Fleisch-Lobby blamiert sich mit offenem Brief an Bill Gates

Jetzt stellt euch vor: Die netten Leute von Fokus Fleisch, einer Informationsinitiative (zumindest laut Selbstverständnis) der Fleischwirtschaft, haben einen offenen Brief an Bill Gates geschrieben, weil dieser in seinem Buch weniger Fleischkonsum bzw. den Umstieg auf pflanzliche Alternativen fordert. Goldig, ich habe im Alter von 8 Jahren mal einen Brief an Batman geschrieben mit ähnlich großer Aussicht auf eine Antwort. Da Bill Gates gerade vermutlich Besseres zu tun hat als einer Fleisch-PR-Firma auf ihren Lobbyquatsch zu antworten, übernehme ich das an dieser Stelle.

Solltet ihr Fokus Fleisch noch nie gehört haben: Als veganer Blogger wird man auf Twitter alle paar Tage bei denen markiert, ergänzt um ein ungläubiges „Stimmt das?“. Praktischerweise kann man dann „Nein, ist Unsinn“ antworten und liegt damit in der Regel fast immer richtig. Warum ist das Gehirn von Menschen so groß? Na wegen Fleisch! Wie sollten Kleinkinder ohne Zähne im Mund ihren Eisenbedarf decken? Unbedingt mit Fleisch! Was ist für Babys und Senioren besonders wichtig? Nährstoffe aus Fleisch natürlich.

Auf die Fragen, wie wir möglichst schnell den Nahost-Konflikt beenden können und wie wir am besten Mitesser auf der Nase behandeln, sind die Antworten mutmaßlich auch „mit Fleisch, vieeel Fleisch!“. Kein Wunder also, dass diese Antwort-Automaten mit ihrer Replik auf Bill Gates‘ aktuelles Buch „Wie wir die Klimakatastrophe verhindern“ kläglich scheitern.

Zuerst machen sie einen auf kumpelig, ja, fast schon unterwürfig. „Sehr geehrter Herr Gates“, „Ihr finanzielles Engagement für soziale Projekte, vor allem in Afrika, ist großartig“, „dass Sie Ihre globale Bekanntheit einsetzen, um auf Missstände aufmerksam zu machen, ist ehrenwert“. Das kippt aber schnell ins Eingebildete:

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Was der BR als „scharfe Kritik der Wissenschaft“ bezeichnet, stellt sich als Meinung von Forschenden mit Interessenkonflikt heraus

Seit 14 Tagen finde ich mit schöner Regelmäßigkeit den Link zum immergleichen Artikel des Bayerischen Rundfunks mit der Überschrift „E-Mobilität: Scharfe Kritik der Wissenschaft an einseitigem Kurs“ in meinem Postfach. Kombiniert ist das meist mit einem Ausruf von Triumphgefühl nach dem Motto „Da siehst du mal, ich fahre weiter Diesel!“ oder „So, was ist jetzt mit deinen elektrischen Spielzeugautos?“.

Tja, was soll ich sagen, da bin ich mit „meinen“ Autos ja wohl ganz schön angeschmiert und verzweifelt, zumindest wenn ich ganz kurz komplett ausblende, dass ich gar kein Auto mehr habe. Das ist so ein unpraktischer Nebeneffekt eines Medien-Watchblogs: Ich reagiere meistens auf den größten Unsinn im Netz, und der fokussiert sich aktuell stark auf E-Mobilität. Eigentlich würde ich ja gerne mal was zur Verkehrswende selbst schreiben, also dazu, wie Kommunen zu weniger Autos kommen. Ich warte also sehnlichst auf die Artikel, laut denen wir bitte noch viel mehr Autos in unseren Städten brauchen *händereib*.

Bis es soweit ist, schauen wir mal, was die „Wissenschaft“ laut BR so alles an E-Autos kritisiert. Und dazu muss man sich zunächst ansehen, wer oder was denn „die Wissenschaft“ überhaupt sein soll. Hält die wissenschaftliche Community jetzt regelmäßig Besprechungen ab wie beim Rat von Elrond, um zusammen ein paar griffige Presseerklärungen zu formulieren? Könnte ja schon rein logistisch eine Herausforderung sein bei 480.000 Forscher:innen in Deutschland. Wer schmiert die ganzen Häppchen für so viele Menschen?

Bei genauerem Hinsehen stellt sich dann auch heraus, dass es sich nicht wirklich um eine offizielle Verlautbarung aller Wissenschaftler:innen handelt, sondern um einen offenen Brief von nur 59 davon (mit dem etwas sperrigen Titel „Offener Brief an die Bundesregierung wegen drohender Verfehlung der langfristigen Klimaschutzziele im Verkehr aufgrund unzureichender Weiterentwicklung der Treibhausgasminderungs-Quote“. Um einen Brief also, der von einem Achttausendstel der deutschen Wissenschaftsgemeinde unterzeichnet wurde. Das ist also nicht wie der Rat von Elrond, sondern eher

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