Zentralregierung den Provinzen erlaubte, selbst über den Bau neuer Kohlekraftwerke zu entscheiden. Das führte zum Start vieler Kohlekraftprojekte, die eigentlich niemand brauchte, die der jeweiligen Provinz aber Steuereinnahmen und Jobs garantierte – ein klassischer und mittlerweile korrigierter Fehlanreiz. Die Anzahl der Kraftwerke stieg, aber da gar nicht mehr Strom benötigt wurde, sank die Auslastung dieser Werke insgesamt wieder.

Das erinnert so ein bisschen an diese Straßen, in denen mehrere Döner-Buden, Handy-Läden oder Sushi-Restaurants unmittelbar nebeneinander aufmachen, von denen dann kurze Zeit später total überraschend ein paar wieder schließen müssen – wer hätte das ahnen können?

Quelle: Statista

So ist das mit Kohlekraftwerken auch: Wenn gar nicht mehr Strom benötigt wird, dann sorgt ein neues Kraftwerk dafür, dass bei allen die Auslastung etwas runtergeht. Mit dem entscheidenden Nachteil, dass ihr so ein Kohlekraftwerk nicht mal eben mit dem Bausparvertrag finanziert bekommt, den Patentante Gisela für euch zum 16. Geburtstag abgeschlossen hat.

Eine 800-Megawatt-Anlage kostete 2007 ca. eine Milliarde Euro. Sinkt die Auslastung der Anlage unter 50 Prozent, wird es eng, denn die monatlichen Fixkosten für den Betrieb bleiben gleich hoch. Der Betrieb wird dann schnell zum Minusgeschäft.

Die Zentralregierung erließ in der Folge neue Regelungen und stoppte im Januar 2017 kurzerhand den Bau von sage und schreibe 104 geplanten Kohlekraftwerken (In Indien gibt es eine noch positivere Entwicklung). Zudem wurden durch den Neubau von modernen, viel teureren Kohlekraftwerken eine Menge älterer Meiler stillgelegt, die deutlich mehr CO2 und Verschmutzung pro Kilowattstunde Strom emittierten als moderne Anlagen das tun.

Um möglichst viele dieser modernen Kraftwerke ins Netz zu bekommen, hat China für seine Kraftwerke so strenge Emissionsvorgaben festgelegt, dass keines der noch laufenden US-Kohlekraftwerke in China betrieben werden dürfte bzw. selbst das ineffizienteste chinesische Kohlekraftwerk effizienter arbeitet als das effizienteste Kohlekraftwerk in den USA. Natürlich emittieren auch diese „sauberen“ Kohlekraftwerke viel zu viel Klimagase, um nachhaltig sein zu können, aber sie erhöhen die Kohle-Emissionen des Landes nicht, wenn sie ältere, ineffiziente Meiler ersetzen.

Gut, aber wenn die chinesische Regierung ohnehin so viel Geld in die Hand nimmt, wieso baut sie damit nicht gleich Wind- und Solarkraftwerke? Nun, das tut sie, und zwar in atemberaubender Geschwindigkeit: 2019 wurde in China etwas mehr Photovoltaik-Kapazität zugebaut als in der EU und den USA zusammen, und zwar 30 Gigawatt. Im Jahr 2017 waren es sogar unglaubliche 53 Gigawatt – das bedeutet, dass China innerhalb dieses einen Jahres mehr Solarkraft zugebaut hat als in Deutschland zu dieser Zeit insgesamt (!) installiert war.

Quelle: IEA
Quelle: IEA

Wenig überraschend liegt China bei dieser Ausbaugeschwindigkeit auch bezogen auf die insgesamt installierte Photovoltaik weltweit auf dem ersten Platz, noch deutlich vor der gesamten EU auf Platz 2. Die chinesischen Solarkraftwerke hatten Ende 2020 eine Gesamtkapazität von etwa 250 Gigawatt; das ist deutlich mehr als die Kapazität aller deutschen Kraftwerke zusammen, also inkl. Kohle, Gas, Kernkraft und den Erneuerbaren. Und wir reden hier immer noch von einem Land, dessen Bruttoinlandsprodukt pro Kopf deutlich unter dem von Industrieländern wie Deutschland oder den USA liegt.

Auch bei der Windkraft dominiert China aktuell den Weltmarkt. Von der weltweit im Jahr 2020 zugebauten Windkraftkapazität entfallen 55 Prozent auf China. Auch insgesamt verfügt China über die meisten Windkraftkapazitäten weltweit.

Windkraftausbau weltweit im Jahr 2020, Quelle: GWEC

Durch die Berichterstattung zu Chinas Superlativen kann man schnell den Eindruck gewinnen, es handele sich um ein sehr reiches Land, aber gemessen an europäischen oder nordamerikanischen Verhältnissen ist es das (noch) nicht. Zudem haben wir als reiche Länder in zweierlei Hinsicht eine besondere Verantwortung:

  1. Historisch gesehen ist unser Beitrag zur globalen Erwärmung extrem hoch. Zusammen haben die Bundesrepublik, das Vereinigte Königreich, Frankreich und Italien seit 1750 mehr CO2 emittiert als China – nur dass in diesen Ländern gerade mal 276 Millionen Menschen leben und in China mittlerweile fünfmal so viele.
  2. Eine stattliche Menge der chinesischen Emissionen werden durch Güter verursacht, die in andere Länder exportiert werden. Über die letzten 20 Jahre lag dieser Anteil im Schnitt bei ziemlich hohen 14,6 Prozent. Das bedeutet konkret: Die Emissionen für den chinesischen Export waren 2019 genauso hoch wie die gesamten Emissionen des Staates Japan.

    Also nicht nur so hoch wie die Emissionen aus dem japanischen Export, sondern so hoch wie die Emissionen der kompletten hochtechnisierten japanischen Gesellschaft mit ihren 125 Millionen Menschen, Kraftwerken, Autos, Heizungen etc., die damit immerhin fünftgrößter CO2-Emittent weltweit sind.

Die Länder mit den ohnehin schon hohen historischen Emissionsanteilen haben wiederum einen hohen CO2-Importanteil: Deutschland 14 Prozent, UK 14 Prozent, Frankreich 33,2 Prozent und Italien 33,8 Prozent, die in den offiziellen Klimabilanzen gar nicht auftauchen.

Es hat daher etwas unfreiwillig komisches, wenn deutsche Klimaschutzbremser auf China als schlechtes Beispiel verweisen, obwohl sie im eigenen Keller Unmengen an Unterhaltungselektronik, Lithium-Ionen-Batterien und Leiterplatten aus chinesischer Produktion angehäuft haben, welche die chinesischen Emissionen erhöhen.

Das klingt dann schon etwas anders als die allzu häufig verbreitete Geschichte des Landes der Mitte, das einfach Kohlekraftwerke errichtet als gäbe es die Klimakrise nicht. Und es ist auch plausibel, dass China das Thema ebenfalls ernst nimmt.

Eine Folge der deutschen Energiewende: weltweit stark fallende Kosten für Solarstrom
Quelle: RethinkX

Gewisse politische Kräfte agieren hierzulande leider so, als ginge es bei effektivem Klimaschutz nicht um eine existentielle Frage, sondern um irgendein possierliches Nagetier, das wir jetzt mal lieber schützen, weil es so niedlich ist. Dabei bedeutet Klimaschutz ganz konkret Menschenschutz – das Klima kommt auch ohne uns klar – und gerade ein Land mit 590 Millionen an Küsten lebenden Menschen (Stand 2010) hat ein veritables Eigeninteresse daran, die Erderwärmung zu begrenzen.

Das alles soll nun nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch China mittlerweile deutlich über dem globalen Durchschnitt von 4,8 Tonnen CO2-Emissionen pro Erdling liegt und eine Verantwortung für die langfristige Senkung hat. Wie gesagt, das ist eine Teamarbeit, und jedes Mitglied des Teams ist darauf angewiesen, dass alle mithelfen.

Aber wenn China derartig rasant Erneuerbare Energien ausbaut, wieso sinken die Emissionen dann nicht? Zu dieser Frage gibt es Unmengen guter, langer Artikel, aber die eine Ursache ist ähnlich schlecht identifizierbar wie den einen Grund zu finden, warum die neuste Star-Wars-Trilogie zu so einem albernen Unsinn geriet.

Grundsätzlich ist China wie ein riesiger Tanker, auf dem der richtige Kurs zwar eingeschlagen wurde, aber bis das gigantische Schiff die neue Ausrichtung erreicht hat, dauert es. Zwei Faktoren stechen heraus: Das starke Wachstum der chinesisches Wirtschaft und die Kombination Kohle, Solar- und Windkraft.

Der Strombedarf der chinesischen Industrie wuchs im ersten Quartal um 18 Prozent, insgesamt verbrauchte das ganze Land dadurch 11 Prozent mehr Strom. Dieser Mehrbedarf wurde schon überdurchschnittlich stark von klimaschonenden Kraftwerken abgefangen (+34 Prozent Windkraft, +19 Prozent Kernkraft, +18 Prozent Solarstrom). Parallel konnte wegen ungewöhnlich niedriger Regenmengen weniger Strom aus Wasserkraft gewonnen werden, so dass entsprechend mehr Kohle und Gas verstromt werden musste.

Eine Umstellung direkt von Kohlekraft auf Wind- und Solarstrom ist wie eine Runde Minecraft im Hardcore-Modus: Extrem schwierig und nervenaufreibend. Länder mit Erdgasvorkommen haben hier einen entscheidenden Vorteil, denn Gaskraftwerke können sehr flexibel auf mehr oder weniger Windstrom im Netz reagieren. In Kombination können Wind-, Solar- und Gaskraftwerke daher sehr effizient sein: Bei Flaute werden die Gaskraftwerke zugeschaltet, bei zunehmendem Wind wieder runtergefahren.

Zudem können wir die Gaskraftwerke langfristig auch mit klimaneutral hergestelltem Gas betreiben. Kohle- und Kernkraftwerke sind hingegen eher träge, man kann ihren Output lange nicht so schnell hoch- oder runterfahren. China muss daher viel mehr Solar- und Windkraft zubauen als Länder, die ihre Erneuerbaren mit auslaufenden Gaskraftwerken kombinieren können.

Neben der Stromerzeugung gibt es außerdem noch andere Sektoren mit Einfluss auf das Weltklima, bei denen China ambitionierter vorgeht als so mancher Industriestaat:

Im September 2020 überraschte Staatspräsident Xi Jinping mit der Ankündigung, dass China noch vor 2030 das Maximum seiner CO2-Emissionen und vor 2060 CO2-Neutralität erreichen wird. Um damit das globale 1,5-Grad-Ziel einzuhalten, müssen die meisten Reduktionen schon bis 2050 abgeschlossen sein, aber grundsätzlich ist diese Begrenzung damit noch möglich. Ob das noch zum erwähnten jüngsten Anstieg der chinesischen Wirtschaft passt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.

Hochgeschwindigkeitszug in China

Fazit: Es ist kompliziert. Weder ist es so, dass China sich wie der letzte CO2-Rüpel aufführt, während wir in Europa uns asketisch einzuschränken versuchen, noch ist die aktuelle Situation dort für das Weltklima unproblematisch. China hat im Klimavertrag von Paris Zusagen gemacht und Europa auch. Wir müssen nun von allen Staaten einfordern, diese Zusagen auch einzuhalten. Und aktuell sieht es ja nicht so aus, als sei das eine sonderlich hohe Priorität der deutschen Regierung, wenn sie erst vom Bundesverfassungsgericht dazu gezwungen werden muss.

Der Witz ist nun: Wir als deutsche – oder auch ihr als österreichische bzw. schweizerische – Zivilgesellschaft können Druck auf unsere Regierungen machen, können das Thema in den allgemeinen Diskurs einbringen, können Parteien im Wahlkampf darauf festnageln, wie ihr Konzept für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels aussieht. Das sieht beim Nationalen Volkskongress in China leider etwas anders aus, denn auf meine Mail an zwei Exekutivvorsitzende des Präsidiums habe ich leider nie eine Antwort erhalten. Vermutlich ist mein holpriges Hochchinesisch einfach nicht überzeugend genug. Oder es liegt daran, dass ich sie nie abgeschickt habe, wer weiß…

Ja, die Zielvorgaben der Länder sind nicht gleich. Das mag unfair erscheinen, aber die Länder starten auch nicht unter den gleichen Voraussetzungen. China darf seine Emissionen noch ein paar Jahre erhöhen, während die USA und Europa sich sofortige Reduktionen zum Ziel gesetzt haben, so wurde das nun mal ausgehandelt. Es ist also wenig glaubwürdig, Klimaschutz in Deutschland wegen der Entwicklung in China in Frage zu stellen, obwohl diese aktuell noch in den vertraglich ausgehandelten Pfaden verläuft.

Zudem hat die Umstellung auf eine klimaneutrale Gesellschaft ja schon begonnen. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass wir wirtschaftlich etwas davon hätten, jetzt noch möglichst lange auf Kosten der Weltgemeinschaft Kohle, Gas und Öl zu verbrennen. Kurzfristig mag sich das vielleicht rechnen, aber spätestens wenn weltweit immer mehr Länder in ihrer Energieversorgung autark und von fossilen Brennstoffen unabhängig werden, wird uns das auf die Füße fallen. Dann sind Autos mit Verbrennungsmotoren Ladenhüter, und die weitsichtigen Länder und Firmen werden die weltweit immense Nachfrage nach Solarmodulen, Windkraftanlagen, Speichertechnologie und Wärmepumpen bedienen.

Man kann gerne das Pariser Abkommen als solches kritisieren, aber jetzt unseren Teil nicht einzuhalten wäre nicht nur ein Bruch mit einem internationalen Abkommen, sondern auch ein sehr schlechtes Beispiel für andere Länder. Nein, Deutschland muss und kann die Welt nicht allein retten. Vielmehr muss die ganze Welt sich selbst retten, und Deutschland ist nun mal ein Teil dieser Welt. Ein ziemlich reicher Teil mit einer großen Verantwortung.

Fangen wir wieder an, auch so zu handeln.

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Dieser Text wäre nicht zu Stande gekommen, wenn mich nicht viele großzügige Menschen unterstützen würden, die zum Dank dafür in meiner Hall of Fame aufgelistet sind.

Damit der hiesige Blogger sein Leben dem Schreiben revolutionärer Texte widmen kann ohne zu verhungern, kannst Du ihm hier ein paar Euro Unterstützung zukommen lassen. Er wäre dafür sehr dankbar und würde Dich dann ebenfalls namentlich erwähnen – sofern Du überhaupt willst.

Aber Viren hat es doch immer schon gegeben!

Was, ich soll mir täglich die Hände waschen wegen eines so winzigen Virus? Was ist, wenn die Forscher sich irren und die Leute werden wegen was ganz anderem krank? Es könnte ja auch an erhöhter Sonnenaktivität, Vulkanen oder Handystrahlung liegen. Gestern erst hat Doktor Schwurbelpimmel vom YouTube-Channel „Viren sind Deine Freunde“ erklärt, warum das ganz andere Gründe hat.

Und wenn das stimmt, dann waschen wir uns alle vollkommen umsonst die Hände und meine persönliche Freiheit ist übelst hart eingeschränkt wegen Gesundheitsfanatikern wie Euch!

Deutschland kann die Welt außerdem nicht alleine retten, hier sind ja nur 0,4% der weltweiten Coronafälle aufgetreten. Bringt also gar nichts, sich in Deutschland die Hände zu waschen, wenn die Chinesen alle krank sind.

Habt Ihr mal geguckt, wie klein so ein Virus ist? Wie soll das einen so großen Menschen töten, das geht doch gar nicht. Benutzt mal Euren gesunden Menschenverstand.

Viren und Bakterien hat es außerdem immer schon gegeben und wir leben noch, kein Grund jetzt in Handwaschpanik zu verfallen. Menschen und süße Welpen könnten ja gar nicht leben ohne Bakterien, denkt mal drüber nach!

Anstatt jetzt in Hektik und Aktionismus zu geraten, sollten wir das lieber den Profis überlassen und auf Innovationen warten. Die werden schon bald Impfstoffe und Wundermaschinen entwickeln und so lange werde ich es mir nicht verbieten lassen,  aus öffentlichen Toiletten zu trinken.

Aber egal, selbst wenn ich 1000 Leute anstecke, wären das ja nur 0,001% der Menschen in Deutschland. Die Natur ist halt grausam. Ich habe außerdem ein Video von Greta Thunberg gesehen, in dem sie niesen muss, voll die Heuchelei, Eure ganze Bewegung.

Wir sind das einzige Land, das seine Wirtschaft wegen so einem übernervösen Unsinn kaputt macht und sagen ganze komplette Messen ab und alle anderen lachen über uns. Das kostet Arbeitsplätze und wenn wir extremes Pech haben, dann fahren die Menschen am Ende auch noch weniger Auto. Weniger! Auto! Überlegt Euch mal, ob Ihr das wirklich wollt.

Aber okay, schränkt Ihr Euch ruhig ein und kehrt zurück in den Steinzeit-Sozialismus, ich werde dafür extra viel in Kindergärten und Notaufnahmen herumhusten und -schniefen und klebe mir einen Aufkleber mit „Fuck you, Seife“ auf meine Heckklappe.

<Sorry, mir blutet das Herz, einen Witz erklären zu müssen, aber aus Gründen: Das ist ans Bullshit Bingo für Klimawandelleugner angelehnt. Und… NICHT ERNST GEMEINT, WASCHT EUCH DIE HÄNDE VERDAMMT NOCH MAL>

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Dieser Text wäre nicht zu Stande gekommen, wenn mich nicht all die netten Menschen bei Patreon, Steady, Paypal oder auf andere Art unterstützten. Damit der hiesige Blogger weniger Zeit mit schnöder Prozessberatung verschwendet und sein Leben dem Schreiben revolutionärer Texte widmen kann ohne zu verhungern, kannst Du ihm hier einen Euro Unterstützung zukommen lassen. Er wäre dafür sehr dankbar und würde Dich dafür gerne namentlich erwähnen (wenn Du das denn überhaupt willst).

In diesem Sinne danke ich recht herzlich meinen Spenderinnen und Spendern

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Ferner danke ich nicht weniger herzlich allen weiteren Spenderinnen und Spendern:

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Wie sich eine Vielfliegerin aus Österreich über das klimaschädliche Verhalten der Generation Greta beschwert, weil sie in den 60er Jahren kein Handy hatte

Als sich die halbe Republik zwischen den Jahren über ein umgedichtetes Kinderlied aufregte, wirkte das, als seien irgendwo die Schleusen eines Staudamms geöffnet worden, der unfassbare Mengen Stuss und Unsinn gespeichert hatte. Selbiger Staudamm liegt meiner Einschätzung nach (auch) in den Echokammern der Greta-Thunberg-Ablehner und Klimawandel-Verharmloser, die immer noch heftig auf Thunbergs Rede vor dem UN-Klimagipfel am 23. September 2019 reagieren.

Das ist insofern verwunderlich, als diese Rede zwar deutlich emotionaler ausfiel aus als ihre bisherigen Auftritte und ziemlich konkrete Vorwürfe enthielt, diese aber an das bei der Rede anwesende Regierungspersonal gerichtet waren. Eine Menge Menschen ziehen sich diesen Schuh aber dennoch an und wehren sich nun mit Armen und Beinen gegen Vorwürfe, die eigentlich an 60 PolitikerInnen gerichtet waren. Als wäre das nicht schon absurd genug, entbehren die wortreichen Beiträge jeder Logik.

Ganz besonders hervorgetan hat sich hierbei eine gewisse Kornelia Kirchweger, Autorin beim fragwürdigen Rumpelportal „Wochenblick“, das wiederum im Verdacht steht, von der FPÖ mitfinanziert zu werden. Normalerweise würde ich solchen Leuten keine Reichweite schenken, da ihr offener Brief aber immer wieder von verschiedenen Personen auf Facebook geteilt wird, es dann schnell zu fünfstelligen Share-Zahlen schafft und ich von den Postern immer wieder geblockt werde, halte ich das hier mal anders.

Es handelt sich nur um fünf kleine Absätze, aber wow, wenn wirren Unfug reden olympisch wäre, die Frau hätte Gold, Silber und Bronze im Bullshittieren sicher. „Wir lassen uns nicht länger beschimpfen!“ wimmert sie gleich zu Beginn los, dabei ist sie halt nicht mal gemeint. Setzt die Frau sich im Café auch zu wildfremden, streitenden Pärchen und erklärt ihnen, dass sie sich

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Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung im Jahr 2019 zu mehr Fleischkonsum aufruft

Ein Wirtschaftsjournalist, eine Wissenschaftsredakteurin und eine Metastudie kommen in eine Bar. Sagt die Metastudie: „Hey, ich habe rausgefunden, dass in Ernährungsstudien oft geringere Standards gelten als bei Medikamentenzulassungen, ist das nicht voll der Wahnsinn?“ Die Wissenschaftsredakteurin gähnt künstlich und sagt: „Nee, Captain Obvious, das ist lange bekannt, aber danke für die belanglose Information. Hey Wirtschaftsfuzzi, bestellen wir uns…“ Aber der Wirtschaftsjournalist ist längst wie von Sinnen aus der Kneipe gerannt, um dazu eine Doppelseite in der FAS zu füllen.

Ich wollte zuerst nichts dazu schreiben, weil es doch stark nach einem self-fulfilling shitstorm roch, nachdem der Autor bereits am Sonntag maximal edgy auf Twitter angekündigt hatte, aufgrund seines Artikels mit einer unruhigen Woche zu rechnen. Der Text war dann aber einfach schon handwerklich derartig schlecht, dass ich allein aus Dokumentationszwecken festhalten will, was in einem deutschen Leitmedium so möglich ist. Möglich ist zum Beispiel, diesen Text schon auf der Titelseite mit „ESST MEHR FLEISCH!“ anzuteasern. Ja, am 20. Oktober 2019 rät die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung mit Ausrufezeichen zu mehr Fleisch. Update: Der Text ist heute auch online bei faz.net erschienen.

Auf Seite 22 heißt es dann „ESST RUHIG FLEISCH“. „Fleisch“ ist rot geschrieben. Weil der Text von rotem Fleisch handelt? Subtilität geht anders, aber das Design stimmt eigentlich ganz gut auf das zu erwartende Niveau ein. Eine komplette Doppelseite darf ein Autor hier im „großen Fleischreport“ über eine aktuelle Metastudie berichten und ist so wenig mit der Materie vertraut, dass er konsequent das Wort „Diät“ nutzt, um den englischen Begriff „diet“ zu übersetzen. „Diet“ bedeutet aber schlicht „Ernährungsweise“, was beim Lesen auch nur einer der vielen zitierten Studien sofort auffallen müsste, da es z. B. auch für die amerikanische Durchschnittsernährung genutzt wird („the average american diet“).

Es sind so viele grobe Fehler enthalten, würde ich auf alle detailliert eingehen, ich müsste daraus eine zehnteilige Artikelreihe machen. Daher setze ich mich hier im Text immer nur

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Meine 3 größten Kritikpunkte am Klimapaket vom 20. September 2019

Ja, große Überraschung, auch ich finde das am vergangenen Freitag abgeschlossene Klimapaket ziemlich enttäuschend und frage mich, wie unsere Klimapolitik erst aussehen würde, wenn hier nicht 10 Monate lang gestreikt worden wäre. Gäbe es dann überhaupt ein Klimakabinett? Wieso muss unsere Politik denn eigentlich generell erst von Massen dazu gedrängt werden, sich dem wichtigsten Zukunftsthema überhaupt zu widmen? Sollten die Profis das nicht von alleine kapieren, anstatt sich wie ein kleines Kind zu benehmen, das unter lautem Gebrüll weiter schaukeln will, obwohl der Spielplatz in Brand steht?

Wie auch immer, in dem 22 Seiten langen Dokument „Eckpunkte für das Klimaschutzprogramm 2030“ stehen ja auch ein paar gute Sachen drin, Claudia Kemfert fasste das gut zusammen, als sie sagte:

„Es ist was erreicht worden. Das ist mal mehr als nichts. Das ist jetzt für viele enttäuschend, für mich auch. (…) Aber es ist zumindest mal ein Anfang gemacht.“

Gleichzeitig hält der sächsische CDU-Ministerpräsident die Maßnahmen für so rabiat, dass sie ohne breiten gesellschaftlichen Diskurs nicht hätten getroffen werden dürfen. Ich weiß nicht, hat der sächsische Landtag seine Internetrechnung nicht bezahlt oder wie kommt ein Mann im Jahr 2019 nach einem Demo-Wochenende mit 1,4 Millionen Menschen in Deutschland und über 4 Millionen weltweit zu der Einschätzung, es gäbe zu dem Thema keine breite gesellschaftliche Debatte?

Ich bezweifle, dass er das Dokument überhaupt gelesen hat, denn die Eckpunkte darin sind ungefähr so rabiat wie gutes Zureden oder die Erziehungsmethoden von Vernon und Petunia Dursley, die ihrem Sohn schnell noch 2 Geschenke mehr zum Geburtstag kaufen, weil ihm 36 zu wenig sind. Tatsächlich soll das Klimakabinett aber auch weiterhin tagen und für sofortige Nachsteuerungen sorgen, wenn ein Sektor seine vorgesehenen Ziele nicht erfüllt. Klasse, denn dann werden wohl diese drei Punkte ziemlich schnell

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5 untrügliche Anzeichen dafür, dass jemand vom Klimawandel keine Ahnung hat und unsere Zeit verschwendet – Teil 4: Aber nach den Demos ist alles voller Müll!

Würden sich Menschen genauso oft ernsthafte Gedanken über eine klimaneutrale Gesellschaft machen, wie sie sich damit beschäftigen, ob junge Menschen Plastikflaschen und Handys benutzen, das Klima wäre wohl schon lange stabilisiert. Wir könnten längst mit gigantischen Solarstromüberschüssen die Westsahara auf 4 Grad runterkühlen und gleichzeitig mit mobilen Heizpilzen bewaffnet den Sonnenuntergang auf mauretanischen Dünen bewundern. Wäre energetisch natürlich kompletter Stuss, so als würden wir bei über 1000 Grad Celsius Erdgas verbrennen, um damit die Innenräume von Gebäuden auf 22 Grad zu erwärmen, aber wen interessiert das schon.

Leider sind wir von solchen Erträgen aus Solarstrom weit entfernt, denn anstatt dieses Thema so richtig nach vorne zu bringen, verschwenden viele wahlberechtigte Deutsche ihre Zeit damit, jüngere Generationen der Heuchelei zu bezichtigen, weil deren Klimademos nicht komplett plastikfrei ablaufen. Das ist nicht nur in der Sache ziemlich unterkomplex, es verkehrt auch Ursache und Wirkung komplett ins Gegenteil, denn die Millionen junger Menschen, die hier freitags unsere Straßen bevölkern, säßen zu der Zeit alle brav in der Schule, wenn wir Erwachsenen vernünftige Maßnahmen ergriffen hätten, als noch genug Zeit dazu war.

Haben wir aber nicht. Haben wir verbockt. Und was macht man, wenn man es verbockt hat? Genau, man beschimpft die Leidtragenden dieses Verbockens, dass sie sich beim Leid tragen mal etwas mehr Mühe geben sollen. Wir sind die Generation, die der Gastgeberin auf den Teppich kotzt, und dieser dann, als sie das Drama mit Schwamm und Eimer zu beseitigen versucht, mit verschränkten Armen im Licht steht und altkluge Ratschläge gibt, wie das besser ginge. Warum wir die Ausscheidungen nicht einfach selbst aus dem Perser kratzen? Tja, fragt Ute, Susanne und Rudi oder halt

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