Vegane Ernährung für Schwangere gefährlicher als Gammablitze, mutmaßt Dr. Sowieso

Sitzen drei Frauen in einer Kneipe und wetten, wer die Mutigste ist. Die erste gibt an: „Ich jongliere jetzt neuerdings mit brennenden Motorsägen und habe dabei die Augen verbunden.“ – „Gar nicht übel“, entgegnet die zweite, „aber ich springe regelmäßig mit Nadel und Faden aus einem Flugzeug und nähe dann im freien Fall aus Knibbelbildern einen Fallschirm zusammen der mich vor dem tödlichen Aufprall bewahrt.“ Die Dritte zieht eine Augenbraue hoch und sagt: „Auch nicht schlecht, aber ich toppe beides. Ich bin schwanger und ernähre mich vegan!“ Die Musik endet abrupt, sämtlich Gäste atmen hörbar ein und die beiden anderen Frauen küren sie ohne Murren zur eindeutigen Siegerin des Wettbewerbs.

So oder so ähnlich könnten sich das einige Menschen vorstellen, nachdem sie den jüngsten Artikel im Stern namens „Lebenslange geistige Behinderung“ – so gefährlich kann vegane Ernährung für Ihr ungeborenes Kind sein gelesen haben. Dort liest man von schweren Hirnschäden, lebenslangen geistigen Behinderungen, Risiken und Gefahren – die Warnungen vorm Aufenthalt in einem Abklingbecken eines Atomkraftwerkes würden vermutlich nicht viel eindringlicher ausfallen.

Wie in den meisten dieser Artikel geht es nicht wirklich um Risiken einer abwechslungsreichen, vollwertigen Pflanzenkost, sondern um die allgemeine Position der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) von 2016 zu veganer Ernährung und darum, dass ein einzelner Arzt diesen Warnungen persönlichen Nachdruck verleiht. Diesen Part übernimmt hier der Kinderarzt Prof. Dr. Stefan Eber, der auf einem Fortbildungskongress in Düsseldorf zu diesem Thema gesprochen hat. Das Fazit liest sich düster: Veganern fehlen angeblich allerlei wichtige Nährstoffe, es ist konkret die Rede von bleibenden Hirnschäden und einer Empfehlung an Schwangere, in jedem Fall Eier und Milchprodukte zu essen, ein wirklich seltsamer Rat im Jahr 2019.

Aber eins nach dem anderen: Zunächst wird die altbekannte Position der DGE zitiert, die von veganer Ernährung wenig hält. Stimmt, tut sie nicht. Sie rät aber auch von der in Deutschland allgemein üblichen Ernährung mit viel Fleisch und wenig Ballaststoffen ab und sieht darin im Vergleich zu pflanzlicher Kost erhöhte Risiken für Herz-Kreislauf-Krankheiten und Diabetes mellitus Typ 2. Das klingt jetzt noch nicht bedrohlich, aber würde ich daraus einen Artikel machen, in dem ich von herzkranken Menschen rede, von Toten und von 40.000 Amputationen aufgrund von Diabetes

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Auch im Jahr 2019 haben selbst Herausgeber der F.A.Z. grundlegende Details des Klimawandels nicht begriffen

Nun gut, wir haben 2019. Wir sind es mittlerweile gewohnt, dass Menschen den großen Haufen Unfug, der ihnen aus dem Ohr zu schwappen droht, nicht etwa verschämt vor den Nachbarn verbergen wie ein Evangelikaler seinen schwulen Sohn, sondern ihn bar jeder Kenntnis stolz in die Welt hinausplärren. Menschen werden reich mit dem aberwitzigsten Unsinn, mit Theorien über eine flache Erde, mit Heilungsversprechen zu angeblichen Parasiten im Darm, die man dort laut dubiosen Buchautoren mit ätzender Chlorbleiche rausspülen soll.

Eigentlich sollte man sich an so was nicht gewöhnen, aber jeden Tag stundenlang aufregen ist vermutlich auch nicht gerade ideal für die Pumpe, also habe ich mich mit dem um sich greifenden Dunning-Kruger-Effekt zumindest arrangiert. Früher haben diese Leute solchen Stuss halt am Dorfbrunnen unter die Leute gebracht, heute gibt es das Internet – die Menschen werden nicht blöder, wir haben nur Wege erfunden, um grandiosen Humbug schneller zu verbreiten. Dennoch trifft es mich hart, wenn einer der Protagonisten dieses Trends die F.A.Z. mitherausgibt.

Zugegeben, Holger Steltzner ist kein Anhänger der Flache-Erde-Theorie und verdient auch kein Geld mit dubiosen Tinkturen. Er hat in Frankfurt Jura und BWL studiert und ist einer von vier Herausgebern einer der einflussreichsten Tageszeitungen des Landes, also mitnichten ein dummer Mann. Dennoch schreibt er in seinem Kommentar vom 15.02.2019 Dinge, die man so vermutlich auch in Sendungen von Alex Jones oder internen AfD-Chatprotokollen finden könnte.

Ja, ich weiß, die F.A.Z. gehört dem bürgerlich-konservativen Medium an, ich erwarte da jetzt also wirklich keine progressiven Meisterleistungen, aber muss die Überschrift wirklich „Klimareligion mit Ablasshandel“ sein? Geht es nicht auch mal eine Nummer kleiner? Seit wann ist es in bürgerlichen Kreisen eigentlich so schick geworden, dass Laien die Leistungen der globalen Wissenschaftsgemeinde zerreden? Das bringt mich echt auf die Palme, die Leute leben dank der wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten 100 Jahre wie die Maden im Speck und verwenden für das Instrumentarium, das diese Erkenntnisse hervorgebracht hat, den Begriff „Religion“. Vielleicht sind BWL und Jura aber auch einfach nicht die richtigen Studiengänge

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Bitte nicht vegan essen, sonst fühlt Zarah Mampell von der Zeit sich nicht mehr voll special und muss weinen

[Diesen Artikel gibt es auch als Folge 2 des Graslutscher-Podcast, eingelesen von Vera Straetmanns zu hören.]

Oh weh, welch Schreck! Während ich mir gestern ein paar Badelatschen aus Moos häkelte, befiel mich eine beängstigende Sorge: Was wollen wir eigentlich den lieben langen Tag machen, wenn die deutsche Presselandschaft irgendwann mal nicht mehr an einer Artikelflut voller haarsträubender, sinnloser Pseudogründe gegen die vegane Lebensweise zu platzen droht? Soll ich meine Frühlingstage dann etwa im Park verbringen wie so ein ganz normaler Mensch, anstatt mir dank der unentwegt daherfaselnden Wurstologen graue Haare wachsen zu lassen? Wie komme ich denn überhaupt dahin? Verträgt mein Körper nach so langer Zeit im veganen Bußkeller überhaupt direkte Sonneneinstrahlung? Passt so eine Art von unbeschwertem Glück überhaupt in einen tristen, veganen Alltag voller Entbehrungen?

Mein Kummer wog schwer, aber die Erlösung folgte umgehend: Das Selbstkasteien kann auch in ferner Zukunft weiter gehen, denn selbst wenn alle substanzlose Kritik Fleisch essender Kolumnisten verstummen sollte, erzählen wir VeganerInnen uns einfach selbst, was wir für verblödete Spinner sind. Das klingt abwegig? Keineswegs. Nach den bekannten Klassikern „Aber wenn wir keine Kühe essen, sterben die aus“ und „Aber wenn wir keine Kühe essen, übernehmen sie die Weltherrschaft“ hat nun eine Veganerin höchstselbst das vegane Bullshit-Bingo um ein Feld erweitert, das sich in puncto Absurdität keineswegs hinter dem altbekannten Mumpitz verstecken muss: Laut Zarah Mampell von der Zeit sind vegan lebende Menschen nämlich doof, weil sie selbst schon länger vegan lebt als die.

Ja, das Logikzentrum kann da schon mal schwanken, am besten lest Ihr im Sitzen weiter. Kennt Ihr diese Leute, die irgendwann merken, dass ihre absolute Lieblingsband gar kein krasser Geheimtipp mehr ist und das Konzert nächstes Jahr in einer großen Halle stattfindet, nicht im runtergekommenen Stammclub wie sonst, und deswegen sehr wütend werden? Die freuen sich dann nicht einfach über den Erfolg der Band und darüber, dass in der nun eingeplanten Location nicht seit drei Jahren die Klos kaputt und der Sound mies sind. Stattdessen sind sie schwer enttäuscht von der Tatsache, nun nicht mehr zu einem kleinen elitären Kreis

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Warum Tierschutz im Sinne der FDP bedeutet, Tierschützer ins Gefängnis zu sperren

Die FDP behauptet nun allen Ernstes, ihr sei Tierschutz wichtig.

Sorry, aber warum müssen wir uns auch im Jahr 2019 eigentlich immer noch dieses peinliche Rumgewiesel anhören? Steht doch wenigstens dazu, dass Euch beim Anblick eines Schweines im Kastenstand mit defekter Tränke primär sorgt, ob der Tierhalter die Reparatur der Tränke von der Steuer absetzten darf. Da hat die AfD den Freien Demokraten tatsächlich was voraus: Sie steht meistens zu dem Unsinn, den sie verzapft. Ja, die Leugnung des Klimawandels ist denkbar albern und die Forderung nach einer erinnerungspolitischen Wende ist maximal würgreizfördernd, aber Gauland und Weidel behaupten auch nicht, den Klimawandel bekämpfen zu wollen oder Erinnerungskultur für wichtig zu halten. Zugeben, auch die AfD behauptet, Tiere ganz toll zu finden, vergisst das aber ziemlich schnell, wenn die Tötungsmethode nicht aus dem islamischen Kulturkreis stammt.

Das täuscht nur leider darüber hinweg, dass die Zustände in der Tierhaltung auch bei ganz toll christlich tradierten Tiertötungen ohne Übertreibung und ganz nüchtern formuliert krass indiskutabel sind. Würde man Bundestagsabgeordnete zwingen, jeden Tag eine Stunde lang verendete Tiere aus Mastanlagen zu schleppen, würde wohl jede Partei früher oder später revolutionäre Ansätze entwickeln. Solange aber das Ethikzentrum im Gehirn dieser Leute einen aussichtslosen Kampf gegen einen mit Schleimhaut überzogenen Muskelkörper in der Mundhöhle führt, der 24 Stunden lang „HAUPTSACHE LECKER“ ins Denkzentrum funkt, sieht das anders aus.

Ganz konkret am Beispiel der selbsternannten Tierschützer von der Freies-Fleisch-für-freie-Bürger-Partei sind das Ergebnis lächerliche sechs Zeilen innerhalb eines niedlichen Absatzes zu

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Wie ein Vortrag von Harald Lesch irreführend zusammengeschnitten wurde und worum es darin eigentlich geht

Seit Wochen verbreitet sich nun ein Video mit Professor Harald Lesch im Internet, in dem er die Nutzung von Elektroautos harsch kritisiert. Die seien teuer, würden viel Lithium benötigen und das hätte schlimme Auswirkungen auf die Grundwasserreserven einer chilenischen Wüste.

Spätestens seitdem ist dieser Bereich der Atacama-Wüste in aller Munde. Ironischerweise beschwert sich Professor Lesch in seinem Vortrag noch, dass kein Mensch fragt, woher denn das ganze Lithium für die Akkus komme – seit dem Erfolg des Videos wird diese Frage so gut wie immer gestellt, sobald irgendwer auch nur an ein Elektroauto denkt.

Und zwar am liebsten von Leuten, die selbst gerne Autos mit Verbrennungsmotor fahren. Ich habe dieses Video in diversen Gruppen gesehen, die „Ja zum Diesel!“, „stoppt die DUH“ oder so hießen und deren Mitglieder diese Frage wohl für eine ganz wunderbare Argumentation halten, um weiter Erdöl zu verbrennen.

Ich lese täglich Meinungen von Leuten, die Elektroautos für schlimmer als Plutonium im Bällebad halten, weil sie damit keine tausend Kilometer am Stück fahren können, und immer wieder werden diese drei Minuten und zwei Sekunden hervorgekramt, in denen Professor Lesch den Studierenden der TU Ilmenau seine Sicht auf Elektromobilität erläutert.

Die Sache hat nur einen Haken: Der ganze Vortrag ist

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Über die Klimaproteste und eine Generation alter Nörgler, die gar nichts mehr kapiert

Liebe SchülerInnen, die Ihr seit Dezember 2018 hierzulande freitags streikt, um damit für besseren Klimaschutz einzutreten: Es tut mir leid.

Es tut mir leid, dass wir das nicht schon viel früher gemacht haben. Dass es überhaupt so weit kommen musste. Aber noch viel mehr tut mir leid, dass ausgerechnet Vertreter meiner Generation Euch jetzt auch noch mit Hass und Häme überziehen. Ausgerechnet wir, die Typen und Trullas, die den ganzen Scheiß überhaupt erst auf der Kochplatte abgestellt, den Herd auf Stufe 9 hochgedreht, und sich dann verpieselt haben, um ihre bescheuerten Bekannten mit Instagram-Posing von fernen Stränden, dicken Protzkarren und affigen Konsumorgien beeindrucken zu wollen.

Wir haben schon vor 20 Jahren, als die meisten von Euch noch gar nicht geboren waren, von Tyler Durden im Film Fight Club ein paar wahre Worte vernommen: „Durch die Werbung sind wir heiß auf Klamotten und Autos, machen Jobs, die wir hassen, kaufen dann Scheiße, die wir nicht brauchen.“ Oh Mann, was fand ich das damals lässig. Und dann bin ich losgezogen und habe Klamotten und Autos gekauft, bezahlt mit Geld aus wenig inspirierenden Jobs. Auch die meisten Bekannten, die diese Worte ultracool fanden, haben sie mittlerweile gegen einen Haufen Plastikschrott und Selfies vom Strand in Dubai eingetauscht.

Das Tolle an den Protesten ist in meinen Augen ja, dass Jugendliche, die einfach nur für das Fortbestehen der Spezies demonstrieren, etwas unglaublich Entwaffnendes haben. Die üblichen politischen Floskeln, die den Gegner in irgendeiner verachtenswerten Ideologie verorten wollen (Ihr blöden Sozis, Ihr Öko-Faschisten usw.), funktionieren irgendwie nicht, wenn Kinder, die noch nie wählen durften, Schilder in der Hand halten, auf denen sie einfach nur für ihr Überleben werben. Was, wenn nicht dieses Eintreten für etwas, das allen anderen Generationen vor ihnen selbstverständlich vergönnt war – eine intakte Biosphäre –, könnte Menschen zum Umdenken bewegen?

Was war ich beeindruckt, als ich Greta Thunberg zum ersten Mal sah, wie sie mit ihrem Schild vor dem schwedischen Reichstag stand und in einer vulkaniergleichen Nüchternheit erklärte, dass Schulbildung allein in einer auf die Klimakatastrophe zurasenden Welt nun mal wenig Sinn ergibt. Viel treffender kann man das nicht ausdrücken, denn wenn Hamburg erst mal unter Wasser steht und die Felder andauernd verdorren, helfen gegen den Hunger auch keine Differenzialgleichungen. Und das sage ich, der Differenzialgleichungen super findet. Ich dachte, okay, jetzt geht es los, jetzt können wir nicht mehr einfach so weitermachen, das muss eigentlich jeder begreifen. Gute Güte, was war ich naiv.

Tatsächlich haben nur selten mehr verweichlichte Jammerlappen so einen Haufen Missgunst und Widerwärtigkeit über einem 16 Jahre alten Mädchen ausgekübelt wie im Fall dieser Aktivistin. Die vegan lebenden Menschen kennen das schon: Sobald Du versuchst, irgendwie die Welt zu verbessern, kommen auf einmal eine Menge Leute auf die Idee, dass Du bitte in allen Aspekten Deines Lebens

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