How to Energiewende in 10 Jahren, Teil 1: Wo soll denn die ganze Energie herkommen?

Ist das nicht seltsam? Die Klimakrise ist zu einem der meistdiskutierten Themen im Wahlkampf geworden, aber wie und vor allem DASS (!) wir sie wirklich lösen können, ist für die meisten Menschen nach wie vor kaum nachvollziehbar. Deutschland ohne Kohle, Gas und Öl mit Energie versorgen? Der Eindruck bei vielen ist, dass es dazu an technischen Lösungen fehlt oder diese noch größere Nachteile mit sich bringen.

Nein, verwunderlich ist das wirklich nicht: Das Thema ist sperrig wie nur was und die Menschen, die der Bevölkerung die Lösungen vielleicht mal näherbringen sollten erwecken den Eindruck, dass Arbeitsverweigerung jetzt olympisch geworden ist. Von Politik und Medien gibt es ab und zu mal ein paar unzusammenhängende Brocken dazu, von umfangreicher Aufklärung findet sich dazu aber keine Spur.

Welche Pläne das Wirtschafts- und Energieministerium konkret hat, um den Energiesektor zu dekarbonisieren? Ja, gute Frage, im Video „Altmaier spricht Klartext.“ Hören wir den Energieminister 105 Sekunden reden, aber von Klartext ist das Ganze so weit entfernt wie diese berühmte Satire-Rede von Loriot als Bundestagsabgeordneter. Auch die verlinkte „Zielarchitektur für die Energiewende“ des BMWi ist so herrlich unkonkret als hätte jemand als Schatzkarte ein Abbild der asiatischen Landmasse genommen und in roten Lettern den Schriftzug „für Schatz hier graben“ quer über die Wüste Gobi gezogen.

Aber hey, ist doch halb so wild, wenn die Politik nicht abliefert, denn für solche Fälle haben wir ja die vierte Gewalt am Start. Die Medien werden denen ihre nichtssagenden Konzepte schon um die Ohren hauen und unbequeme Nachfragen stellen. Dachte ich bis zum Sommerinterview mit Armin Laschet und dem CDU/CSU-Wahlprogramm, in dem das Thema mit ein paar nett klingenden Buzzwords abgetan wird.

Sucht ihr nach „Energiewende“ in der ARD-Mediathek, werden euch klägliche 210 Minuten Sendung aufgelistet (Stand 03.08. 14:00 Uhr). Immerhin, zum Begriff „Klimakrise“ spuckt die Suchfunktion schon Sendungen mit insgesamt 2.320 Minuten Spielzeit aus, aber zu „Eiskunstlauf“ eben auch knackige 3.908 Minuten Material. Wie vernünftig ist so eine Aufteilung angesichts des Ernstes der Lage?

Zugegeben, wenn ich nach „Klimawandel“ suche, werden noch mal deutlich mehr Sendungen gefunden. Problem daran: In den meisten geht es nur darum, wie gefährlich eine unkontrollierte Erderwärmung ist und wie fatal unser eigener Lebenswandel diese gerade verursacht, aber effektive Lösungsansätze? Fehlanzeige. Psychologisch gesehen ist das ähnlich konstruktiv, wie wenn ich einem Kind immer drastischer die Konsequenzen seiner schlechten Schulnoten aufzeige, anstatt ihm mal beizubringen, effektiv für Klausuren zu lernen. Die Folgen sind primär Frustration, schlechtes Gewissen und Resignation.

Und so sieht es auch in der deutschen Bevölkerung aus: „KLIMAKRISE!!!“ bekommen wir von allen Seiten entgegengeschrien, ab und zu ergänzt um ein paar hilflose Tipps, lieber lokales Gemüse und Mehrwegverpackungen zu kaufen. Nicht, dass das keine guten Ratschläge wären, aber als effektive Maßnahme, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen leider ähnlich ungeeignet wie eins von diesen kleinen Cocktailschirmchen als Schutz gegen einen Blizzard.

Zudem strahlen unsere öffentlich-rechtlichen Sender auch noch regelmäßig absurde Desinformation zum Thema aus, die rhetorisch geschickt, aber mit der Faktentreue von Werbekampagnen für Zigaretten aus den 70er Jahren erklärt, warum wir lieber weiter Öl und Kohle verbrennen sollten.

Wenn die Leute sich aufgrund solcher Sendungen wütend in Kommentarspalten darüber auslassen, dass diese ganze Energiewende-Idee hochtrabender, undurchdachter Quatsch sei, kann ich ihnen das nicht mal krummnehmen: Es hat ihnen ja auch niemand gescheit erklärt. Wenn die sich dann noch das Energie-Gemurkse der Großen Koalition angucken, kommen sie mit gutem Grund zum Schluss, dass das nicht zu Ende gedacht ist.

Ich möchte daher in dieser 6-teiligen Artikelreihe zeigen, wie auch in einem Industrieland wie Deutschland eine Energiewende funktionieren kann, wie viel das kostet, welche Umweltauswirkungen es hätte und wo in vielen der vermeintlichen Gegenargumente Denkfehler stecken.

Die erste Reaktion, wenn man Menschen mit der Idee konfrontiert, ganz Deutschland ausschließlich mit Wasser-, Wind- und Sonnenenergie sowie Biomasse zu versorgen, ist oft: Das reicht doch nie! Und wieso ist das überhaupt wichtig, können wir nicht einfach ein bisschen weniger Fleisch essen und Plastikverpackungen weglassen? Kurze Antwort: Nein.

Lange Antwort: Das ist wieder so eine Cocktailschirmchen-Lösung – und das sage ich als Rad fahrender Veganer mit Secondhand-Klamotten im Schrank. Was Klimaemissionen angeht ist der Elefant, ach was, der Brontosaurus im Raum, unsere Energieversorgung, hier rot eingefärbt:

Quelle mit weiterführende Information

Ja, das ist ein ganz schönes Biest, was? Aber lasst euch von dem Biest nicht beeindrucken, es hat wie jeder Videospiel-Endgegner eine Schwachstelle: Diese ganzen schwindelig machenden 73,2 Prozent benutzen wir im Prinzip nur, um damit irgendwelche Dinge zu erhitzen, Dinge zu bewegen oder irgendwo elektrischen Strom durchzujagen. Nun sind wir ja pfiffige kleine Homo Sapiens und können daher Sachen erwärmen und bewegen, ohne dabei prähistorische Pflanzen (Erdöl, Erdgas und Kohle) zu verbrennen, z.B. mit Wärmepumpen, Fernwärme, Schnellzügen und Bobby-Cars.

Herausforderung daran: Einfach nur unseren Strommix auf 100 Prozent Erneuerbare Energien umstellen, reicht nicht, denn der verbrauchte Strom ist nur für einen kleinen Teil des roten Endgegner-Tortengrafik-Elements verantwortlich. Mit deutlich mehr Energie heizen wir unsere Gebäude, fahren mit Verbrennungsmotoren herum oder verarbeiten unter hohen Temperaturen Rohstoffe wie Stahl, Eisen, Aluminium und so weiter. Solange die Energie hierfür nicht aus irgendeiner Steckdose kommt, hilft uns ein noch so nachhaltiger Strommix nicht dabei, diese Emissionen einzusparen.

Wir müssen also dafür sorgen, dass wir diese ganzen Maschinen (zumindest indirekt) mit Strom betreiben können UND dass dieser Strom aus klimaneutralen Quellen stammt. Ja, das ist eine ambitionierte Aufgabe, aber: Sie ist nachgewiesenermaßen lösbar. Es gibt allerdings zwei gerne gemachte Scheinargumente, wodurch sie zunehmend unlösbar bzw. unsinnig erscheint:

Argument 1:

„Alle erzählen uns seit Jahren, wir sollen Strom sparen und jetzt sollen wir alle E-Auto fahren, voll unlogisch!“ oder so wie in diesem beliebten Sharepic:

Quelle: Wut-Facebook

Ja, kann man. Ich weiß, der Vorwurf klingt auf den ersten Blick ganz plausibel. Haben wir nicht landesweit Glühbirnen durch LED-Leuchtmittel ersetzt und pedantisch darauf geachtet, Geräte nicht in Standby zu setzen sondern richtig auszuschalten? Ich hatte mir extra so eine Steckdosenleiste mit Schalter angeschafft, die alle Standby-Lämpchen deaktivierte, wodurch ich dem Videorekorder dann bei jedem Einschalten aufs Neue erklären musste, wie viel Uhr es ist. Das war doch total sinnlos, wenn wir jetzt auf einmal viel mehr Strom für E-Autos und all das neumodische Gedöns verbrauchen?!

Nein, war es nicht. Es ging ja nicht ums Strom sparen, weil Strom böse ist, sondern es ging immer schon ums Energie sparen. Deswegen haben wir Lampen, Staubsauger und Kühlschränke effizienter gemacht. Der Widerspruch zum E-Auto ist insofern keiner, dass auch das massig Energie spart. Klar, für 46 Millionen E-Autos brauchen wir geschätzt zusätzliche 125 Terawattstunden Strom, da muss eine alte Frau lange für stricken bzw. den Videorekorder ausschalten.

Nun fahren 46 Millionen Erdöl-Autos aber auch nicht mit Luft und Liebe herum, sondern verfahren Sprit, in dem ca. 430 Terawattstunden Energie gebunden sind*. Das ist in etwa das Dreieinhalbfache, weil der Wirkungsgrad eines Verbrennungsmotors so schlecht ist. Wir könnten durch einen Umstieg auf batterieelektrische PKW also über 70 Prozent der Energie einsparen, die wir aktuell auf der Straße verfahren. Wenn wir das ganze vielleicht sogar mit weniger als 46 Millionen Autos hinbekommen, sind noch mal deutlich mehr als 70 Prozent drin.

* Annahme: 46 Millionen PKW mit 13.500 km Jahresfahrleistung und einem Verbrauch von 7 Liter Diesel pro 100 Kilometer

Argument 2:

„Wir bauen seit 20 Jahren Windräder und Solarkollektoren und trotzdem ist der Anteil erneuerbarer Quellen an unserem Energiemix winzig, Deutschland ist dafür einfach zu klein.“

Dieses Argument wird oft begleitet von diesem scheinbar entmutigenden Tortendiagramm des Bundeswirtschaftsministeriums (Spoiler: Es ist nur entmutigend, wenn man den Kontext nicht kennt):

Deutscher Primärenergieverbrauch im Jahr 2018:

Quelle

Na, wundert ihr euch gerade über den kleinen Anteil? Nein, das ist kein Fehler. Von unserer gesamten Energieversorgung stammten 2018 nur 13,8 Prozent aus regenerativen Quellen. Aber Moment mal, hatten wir im Jahr 2020 nicht schon mal den Strommix mit 50 Prozent Erneuerbaren bestritten? Das war doch überall in den Nachrichten!

Ja, war es auch, aber das war eben nur auf den Strommix bezogen. Der lag 2020 tatsächlich bei 50,9 Prozent Erneuerbaren Quellen*. Gucken wir uns aber die gesamte Energie an, die wir verbraucht haben, also auch Erdgas zum heizen und Erdöl für Straßenverkehr, dann sinkt der erneuerbare Anteil entsprechend. Oben seht ihr die Zahlen für 2018, im Jahr 2020 ist er immerhin auf 16,8 Prozent gestiegen.

(*wiederum aufgeteilt auf 7,5% Wasser, 19% Biomasse, 53% Windkraft und 20,5% Photovoltaik)

Ja, das sieht frustrierend aus, aber ihr könnt den 2-Liter-Eiscremebecher / die Whiskyflasche wieder in den Schrank stellen, denn das ist alles halb so wild: Der Vorteil einer Energiewende ist (neben so unwichtigen Dingen wie der Erhaltung unserer Spezies, sauberer Luft etc.), dass wir unsere Energie effizienter verwenden können. Viel effizienter.

Ihr erinnert euch an Argument 1 mit den E-Autos und dem Strom sparen? Da verbrauchen wir in einem Szenario, indem nur alle Autos mit Grünstrom fahren, nur noch 125 anstatt 430 Terawattstunden für den PKW-Verkehr. Wir müssen also nicht so viel Wind- und Solarkraft zubauen, bis wir diesen unschön gewaltigen 20-Prozent-Brocken aus dem Tortendiagramm für Autoverkehr komplett grün eingefärbt haben, denn je weniger wir auf Verbrennungstechnik setzen, desto stärker schrumpft er von ganz allein, hier mal beispielhaft am Sektor PKW-Verkehr demonstriert:

Veränderter Energieverbrauch nach Sektoren
durch Elektrifizierung des Straßenverkehrs

Diagramm von mir, Daten von hier

Seht ihr, wie hübsch das Tortenstück oben rechts zusammengeschrumpelt ist wie ein eingefallenes Soufflé? Aus einem unansehnlichen 20-Prozent-Klops ist ein schlankes, elbengleiches Tortenstück geworden. Gut, blau passt optisch auch einfach zu allem, kein Wunder, dass das besser aussieht. Aber es symbolisiert halt die Einsparung von 14 Prozent der gesamten Primärenergie der viertgrößten Volkswirtschaft des Planeten. Da kann man in der Farbwahl ruhig mal etwas eskalieren…

Wie das geht? Indem Verbrennungsmotoren einen Großteil der Energie in unnütze Wärme umwandeln. Ja, im Winter ist ein Teil dieser Wärme ganz gemütlich, aber der Großteil davon erwärmt den kompletten Motorblock und die aus dem Auspuff strömenden Abgase. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber warme Abgase und Motorblöcke sind jetzt nicht gerade ganz oben auf meiner Geburtstag-Wunschliste. Vermutlich, weil man mit einem warmen Motorblock wenig anfangen kann, außer vielleicht, ihm beim Abkühlen zuzusehen (Leben am Limit).

Bei üblicher Fahrweise werden 20 Prozent der Energie im Benzin in Bewegung umgewandelt, die restlichen 80 Prozent sind verloren. Elektromotoren setzen hingegen ungefähr 80 Prozent der Energie aus den Batterien in die Bewegung des Fahrzeugs um (wow). Klingt zu gut, um wahr zu sein? Macht einfach den Test: In einem Liter Benzin sind 8,5 Kilowattstunden Energie gebunden, damit kommt ihr in einem Audi A3 durchschnittlich ca. 12 Kilometer weit. Ladet ihr dieselbe Menge Energie in ein (ähnlich großes) Tesla Model 3, fährt es mit derselben Energiemenge 45 Kilometer, also die 3,5- bis 4-fache Strecke. Man könnte Erdöl-Autos daher auch als fahrende Heizungen bezeichnen.

Und das ist jetzt nur das Beispiel PKW, auch beim Verbrennen von Kohle und Gas geht eine Menge Energie verloren, wir sehen sie in Form von heißem Rauch, der aus unseren Schornsteinen entweicht, oder diesen großen Wolken, die aus den Kühltürmen von Kraftwerken austreten. Wir können also auch die anderen Tortenstück-Soufflés aus dem Diagramm kleinschrumpfen.

Ja, letztendlich ist so ein Kohlekraftwerk nicht nur eine Strom-, sondern auch eine Wolkenmaschine. Guckt euch die Wolken das nächste Mal gut an, wenn ihr an einem vorbeifahrt, die bekommt ihr nämlich für euer Geld, wenn ihr Fossilstrom kauft – auch, wenn ihr eigentlich nur Strom haben wolltet.

Stellt euch RWE als eine total schrullige Pizzeria vor, die ihre Pizza nur im Bundle mit einem scheußlichen Lambrusco aus dem Tetra PAK verkauft. Niemand will den Lambrusco, aber ohne Lambrusco keine Pizza und so kein Kohlestrom ohne einen Haufen Wolken und CO2-Emissionen und Primärenergieverbrauch.

Verrückter Plan für 2030: Lasst mal eine Pizzeria finden, in der wir einfach nur Pizza kaufen können, ganz ohne Zwang zum Kauf von Rotwein aus dem Tetra PAK.

Zwischenfazit: Auf die Frage „Wo soll denn die ganze Energie herkommen?“ ist die erste Antwort: Wir brauchen gar nicht so viel Energie, die aktuell riesige Menge ist zu einem Großteil der Fossilwirtschaft geschuldet. Pro Jahr verbraucht Deutschland ungefähr 3.200 Terawattstunden Energie. Mit Hilfe einer Energiewende, wie sie z.B. Volker Quaschning, Professor für regenerative Energiesysteme in seinen Arbeiten skizziert, lässt sich dieser Bedarf auf 1.300 Terawattstunden, also um 60 Prozent senken.

Bleibt nur die spannende Frage, wie wir an die verbleibenden 40 Prozent rankommen.

Darum wird es nächste Woche in How to Energiewende in 10 Jahren, Teil 2 gehen: „Dann müssen wir ja alle Bäume für Windräder fällen“

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96 Gedanken zu „How to Energiewende in 10 Jahren, Teil 1: Wo soll denn die ganze Energie herkommen?“

  1. Toller Text, ich würde gerne etwas Geld hier lassen. Aber der Paypal-Link am Artikelende ist in meinem aktuellen Firefox auf Win 10 Pro nicht klickbar. Hilfe! 🙂

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  2. Diese Blog-Reihe ist großartig. Es ist schier unglaublich, dass zur Energiewende so wenig Wissen vermittelt wird, mir wird das erst jetzt richtig bewusst.
    (Wenn ich die Buttons anklicke, passiert leider bei mir auch nichts.)

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  3. Danke dafür! Und besonders für diesen einen Satz:

    Nun fahren 46 Millionen Erdöl-Autos aber auch nicht mit Luft und Liebe herum

    Genau so scheinen viele E-Auto Gegner zu denken, wenn man sich ihre Argumente anhört!

    Freue mich auf Teil 2!

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  4. Was mich noch im Zusammenhang mit Argument 1 interessieren würde: wie hoch ist der Energieaufwand und der CO2-Ausstoß für die Gewinnung von Benzin oder Diesel? Das müsste doch dem Verkehrssektor noch oben drauf gepackt werden?

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  5. Lieber Graslutscher,
    Alles prima und gut verständlich. Aber es gibt nix, was man nicht noch verbessern könnte: deine selbst erstellte Grafik (eine Nummerierung wäre schön), die zwei Torten nebeneinander mit der Reduktion des Energiebedarfs für Mobilität auf 14 % bräuchte einen Titel. Etwa: Prozentuale Energieerzeugung (-bedarf?) nach Sektoren in Deutschland 2018. Trifft es vermutlich nicht ganz, aber die Leserin möchte wissen: Was zeigt uns die Grafik?

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  6. Also, dass eine Energiewende theoretisch möglich ist – geschenkt. Ich beweise es mir täglich mit einem veganen Knauserer-Haushalt mit Komposttoilette und (bis auf einen alten Schlepper BJ 1963 und einen Einachser) vollelektrifiziert. Im Prinzip ganz einfach, wenn man sein sauer verdientes oder erspartes Geld ökonomisch und ökologisch sinnvoll investiert, statt es für überflüssigen Tinnef, Mode, Luxus oder Schwanzvergleiche zum Fenster hinaus zu werfen.

    Das Problem ist also nicht die theoretische Machbarkeit, sondern die praktische Umsetzung. Dies wird leider von Quaschning, Freistetter&Co. leider und auch auf kritische Nachfrage nur mit leeren Floskeln beantwortet. Die Forderungen an die Politik sind klar und es ist auch klar, dass es ohne eine entschlossen handelnde Politik nicht geht. Wie wir aber die Politiker dazu zwingen diese auch umzusetzen ist von diesen so konkret wie die obige Schatzsuchanweisung in der Wüste Gobi.

    Dazu wird auch konsequent unter den Teppich gekehrt, dass Klimaschutz untrennbar mit der sozialen Frage verknüpft ist. Warum sollten die sogen. 3.Welt-Länder für das mit gerade stehen, was die Industrieländer über Jahrzehnte hinweg zum größten Teil selbst verbockt haben? Warum sollte ich mir den CO2-Fußabdruck irgendeines durchgeknallten Milliardärs, der sich aus Jux und Dollerei in den Weltraum schießen lässt zu eigen machen? oder auch nur des Nachbarn, der mit dem neuen Verbrenner-SUV mit 200 Sachen über die Autobahn brettert?

    Der praktischen Umsetzung dessen was theoretisch möglich wäre, sind systempolitische und – inzwischen – enge zeitliche Grenzen gesetzt. Wir werden das im Artikel beschriebene korrupte System mit den nur heiße Luft von sich gebenden Politikern nicht ohne weiteres los. Und die bestehenden Verbrenner in Autos, Hausheizung, Flugzeuge usw. sowie alle energieverschwendenden Sachzwänge (schlecht gedämmte Altbauten, neuen Baupfusch, Trennung von Arbeit und Wohnen, über die ganze Welt verstreut lebende Verwandten) werden wir auch nicht ohne weiteres los. Ja, es werden immer noch täglich mehr Verbrenner neu auf die Straßen geschickt als Elektroautos. Ja, man kann ausrechnen wieviel Energie wir sparen, wenn alle Autos Elektroautos wären. Aber wie wir da hin kommen, wo wir gerade die Million Autos mit Elektromotor (worunter noch viele Hybride sind, die auch noch gefördert werden) „geschafft“ haben, und das innerhalb des THG-Restbudgets für Deutschland bzw. der verbleibenden Zeit in der wir dieses bei dem derzeitigen Tempo des Rückgangs der THG-Emissionen verbraucht haben werden, konnte mir noch keiner glaubhaft erklären.

    Mein Fazit nach wie vor: we are fucked! Die Klimaziele von Paris sind heute schon Makulatur. Die Klima“krise“ wird unweigerlich eine Klimakatastrophe. Es geht nur noch darum wen es zuerst und wen es zuletzt trifft. Und darum und nur darum geht es all den scheinheiligen Klimaschützern, die Wasser predigen und selbst Wein trinken.

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    • „Wie wir aber die Politiker dazu zwingen diese auch umzusetzen ist von diesen so konkret wie die obige Schatzsuchanweisung in der Wüste Gobi.“

      Es ist auch nicht Aufgabe von an Energiekonzepten forschenden Wissenschaftler:innen, uns Handlungsanweisungen zu erarbeiten, wie wir die Politik beeinflussen. Das ist ja unsere Aufgabe als Gesellschaft. Deswegen erkläre ich hier, wie das machbar ist.

      „Dazu wird auch konsequent unter den Teppich gekehrt, dass Klimaschutz untrennbar mit der sozialen Frage verknüpft ist“

      Von wem? Von Volker Quaschning? Sehe ich nicht so. Die soziale Frage ist doch außerdem kein Grund, das technische Konzept abzulehnen. Im Gegenteil, die 3.-Welt-Länder sind darauf angewiesen, dass Länder wie wir ihre Energiewende durchziehen. Das ist ja ein immanent sozialer Ansatz.

      „Mein Fazit nach wie vor: we are fucked!“

      Nennt sich Climate Doomism und ist in meinen Augen ähnlich destruktiv wie Klimaleugnung. Mit diesem Ansatz entmutigst du nachhaltig Menschen, sich um das Problem zu kümmern. Du beschwörst damit die Katastrophe selbst mit herauf, vor der du warnst.

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      • >„Wie wir aber die Politiker dazu zwingen diese auch umzusetzen ist von diesen so konkret wie die obige
        >Schatzsuchanweisung in der Wüste Gobi.“
        > Es ist auch nicht Aufgabe von an Energiekonzepten forschenden Wissenschaftler:innen, uns
        > Handlungsanweisungen zu erarbeiten, wie wir die Politik beeinflussen. Das ist ja unsere Aufgabe als
        > Gesellschaft. Deswegen erkläre ich hier, wie das machbar ist.

        Das ist immer die Ausrede der Wissenschaftler, die sagen, dass sie vollkommen unpolitisch „nur“ Wissenschaft betreiben würden. Das war schon bei der Atombombe so, wo ja auch „nur“ geforscht wurde, und den Raketen. Berühmt der Satz aus dem Lied „Werner von Braun“: „Once the rockets are up, who cares where they come down. That’s not my departement, says Werner von Braun“. Das Wissenschaftler als Fachidioten keine gesellschaftliche und politische Verantwortung für das was sie tun tragen, war schon im 20. Jahrhundert unethisch.
        Und noch mal: an der theoretischen Machbarkeit habe ich keinen Zweifel gelassen. Wenn ab morgen alle Menschen an einem Strang ziehen und auch noch in die gleiche Richtung, wenn, wenn, wenn … wenn das Wörtchen wenn nicht wär …

        > „Dazu wird auch konsequent unter den Teppich gekehrt, dass Klimaschutz untrennbar mit der sozialen > Frage verknüpft ist“
        > Von wem? Von Volker Quaschning? Sehe ich nicht so.

        Von Florian Freistetter in Teil 12 seiner Klimamythenreihe. Er redet genauso immer nur vom kollektiv vereinnahmenden „wir“ wie Merkel und du. Ich habe das in meinem Blog //“wwwahnsinn“// haarklein auseinander genommen. Titel de Beitrags: „Klimaschutzziele: Wir schaffen das … nicht!“

        > Die soziale Frage ist doch außerdem kein Grund, das technische Konzept abzulehnen.

        Soll das eine Unterstellung sein?
        Ich betreibe ja selbst „technischen“ Klimaschutz, wo er mir ökonomisch und ökologisch und im Rahmen meiner Sachzwänge sinnvoll erscheint. Nur das ist wie ich oben schon gesagt hatte, nicht das Problem.

        > Im Gegenteil, die 3.-Welt-Länder sind darauf angewiesen, dass Länder wie wir ihre Energiewende
        > durchziehen. Das ist ja ein immanent sozialer Ansatz.

        Nur ihnen das aus dem Hubschrauber heraus zu erklären ist nicht sozial, sondern chauvinistisch.

        > > „Mein Fazit nach wie vor: we are fucked!“
        > Nennt sich Climate Doomism

        und das nenne ich „name-calling“

        > und ist in meinen Augen ähnlich destruktiv wie Klimaleugnung. Mit diesem Ansatz entmutigst du
        > nachhaltig Menschen, sich um das Problem zu kümmern. Du beschwörst damit die Katastrophe selbst
        > mit herauf, vor der du warnst.

        Du, du, du … auch noch übergriffige Stellvertreterbetroffenheit. Auf einmal ist niemand mehr selbst verantwortlich für das was er tut, sondern andere, die ihm angeblich das „Falsche“ einreden. Vergleiche Teil 12 von Freistetters Klimamythen. Krasser kann man seine Scheinheiligkeit kaum zum Ausdruck bringen. Kann ich übrigens genauso umdrehen: du, Quasching und Freistetter ermutigt Menschen ihre politische und Lebensenergie vollkommen sinnlos mit protestieren, demonstrieren, Petitionen an Abgeordnete und wählen gehen zu verschwenden.

        Die Quaschnings haben ihre Resistenz gegenüber den klimapolitischen Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte und den systempolitischen Grenzen eine effektiven, politischen Klimaschutzes übrigens in ihrem Podcast auch schon mehrfach unter Beweis gestellt. Meine Nachfragen sind in den Kommentaren und wenn überhaupt kam nicht mehr als eine ausweichende Nullantwort. Diese bornierte, rosa „Wir schaffen das“-Merkelbrille bei den Klimaschützern, die Dummheit nicht für sich in Anspruch nehmen können, kann ich mir nur durch eine ideologische Selbstkastration des eigenen Denkens an dieser Stelle erklären. Der Glaube an einen „Endsieg“ durch „Wunderwaffen“ scheint mir auch hier vorhanden, nur eben nicht technisch durch Wasserstoff, CCS, Terraforming u.ä. sondern politisch eine wundersame Wandlung eines korrupten, verlogenen, kurzsichtigen und undemokratischen Systems hin zu einer weisen, ehrlichen und vorausschauenden Klimapolitik. Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr …

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        • Hi Orinoco! Fantastisch! Genau so denke ich auch. Bei mir ist zu Hause auch alles grün wo es geht.
          Die ganzen Klimatologen haben eine rosa-Brille auf, und blenden ob des rein theoretisch machbaren Zieles die Grundprinzipien der Volkswirtschaft komplett aus. Wenn Bayern z.B. eine Schwachwindregion ist, dann bauen die Investoren hier einfach keine WKA, sondern im Norden. Da kann es politisch noch so durchgewalkt werden, dass man in Bayern WKA bauen soll. Und so zieht es sich durch die gesamte Energiewende. Irgendwo muss das Geld herkommen für Saisonspeicher, für 40 000 weitere WKA… Und wenn wir die Energie verteuern, ist die Industrie weg, die das alles bezahlen soll.
          Letztlich wird mit den Ansätzen von Graslutscher, Quatschnich, Freistätter, usw. nur eins in Deutschand forciert, und das ist die Abwanderung der Industrie, von der wir hier alle leben ins Ausland, wo es diese harten Constraints nicht gibt. Und mit weniger (Gewerbe-) Steuern als Motor der staatlich gewollten Energiewende kollabiert jegliches Ziel der Energiewende.
          Aus meiner Sicht muss eigentlich jetzt allles auf billige Atomkraft gesetzt werden, um genug Power für den Antrieb der Energiewende zu haben, bis dann irgendwann Täglich soo viel Energieüberschuss erzielt wird, dass sich auch Speicher für Saisonale Energiespeicherung lohnen. Und dann, erst dann macht der Ausstieg aus der CO2 neutralen Atomkraft Sinn. Während es für Klima und Wirtschaft komplett fahrlässig ist, jetzt alles wieder auf Kohle und Öl zu setzen, ohne zu wissen, bis wann? Demnächst fahren dann wieder Dampfloks durch Deutschland? Das Datum 2030 als finaler Kohleausstieg ist doch jetzt schon kompletter Unfug, weil überhaupt nicht klar ist, ob es bis dahin überhaut zu schaffen ist, die Kohle zu ersetzen. Das weiß man nämlich immer erst nachher. Sowas klappt noch nicht mal in einer rigide geführten Planwirtschaft. Und was soll in 7 Jahren in Deutschland passieren? So wie Merkel nach der Flüchtlingskrise von Millionen islamistischen Analphabeten am Ende Resümierte „Ja, jetzt sind sie nunmal da!“, wird es 2030 heißen: „Ja, nun ist unsere Industrie und unser Geld nunmal weg! Jetzt wissen wir auch nicht was wir jetzt machen sollen“.
          Am Ende kann man nur jene beklagen, die heute so tun, als wenn es alternativlos ist, alles auf das noch nicht am Horizon erschienene Wunder zu wetten. Was uns aber heute auch nicht weiter bringt.

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          • Ich sehe weit eher die politische System-Frage als entscheidend an. Rein wirtschaftlich ist eine Energiewende mit PVA und WKA zu schaffen. Geld ist genug da, das Problem ist wo und für was es ausgegeben wird. Atomkraft ist auch nicht zum Nulltarif zu haben, von den vielen anderen Problemen (Uranbrennstoff kommt auch großteils aus aus dem pösen Russland) ganz abgesehen. Statt in Atomkraftwerkruinen und Atommüll investiert man da besser in den Ausbau der PV und WK. Aber das sind sekundäre Fragen denn wie meine Oma immer sagte

            Es nützt alles nichts wenn der Chef nicht rechnen kann

            und

            Mit anderer Leute Leder ist gut Riemen schneiden

            Solange unsere Politiker unkontrolliert immer nur das Geld anderer Leute ausgeben bzw. selbst für Diäten, Pensions- und Versorgungsbezüge einsacken, werden sie auch nicht rechnen lernen.

  7. „letztendlich ist so ein Kohlekraftwerk nicht nur eine Strom-, sondern auch eine Wolkenmaschine. “

    Man kann einen Wasser-Fussabdruck eines Kraftwerk definieren. Bei Flusswasser-/Meereskühlung ist er am größten, bei Kühltürmen mit Naturzug (Jänschwalde) schon geringer, bei Hybrid-Kühltürmen, wo Sie kaum Dampf sehen, am geringsten.

    Man kann auch einen Wasser-Fussabdruck von CO2 bei der Umwandlung in Biomasse definieren. Da Sie die Daten nicht präsent haben, helfe ich Ihnen.

    Bei C3 Pflanzen, das sind alle Bäume und die meisten Nutzpflanzen, gehen bei der Überführung von einem Molekül CO2 820 Moleküle H2O verloren. Die meisten durch Verdunstung. Bei C4 Pflanzen, das sind zum Beispiel Mais, Hirsen und Zuckerrohr sind es nur 260 Moleküle H2O.

    1. Wälder sind gigantische Verdampfer, die Regenwolken erzeugen. Das sind biologische Wolkenmaschinen. Was denn sonst?

    Intakte Regenwälder am Äquator verdunsten nicht nur Wasser, sondern auch VOCs, die als Keime für Regentropfen dafür sorgen, das die Regenwolken wieder über ihnen abregnen. Das funktioniert nur bei intakten Regenwäldern.

    2. Die Wiederaufforstung globaler Flächen würde nur dann zusätzlich CO2 in Biomasse umwandeln, wenn ausreichend Wasser zur Verfügung steht, damit die neuen Wälder zigtausende km³/a Wasser durch Verdunstung verlieren können. Abgesehen davon, dass die Bäume N, P, S und Spurenelemente brauchen.

    Jetzt wissen Sie auch, warum die Wasser-Fussabdrücke von Nahrungsmitteln und Fleisch so gross sind. Wenn es die Früchte eines Baumes, großen Strauches sind (Kakao, Kaffee, Avocado), sind sie natürlich größer als bei den Samen von Gräser wie den Getreidesorten, da die genutzte Biomasse der Früchte nur ein Bruchteil der Biomasse der Nutzbäume ausmacht.

    Wenn man Daten liest, nicht einfach wiederkäuen, sondern auch darüber nachdenken. Das gilt nicht nur für den Wasser-Fußabdruck

    Gruss
    Luiz

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  8. Lieber Herr Graslutscher

    „Pro Jahr verbraucht Deutschland ungefähr 3.200 Terawattstunden Energie. Mit Hilfe einer Energiewende, wie sie z.B. Volker Quaschning, Professor für regenerative Energiesysteme in seinen Arbeiten skizziert, lässt sich dieser Bedarf auf 1.300 Terawattstunden, also um 60 Prozent senken“

    1. Nicht jede derzeit ungenutzte Abwärme lässt sich bei industriellen Prozessen vermeiden. Auch nicht, wenn die Hochtemperaturwärme vollständig elektrifiziert wird.

    2. Ich habe nicht den Eindruck, das die Erde einen Lichtüberschuss, sondern einen deutlichen Wärmeüberschuss hat.

    Würden Sie mir da zustimmen?

    Deshalb ist schon aktuell die Forschung (waste) heat to power viel wichtiger als die Forschung light to power. Denn nichts anderes ist PV. Light to power.

    Wir brauchen thermoelektrische Funktionsflächen in Analogie zu den Solarzellen, die die Wärme/Abwärme verstromen.

    3. Als in Europa 800 Jahre später als China vor der Holzmangel in die Nutzung fossiler Brennstoffe, zuerst Kohle flüchtete, sank der Energiepreis. Das führte dazu, das energieverbrauchende Verfahrenund wirtschaftlicher und weiter entwickelt wurden. Dadurch nahme der Energieverbrauch drastisch zu. (Bekannt als Jevons-Paradoxon)

    Auch aktuell ist der Preis für PV-Strom deutlich günstiger als für Kraftwerkstrom

    Was wird also passieren?

    Ist da realistisch, sich den neuen Energieverbrauch so vorzustellen

    alter Energieverbrauch minus der ungenutzten Abwärme

    Das ist gelinde gesagt, sehr naiv. Gerade der edle Volker ist darin unübertrefflich.

    Wer natürlich nicht ahnt, welches Potential die Substitution der Petrochemie durch die Bio-Elektrochemie hat, kommt zu naiven Schlußfolgerungen.

    Eigentlich kann man die meisten der neuen Unternehmen mit neuen Verfahren und Produkten auf twitter entdecken. Ein Beispiel ist die finnische Solar Foods.

    Noch nicht die bionische Photosynthese, wie sie bereits in der Forschung funktioniert,
    aber immerhin ein Fortschritt. Die synthetische Biologie ist bereits auf einem guten Weg,
    um den peinlich geringen Wirkungsgrad der natürlichen Photosynthese drastisch zu verbessern.

    Solar Foods ist ein Beispiel von weltweit hunderten neuer Unternehmen, deren Stromverbrauch hinzukommen wird.
    Von bereits bestehenden Verfahren wie der Desalination wollen wir erst gar nicht reden. Regen- und Grundwasser wird auch in Deutschland nicht ausreichen. Das war einmal.

    In der Hoffnung, das Sie lernen

    Gruss
    Luiz

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    • Guten Morgen Luis,

      erst mal eine Bitte: Wäre es dir möglich, deine Ansichten in einen Kommentar zu verpacken, anstatt mehrere auf einmal abzusetzen? Das verschlechtert für alle die Lesbarkeit, da sich die Diskutierenden in unteren Strängen dann erst durch alle deine Kommentare scrollen müssen.

      Zu den Punkten:

      „Nicht jede derzeit ungenutzte Abwärme lässt sich bei industriellen Prozessen vermeiden. Auch nicht, wenn die Hochtemperaturwärme vollständig elektrifiziert wird.“

      Stimmt, aber ich habe ja auch gar nicht behauptet, dass sich ALLE ungenutzte Abwärme vermeiden ließe. Ich schrieb, dass sich sehr viel vermeiden ließe. Bei z.B. der Verhüttung wird auch weiterhin Abwärme entstehen.

      “ Ich habe nicht den Eindruck, das die Erde einen Lichtüberschuss, sondern einen deutlichen Wärmeüberschuss hat. Würden Sie mir da zustimmen?“

      Ich verstehe die Frage nicht.

      Grundsätzlich wäre es vermutlich besser, dem Gegenüber nicht wiederholt Naivität vorzuwerfen, ohne selbst erklären zu können, was man jetzt eigentlich sagen will. Ich kann deiner Formulierung wenig stringente Gedankengänge entnehmen, es liest sich recht konfus.

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  9. Was noch wünschenswert einfließen zu lassen, bei der dauernden Klage „Wo soll ich ich denn noch sparen, siehe LED, Stand by etc.“ wäre auch die immense Energiefressmaschine Streaming Dienste, immerhin zeichnen die sich rein zur Unterhaltung, meist sogar nur Hintergrundrauschen für 75% des nicht produktiven Energieverbrauchs des Datenverkehrs und der Größe der Serverfarmen, die zwar mittlerweile etwas Energiefreundlicher errichtet werden, aber auch am Ressourcen Verbrauch für die immer größer werdende Hardware verantwortlich zeichnen. Bitcoin Schürfer wurden ja schon Ökologisch abgemahnt, da sie ja nichts haptisches Produzieren.
    Auch wenn sich diese durch Zertifikat Käufe Grün waschen, verpufft diese „grüne“ Energie salopp gesagt in Serien, die nie über die erste Staffel rausgehen und sich der Nutzer nur über Verschwendete Zeit aber nicht Energie echauffiert, obwohl er mit dieser 10 Folgen Staffel 30km mit einem Benziner fahren hätte können, wenn man den CO2 Wert gegenrechnet. 2018 Wurde soviel Strom durch Unterhaltungsstraming verbraucht, wie unsere 3 schmutzigsten Kohle Kraftwerke produzierten und seitdem sogar noch angestiegen, ja mit gekauften grünen Zertifikaten, da Google, Amazon & Co das Geld locker reinholen, der sogenannte Grüne Strom aber der produzierenden Industrie fehlt und die auf schmutzigen Strom zurück greifen müssen, weil der Markt lehr ist.

    The Shift Project hat sich dieser Thematik 2019 schon angenommen, was aber selbst den FFF Kids (die ich unterstütze) zu weit, wenn sie hier Verantwortung für ihre Verhalten trotz Alternativen übernehmen könnten.
    https://theshiftproject.org/wp-content/uploads/2019/07/2019-02.pdf

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  10. Wenn man es selbst nicht besser kann, ist es frech dem Autor des Werkes kluge Ratschläge zu erteilen. Bin mal so frech!
    Nett und ansprechend geschrieben, aber meines Erachtens leiden die Kernaussagen der Schrift unter dem „nett und ansprechend“.
    Wie wäre es, jeweils eins kleine knappe Zusammenfassung vor die einzelnen Absätze/Kapitel zu setzen?
    Die Mischung von Grafik mit Text ist immer so eine Sache. Ich mag es sehr – allerdings es gibt eben auch eine Menge Leute die selbst mit noch so tollen Zahlendarstellungen mittels Grafik, wenig anfangen können. Bei Leuten die sehr wohl was mit Grafiken was anfangen können, ist das seltsamerweise selten der Fall. 😉
    Komplexes allgemein verständlich aufzubereiten, bleibt halt schwer. Eigentlich sollten diese Fähigkeiten bei Politikern, die ja maßgeblich Verantwortung mit tragen, die Grundvoraussetzung unseres vertrauenvollen Auftages sein.
    In dem Sinne betrachtet, auf jeden Fall eine nette Satire, zu dem was wir uns seit längerer Zeit so zumuten lassen, von den Damen und Herren aus der Politik.

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  11. Ich kann das nur bestätigen!! Gerade heute morgen habe ich – ganz klassisch – zu meinem Mann gesagt, dass ich statt dieser staendigen Es-ist-schlimm-und-wird-noch-schlimmer-Nachrichten und Dokumentationen dringenden Bedarf an praktischen Problemlösungen habe. Alles andere reisst mich nur boch tiefer in ein schwer zu ertragendes Hilflosigkeitsgefühl.

    Frage: Was ist denn mit der Idee energie-autonomer Siedlungen, also Dezentralisierung der Stromerzeugung (aus erneuerbaren Ressourcen)? Dass der Strom da produziert wird, wo er gebraucht wird? Wäre das nicht ein sinnvoller Baustein der Energiewende? Es braucht doch auch einen tiefgreifenden Bewusstseinswandel bei den Konsumentinnen, dass der Strom nicht einfach nur “aus der Steckdose” kommt und jedes Gerät, das Strom verbraucht, zählt?!

    Anmerkung: Ich weiss, Anglizismen sind schick, aber “im Bundle” bspw. kann kann einfach mit “im Bündel” vermieden werden ????.

    Ich finde die Frage “wie kann die Politik gezwungen werden, endlich zu handeln” legitim. Wahlen bringen ja ganz offensichtlich nur bedingt etwas. Ich wüsste selber nicht so recht, wie mit dem gegenwärtigen politischen Personal noch irgendetwas zu reißen wäre. Zumal ich mich da selbst nicht eigne, ich bin keine “lupenreine demokratin” (auch wenn ich mich eher links von der mitte einordne). Die notwendigen Maßnahmen werden einfach teuer werden, es wird anstrengend, es wird unbequem(er) – nicht schlimmer, das meine ich ganz bestimmt nicht, sondern schlicht ungemütlicher. Wir haben hier einen materiellen Lebensstandard, der einfach nicht zu halten sein wird. Und Umbruchzeiten sind nun mal anstrengend. Was sollen wir da mit Larifari-Politpersonal, das uns sagt, “ja, wir müssen euch baden, aber ihr werdet nicht nass, versprochen!” Das kann ich doch nicht ernst nehmen. Und wenn ich das schon nicht kann, ich, die bereit ist, alles mitzumachen, was hilft – wie soll es dann assehen bei den Menschen, die denken, sie hätten ein Recht auf diese vergleichsweise luxuriöse Lebensweise (denken wir nur an die Verhältnisse in anderen Ländern…).

    Ich bitte um Nachsicht für den vielen Text. Ich glaube, es ist gerade ein bißchen mit mir durchgegangen. Ah! Eins noch! Wir haben doch dieses wunderbare Instrument des öffentlichen Rundfunks!! Hier wünsche ich mir sehr viel mehr Informationen zu “Klimawandel – was tun?!”, ein siebter Sinn fürs Klima, Fakten-Check, die Maus macht Klima… * seufz *

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    • Das funktioniert in Siedlungen mit geringer Bevölkerungsdichte, aber nicht in Ballungszentren mit hoher Bevölkerungsdichte wie zum Beispiel in Singapur. Da in Singapur der Platz knapp ist, werden die Solarparks, die Singapur vor allem mit Strom versorgen werden, in den nächsten Jahren im angrenzenden Malaysia und Indonesien gebaut. Selbst die floating solar parks. Wenn das nicht reicht, wird das Asean Super grid mit Australien als Rückgrat die Stromversorgung übernehmen.
      Singapur ist der Staat mit den geringsten grünen Energieressourcen. Eben, weil die Fläche in einem Stadtstaat knapp ist. Das gilt für alle Metropolen der Welt. Sie müssen Solar- und Windparks im Umland nutzen

      Das gilt nicht nur für die Metropolen, das gilt auch für die energieintensiven Werke, die die kritischen Werkstoffe der Energiewende erzeugen. Keines dieser Werke, obwohl sie viele km² groß sind, kann sich nur aus dem Werksgelände mit Solar- und Windstrom versorgen.

      Die Nutzung von Wind- und Solarenergie und Vollelektrifizierung bedeutet eine drastisch höhere Werkstoffintensität. Das scheint vielen gar nicht klar zu sein.

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    • Energieautonomie kann man bei dem geringen Strombedarf der privaten Haushalte erreichen, wenn das Haus, die Siedlung, ausreichend PV ermöglicht. Das ändert nur gar nichts daran, das es weiterhin große Stromanbieter und ein leistungsstarkes Netz geben muss.

      Eine Al-, Cu-Elektrolyse oder einen Stahlschrott einschmelzenden Ultra High Power Lichtbogenofen kann man nur mit einem Netz versorgen, an das sehr große Windparks und Solarparks angeschlossen sind. Möglichst in der Nähe des Standortes.

      Ein Beispiel aus einem Land, das viel besser für die Energiewende geeignet ist als Deutschland
      Die Emirates Global Aluminium in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) erzeugen in 2 Elektrolysen 2,3 Millionen t/a Al. Die Stromversorgung sichern zwei Kraftwerke mit insgesamt 5 GW. Die müssen durch Solarparks ersetzt werden. Der erste Schritt ist der Mohammed bin Rashid Al Maktoum Solar Park mit 5 GW und einem Kapazitätsfaktor von 24,6 % auf 77 km².

      Um die 5 GW Kraftwerke zu ersetzen, braucht man 3 dieser Giganten. Um alle Al-Elektrolysen, die von fossilen Kraftwerke und nicht von Wasserkraftwerke versorgt werden, mit Strom zu versorgen, braucht man 50 dieser Giganten. Eher mehr, da der Alu-Verbrauch zunehmen wird und in einigen Wasserkraftländern damit zu rechnen ist, das die Wasserkraft einbrechen wird. Zum Beispiel in Brasilien.

      Wasserentsalzungsanlagen in den MENA Staaten werden von ähnlichen Kraftwerksgiganten versorgt, z. B. die bei Dschidda. Auch da beginnt die Umstellung auf Solarparks.

      Weltweit hat nur Belgien schlechtere Ressourcen für die Nutzung erneuerbarer Energien als Deutschland. Absolutes Schlusslicht ist der Stadtstaat Singapur. Da fehlt es an Fläche.

      Es wird in den nächsten Jahrzehnten zu einem renewable pull kommen, der Verlagerung energieintensiver Produktionen in Länder mit günstigeren Energieressourcen bei höheren Kapazitätsfaktoren.

      Die energiearmen Staaten Europas, Deutschland ist nur der Ärmste, können das nur durch ein über Europa hinausgehendes Supergrid verhindern. Aktuell ist der Interkonnektor in Bau, der Griechenland mit der Levante, später mit Ägypten verbinden wird. Der Interkonnektor Spanien Marokko besteht ja bereits und wurde erst unlängst verstärkt.

      Es gibt eine Welt der Wünsche und eine Welt der Wirklichkeiten. Überleben wird Letztere. Trotz der Menschen, die Deutschland nur als eine Ansammlung von Kleingartenvereinen wahrnehmen.

      Mein Haus mit PV Dach, Wärmespeicher und Wärmepumpe, mein E-Auto/-E-Bike, mein Garten mit Selbstversorgung und sonst gibt es nichts auf dieser Welt.

      Gruss
      Luiz

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  12. Hallo zusammen,
    erstmal Danke für den Artikel und die Möglichkeit sich hier auszutauschen.
    Das hier ist eine kleine Überlegung, die ich in Bezug auf Kraftfahrzeuge in den Raum werfen möchte.
    1. Ich finde es super, das E-Autos effizienter sein sollen als jene mit Verbrennermotor. Allerdings deckt es nur den Teil des Problems ab der Betankung das Fahrzeugs ab.
    2. Ich vermute, dass man den Energieaufwand zur Gewinnung der einzelnen Kraftstoffe vor allem deshalb außer Acht lässt, weil es in Bezug auf Strom immer darauf ankommt wie jener hergestellt wurde. Kennt ihr dennoch irgendwelche Studien dazu? Das würde mich sehr freuen.
    3. Was ist mit der Herstellung der Motoren bzw. ihrer Tanks? Lithium-Ionen-Akkus sind leider nicht gerade umweltfreundlich in ihrer Herstellung. Auch wäre es interessant sich mal mit den Energiekosten der jeweiligen Herstellungsprozesse auseinander zu setzen. Habt ihr da etwas? Bzw. wäre es nicht vlt. sogar schlauer Wasserstoffautos zu bauen?
    Vielen lieben Dank
    Eure Nani

    Antworten
    • Hallo Nani,
      zu 1. Autos sind und bleiben ein umweltbelastender Luxusartikel, den sich nur ein sehr kleiner Teil der Menschheit leisten kann. Herstellung und Betrieb benötigen Energie, viel Energie. Im schlechtesten Fall ist alles fossile Energie die CO2 emittiert. Im besten Fall ist es reine Solarenergie ohne nennenswerte CO2-Emissionen. Von letzterem ist die Menschheit noch weit entfernt und verlässt erst zögerlich ersteres. E-Autos sind ein Schritt weg von der fossilen motorisierte Individualmobilität (MIV) hin zu einer potentiell THG-freien MIV. E-Autos retten aber nicht das Klima, sondern die MIV vor dem Klimaschutz.
      zu 2. der der Treibstoffherstellung zählt nicht nur die Energie die man aufwenden muss, sondern auch wieviel THG sie am Ende freisetzen. Wenn man Treibstoffe will die keine THG-Emissionen verursachen, dann ist bei faktisch begrenzter Verfügbarbeit „grüner“ Energie der Wirkungsgrad entscheidend.
      zu 3. Autos sind wie gesagt generell nicht die umweltfreundlichste Art der Mobilität. Fahrrad fahren und ÖPNV sind auf jeden Fall besser, aber eben nicht für jede Lebenssituation geeignet. Wenn aber Auto, dann E-Auto und auf keinen fall Wasserstoff oder ähnliche Experimente wie das hier beschriebene „Gumpert“-Auto, denn diese sind Energieverschwender weil bei der Herstellung des Treibstoffs viel zu viel Energie verloren geht und diese Verluste sich auch – thermodynamisch bedingt – nicht einfach reduzieren lassen. Ein reines Elektroauto ist um ein Vielfaches effizienter und man braucht deswegen auch deutlich weniger Ökostrom um es „grüner“ zu machen.
      Ich hab das in meinem Blog schon alles auseinander genommen //Wasserstoff wwwahnsinn//

      Antworten
      • Hallo Orinoco

        Der ÖPNV ist nicht zu allen Tageszeiten dem Auto überlegen. Nimm das Leergewicht der verwendeten Fahrzeuge und rechne dann aus, ab wie vielen Passagieren pro Fahrzeug es dem Auto überlegen ist. Zu oft wird diese Mindestzahl an Passagieren nicht erreicht.
        Ganz abgesehen von der Übertragung von Keimen. Das Minimum an Energie ist nicht das einzige Kriterium. Ich bin jedenfalls froh, dass ich nach vier bitteren Jahren wieder Rad fahren kann und nur wenige Tage im Monat Wochentags den ÖPNV nutzen muss. Zumindest in den Radlermonaten.

        Gruss
        Luiz

        Antworten
  13. Deine These: Elektroautos sind beim Primärenergieverbrauch effizienter als Verbrenner. Dadurch verkleinert sich das Tortenstück.

    So weit so richtig (abgesehen davon, dass man die deutlich höhere graue Energie durch die Akkus berücksichtigen muss, aber geschenkt).

    Das Beispiel mit der Elektromobilität ist leider extremes Cherry-Picking Die meisten Tortenstücke verkleinern sich schließlich nicht. Eine Wärmepumpe mit Jahresarbeitszahl 3 ist nicht effizienter als eine Gasheizung und weniger effizient als Fernwärme über KWK. Und der Wärmesektor macht rund die Hälfte der Primärenergie aus, Transport nur rund ein Fünftel.

    Auch beim Transport lässt sich nur bei Individualverkehr und Schienenverkehr durch direkte Verwertung elektrischer Energie sparen. Für den Frachtverkehr, Schiffsverkehr und Flugzeugverkehr musst du P2G oder P2L einsetzen mit unterirdischem Wirkungsgrad dank 2 Carnotschwellen.

    Einige der Tortenstücke werden also sogar größer als vorher. Das gilt auch schon dann, wenn du im Stromsektor Wasserstoff als saisonalen Speicher nutzt. Nur die direkte Nutzung von Strom ist vorteilhaft, also zum exakten Zeitpunkt der Erzeugung.

    Insbesondere bei der Prozesswärme mit rund einem Viertel der Primärenergie wird die Effizienz deutlich sinken. Wärmepumpen können Temperaturen von 200°C-2000°C nicht liefern. Das heißt du brauchst Lichtbogenöfen oder musst über Wasserstoff gehen – beides sehr verlustreich.

    Fazit: Du hast bei der Primärenergie durch Elektrisierung Effizienzgewinne, aber auch gegenläufige Effizienzverluste. Warum erwähnst du die Effizienzverluste nicht?

    Es würde mich wundern, wenn die Primärenergie nach Substitutionsprinzip um mehr als 10% gesenkt werden kann und selbst das muss man erst mal schaffen.

    Antworten
    • Hi Florian,

      ich habe das Transportbeispiel genommen, weil die meisten Menschen einen Bezug dazu haben und es sich am besten vorstellen können. Bei Wärmepumpen und Heizungen weiß z.B. kaum jemand im Kopf, wie viel m³ Erdgas er/sie so verbraucht,

      Eine Wärmepumpe liegt laut Herstellern bei einem Strombedarf von im Schnitt 35 kWh / m² . Der durchschnittliche Erdgasverbrauch liegt in Deutschland bei ca. 16 m³ / m² im Jahr (für Heizung und Warmwasser.) In einem Kubikmeter Erdgas sind 10,75 kWh Energie gebunden, macht 172 kWh pro m².

      Ja, bei der Prozesswärme ist nicht allzu viel zu holen, aber welches der Tortenstücke soll das denn größer machen? Der absolute Großteil davon wird einfach verbrannt, ohne dass für die Anwendung derartig hohe Temperaturen benötigt werden.

      Antworten
      • Du hast das Transportbeispiel genommen, ohne Flugzeuge, Schiffe und Frachtverkehr anzusprechen. Du hast also bewusst oder nicht Anwendungsfälle ausgeklammert, die größtenteils nicht direkt elektrisierbar sind.

        Sind die auch nicht anschaulich? Oder liegt es daran, dass in diesen Fällen die Effizienz sinkt statt zu steigen?

        Wenn du nicht pauschal davon ausgehst, dass auch Frachtverkehr, Schiffsverkehr und Flugverkehr direkt elektrisierbar sind (das sind sie nämlich nicht), schrumpft der „Transport-Kuchen“ vermutlich nur um wenige Prozent, wenn überhaupt.

        Eine Wärmepumpe hat eine Jahresarbeitszahl von rund 3. Das heißt du kannst mit einer kWh elektrisch 3 kWh thermisch erzeugen.

        Eine Gasheizung hat einen Wirkungsgrad von 90+%. Der Wirkungsgrad in thermischen Kraftwerken zur Stromerzeugung liegt hingegen nur bei rund 40% (GuD mal ausgenommen). Du hast hier also eine „virtuelle Jahresarbeitszahl“ von rund 2,2 wenn du Stromerzeugung und Heizung vergleichst.

        Wenn du jetzt noch die saisonale Speicherung des Stroms vom Sommer in den Winter über P2G einbeziehst, kannst du froh sein, wenn sich beim Heizen in der Primärenergiebetrachtung Effizienzverluste durch Effizienzgewinne ausgleichen lassen. Das wird sich vermutlich die Waage halten.

        Und bei der Prozesswärme kannst du wie gesagt Wärmepumpen gar nicht einsetzen. Das heißt du hast dort einen krassen Effizienzverlust. Wie gesagt, das sind ~25% der Primärenergie, die ordentlich anschwellen werden.

        Antworten
        • Es ist ein generell vernachlässigtes Problem, dass es unterschiedliche Schwierigkeitsgrade gibt Bereiche THG-neutral zu machen. Für ein paar Quadratmeter Garten kann ich statt einem benzingetriebenen, lärmenden Stinker auch einen Elektrorasenmäher kaufen und ihn mit Ökostrom betreiben. Aber ein Passagierflugzeug THG-neutral zu machen ist eine ganz andere Hausnummer und da ist es mit CO2-neutralem Treibstoff auch nicht getan, wie auch ein Quaschning zugibt. Da hilft nur Verzicht, aber das will keiner®™ hören. Nur ohne Verzicht wird es nicht gehen und da stellt sich wieder die soziale Frage: warum soll ich auf meinen Billig-Urlaubsflug verzichten, wenn ein Multimilliardär sich mal eben für den Gegenwert von zig Millionen aus Jux und Dollerei für ein paar Sekunden in den Weltraum schießen lässt? oder warum soll sich ein Afrikaner in einem sogen. 3.Welt-Land kein Verbrennermoped – das erste in seinem Leben – leisten, wo ich als westlich sozialisierter Wohlstandsbürger bereits seit Jahrzehnten Verbrennerauto gefahren bin? Autos als Mobilitätslösung für bald 8 Milliarden Menschen sind keine Option. Und Weltraumflüge die sich „jeder“ leisten kann auch nicht. Klima oder Klimaschutz Gesundbeten auch nicht. So oder so: das Dilemma „Klimaschutz“ bleibt, denn theoretisch machbar ist nicht gleich realistisch machbar.

          Antworten
          • Es spricht ja nix dagegen wenn man sagt wir müssen in Zukunft ordentlich verzichten, egal ob Mobilität, Strom oder Ernährung. Aber man muss das eben auch sagen.

            Hier im Artikel wird der Eindruck erweckt man könne alles lassen wie vorher und mal eben in den nächsten Jahren die verbleibenden 86 Prozent Primärenergie aus fossilen Brennstoffen und Biomasse ersetzen, nachdem wir für die einfachsten ersten 14 Prozent 20 Jahre und eine Pandemie gebraucht haben.

        • „Sind die auch nicht anschaulich? Oder liegt es daran, dass in diesen Fällen die Effizienz sinkt statt zu steigen?“

          Nein, es liegt daran, dass Flugverkehr (wie aus dem ersten Schaubild zu entnehmen) 1,9% der Emissionen verursacht, der Schiffsverkehr 1,7%, während der Straßenverkehr mit 11,9% 3,3 mal so viel Emissionen verursacht wie die beiden anderen zusammen.

          „Wenn du nicht pauschal davon ausgehst, dass auch Frachtverkehr, Schiffsverkehr und Flugverkehr direkt elektrisierbar sind (das sind sie nämlich nicht)“

          Für Einsparungen ist es nicht notwendig, dass alles elektrisierbar ist. Es wird gerade im Kurz- und Mittelstreckenbereich eine menge batterieelektrische Lösungen geben, z.B. für Fähren, LKW, Nutzfahrzeuge. Primär auf der Langstrecke kommen ineffizientere Systeme zum Einsatz (und beim Flugverkehr natürlich), aber da ist dann eben auch die Frage, ob dieser aufgrund des steigenden Preises Marktanteile an Schiene und Straße verliert. Wenn der Flug nach Barcelona nicht mehr 29, sondern 500 Euro kostet, gibt es auch weniger spontane Städtertrips dorthin.

          Wie kommst du zu der Annahme, die Energie für den Transport würde deswegen nicht sinken? Wie hast du denn bitte gerechnet?

          Was willst du mir mit der Gasheizung sagen? Ja, die hat einen Wirkungsgrad von 90%, aber sie verbraucht ja trotzdem viel mehr Primärenergie pro kWh thermischer Erzeugung als Wärmepumpen, die typischerweise eine Jahresarbeitszahl von 3 bis 5 haben.

          Ja, bei Prozesswärme ist das Einsparpotential geringer, aber auch die wird heute schon zu 27% nicht-fossil bereitgestellt. Das Fraunhofer-Institut (IWES) geht von 34% Einsparungen für den gesamten Wärmebedarf der Industrie aus: https://www.iee.fraunhofer.de/content/dam/iee/energiesystemtechnik/de/Dokumente/Veroeffentlichungen/2015/Interaktion_EEStrom_Waerme_Verkehr_Endbericht.pdf

          Antworten
        • Beim Verkehr in Deutschland ist der Anteil der CO2-Emissionen übrigens noch krasser:

          deutsche Fluggesellschaften: 9 Millionen Tonnen
          Schifffahrt von und nach Deutschland: 12,3 Millionen Tonnen CO2

          Deutsche Kraftfahrzeuge: 163,5 Millionen Tonnen CO2 (!)

          Das ist mehr als 7 mal so viel wie der komplette Rest.

          Antworten
          • „Für Einsparungen ist es nicht notwendig, dass alles elektrisierbar ist. Es wird gerade im Kurz- und Mittelstreckenbereich eine menge batterieelektrische Lösungen geben, z.B. für Fähren, LKW, Nutzfahrzeuge.“

            Batterieelektrisch ist ja super. Mir geht es um die Anwendungen, die nicht elektrisierbar sind oder wo das Elektrisieren keine Effizienzvorteile bietet. Das ist der größte Teil des Kuchens.

            „Was willst du mir mit der Gasheizung sagen? Ja, die hat einen Wirkungsgrad von 90%, aber sie verbraucht ja trotzdem viel mehr Primärenergie pro kWh thermischer Erzeugung als Wärmepumpen, die typischerweise eine Jahresarbeitszahl von 3 bis 5 haben.“

            Nein, das ist eben falsch. Wenn du die Primärenergie betrachtest, hast du auf die Stromerzeugung einen Faktor von 2,5 durch die Abwärme von thermischen Kraftwerken. Bei der Wärmeerzeugung fällt der Faktor für fossile Brennstoffe aber weg. Dieser Faktor entspricht ungefähr der Jahresarbeitszahl von Wärmepumpen, insbesondere wenn du saisonale Speicherung berücksichtigst.

            „Ja, bei Prozesswärme ist das Einsparpotential geringer“

            Bei Hochtemperatur-Prozesswärme kannst du keine Wärmepumpen verwenden. Das heißt du hast einen unterirdischen Wirkungsgrad bei der Wärmerzeugung. Das heißt die Primärenergie steigt.

            Wenn du mal im Eurostat schaust, bekommst du für Verkehr folgende CO2-Emissionen als Anteil vom Gesamtausstoß:

            0.09% Eisenbahn
            0.13% Sonstige
            0.14% Motorräder
            1.14% Nutzfahrzeuge
            3.22% Flugverkehr
            3.49% Schiffsverkehr
            4.73% LKW & Busse
            9.82% PKW

            Dabei sind sowohl Deutschlands internationaler Flugverkehr berücksichtigt (anders als bei deinen Zahlen vermutlich) und auch Deutschlands internationaler Frachtverkehr als deutscher Anteil von den EU-Gesamtemissionen für Bunker Fuel (um das Tricksen mit dem Bunkern in Rotterdam und Antwerpen zu neutralisieren)

            Du konzentrierst dich auf die rund 10% PKW und Eisenbahn und sagst das ist alles zu 100% elektrisierbar. Mag sein, in einer perfekten Welt. Aber was ist mit den restlichen 13% im Transportsektor? Was ist mit den anderen Sektoren, insbesondere Wärme?

            Wenn du hier faktenbasiert aufzeigen willst, wo die Energie in Zukunft herkommen soll, dann reicht es nicht einen winzigen Teil zu betrachten, wo es besonders gut läuft und dann zu sagen der Rest geht analog. Das nennt man Cherry-Picking.

        • „Mir geht es um die Anwendungen, die nicht elektrisierbar sind oder wo das Elektrisieren keine Effizienzvorteile bietet. Das ist der größte Teil des Kuchens.“

          Nein. Du behauptest das jetzt zum dritten mal, bleibst den Beleg dafür aber schuldig und bist auf Stahl-Produktion fixiert. Bitte guck dir noch mal das Schaubild ganz oben an, Iron & Steel macht da 7,2% aus, Aviation 1,9% und Shipping 1,7%. Das sind zusammen 10,8 von 73,2%.
          Nach welchen Gesetzen der Mathematik ist das der größte Teil des Kuchens?

          „Nein, das ist eben falsch. Wenn du die Primärenergie betrachtest, hast du auf die Stromerzeugung einen Faktor von 2,5 durch die Abwärme von thermischen Kraftwerken.“

          ?? Wieso rechnest du so, als würden alle Wärmepumpen des Landes zu 100% mit thermischen Kraftwerken betrieben? Ja, das gibt dann einen schlechten Wert, aber das ist ja auch nicht der Plan, den ich hier skizziere. Eine Wärmepumpe, die direkt mir EE-Strom oder Batteriespeichern in Eigenheimen betrieben wird, verbraucht deutlich weniger Primärenergie als eine Gasheizung.

          „Bei Hochtemperatur-Prozesswärme kannst du keine Wärmepumpen verwenden.“

          Ja, danke Captain Obvious, habe ich aber auch nie behauptet. Deswegen habe ich dich um ein Rechenbeispiel gebeten, wie viel das gemessen am Gesamtbedarf ausmacht. Die bleibst du schuldig.

          „Du konzentrierst dich auf die rund 10% PKW und Eisenbahn und sagst das ist alles zu 100% elektrisierbar.“

          Nein, ich konzentriere mich da auf den Straßenverkehr. Der macht weltweit 12% und in deinem Beispiel sogar 15% aus. Es sei denn, in deiner Welt fahren LKW und Busse nicht auf der Straße…

          Wieso rechnest du Busse aus dem Wert raus? Busse kann man hervorragend elektrifizieren und genau das passiert auch gerade. Ebenso LKW auf Kurz- und Mittelstrecke.

          „Das nennt man Cherry-Picking.“

          Nein, Cherry-Picking wäre, wenn ich den PKW-Sektor nähme, die dort möglichen 70% Einsparungen nehme und das dann auf alle anderen Sektoren hochrechnen würde. Genau das tue ich aber nicht. Der PKW-Sektor ist ja nur ein Beispiel, weil es leicht verständlich ist, aber am Ende nutze ich als Basis der Gesamtrechnung einen deutlich höheren Energiebedarf als ich benötigen würde, wenn alle Sektoren so viel einsparen könnten wie PKW.

          Du machst hingegen das Gegenteil von Cherry-Picking. Du ignorierst die Gesamtwerte aus der Studie, die ja bereits alle Sektoren zusammengerechnet hat und argumentierst anhand eines einzelnen, eher schlechten Wertes, dass das gar nicht ginge.

          Antworten
          • „Nein, Cherry-Picking wäre, wenn ich den PKW-Sektor nähme, die dort möglichen 70% Einsparungen nehme und das dann auf alle anderen Sektoren hochrechnen würde. Genau das tue ich aber nicht.“

            Genau so klingt das in deinem Artikel. Du implizierst man könne überall bei der Primärenergie genauso viel sparen wie bei der E-Mobilität. Das ist schließlich das einzige Beispiel, das du betrachtest. Es wird auch nicht relativiert. Alles easy peasy…

            „Nein. Du behauptest das jetzt zum dritten mal, bleibst den Beleg dafür aber schuldig und bist auf Stahl-Produktion fixiert.“

            Nein, es geht um den gesamten Wärmesektor, nicht nur Prozesswärme. Hochtemperatur-Prozesswärme ist nur besonders ineffizient bei der Elektrisierung. Aber auch bei der Niedertemperaturwärme wird sich der Primärenergieverbrauch nicht bewegen, außer durch Modernisierung von besonders alten und ineffizienten Heizungen.

            Ich hab dir jetzt schon 2 Mal zu erklären versucht, dass die Abwärme nur im Stromsektor eine Rolle spielt, nicht im Wärmesektor. Ich verstehe nicht, was daran kontrovers sein soll. Im Wärmesektor gibt es bei fossilen Brennstoffen keine Abwärme. Das ist alles Nutzwärme. Entsprechend zählt auch die Primärenergie zu 100%.

            „Wieso rechnest du so, als würden alle Wärmepumpen des Landes zu 100% mit thermischen Kraftwerken betrieben?“

            Es geht nicht um thermische Kraftwerke. Es geht darum, dass es im Wärmesektor keine Abwärme gibt anders als bei thermischen Kraftwerken in der Stromproduktion.

            Du willst im Niedrigtemperaturbereich fossile Brennstoffe durch Wärmepumpen ersetzen. Das heißt du musst schauen wie viel der bisherigen Primärenergie du ersetzen musst. Der Faktor dafür ist ungefähr 1 – nicht 3. Das heißt der Primärenergieverbrauch bleibt konstant.

            „Bitte guck dir noch mal das Schaubild ganz oben an, Iron & Steel macht da 7,2% aus, Aviation 1,9% und Shipping 1,7%. Das sind zusammen 10,8 von 73,2%.“

            Du kannst doch nicht den Primärenergieverbrauch global 1 zu 1 auf Deutschland übertragen. Wir sind ein Industrieland, gottverdammt…

            „viel das gemessen am Gesamtbedarf ausmacht. Die bleibst du schuldig.“

            Die Prozesswärme insgesamt macht in Deutschland rund 26% der Primärenergie aus. Davon fallen rund 10% auf einem Temperaturniveau von unter 100°C an. Das lässt sich mit Wärmepumpen bestreiten.

            Der Rest, also rund 23% der gesamten Primärenergie lässt sich nicht mit Wärmepumpen realisieren, wird also zu einem höheren Primärenergieverbrauch führen. Setze zum Beispiel den Wirkungsgrad von Wasserstoff per Elektrolyse an.

            Für die saisonale Speicherung im Stromsektor sinkt der Wirkungsgrad nochmal wegen der Wiederverstromung.

            Für nicht elektrisierbaren Frachtverkehr, Flugverkehr und Schiffsverkehr sinkt der Wirkungsgrad nochmal deutlich wegen der Umwandlung zu Synthfuels.

            Das kann man alles recherchieren, wenn man nur will…

          • Schade, dass du konstruktive Kritik so abtust und auf meinen letzten Kommentar gar nicht mehr reagierst.

            Ich hatte gehofft wir könnten auf Sachebene kommunizieren, aber das ist bei so einem geladenen Thema vielleicht zu viel verlangt.

        • „Hier im Artikel wird der Eindruck erweckt man könne alles lassen wie vorher“

          Nein, das ist Teil 1 von 6. Was wir so lassen können und was nicht, ist hier doch gar nicht behandelt. Es geht hier um die Frage, ob 100% Erneuerbar in 10 Jahren möglich wäre

          Hier steht nirgends, dass danach alle Produkte und Dienstleistungen so erschwinglich wären wie heute.

          Wäre schön, wenn du das kritisieren würdest, was hier steht, und nicht das, was du dir denkst.

          Antworten
  14. Erstmal an den Autor: Coole Seite. Sehr schöne Erläuterungen mit vielen Quellenangaben.

    Zu ÖPNV vs. Auto vs. Fahrrad.

    Das Umweltbundesamt hat eine Auflistung des CO2 Ausstoßes der verschiedenen Verkehrsmittel. Dabei bezieht sich der CO2 Ausstoß bei der Bahn auf den aktuellen Verkehrsmix. Die Zahlen von 2019 jeweils pro Personen-km
    Stadtbahn/U-Bahn 54g
    Linienbus 83g
    Eisenbahn (Nahverkehr) 54g
    Eisenbahn (Fernverkehr) 29g

    Ich fahre einen VW E-Up. Der verbraucht im Jahresmittel 13,5 kWh/100km nimmt man 400g/kWh im Strommix an, komme ich auf 54g pro km. Das heißt, dass ich wenn ich alleine mit der Karre fahre genauso viel Energie benötige, wie eine Straßenbahn in der mittleren Auslastung. Fahre ich mit zwei oder gar drei Leuten, bin ich viel energiesparender unterwegs als mit dem ÖPNV. Nämlich mit 27 bzw 18g CO2/Pkm. Auf Langstreckenfahrten möchte ich so selten wie möglich nachladen und fahre Tempomat 105. Damit komme ich auf 10kWh/100km und dementsprechend 40g/km. Da ich Langstrecke meistens mit unserer Familie fahre sind wir zu dritt und kommen auf 13,3g/Pkm. Da kommt selbst die Bahn auf Langstrecke nicht ran.

    Und jetzt kommt das was mich selbst überrascht hat. Der Vergleich mit dem Fahrrad. Es gibt eine Tabelle um Tätigkeiten zu vergleichen. 1MET = 1kcal/kg/h. Der Ruhebedarf beim Sitzen ist 1,5 MET und Fahrradfahren mit 20km/h benötigt 10 MET. Also ist der Mehrbedarf für das Fahrradfahren 8,5 MET. Ein „Standardmann“ mit 75kg benötigt also 637,5kcal mehr beim Radfahren als auf der Couch. Gehen wir von einer Strecke von 100km aus, dann sind das 3187,5 kcal/100km oder umgerechnet 3,7kWh/100km. Vergleiche ich das jetzt mit meinem Beispiel von meiner Labgstrecke mit 10kWh/100km und 3 Personen, bin ich mit dem E-Auto ca. 4 Mal so schnell unterwegs und verbrauch sogar weniger Energie als würden alle 3 Personen die 100km radeln.

    Jetzt kommt noch der Flächenbedarf dazu. Mein E-Up hat ein Jahresenergiebedarf von 1.890kWh bei 14.000km. Die kann man mit ca. 20qm Dachfläche bilanziell bedienen. Wieviel ZUSÄTZLICHE Ackerfläche würde man benötigen, wenn man die 14.000km mit dem Rad zurückliegt? Das ist nicht so ganz einfach zu beantworten. Aber betrachten wir es mal vereinfacht. Das wären zusätzliche 446.250 kcal. Ein ha liefert ca. 9 Weizen / Jahr. 1kg Weizen. hat ca. 3.400kcal also ca. 3.060kcal pro qm. Wir benötigen also 145qm zusätzlich. Und dass nur, wenn man sich ausschließlich von Weizen ernährt. Da sind die 8qm Stellfläche aber locker drin.

    Ich will nicht das E-Auto glorifizieren, nur darauf hinweisen, dass selbst dieser Vergleich nicht so eindeutig ausfällt. Mir ist klar, dass das Fahrzeug viel mehr Ressourcen für die Produktion benötigt als ein Fahrrad.

    Ich denke dass Nachhaltigste wäre Mobilität vermeiden, wo es nur geht.

    Farnsworth

    Antworten
    • Hallo Farnsworth

      Origineller Gedanke, den Energieverbrauch beim Radfahren auf den Flächenbedarf für Getreide umzurechnen. 9 t/a Weizen wurde aber nur auf guten Standorten erreicht, der Durchschnitt lag 2021 bei 7,8 t/a. 2018 war er noch schlechter.

      Ich würde diesen Energieverbrauch für Bewegung als Mindestwert ansehen, um gesund zu bleiben.

      Der Wirkungsgrad der Photosynthese war bei ihrer Einführung deutlich höher, inzwischen ist er bei 3 % und damit dem Wirkungsgrad von PV weit unterlegen. Bei Böden mit geringer Bodenwertzahl ist die PV die beste Alternative für einen Landbesitzer. Wie bei den Solarparks in Brandenburg. Ich kenne die Flächen noch als Äcker vom Radeln. Die eine Fläche im Oderbruch war zum Schluss nur noch Wiese.

      Im Endeffekt ist bei Agro PV die Ernte das Zubrot, den Ertrag erwirtschaftet vor allem der PV Strom. Immer noch besser als ein Energiepflanzenacker, dessen Wirkungsgrad nur dadurch leicht erhöht ist, das die ganzen Pflanzen im Biogasreaktor landen.

      Gruss
      Luiz

      Antworten
    • Es fehlt noch eine Betrachtung für Pedelecs, die elektrische, Resourcen- und Platz-Effizienz plus persönliche Fitness kombinieren. Da kommt man bei mäßiger körperlicher Anstrengung mit einer halben kWh fast 50km. Das dürfte schwer zu toppen sein.

      Ja, Mobilität vermeiden ist sicher sinnvoll. Ich habe mir schon vor Jahrzehnten angewöhnt Wege zusammenzulegen, ganz unabhängig von dem Verkehrsmittel. Das erfordert eben mehr Planung.
      Es ist ähnlich wie beim Konsum: immer die Frage stellen „Brauche ich das jetzt wirklich?“

      Davon abgesehen ist es eben auch eine Frage der Lebensumstände und soziomobiler Altlasten welches Verkehrsmittel die bessere Wahl ist. Wer in der Stadt wohnt tut sich mit Fahrrad und Anhänger wesentlich leichter, zahlt dafür aber u.U. eine deutlich höhere Miete. Auf dem Land dagegen ist ein Auto häufig ohne reelle Alternative, dafür hat man meist Platz und Stromanschluß in der Garage für ein E-Auto. Und wer durch Familienbande Verwandte und Angehörige rund um den Globus hat, für den wird es schwierig auf’s Fliegen zu verzichten bzw. nur unter erheblicher sozialer Kastration.
      Aber grundsätzlich kann jeder etwas tun, aber eben alles im Rahmen eines Optimierungsprozesses. Und da braucht es eben auch Planung und Bildung.

      Antworten
      • Natürlich ist das immer von den eigenen Lebensumständen abhängig. Ich behaupte mal frech, dass der alleinstehende, in der Stadt wohnende, Single es ziemlich leicht haben wird zu sagen: „Ich brauche gar kein Auto!“ Wenn der Weg etwas länger dauert, was soll’s? Wartet ja keiner zu Hause.

        Wenn Partner oder Kinder ins Spiel kommen, wird es schon schwieriger. Vor allem, wenn es dann Kind-bedingte Termine in Kita oder Schule gibt, zu denen man antanzen muss. Dann nervt es evtl. doch ziemlich, wenn man statt 30 Minuten mit dem Auto auf einmal 60 Minuten ÖPNV oder Fahrrad fahren muss. Zumal man beim ÖPNV doch eher öfter als selten böse Überraschungen erlebt. (Zug fällt auf, Bus kommt zu spät und man verpasst den Anschluss,…) Als Studi war mir das egal. Wenn andere auf einen warten artet das in Stress aus.

        Ich hatte vorher schon einen Hybrid-Kombi und habe den jetzt bewusst gegen einen Kleinstwagen eingetauscht. Erstmal brauchen wir keinen Kinderwagen mehr und zweitens finde ich so einen kleinen Wagen im städtischen Umfeld viel praktischer.

        Als Zweitwagen haben wir einen Twizy, der für diesen Zweck auch völlig ausreicht. Der nimmt noch weniger Platz weg und macht auch noch Spaß.

        Klar, ein Pedelec dürfte um einiges effizienter sein.

        Das Problem bei der E-Mobilität ist, dass viele Leute viel zu sehr auf die Reichweite schielen, weil sie diese eine Urlaubsfahrt im Jahr im Kopf haben, die sie aus irgendeinem Grund unbedingt mit einer Akkuladung schaffen wollen. Deswegen werden die Akkus immer größer. Man sollte eher nüchtern drangehen und sich fragen, wie oft man wirklich weite Strecken fährt. Ich stand mit meinem E-Up jetzt in einem Jahr 6 mal unterwegs an einer Schnellladesäule. Ich finde, dass das den Braten nicht fett macht. Dafür muss ich ja sonst keine Umwege mehr zur Tankstelle fahren.

        Wichtig wäre der Aufbau der Infrastruktur für Leute, die keine eigene Lademöglichkeit zu Hause haben, so dass sie im Umfeld von 300m gleich mehrere Ladesäulen finden, die idealerweise auch nicht von Verbrennern zugeparkt werden.

        Ich kann nur sagen: Ich werde garantiert nie wieder zum Verbrenner zurückkehren. Der Fahrkomfort ist so viel höher (leise, durchzugsstark, keine Gangwechsel, zu Hause oder wo man parkt „tanken“), dass ich nichts vermisse. Und der Wagen verbraucht ungefähr nur ein Drittel an Energie wie der Hybrid und die Hälfte davon wird heute schon regenerativ erzeugt.

        Farnsworth

        Antworten
        • „Der Fahrkomfort ist so viel höher (leise, durchzugsstark, keine Gangwechsel, zu Hause oder wo man parkt „tanken“), dass ich nichts vermisse.“

          Der einzige Grund, an den Verbrennerautos zu kleben, ist der reichhaltige Gebrauchtwagenmarkt, den es für E-Autos noch nicht gibt. Das E-Auto hat noch einige Probleme? Hatten die Verbrennerautos in ihren ersten Jahrzehnten auch.

          Die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert war reich an Explosionen und anderen Ereignissen. Die erprobten Technologien von heute waren nicht immer so handzahm. Da Technikgeschichte kaum jemand interessiert, ist das faktisch unbekannt.

          Gruss
          Luiz

          Antworten
        • Ich habe so ziemlich die gleichen Erfahrungen mit meinem e-Golf gemacht, dessen Reichweite und Ladegeschwindigkeit jetzt auch nicht so berauschend sind, gemessen an dem was aktuell so verfügbar ist. Ja, mein Gott, dann muss ich eventuell mal eine Ladepause mit einplanen, die man dank mobilem Internet aber auch produktiv nutzen kann.
          Auf meine Lebensumstände angewandt war das eine meiner besten Investitionen, das beste Auto sowieso. Und Dank nachträglich eingebautem Inverter habe ich immer 230V~ 3000W peak, 1400W Dauerleistung dabei, und zu Hause immer eine Notstromversorgung. An die vielseitige Nutzbarkeit von Batteriestrom aus dem E-Auto wird noch viel zu wenig gedacht. Dabei kann man auch dort THG-Emissionen einsparen indem 2-Takt-Verbrenner durch Elektrogeräte ersetzt werden.

          Antworten
  15. Sehr interessante Seiten. Trotzdem zwei Kritikpunkte:

    1. Meines Erachtens sollte man mit rhetorischen Mitteln etwas sparsamer umgehen. Leute der eigenen Bubble finden das erfahrungsgemäß zwar toll, aber diese Seiten richten sich ja offensichtlich an Skeptiker. Und die reagieren – nicht überraschend – inzwischen etwas gereizt auf diese Ist-doch-alles-ganz-einfach-Sprache. Übrigens würde ich auch zögern, auf Quaschning zu verweisen, vor allem seit er sich in seinem Youtube-Podcast mit pseudowissenschaftlichen Argumenten zur Gender-Idiotie bekannt hat. Von der unnötigen Anbiederung an FFF mal abgesehen. Wenn man sich an die Skeptiker richtet, sollte man einen ernsthaften und neutralen Stil bevorzugen. Mache ich in Diskussionen mit Skeptikern auch so.

    2. Ein Argument der Klimaskeptiker wird in dieser Reihe offenbar nicht behandelt, und das ist sogar ein berechtigtes: Wie schafft man es, die Weltgemeinschaft von einschneidenden Maßnahmen zu überzeugen? Mit gutem Beispiel vorangehen, ist natürlich nicht verkehrt, aber das wird wahrscheinlich nicht reichen. Deshalb werden wohl grundsätzliche Zweifel an der Sinnhaftigkeit einer Energiewende bleiben.

    Antworten
    • Danke für das Feedback.

      Die rhetorischen Mittel sind allerdings nicht dazu gedacht, Skeptiker zu überzeugen, sondern um mit der Materie überhaupt nicht vertraute überhaupt erst mal damit in Berührung zu bringen. Das Thema ist nüchtern betrachtet das wichtigste überhaupt, trotzdem kennt kaum jemand auch nur die Grundlagen dazu. Da möchte ich mit dieser Reihe ansetzen. Diskussionen dazu, ob Quaschning richtig liegt oder nicht, finden dann so oder so statt und sind eher das Ziel der ganzen Sache 😉

      „Wie schafft man es, die Weltgemeinschaft von einschneidenden Maßnahmen zu überzeugen?“

      Nun, die Energiewende ist ja kein deutsches, sondern ein weltweites Projekt. Die meisten hier hergestellten Windkraftanlagen werden ins Ausland exportiert.

      Antworten
      • „Nun, die Energiewende ist ja kein deutsches, sondern ein weltweites Projekt. Die meisten hier hergestellten Windkraftanlagen werden ins Ausland exportiert.“

        Das soll die Antwort auf die Frage sein

        „Wie schafft man es, die Weltgemeinschaft von einschneidenden Maßnahmen zu überzeugen? “

        Eigentlich geht es um Wechsel vom Kraftwerkssystem zum System mit Windturbinen, Solaranlagen und Speichern

        Die eigentliche Frage lautet also

        Wie schafft man es, die Menschen in anderen Nationen vom Nutzen des Systemwechsels zu überzeugen?

        Das neue System zur Stromversorgung muss die gleiche Versorgungssicherheit zu vergleichbaren besser niedrigeren Preisen und Betriebs- und Investitionskosten bieten.

        Die Standortqualität für Windturbinen und Solarparks sind in den meisten kritischen Ländern der Erde besser bis deutlich besser als in Deutschland, sodass mit einem höheren bis deutlich höheren Jahresstromertrag zu rechnen ist. Das ist eine gute Basis.

        Wie schafft man es, die Stromversorgung in jeder der 8760 h des Jahres zu sichern? Ist der time shift von Windstromüberschuss und Solarstromüberschuss in die Nacht und die kurzen Tage möglich und wirtschaftlich?

        Deutschland ist wie auch die anderen mittel- und nordeuropäischen Staaten ein Land mit ausgeprägter Saisonalität. Nur in solchen Ländern ist ein saisonaler time shift notwendig, in dem 14 und mehr Tage überbrückt werden müssen. In den meisten anderen Ländern ist der maximale time shift deutlich geringer.

        Eine time von 14 Tagen und mehr, den ganzen Stromverbrauch, wie soll das gehen?

        Die bereits vorhandenen Kapazität unterirdischer Speicher, die auch noch weiter ausgebaut werden kann, reicht aus.

        Bleibt die letzte Verteidigungslinie der Skeptiker. Die Speicherverfahren, die für eine Langzeitspeicherung geeignet sind und deren zu niedrige round trip efficiency (power → energy storage → power).

        Vor Jahren war ich sehr besorgt, seit 2020 nur noch besorgt und inzwischen bin ich tiefentspannt.

        Die Kreativität der Elektrochemiker und Verfahrenstechniker sollte man nicht unterschätzen. Da dieser Teil noch nicht erschienen ist, werde ich dem Verfasser nicht vorgreifen.

        PS: Wir wären wesentlich weiter, wenn die Protagonisten nicht so viele Dummheiten in der Kommunikation gemacht hätten. Man muss sich immer darüber klar sein, das die Empfänger eine Aussage ganz anders interpretieren als der Sender

        Beispiele

        1. Wir brauchen keine Kraftwerke

        Das wird interpretiert als das neue System kann die Versorgung nicht sichern.

        Bessere Aussage

        Ein Startup, das virtuelle Kraftwerke entwickelt, heisst Next-Kraftwerke

        2. Wir brauchen keine Grundlast-Kraftwerke

        Das wird interpretiert als wir können keine Versorgungssicherheit der Grundlast bieten. In ähnliche Richtung wird das Demand Side Management interpretiert

        3. Wir brauchen nur ganz wenige Speicher und der notwendige time shift ist gering

        kommt an als die Speicher sind zu teuer und sind die Schwachstelle des neuen Stromsystems

        Gruss
        Luiz

        Antworten
  16. Wie umfassend wird die Reihe eigentlich werden? Es gibt ja noch einige Herausforderungen wie Gebäudedämmung (Umgang mit Altbauten), Ersatz von Zement durch andere Baustoffe, Umstrukturierung der Landwirtschaft (Wiedervernässung von Mooren, Wiederaufforstung), Entfossilierung von Frachtverkehr, Luftfahrt usw.

    Antworten
  17. Ich kann nur aus meiner Erfahrung berichten, dass sich viele Leute vom Tonfall der medialen Vermittlung abgeschreckt fühlen. Das ist einfach ein Punkt, den man berücksichtigen sollte.

    Nochmal zu Quaschning: Ich habe das nicht ohne Grund unter Rhetorik einsortiert, auch wenn es nicht 100%ig passt (was ich gekennzeichnet habe). Es geht mir um seine abschreckende Außenwirkung. Einmal durch Gendersprech. Ansonsten ganz allgemein das Auftreten von FFF (kann ich bei Bedarf weiter ausführen).

    Zum zweiten Punkt (Anteil Deutschlands an weltweiten Emissionen): Ich finde es eigentlich okay, dass hier nicht jedes Thema behandelt werden kann, und hier stehen ja technische Ansätze im Mittelpunkt. Die internationalen politischen Verhandlungen sind eine andere Baustelle. Allerdings unter Skeptikern eben ein extrem wichtiges Argument – das im Gegensatz zu deren sonstigen Argumenten durchaus intensiver behandelt werden müsste. Wie will man gewährleisten, dass alle Nationen ihre Verpflichtungen auch einhalten?

    Antworten
    • Ja, viele Leute sind von der medialen Vermittlung eines Themas abgeschreckt. Beim Thema Energiewende ist das wohl der bislang eher sehr trockene, zahlenfokussierte Ton, der für die meisten Menschen einfach sehr schnell ermüdend wird. Ist ja nicht so, dass ich hier irgendwas neues erzähle, dennoch wissen die wenigsten davon. Deswegen nutze ich hier ganz bewusst eine andere Rhetorik – die bisherige hat sich ja leider nicht bewährt.

      Ich verweise ja auf Quaschnings Forschungsarbeit, nicht auf seine Ansichten zum Gendern. Wessen Arbeit würdest du denn in dieser Hinsicht bevorzugen?

      Antworten
    • Entscheidend sind nur drei Gruppen von Skeptikern. Die skeptischen Verantwortlichen im bestehenden Energieversorgungssystem und die Skeptiker in den energieintensiven Industrien die beide über Investitionen entscheiden und die Skeptiker unter den Politikern, die die Gesetzgebung beeinflussen.

      Die größten Skeptiker sind im Bereich Öl und Gas. Im Grunde genommen geht es um die Aufgabe, wie schafft man den Übergang zu dem tragfähigen Geschäftsmodell.

      Da gibt es die, die weiterhin nur im Bereich Öl und Gas investieren und die zweite Gruppe, die sich in Wind- Solar und Speicher investieren. Bei einigen ist das sicherlich nur greenwashing, bei anderen nicht.

      Wer erinnert sich noch daran, wie Oersted früher hiess.

      Gruss
      Luiz

      Antworten
  18. Richtig geil erklärt. Ich muss das erst einmal auswendig lernen! Wenn demnächst mir mal wieder jemand mit den üblichen Nonsens-Argumenten kommt, dann BÄÄMM!

    Danke auch dafür, dass du den wichtigen Punkt mit der fehlenden Diskussion um das WIE ansprichst. Die traditionellen Medien scheinen nur noch wie Roboter möglichste viel Content mit möglichst viel Reichweite produzieren zu wollen, oder müssen?
    Deswegen habe ich gleich mal ein paar EUROs überwiesen. Vielleicht ist das ja die Zukunft für guten Journalismus und gute Musik etc., wenn man den Menschen direkt einen Lohn gibt.

    Antworten
  19. Pingback: VGZ 1 – Leuhton
  20. Hallo. Mich würde interessieren, was Sie zu den für die Elektro-Autos benötigten Rohstoffen wie Lithium, Kobalt, Graphit und deren Abbau sagen im Gegensatz zum Abbau von Rohstoffen wie Kohle, Erdgas oder Uran, Thorium etc für die Energiegewinnung? Warum wird bei zweiteren der Abbau so problematisch gesehen im Gegensatz zu den für die Akkus benötigten Rohstoffen? Liegt das an der Menge natürlichen Vorkommen oder energiebilanz oder Risiken beim Abbau? Danke.

    Antworten
    • Vorweg: Elektroautos und jede Form von Konsum ist und bleibt immer umweltbelastend. Von daher besteht ein Minimierungsgebot und man muss sich fragen was ist das kleinere Übel ist und wie nachhaltige Mobilität für bald 8 Milliarden Menschen aussehen kann.

      Ansonsten: der große Unterschied zwischen den genannten Rohstoffen für Elektroautos und Verbrennern ist der, dass erstere ziemlich problemlos recycelt werden können, während es sich bei letzteren um Ver-brauchsmaterialien handelt, deren Endprodukte in die Umwelt gepustet werden, dort Schäden anrichten und eben nicht einfach wieder wiederverwendet werden können (was übrigens zu 50% auch für das Platin im Katalysator gilt; Atommüll ist noch ein gesondertes Problem, aber auch nicht recycelbar). Der Rohstoff-Ver-brauch ist beim Elektroauto signifikant geringer (selbst wenn der Strom aus Kohlekraftwerken kommt, was er nicht sollte, aber der korrupten Politik es an entsprechendem Willen zur Abschaffung fehlt)

      Des weiteren werden die für Elektroautos genannten Rohstoffe nicht nur in Elektroautos verwendet sondern in praktisch allen Elektronikprodukten der menschlichen Zivilisation und das nicht erst seit gestern. Darüber hat sich noch niemand®™ sonderlich aufgeregt, aber beim Elektroauto soll es auf einmal furchtbar schlimm sein, bis hin zu Kinderarbeitsvorwürfen, die beim Elektroauto bäh sich, aber beim alle zwei Jahre neu gekauften Smartphone, dem Laptop, dem Akkuschrauber usw. nie problematisiert wurden. Und auch die Ver-schwendung und der Ver-brauch der Ver-brennerrohstoffe wurde und wird so behandelt als sei es das natürlichste auf der Welt, quasi ein Grundrecht und Naturgesetz, dass der Mensch das macht. Also mal schön die Kirche im Dorf lassen und nicht mir Steinen werfen, wenn man selbst im Glashaus sitzt.

      Antworten
  21. Endlich nimmt sich dem mal jemand an, DANKE!
    Mein lieblingsbeispiel ist immer der persönliche Flug, bzw Fliegen allgemein.
    Der CO2 Ausstoß des gesamten vom deutschen Boden ausgehenden Flugverkehrs liegt bei ca. 22 Mio Tonnen.
    Das größte deutsche Braunkohlekraftwerk emittiert ca 33 Mio Tonnen. Eins! Ich fliege selbst kaum, aber der Zeigefinger auf den Flugscham entlastet nur die Politik und hilft niemandem.

    Antworten
  22. Vielen Dank für die gut verständliche Aufarbeitung des Themas, welches einer Vertiefung der 3Sat Sendung Scobel – Energie Komplex entspricht!

    Mein einziger Kritikpunkt ist in den Kommentaren schon mehrfach angesprochen worden, nämlich die Begrenzung auf den PKW beim Vergleich von Verbrenner zu Stromer. Mir war allerdings nicht klar, dass der Energieverbrauch für PKW höher ist, als für den Schwerlastverkehr.

    Was mich brennend (pardon the pun) interessieren würde ist ein Vergleich der Effizienz, von der Erzeugung des grünen Stroms bis zum gefahrenen km oder 100km, bei folgenden Energieträgern:

    Akku
    Oberleitung
    Wasserstoffverbrenner, bzw. -brennstoffzelle
    Methanverbrenner, bzw. -brennstoffzelle
    Methanolverbrenner, bzw. -brennstoffzelle
    Ammoniakverbrenner, bzw. -brennstoffzelle

    Das weiß doch sicher jemand aus der Runde?

    Gruß
    Mirco

    Antworten
  23. Hallo in die Runde,

    zunächst von mir ein Dank an den Autor für die Lektüre. Beim Lesen bin ich an einigen Textstellen ins Stocken geraten und möchte dazu Fragen stellen:

    1. Zitat: „Nun sind wir ja pfiffige kleine Homo Sapiens und können daher Sachen erwärmen und bewegen, ohne dabei prähistorische Pflanzen (Erdöl, Erdgas und Kohle) zu verbrennen, z.B. mit Wärmepumpen, Fernwärme“
    Beim aktuellen Strommix in D. sind Wärmepumpen alles andere als Klimaneutral. Luftwärmepumpen haben im Mittel eine Arbeitszahl von 2,5 (1kWh Strom = 2,5 kWh Wärme). Dabei nicht betrachtet die Tatsache, das bei Niedrigenergiehäusern der Wamwasseranteil bei 30% und mehr liegt und dieser über den Direktelektrischen Heizstab (Arbeitszahl 1) gedeckt werden muss. Das führt dann oft bei frischgebackenen Hausbesitzern zu Verdruss, Verwunderung und Unverständnis über die Stromrechnung, weil man doch eine Wärmepumpe hat und die doch mit kostenloser Umweltwärme heizt. In diesem Zusammenhang sei aber auch auf das politische Versagen hingewiesen. Das ganze wäre weniger ärgerlich, wenn der Strompreis nicht so wäre wie er ist. Denn am Ende sind Wärmepumpen ein Teil der Sektorenkopplung, jedoch auf dem Rücken und Geldbeutel des Endverbrauchers.
    Zum Thema Fernwärme: diese wird im nahegelegenen und erdgasbefeuerten Blockheizkraftwerk um die Ecke erzeugt und bleibt ein fossiles Produkt. Das es einigen Stadtwerken trotzdem gelingt, dieses Produkt grün anzumalen und Primärenergiefaktoren unter 1 bis hin zu 0 zu generieren wird dem geschlossenen System Erde auch nicht weiter nützen. Das Thema „Power to Heat“ wird hier sicher einen Beitrag leisten, aber auch hier fehlt wohl noch der rechtlichen Rahmen. Außerdem braucht man auch dafür eine Mengen Windstrom. Der wird zur Zeit jedoch abgeschaltet, um die Netze zu schützen. Man könnte stattdessen aber auch Fernwärme damit erzeugen. Warum dann stattdessen zulässt das „alte“ Windkraftanlagen einfach abgebaut werden, weil die Förderperiode zu Ende ist erschließt sich dem unbedarften Steuerzahler nicht direkt! Dies spontan eintretende Unwirtschaftlichkeit muss erklärt werden.

    2. Zitat: „für 46 Millionen E-Autos brauchen wir geschätzt zusätzliche 125 Terawattstunden Strom“ … „46 Millionen Erdöl-Autos aber auch nicht mit Luft und Liebe herum, sondern verfahren Sprit, in dem ca. 430 Terawattstunden Energie gebunden sind*“
    Damit die 125 TWh in die Akkus gelangen gibt es noch eine Lieferkette, die mit diversen Wirkungsgraden, was Stromerzeugung und Übertragung angeht, verbunden ist. Ein Kohlekraftwerk hat einen Wirkungsgrad von was … 35%, GUD vielleicht 50%. Die Übertragungsverluste kenne ich nicht, vielleicht kommt man am Ende auch nicht auf den Gleichen Gesamtwert an Primärenergie. Klar muss jedoch sein, das am Anfang des langen Kabels bis zur Ladesäule sehr viel mehr reingesteckt werden muss, als die 125 TWh die in die Akkus gelangen.

    3. Zitat: „In einem Liter Benzin sind 8,5 Kilowattstunden Energie gebunden, damit kommt ihr in einem Audi A3 durchschnittlich ca. 12 Kilometer weit. Ladet ihr dieselbe Menge Energie in ein (ähnlich großes) Tesla Model 3, fährt es mit derselben Energiemenge 45 Kilometer, also die 3,5- bis 4-fache Strecke.“

    Mein Auto verbraucht ca. 8 l/100km oder 8 x 9,7 kWh/l = 77,6 kWh/100km gleichzeitig werden 8 l/100km x 2,33 kg CO2/l = 18,64 kg CO2 / 100 km freigesetzt. Bei 1,50 €/L ergibt sich ein Preis von 0,15 €/kWh oder 11,55 €/100km.
    Mein elektrischer Dienstwagen (Kia e soul) verbraucht im Durchschnitt 35 kWh/100km x 0,330 kg/kWh CO2 (dt. Strommix 2020)= 11,55 CO2/100km. Der Strompreis liegt irgendwo zw. 0,27 – 0,8 €/kWh an Zapfsäulen (keine Ahnung!). Hieraus ergeben sich 9,45 – 28 €/100km.
    Was die streckenbezogenen CO2 Emissionen angeht, ist das E-Fahrzeug klar vorne, was die streckenbezogenen Betriebskosten angeht, ist das politische Versagen erkennbar. Was jedoch nicht vergessen werden darf ist der CO2 Rucksack den jedes E-Auto in Form seines Akkus mitbringt. Kleine Akkus setzen in der Herstellung soviel CO2 frei wie ein Verbrenner auf 60.000 km. Bei Autos wie dem Etron und Tesla sind es dann schon über 100.000 km?

    https://www1.wdr.de/mediathek/video-sind-elektroautos-umweltfreundlicher-als-benziner-100.html

    So alt muss das E-Auto erstmal werden. Wenn man jedoch bedenkt, das die Hersteller lediglich 6 Jahre Garantie auf 80% Restladekapazität geben, scheinen die Hersteller selber nicht zu glauben, das die Autos überhaupt so alt werden. Erschwerend kommt noch hinzu das zwar bei Autos über 100.000€ einzelne Zellen der Akkus bei Defekt rausgeschaltet werden können, bei unserem Dienst Kia ist das Akku aber nicht zu tauschen. Ein wirtschaftlicher Totalschaden an ein einem 1,8t schweren Fahrzeug, das dann wie ein Smartphone entsorgt werden muss.

    Soviel erstmal zu meiner subjektiven Meinung gespickt mit viel Halbwissen. 😉

    VG

    Antworten
  24. Sehr interessanter Artikel, dazu folgende Anmerkungen von mir
    1. Der Name Graslutscher ist kontraproduktiv. Wer Gras lutscht oder sich so bezeichnet ist ist nicht schlau, also das war derjenige sagt auch nicht schlau. Schade.
    2. Energie Nutzung ist nicht nur in Form von Strom sinnvoll. Grünes CH4 und H2 sind eine sinvolle Erweiterung, besonders mit nutzung der Prozesswärme bei Herstellung. Z.B. Gumpert Methanol Brennstoffzelle, reduziert Akkubedarf immens.
    3. Aus Kohlekraftwerken kommt nicht nur heißer Rauch, sondern auch Krebspartikel. die unsere Luft, unser Wasser und unseren boden verpesten (100.000 Diesel-tote p.a. in der EU)
    4. Rezuzierung Energiekonsum sichere gut, schafft aber viel Ablehnung. Muss das sein ? Wasserkraft, biogas, Solar auf jedes Dach und jeden Parkplatz, Strominsel Doggerbank, und dann sehen, wieviel % der Fläche wir für WKA brauchen (einschl. 15 % Speicherverlust in P2G Heizung). Option: WKA einmotten und durch solares CH4 aus Afrika ersetzen (Solange Afrika für 8 Cent je Kwh liefert)

    Antworten
  25. Sehr interessant.

    Gut E_Auto ist sicher eine Alternative, aber eines ist mir dann schon aufgefalle.
    Die Hersteller denken noch etwas anders als in der Beispielrechnung oben.
    Der 200 PS Benziner/Diesel wird duch einen „umweltfreundlichen“ 500 PS Elektro ersetzt.
    Immer her mit der Leistung, Strom haben wir ja genug und der ist ja auch nicht schädlich.
    Bau doch diesen faktor bitte mal in deine Rechnung mit ein.

    Antworten
  26. Für sind Menschen die nicht nur fordern, sondern auch anpacken glaubwürdig. Blaumann anziehen und auf ’s Dach steigen um PV- Anlagen montieren. Zum Beispiel, nur vom Reden allein wird es keine Energiewende geben

    Antworten
  27. Vergessen wurde leider, wie überall, dass die Stromnetze in Deutschland (im besonderen der grösseren Städte) an der Belastungsgrenze sind und die Vielzahl der erforderlichen Ladeinfrastruktur in keiner Weise aufgebaut werden kann, da schlicht und einfach die notwendigen Kabel fehlen und diese können nicht herbeigezaubert werden, aber der Strom kommt ja bekanntlich aus der Steckdose und somit wird dieser ideologische Wahnsinn zeitnah in der Realität ankommen und die Luftblase wird platzen.

    Antworten

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