Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung im Jahr 2019 zu mehr Fleischkonsum aufruft

Ein Wirtschaftsjournalist, eine Wissenschaftsredakteurin und eine Metastudie kommen in eine Bar. Sagt die Metastudie: „Hey, ich habe rausgefunden, dass in Ernährungsstudien oft geringere Standards gelten als bei Medikamentenzulassungen, ist das nicht voll der Wahnsinn?“ Die Wissenschaftsredakteurin gähnt künstlich und sagt: „Nee, Captain Obvious, das ist lange bekannt, aber danke für die belanglose Information. Hey Wirtschaftsfuzzi, bestellen wir uns…“ Aber der Wirtschaftsjournalist ist längst wie von Sinnen aus der Kneipe gerannt, um dazu eine Doppelseite in der FAS zu füllen.

Ich wollte zuerst nichts dazu schreiben, weil es doch stark nach einem self-fulfilling shitstorm roch, nachdem der Autor bereits am Sonntag maximal edgy auf Twitter angekündigt hatte, aufgrund seines Artikels mit einer unruhigen Woche zu rechnen. Der Text war dann aber einfach schon handwerklich derartig schlecht, dass ich allein aus Dokumentationszwecken festhalten will, was in einem deutschen Leitmedium so möglich ist. Möglich ist zum Beispiel, diesen Text schon auf der Titelseite mit „ESST MEHR FLEISCH!“ anzuteasern. Ja, am 20. Oktober 2019 rät die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung mit Ausrufezeichen zu mehr Fleisch. Update: Der Text ist heute auch online bei faz.net erschienen.

Auf Seite 22 heißt es dann „ESST RUHIG FLEISCH“. „Fleisch“ ist rot geschrieben. Weil der Text von rotem Fleisch handelt? Subtilität geht anders, aber das Design stimmt eigentlich ganz gut auf das zu erwartende Niveau ein. Eine komplette Doppelseite darf ein Autor hier im „großen Fleischreport“ über eine aktuelle Metastudie berichten und ist so wenig mit der Materie vertraut, dass er konsequent das Wort „Diät“ nutzt, um den englischen Begriff „diet“ zu übersetzen. „Diet“ bedeutet aber schlicht „Ernährungsweise“, was beim Lesen auch nur einer der vielen zitierten Studien sofort auffallen müsste, da es z. B. auch für die amerikanische Durchschnittsernährung genutzt wird („the average american diet“).

Es sind so viele grobe Fehler enthalten, würde ich auf alle detailliert eingehen, ich müsste daraus eine zehnteilige Artikelreihe machen. Daher setze ich mich hier im Text immer nur

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