Mit diesen 4 Tricks sät der aktuelle Spiegel unlautere Zweifel an der Energiewende

Das Traurigste an der neuen Spiegel-Geschichte ist nicht, dass das Hamburger Verlagshaus seinen klimafeindlichen Leitartikel ausgerechnet zum Weltklimagipfel veröffentlicht. Das Traurigste ist auch nicht, die wievielte Wiederholung des immergleichen Fehlschlusses das ist, oder dass ich, ein BWL-Typ mit grafisch dringend mal überarbeitungswürdigem Blog, das Werk professioneller, preisgekrönter Vollzeit-Journalisten kritisch einordnen muss. Das Traurigste ist, wie gut das hätte werden können, wenn ein Verlag mit der Reichweite des Spiegels dieses Thema mal ernsthaft und differenziert angegangen wäre. Stattdessen bekamen wir das:

Allein, dass ich „dieses Thema“ schreibe, ist eine maßlose Untertreibung. Es ist DAS Thema: Wie verhindern wir die Klimakrise? Es hätte – bzw. wir hätten – verdient, dass sich ein Team extrem aufgeweckter Journalist:innen über Wochen in ein abgelegenes Chalet zurückzieht und mit nicht weniger als einem Meisterwerk an Ausgewogenheit und Aktualität zurückkehrt. Für andere Themen wie die Verwerfungen im Springer-Konzern oder den Rückzug des Westens aus Afghanistan gibt es ja auch umfangreiche, brillante Artikel, nur dass die Bedeutung dieser Themen – wenn auch unzweifelhaft relevant as f**k – im Schatten der Klimakrise zusehends zusammenschrumpft.

Aber anstatt zum Königsthema unserer Zeit ein ähnlich differenziertes Werk abzuliefern, bekommen wir in der Geschichte „Raubbau für die Rettung des Planeten“ leider nur den zehnten Aufguss des hochgradig problematischen Framings, in dem klimafreundliche Technologien durch die verzerrende Brille einer Perfect Solution Fallacy betrachtet werden, also gemessen an einem unerreichbaren Ideal. Was nur scheitern kann.

Der Fehlschluss ist so alt wie gravierend: Anstatt eine Lösung nach realistischen Maßstäben zu bewerten, wird so getan, als gäbe es eine perfekte Alternative, die Perfect Solution. Jede Lösung, die das Problem nicht optimal und ohne unerwünschte Nebeneffekte löst, wird als unperfekt zurückgewiesen, selbst wenn sie klar die beste verfügbare Option darstellt. Typisch für solche Betrachtungen ist, dass die Nachteile der Lösung lang und breit diskutiert werden, ohne konkret zu vergleichen, welcher Schaden denn überhaupt ohne diese Lösung entsteht.

Mit dieser Herangehensweise lassen sich wunderbar Beiträge schreiben, die jede noch so sinnvolle Errungenschaft der Menschheit scheinbar plausibel in Frage stellen, denn perfekte Lösungen sind in der realen Welt rar. Ihr könntet z. B. eine Dokumentation über eine Frau drehen, die eine Sinusvenenthrombose in Folge der Astra-Zeneca-Impfung nicht überlebt hat. Darin sehe ich als Zuschauer, wie schwer es für die Familie ist, mit dem Verlust umzugehen. Im Interview kämpft die kleine Schwester mit den Tränen, die Eltern berichten von der Therapie, die sie machen. Ein paar Schwarzweißfotos der Verstorbenen erscheinen, die traurige Klaviermusik weicht ein paar düsteren Disharmonien, das Bild wechselt zu einem Arzt mit einer Spritze. Ende.

Wäre das guter Journalismus? Hey, ich berichte ja nichts Falsches, es hat sich alles genau so zugetragen. Ja, hat es, aber indem ich gar nicht auf den Nutzen der Impfung eingehe, verzerre ich das Risiko an dieser Stelle massiv: Viele Millionen Menschen wurden mit dem auf den etwas sperrigen Namen hörenden Vaxzevria-Impfstoff gegen Covid-19 geimpft, davon sind [EDIT: z.B. in Großbritannien] 19 verstorben. Gleichzeitig konnten aber allein in Deutschland geschätzt 38.300 Todesfälle durch die Impfkampagne verhindert werden, von denen ironischerweise auch eine Menge auf Sinusvenenthrombosen hätten zurückgeführt werden müssen (das Risiko für eine solche ist nach einer Covid-19-Infektion um den Faktor 100 erhöht).

Die Perfect Solution, ein effektiver Schutz vor der Erkrankung ohne Impfung, existiert schlicht nicht. Ja, schade. Sorry, that’s life. Wir können zwischen Optionen wählen, von denen manche besser und manche schlechter sind, aber Perfektion? Spielt im realen Leben abgesehen vom Gitarrensolo in Comfortably Numb leider keine Rolle. Und obwohl das eine absolute Binsenweisheit und eigentlich der Rede nicht wert ist, haben fünf Journalisten des Spiegels nun eine Geschichte geschrieben, die konsequent aus der Wahnvorstellung heraus erzählt wird, es gäbe eine perfekte Lösung, um 7,8 Milliarden Menschen mit Energie zu versorgen. Spoiler: Gibt es nicht bzw. noch nicht.

Gab es aber auch noch nie. Selbst als unsere frühesten Vorfahren sich für die benötigte Wärme zu 100 Prozent regenerativ mit Holz oder Mist versorgten, hatte das ärgerliche Auswirkungen auf ihre Atemwege (ja, so ein offenes Feuer ist romantisch, aber eure Lungenbläschen sehen das anders). Je größer die Bevölkerung wurde, desto schwieriger war die nachhaltige Versorgung mit Holz als Brennstoff, und so wich Holz mehr und mehr der Kohle, deren Emissionen dann bei entsprechender Wetterlage schon mal tausende Menschen in London tödlich vergiften konnten. Dass unsere Abhängigkeit von Erdgas, Kohle und Erdöl zudem ein paar wirklich unerfreuliche Auswirkungen auf unsere Atmosphäre hat, muss ich hier vermutlich niemandem erzählen.

Aber solltet ihr irgendwann mal im Zug neben Jens Glüsing, Simon Hage, Alexander Jung, Nils Klawitter oder Stefan Schultz sitzen, dann erzählt es doch am besten mal denen. Vor lauter knallharter Recherche, welche Rohstoffe in einer Energiewende zum Tragen kommen, scheinen sie nämlich komplett vergessen zu haben, dass auch unsere heutige Energieversorgung bereits darauf basiert, dem Erdreich gigantische Mengen Material abzutrotzen, nur eben um Größenordnungen mehr.

Will ich damit sagen, dass wir Bergbau für klimafreundliche Technologie nicht kritisieren dürfen, weil er ja einem höheren Ziel dient? Natürlich nicht. Grundsätzlich wäre es großartig, wenn der Fokus sich im Zuge der Diskussion so weit verschiebt, dass es in Zukunft effektive Lieferkettengesetze gibt. Das Problem: Der Spiegel-Text liest sich so, als sei Bergbau grundsätzlich ein vollkommen neues Konzept, das jetzt spontan für die Energiewende neu erfunden worden ist – dabei ist er ungefähr so allgegenwärtig wie Hausstaub. Macht mal einen Test: Guckt euch dort um, wo ihr diesen Text gerade lest und sucht den ersten künstlichen Gegenstand, der ohne Zuhilfenahme von Bergbau hergestellt wurde. Nein, ich finde auch keinen (selbst euer alter Holzfußboden dürfte mit Metallgegenständen bearbeitet worden sein).

Zugegeben, die Spiegel-Leute machen das rhetorisch recht geschickt. Müssen sie ja auch, immerhin verbraucht die Menschheit jährlich 5,4 Milliarden Tonnen Kohle, 4,6 Milliarden Tonnen Erdöl und 3,6 Billionen m³ Erdgas. Vor dem Hintergrund kommt die Warnung vor zu viel Rohstoffverbrauch für Windkraftanlagen dem Versuch gleich, die Feuerwehr zu überzeugen, den Einsatz an einem brennenden Krankenhaus abzubrechen, um erst das Dixi-Klo in eurem Vorgarten zu löschen. Das geht natürlich nicht ohne Tricks:

Trick 1: Große Zahlen klingen unheimlich, sind ohne Kontext aber wertlos

Die Autoren von „Raubbau für die Rettung des Planeten“ werfen mit allerlei Zahlen um sich, wo auf der Welt wie viel Tonnen von was verbraucht wird. Nun ist gegen Zahlen an sich natürlich nichts einzuwenden, ich nutze selbst ständig welche, aber ohne Einordnung dürfte den wenigsten Leser:innen klar sein, was sie bedeuten. Habt ihr auch nur eine grobe Vorstellung davon, wie viel 67 Tonnen Kupfer, 50.000 Tonnen Erde, 11 Tonnen Silber oder 32.000 Giftseen sind? Diese Zahlen sollen nicht wirklich informieren, sie sollen dem Publikum nur vermitteln: Das ist alles viel zu viel! Zitat:

„Rund 67 Tonnen finden sich in einer mittelgroßen Offshore-Turbine. Um diese Menge Kupfer zu gewinnen, müssen Bergleute fast 50.000 Tonnen Erde und Gestein bewegen, das entspricht dem fünffachen Gewicht des Eiffelturms. Das Geröll wird geschreddert, zermahlen, gewässert, gelaugt. Viel zerstörte Natur für ein wenig Grünstrom.“

Das ist beim Spiegel recht beliebt, wenn etwas als bedrohlich geframet werden soll. Ende August lautete eine Überschrift dort auch „Das Milliardengeschäft mit der Hafermilch“, was irgendwie sensationell klingt, in einem Land mit einer 83-Millionen-Bevölkerung aber nur bedeutet, dass Deutsche dafür im Schnitt pro Monat und Person einen Euro ausgeben. Aber hey, Milliardengeschäft, da muss doch was faul sein bei so viel Geld!

50.000 Tonnen Erde und Gestein, so lernen aufmerksame Leser:innen, das entspricht dem fünffachen Gewicht des Eiffelturms. Ui. Und in einem Tesla Model S sei so viel Lithium verbaut wie „in ungefähr 10.000 Handys“, wird später noch erklärt. Ja, schlechte Nachrichten für alle, die die wenig einfallsreichen Vergleichseinheiten „Fußballplatz“ und „Badewanne“ schon genervt haben: In Zukunft rechnet die Rumpeljournaille für das maximale Bedrohungspotenzial in Eiffeltürme und Handys um, weil das ja so anschaulich ist.

Aber nicht mal das scheint hier zu reichen: Um ganz sicherzugehen, dass Kupfer sich als die umweltschädlichste Ressource schlechthin im kollektiven Gedächtnis einnistet, wird die Zahl noch mal schnell in einen fluffigen Slogan eingebaut, der in der Form gut auf ein AfD-Facebook-Sharepic passen würde:

„Viel zerstörte Natur für ein wenig Grünstrom“

Vorteil: Bleibt gut hängen. Nachteil: Ist komplett falsch.

Die viele „zerstörte Natur“ ist auf einem Bild im Artikel selbst zu bewundern, besagte Mine liegt im trockenen Grenzgebiet der Atacama-Wüste mit der gemutmaßten Artenvielfalt eines dieser lebensfeindlichen Star-Wars-Sandplaneten. Ob ein weiterer Abbau an dieser Stelle, an der ohnehin nur ein riesiger Krater die Kupferförderung der letzten 105 Jahre bezeugt, nun wirklich großen Schaden an der Natur verursacht, darf bezweifelt werden. Aber viel wichtiger: Sind 50.000 Tonnen Erde eigentlich viel oder wenig?

Aufgrund des bekloppten Vergleichs könnte man jetzt intuitiv annehmen, es handele sich um einen Erdhaufen fünfmal so groß wie der Eiffelturm, aber der verteilt sein Gewicht aufgrund der hübsch filigranen Bauweise ja auf viel mehr Volumen als ein Erdhaufen. Für eine grobe Vorstellung: Wenn die Monster-Truck -Show „Monster Jam“ in einem Stadion stattfindet, werden dort laut Veranstalter 5.000 Tonnen Erde verteilt, also ein Zehntel. Das sieht dann so aus:

Ja, der Eiffelturm ist dann doch etwas imposanter. Und noch wichtiger: Wie viel oder wenig ist denn „wenig Grünstrom“ aus dem Claim „Viel zerstörte Natur für ein wenig Grünstrom“? Leider verlinkt der Spiegel hier keinerlei Quellen (Moin nach Hamburg, wir haben 2021), so dass auch nicht klar ist, woher die angeblichen 67 Tonnen Kupfer für eine mittelgroße Offshore-Anlage stammen. Laut Europäischer Kommission entspricht das Kupfer in einer WEA-Gondel einem Prozent des Turbinengewichts. Bezogen auf eine „mittelgroße“ Offshore-Anlage, wie sie z. B. im Trianel Windpark Borkum installiert sind, entspräche das eher 3 Tonnen Kupfer. Natürlich wird auch für die Verkabelung Kupfer benötigt, aber die von mir angefragten Branchenexperten halten die 67 Tonnen für um den Faktor 3 zu hoch angesetzt.

Ja, die Anlage besteht aus mehr als nur Kupfer, und gerade Offshore-Anlagen sind aufgrund ihres Fundaments äußerst schwere Konstruktionen. Aber selbst, wenn wir dafür realistische 1.000 Tonnen Material annehmen, ist das für so eine Anlage – verglichen mit fossiler Technik – sensationell wenig: Zum Vergleich: Für 1.000 Tonnen Kohle müssen wir im Braunkohletagebau Garzweiler 5.000 Tonnen Erde abbauen, ein modernes Braunkohlekraftwerk erzeugt daraus bei guter Kohlequalität 17,2 Gigawattstunden Strom.

Eine der 1000-Tonnen-Windkraftanlagen im Windpark Borkum (EAD5-116-Anlagen der Firma Adwen) generiert im Laufe ihrer 25 Jahre Betriebsdauer hingegen knapp 500 (!) Gigawattstunden Strom, also etwa das 30-Fache. Der Abbau von Kohle verursacht zudem massive Luftverschmutzung, zwingt tausende Menschen zur Umsiedlung, übersäuert den Boden und schädigt Feuchtgebiete. Die reine Bergbau-Bilanz einer Windkraftanlage ist also dramatisch besser als wenn ich dieselbe Menge Strom mit Kohle erzeugen wollte, und da sind die massiven Umweltschäden durch die Klimabelastung dieser albernen Veranstaltung noch gar nicht berücksichtigt.

Zudem wird das Windrad nach verrichteter Arbeit halt auch nicht verbrannt wie Kohle, so dass wir aus vielen Einzelteilen – tadaaaa – nach den 25 Jahren Lebensdauer einfach eine neue Windkraftanlage bauen können. Die ca. 20 Tonnen Kupfer können also an der Erzeugung von noch viel mehr Strom beteiligt sein, wenn sie einfach immer wieder in neuen Anlagen verbaut werden, und viele 1.000 Gigawattstunden Strom erzeugen. Die 1.000 Tonnen Braunkohle sind hingegen einfach weg, nachdem sie in 17,2 Gigawattstunden Strom und eine Menge Klimagase umgewandelt wurden. Und für die nächsten 17,2 Gigawattstunden müssen wir wieder 1.000 Tonnen Braunkohle aus der Erde holen.

Bei genauem Hinsehen zerbröselt der Claim „Viel zerstörte Natur für ein wenig Grünstrom“ also ähnlich fulminant wie Julian „Wir haben Corona besiegt“ Reichelts Einschätzung zum Ende der Pandemie. Es ist nicht viel zerstörte Natur und es ist eine gewaltige (!) Menge Grünstrom, die wir mit einem Zwanzig-Tonnen-Klumpen Kupfer in den kommenden Jahrhunderten mittels effektiven Recyclings erzeugen können. Das ist um Größenordnungen mehr als der gleiche Bergbau-Schaden in einem fossilen System ermöglicht.

Ja, es ist ein Eingriff in die Natur. Willkommen in der tristen Wirklichkeit, in der Metalle nicht einfach von der Flut angespült werden. Aber ob „brutal“ das richtige Wort dafür ist? Wenn Kupferabbau auf einem ohnehin schon lebensfeindlichen Mad-Max-Gedächtnisareal brutal ist, was ist dann ein Braunkohletagebau, der sich für viel weniger nutzbare Energie pro Kubikmeter Erde durch historische Ortskerne, Kirchen aus dem 19. Jahrhundert und tausende Jahre alte, ökologisch hochwertige Mischwälder frisst? Ultra-Violence?

Dieses Spielchen spielen die Spiegel-Journalisten nun immer wieder mit abwechselnden Rohstoffen. Wir lernen, wie viel Treibhausgase die Förderung einer Tonne Neodym emittiert, wie viel Silber in PV-Modulen verbaut ist, dass in neuen Technologien Nickel, Platin und Iridium zum Einsatz kommen und wie in Afrika Aluminium gefördert wird. Das ist nun alles grundsätzlich wissenswert, aber als Basis für eine sinnvolle Bewertung unserer realistischen Optionen krass unvollständig, solange all diese Zahlen nicht mit unserem heutigen fossilen Energiesystem ins Verhältnis gesetzt werden. „19 Tote durch Impfstoff-Nebenwirkung“ klingt halt deutlich bedrohlicher ohne die Information „Fünf Millionen Corona-Tote“.

Es ist mir schleierhaft, wie jemand überhaupt annehmen kann, es würde wenig Ressourcen benötigen, wenn ich Sachen aus der Erde grabe, daraus ein Kraftwerk baue, und dann jeden Tag noch mehr Sachen aus der Erde grabe, um sie darin zu verbrennen. Das ist das grundsätzliche Wesen fossiler Technik: Wir VER-brauchen den ganzen Tag aus der Erde gebuddeltes Zeug, während ich bei erneuerbarer Technik die Rohstoffe eben nur einmal aus der Erde buddele und dann GE-brauche. Mit dem entscheidenden Vorteil, dass sie anschließend nicht in ihren molekularen Bestandteilen durch die Atmosphäre wabern, sondern immer wieder genutzt werden können. Wer daraus den Take macht, dass wir für Erneuerbare viel Bergbau benötigen, hat diesen Zusammenhang, den man selbst Grundschulkindern in einer Folge Sendung mit der Maus vermitteln könnte, wohl nicht im Ansatz begriffen.

Trick 2: Emotionen anstatt konkrete Zahlen

Noch besser als Zahlen ohne Kontext wirken maximal aufgeladene Begriffe. Wenn ich einen Impfstoff in einem Beitrag immer wieder „gefährlich“ nenne, dann wirkt das auf viele Menschen stärker als eine Statistik des RKI mit einer Risikoabwägung. Eine Information wie „da verbrauchen wir 67 Tonnen Kupfer“ ist für alle Menschen außerhalb der Kupferbranche vermutlich recht abstrakt. Um also die Energiewende als DEN Faktor für den Raubbau der Zukunft in Szene zu setzen, ohne dafür Zahlen zu recherchieren, die das auch belegen, ist der Artikel mit einer Menge aufgeladener Adjektive durchsetzt:

Windkraft, solare Stromerzeugung und elektrische Mobilität seien wahrweise „schmutzig“, „extrem belastend“ und „verheerend“. Der „gigantische Materialbedarf“ dafür „verschlingt unfassbare Mengen“ und „extreme Massen an Ressourcen“, die resultierenden Zerstörungen an der Natur sind „brutal“, „enorm“, „immens“. Wie viele Spiegel-Leser:innen prüfen das wohl nach? Hey, das sind ja 67 Tonnen Kupfer pro Anlage – ob das wohl viel ist? Ach, laut Text ist es extrem, enorm und brutal, das reicht mir, Windkraft ist ganz umweltschädlich, werden sich viele denken.

„Ein Elektroauto benötigt sechsmal mehr kritische Rohstoffe als ein konventionelles Fahrzeug, vor allem Kupfer, Grafit, Kobalt und Nickel für das Batteriesystem. Eine Onshore-Windkraftanlage enthält sogar rund neunmal mehr solcher Rohstoffe als etwa ein Gaskraftwerk vergleichbarer Leistung“

Zudem bekommen viele der thematisierten Rohstoffe vom Spiegel das Attribut „kritisch“ verbraten, ohne dass irgendwann erklärt wird, was einen kritischen Rohstoff von einem unkritischen unterscheidet. Praktisch, dann kann der geneigte Autor einfach „ein Elektroauto benötigt sechsmal mehr kritische Rohstoffe als ein konventionelles Fahrzeug“ formulieren, denn Erdöl und Erdgas scheinen ja eine recht unkritische Angelegenheit zu sein. Gut, dafür werden aktuell kanadische Waldflächen so groß wie ganz England in ein Real-Life-Mordor verwandelt, aber hey, Hauptsache jemand tut was gegen diese schlimmen E-Autos voller kritischer Rohstoffe.

Das funktioniert übrigens sehr gut zusammen mit…

Trick 3: Möglichst viele Missstände aufzählen, die mit dem Thema nur bedingt was zu tun haben

Genau genommen ist schon das Kupferthema nicht sonderlich gut geeignet, um daraus einen monokausalen Windkraft-Nachteil zu stricken: Im Jahr 2020 wurden weltweit 20 Millionen Tonnen Kupfer produziert. Um die Größenordnungen zu begreifen: Das bedeutet, dass die Menge an Kupfer, das in den letzten 30 Jahren in ALLEN weltweit errichteten Windkraftanlagen verbaut wurde, gerade mal einem Drittel der Kupfer-Jahresproduktion von 2020 entspricht. Der viel größere Anteil wird für elektronische Bauteile und Leitungen aller Art verwendet, ohne dass der Spiegel mit einer halb zerstörten Erdkruste und ausgetrockneten Meeren auf dem Cover davor warnt. Da aber der Windkraftausbau deutlich beschleunigt werden soll, können wir die Branche gerne als Mitverursacher zählen, die hier natürlich auch eine Verantwortung trägt.

Aber auch in Bezug auf diverse andere Rohstoffe versucht die Spiegel-Geschichte das Zerrbild zu errichten, dass insbesondere die Energiewende reicher Länder ihr größter Verbraucher ist. Graphit, Kobalt und Nickel werden genannt, weil wichtige Bauteile moderner Batterien daraus bestehen. Tatsächlich werden aber nur vier Prozent der Weltnickelproduktion für Batterien verwendet, während aus über 70 Prozent davon rostfreier Stahl hergestellt wird.

Vollends absurd wird es, wenn auch die Folgen der Aluminiumförderung in Westafrika und eines Dammbruchs in der Nähe einer brasilianischen Eisenmine irgendwie der Energiewende in die Schuhe geschoben werden sollen:

„Im Januar 2019 brach in Brasilien ein Damm nahe einer Eisenerzmine, eine Schlammlawine ergoss sich ins Tal, mehr als 270 Menschen starben.
[…]
Das Beispiel des umstrittenen Bauxitabbaus [Ausgangsmaterial für Aluminium] in Westafrika zeigt, welche Verbindungen sich ergeben zwischen den glänzenden Ökoprodukten »made in Germany« und der staubgrauen Herkunft seiner Ingredienzien“

Keine Ahnung, in was für einer naiven Traumwelt die Autoren dieses Stückes leben, aber Aluminium und Eisen sind derartig vielseitig einsetzbar, dass sie aus unserem Alltag überhaupt nicht mehr wegzudenken sind. Bauteile aus Aluminium sind nämlich bei gleicher Bauweise nur halb so schwer wie andere Metalle, dementsprechend beliebt ist das Metall mit der Ordnungszahl 13 bei uns Menschen.

Wir stellen daraus Flugzeuge her, Nutzfahrzeuge, Druckluftbehälter, Schienenfahrzeuge, Fahrräder, Konservendosen, Tetra Paks, Dächer, Fensterrahmen, Fassaden, Brückenteile, Raketen, Bügeleisen, Feuerwerk und Antennen. Kennt ihr diese klassischen Kaffeekannen, die man sich auf den Herd stellen kann?

You guessed it, bestehen aus Aluminium. Aber, o weh! Der Artikel raunt uns zu: „Ein Audi E-Tron besteht zu 804 Kilogramm aus Aluminium.“ Ach, echt? Ein riesiger Elektro-SUV besteht auch aus Aluminium? Na, wer hätte das ahnen können? Auflösung: Alle, die nur 5 Minuten recherchieren. Wir stellen bei Verbrennerautos Motorblock, Zylinderkolben, Zylinderköpfe, Getriebegehäuse, Wärmeabschirmungen, Fahrwerke, Türen, Motorhauben, Stoßfänger und Kotflügel mindestens teilweise aus Aluminium her, und das nicht erst seit gestern: Bereits im Jahr 2015, als Tesla bei vielen noch als albernes Start-Up galt, landeten 50 Prozent des deutschen Aluminiums im Fahrzeugbau.

Der Skandal ist jetzt also offenbar schon, dass E-Autos die Abhängigkeit von Erdöl beenden, ohne gleichzeitig komplett ohne Metall auszukommen. Scheiß-E-Autos, dass die nicht aus Tannenzapfen hergestellt werden! In manchen Rechercheteams des Spiegels scheint der Druck, mit dem Artikel krasse Missstände aufzudecken, so groß, dass man zur Not vollkommen profane Umstände ohne jeden Neuigkeitswert dazu hochjazzt:

„Keine andere Industrie [als die Bergbaubranche] greift so erbarmungslos in die Umwelt ein.“

Ja, schon möglich, aber Bergbau gibt es halt schon seit hunderten von Jahren und eben verstärkt für Kohle und Erdöl mit besonders schädlichen Auswirkungen, von denen wir mit der Energiewende ja eben wegkommen wollen.

Ich weiß, mit der Argumentation bewege ich mich nahe am Whataboutismus-Vorwurf, daher kurz zur Klarstellung: Wenn Aluminium-Förderung ein Problem darstellt, dann können E-Tron-Fahrer sich NICHT damit rausreden, dass andere Autos auch aus Aluminium hergestellt werden. Für die Familien in Guinea, deren Trinkwasserquellen dem Bauxitabbau zum Opfer gefallen sind, ist das sicherlich kein Trost. Der Spiegel-Artikel liest sich aber so, als sei dieser Missstand exklusiv elektrischen Autos zuzuordnen und als könnten die Familien in Guinea wieder ein unbeschwertes Leben führen, wenn wir einfach weiter mit Erdöl-Autos rumfahren.

Die Dekarbonisierung ist außerdem aktuell neben Bestrebungen zum Weltfrieden das wichtigste Projekt der Menschheit. Es spiegelt nicht wirklich korrekt diese Priorität wider, wenn eine Spiegel-Titelstory auf dem Silberbedarf für Solarzellen herumreitet, während die Menschheit die fünffache Menge benutzt, um daraus Münzen, Schmuck oder anderen vergleichsweise unnützen Tinnef herzustellen.

Trick 4: Klimaschutz als heuchlerische Aktivität framen

Das ist keine sonderlich neuerlich neue Strategie, aber sie ist so effektiv, dass sie sogar bei der Klimabubble verfängt:

„Damit der reiche Norden ökologisch korrekt leben kann, wird der arme Süden ausgebeutet: Konzerne zerstören ganze Landstriche, um Rohstoffe für Windräder und Solarzellen zu fördern.“

Menschen haben eine wirklich seltsame Tendenz: Sie bewerten eine schädliche Handlung viel schlimmer, wenn sie von jemandem getätigt wird, der eigentlich eine gute Absicht verfolgt. Im schon etwas älteren Video von einem Science Slam mit Mai-Thi Nguyen-Kim wird dieses Konzept gut erläutert: Wenn Klaus und Jerome Plastikmüll in den Wald schmeißen, Klaus aber regelmäßig erklärt, dass Umweltschutz das Allerwichtigste ist, dann kann Klaus sich auf einen mittelgroßen Shitstorm einstellen, während Jerome halt so ein ehrlicher, edgy Typ ist, der es einfach nicht so mit der Umwelt hat. Der Witz ist nur: Es ist dem Wald scheißegal, ob Klaus ein Heuchler ist.

Ferner funktioniert das leider auch, wenn Klaus sich nicht mal konkret für „Umweltschutz“ stark gemacht hat. Damit die Leute reihenweise ausflippen, reicht es vollkommen, eine Position einzunehmen, die von vielen lediglich als Umweltschutz aufgefasst wird: Fast schon legendär sind Rückfragen nach dem Schema: „Was, Du bist Veganer, aber du fährst Auto / hast ein Handy / isst Sojaburger aus der Fabrik?“ Das mag intuitiv erst mal nicht zusammenpassen, aber beim Veganismus geht es definitionsgemäß erst mal darum, nur die Viecher in Ruhe zu lassen.

Gefördert wird die Empörung über vermeintliche Heuchelei oft noch dadurch, dass Medien gerne mal recht ungenau berichten, indem sie Handlungen und Produkte gerne möglichst pauschal auf einer eindimensionalen Skala für „Umweltschutzigkeit“ einordnen möchten. Ja, das klingt eigentlich zu albern, als dass irgendwer das ernsthaft machen würde, aber nichts anderes passiert meist, wenn irgendein Produkt als „schmutzig“, „sauber“ oder halt pauschal „umweltfreundlich“ gelobt/gebrandmarkt wird. Und ja, das passiert leider sehr oft, im vorliegenden Spiegel-Text beispielsweise allein fünfmal:

Da ist die Rede von einem sauberen Energiesystem, sauberen grünen Technologien, sauberen Wertschöpfungsketten, sauberen [Handels-]Quellen und sauberen Lösungen. Das unbedarfte Publikum stellt sich unter einer „sauberen“ Technologie dann leider allzu oft etwas vor, das es nicht gibt: Irgendeine Maschine, die ohne jede Schattenseite quasi aus dem Nichts Energie erzeugt. Tja, mit dem Setup könnt ihr so ziemlich jede Verbesserung mit einem unfairen Heuchelei-Vorwurf blockieren:

Pflanzliche Ernährung? Verbraucht Pestizide, ist nicht perfekt, viel Fleisch für alle! Fahrrad fahren? Die Dinger sind aus Aluminium und dann leiden Menschen in Afrika für saubere Luft im reichen Norden, da kann ich auch weiter Diesel fahren. Secondhand-Klamotten bei Ebay kaufen? Die Server emittieren doch irre viel Klimaemissionen, da gehe ich lieber zu Primark. Tja, komplexe Wertschöpfungsketten haben so viele Attribute, dass ihr kaum eine finden werdet, die in allen Kategorien, also Rohstoffverbrauch, Abgase, Klimaemissionen, Lärmemissionen, Entsorgung, Menschenrechte, Tierleid usw., eine weiße Weste hat.

Hierzu ist besonders diese „arme Länder müssen für unsere grünen Technologien im reichen Norden leiden“-Erzählung sehr beliebt, denn da läuft das Empörungszentrum schnell auf Hochtouren angesichts dieser un-fass-ba-ren Heuchelei. Der Spiegel setzt hier noch eins drauf und verdreht die tatsächlichen Umstände, indem er den Zweck einer Energiewende zu „ökologisch korrekter“ Lebensweise kleinredet.

Dass so was zeitgleich zur Weltklimakonferenz publiziert wird, kann man erwarten, aber eher bei Tichys Einblick oder anderen strammrechten Portalen als beim sich selbst als Leitmedium verstehenden Spiegel. Der Norden will also ökologisch korrekt leben, soso. Bei der Formulierung dürften die meisten Menschen ein paar erbsenzählerische Blödmänner vor Augen haben, die sich an irgendwelche ideologisch motivierten, quasireligiösen Vorschriften halten, um ihrer Peer-Group zu gefallen, aber ohne damit irgendein Problem zu lösen. Ein effektiveres Zerreden der Energiewende habe ich echt schon lange nicht mehr gelesen.

Bei der Energiewende geht es aber darum, dass wir unser Energiesystem umstellen müssen, nicht mehr und nicht weniger. Es hat so wie es heute ist katastrophale Auswirkungen auf unseren Planeten, ist unfair, ineffizient, ungesund und basiert auf endlichen Rohstoffen; wir müssen es also so oder so irgendwann beenden. Und das ist kein Projekt allein für den reichen Norden, sondern für alle Länder, die das Pariser Klimaabkommen ratifiziert haben. Sollen auch ein paar arme Länder dabei sein, die von den Auswirkungen der Klimakrise ganz besonders hart getroffen werden, wenn der Norden nicht endlich seine Zusagen einhält, habe ich mir sagen lassen.

Überhaupt krankt dieser allzu simple Vorwurf daran, dass sich die Welt nicht einfach einteilen lässt in Rohstoff-Länder und Länder mit Wind- und Solarkraft-Ausbau, im Gegenteil: In all den Ländern, hinter denen der Spiegel sich hier als Entschuldigung versteckt, nichts tun zu müssen, gibt es ebenfalls Bestrebungen, von Kohle, Öl und Gas wegzukommen:

In China, wo die meisten seltenen Erden abgebaut und verarbeitet werden, stehen die mit Abstand meisten Windkraft- und Photovoltaikkraftwerke und fahren mehr E-Autos / Einwohner als in Deutschland.

In Afrika werden voraussichtlich neun weitere Staaten dem „Gigawatt Club“ beitreten, also den Ländern, deren installierte Photovoltaik ein Gigawatt Leistung übersteigt. Das ist auch kein Wunder, haben viele Länder des riesigen Kontinents kaum stabile Stromnetze, aber dafür sehr viel Sonneneinstrahlung, so dass dezentrale Lösungen bestehend aus Solarstrom und Batteriespeichern dort sehr attraktiv sind. Bei den Ländern mit entsprechenden Plänen handelt es sich um Algeria, Zimbabwe, Zambia, die Demokratische Republik Kongo, Angola, Namibia, Äthiopien, Marokko und Botswana.

Chile verfügt über die Region Haru Oni, die über die beständigsten Starkwinde des Planeten verfügt. Das ist ein sensationeller Standortvorteil, weswegen dort bereits mehrere Projekte geplant sind, bei denen mit Windstrom synthetische Kraftstoffe hergestellt werden. In dem Land werden also nicht nur Kupfer und Lithium abgebaut, diese Metalle werden dort vielmehr auch genutzt, um die eigene Energiewende voranzutreiben.

Am Ende wird es also in Chile Windkraftanlagen mit chinesischem Neodym geben, in China fahre E-Autos mit kongolesischem Kobalt und im Kongo laufen Pufferbatterien mit chilenischem Lithium. Natürlich decken sich auch die reichen Länder im Norden mit diesen Rohstoffen ein, das ändert aber nichts daran, dass das Projekt Energiewende ein globales ist, von dem insbesondere arme Länder ohne Ölvorkommen profitieren werden.

Fazit:

Bei genauer Betrachtung bleibt vom Vorwurf des Raubbaus für die Rettung des Planeten am Ende kaum etwas übrig, und für die Missstände, die tatsächlich berichtenswert sind, werden bereits seit Jahren Lösungen diskutiert. Die Spiegel-Autoren versagen hier auf ganzer Länge, die Ergebnisse ihrer Recherche sinnvoll einzuordnen und zielen offenbar nur darauf ab, beim Publikum eine auf den Boden stampfende Empörung zu triggern.

Wie auch in den geistigen Vorbildern „Planet of the Humans“ von Michael Moore und der massiv desinformierende ARTE-Dokumentation „Die verborgene Seite der grünen Energien“ von Jean-Louis Pérez und Guillaume Pitron, steigern sich hier ein paar privilegierte, von der fossilen Weltwirtschaft profitierende Männer in einen dauerhaften Erregungszustand hinein, in dem jedes Gramm Solarzelle mit der Lupe auf Probleme untersucht wird, während so getan wird, als würde Erdöl auf lieblichen Almwiesen herangezüchtet.

Auch sie scheitern fulminant daran, auch nur eine einzige sinnvolle Alternative zu präsentieren und verirren sich am Ende genau wie Moore, Pérez und Pitron in der hochproblematischen Erzählung, dass das globale Bevölkerungswachstum das eigentliche Problem sei. Abgesehen davon, dass so ein Lösungsansatz aus dem extrem dicht bevölkerten Deutschland in Richtung ehemaliger Kolonien in Afrika einen ganz unappetitlichen Beigeschmack bekommt, ist sie auch in der Sache vollkommen naiv:

Klimaemissionen wirken kumulativ. Selbst wenn wir die Weltbevölkerung kurzfristig halbieren würden, so würde der Klimakollaps mit dem Erreichen unwiderruflicher Kipppunkte nur herausgezögert, solange weiterhin vier, zwei oder auch nur eine Milliarde Menschen weiter Erdöl, Kohle und Erdgas verbrennen.

Und bevor sich die Kritik jetzt pauschal am Medium selbst entlädt: Der Spiegel veröffentlicht in Bezug auf die Klimakrise auch extrem gute Beiträge. Auf der Themenseite zur Klimakrise finden sich exzellente Texte, von denen ich allerdings das starke Gefühl habe, dass Jens Glüsing, Simon Hage, Alexander Jung, Nils Klawitter und Stefan Schultz sie dringend mal lesen sollten. Auch die Kolumne von Christian Stöcker gehört mit zum besten, was es im deutschsprachgien Raum zum Thema zu lesen gibt.

Um so irritierender, dass dieses Stück Desinformation es zur Titelgeschichte gebracht hat.

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17 Gedanken zu „Mit diesen 4 Tricks sät der aktuelle Spiegel unlautere Zweifel an der Energiewende“

  1. Danke. Wunderbar das Unwohlsein, das ich beim Lesen des Spiegel-Artikels hatte, aufgelöst. Nein, die Klimawende wird nicht einfach – aber so zu tun, als ob der Wechsel zu erneuerbaren Energien rohstoffrechnisch quasi unmöglich ist, ist wirklich kontraproduktiv.

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  2. Die Sache mit der Heuchelei, was du als „sonderbare Eigenschaft“ nennst, ist interessant. Ich habe mir darüber vor einiger Zeit mal Gedanken gemacht und folgende Hypothese entwickelt: In früheren Zeiten gab es häufig nur die persönliche Glaubwürdigkeit, wenn man andere Menschen überzeugen wollte. Es war also wichtig, bestimmte Ideale selber zu leben, warum sollten sonst andere Menschen danach leben? Das war sozusagen unser schneller, sozialer „Lackmustest“, ob wir jemandem glauben konnten oder nicht.

    Und das ist heutzutage, insbesondere bei einer wissenschaftlichen Sache wie der Klimakrise ganz anders. Ich kann Unmengen an Fleisch essen, täglich mit meinem Audi A7 5 Kilometer zur Arbeit fahren und den kompletten Winter über gleichzeitig lüften und mit meiner Ölheizung heizen – das macht die Aussage „Die Klimakrise ist da, sie ist gefährlich und wir können und sollten sie stoppen“ deswegen ja nicht falscher als wenn Greta Thunberg (oder der Graslutscher) sie sagt. Und jeder kann die Aussage ja nachprüfen – man ist nicht darauf angewiesen, einfach darauf zu vertrauen.

    Aber dieser Lackmustest steckt halt sehr tief in unserer Veranlagung.

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  3. Ich habe den zunehmenden Eindruck, dass es in diesen Debatten gar nicht (mehr) um die Sache oder gar sachgerechte Lösungen geht, sondern nur noch darum die eigene Ideologie mit den Ellenbogen durchzusetzen. Es wird allseits – auch beim Autor dieses Artikels und seiner Leumünder – argumentative Rosinenpickerei betrieben und es wird alles immer so gedreht, dass es der eigenen vorgefassten Meinung folgt. Man erkennt das immer sehr gut daran, dass Selbstreflexion und Selbstkritik, also das eigene Hinterfragen der eigenen Position praktisch nicht erfolgt und alles immer im Impetus des Besitzes der alleinigen Wahrheit dargestellt wird. Da hat de facto jeder seine blinden Flecken, nur eben nicht immer da wo man sie vermutet, sondern häufig am anderen Ende. Z.B. das Argument mit den Zahlen der Toten durch Impfen und Covid-19. Die Zahl der Covid-19-Toten als Relativierung der Zahl der Impftoten ist selbst wieder eine unrelativierte Zahl, die z.B. ins Verhältnis zur allgemeinen Sterblichkeit, deren Ursachen, anderen Grippewellen etc. gesetzt werden und damit relativiert werden kann. Oder auch der Vergleich von Mailab mit dem Umwelt-Heuchler und dem „ehrlichen“ Umweltsünder. Da wird übersehen, dass es einen Unterschied macht, ob jemand von sich aus heuchelt oder ob ihm nur vorgeworfen wird zu heucheln, was aber de facto gar nicht der Fall ist. Ja, der Umwelt ist es egal, aber dem Zusammenleben der Menschheit nicht. Es hat schon seinen Grund, dass Heuchelei, aber auch böswillige Unterstellungen und Diffamierung sozial nicht hoch angesehen und nicht selten sanktioniert wird. Das StGB macht aus gutem Grund einen Unterschied zwischen Mord, Totschlag und fahrlässiger Tötung. Könnte man ja auch sagen, dass es für den Toten alles letztlich auf’s Gleiche rauskommt. Aber es verwundert nicht, dass Mailab die Heuchler schönreden will, ist sie doch selbst ungeniert nach Amerika geflogen um dort über den kritischeren Umgang mit Homöopathie ein Video zu machen. Vielleicht nicht der einzige Grund, aber da fehlte auch jede klimapolitische und selbstkritische Einordnung von ihr, was den Nachgeschmack des Klimaheuchlers, der Klimaschutz nur dazu predigt, dass die Armen nicht sein Erdöl verbrennen, hinterlässt, so wie weiland Al Gore, der seinerzeit in seinem Film Klimaschutz aus dem Hubschrauber heraus predigte. Ja, der Umwelt ist es egal ob Al Gore oder Donald Trump im Hubschrauber fliegt. Aber ein Al Gore oder eine Mailab bringen so den Klimaschutz in Misskredit und nicht ein Donald Trump. Da kann ich jeden verstehen der sagt: „Warum soll ich für so falsche Fuffziger auf mein Motorrad/SUV/Sportwagen/Urlaubsflug/sonstiger-fossiler-YOLO-Luxus verzichten?“
    Das Problem an diesen Debatten ist aber auch, dass sie unverbindlich sind. Es geht um nichts Konkretes, kein konkretes Gesetz zum Klimaschutz, keinen Volksentscheid wo es auf eine politische Willensbildung im Volk ankäme. Schon Gerald Häfner Münchner direktdemokratisches Urgestein, hat treffend festgestellt:

    Erst wenn das Volk in der Sache entscheidet, geht es um die Sache selbst

    Egal ob Spiegel, dieser Blog oder die anderen üblichen Verdächtigen, es geht um „nichts“ als die Meinungshoheit über den Stammtischen. In der Folge ist jede noch so absurde Meinung debattentechnisch gleichwertig, da sich ja niemand einer (direkt-)demokratischen Validierung seiner Position stellen muss. Da kann leicht das Blaue vom Himmel herunterphantasiert werden oder ideologische Dogmen unbeirrt verfolgt werden, egal wie wenig alles von guten Argumenten gestützt wird. Das Internet behandelt alle gleich und alle sind gleichermaßen nur einen Klick vom Empfänger entfernt. Und die meisten haben ihren Wilhelm Busch nicht gelernt, von einem George Carlin ganz zu schweigen.

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    • Naja, wir sind ja alle keine kleinen Kinder mehr. Deine Argumentation ist ja quasi „Aber, der hat auch Kekse geklaut!“ Dann erklärt man seinem Kind, dass das trotzdem nicht okay ist und es sich trotzdem keinen Keks nehmen darf. Wir alle sind nicht perfekt. Wichtig ist dass das Umweltbewusstsein überhaupt erstmal ankommt. Diese ganzen Argumentationen sind ja nur Abwehrmechanismen, damit man sich selber nicht ändern muss.

      „Leute wir müssen was für die Umwelt tun! Ich habe schon eine PV-Anlage und fahre Elektroauto“ „Ja, aber Du isst ja noch Fleisch!/Du heizt noch mit Gas!/Bist Du nicht neulich noch beruflich Langstrecke geflogen?“ Das sind alles Nebelkerzen. Und dieses Argument hört man ja immer gerne : „Solange nicht…“

      „Solange nicht, China seinen CO2 Ausstoß reduziert…“
      „Solange Du selber nicht auch Veganer bist…“
      „Solange Du selber Dein Haus nicht gedämmt hast…“
      „Solange Du selber keine Wärmepumpe installiert hast…“
      „… muss ich gar nichts tun!“
      Das ist die bequeme Art Verantwortung abzuschieben. Genau wie der Spiegel Artikel. Der beschreibt wie böse doch die ganze Energiewende ist, ohne zu berücksichtigen was wir jetzt gerade für eine Riesen Umweltsauerei anrichten. Die denkfaulen Stammtischargumentierer nehmen so einen Artikel dankbar auf, um wieder zu argumentieren:“Siehst Du bringt alles nichts. Ich muss gar nichts tun!“ Schlimmer noch, sie bekommen den Eindruck als wäre das noch alles viel schlimmer als der Status Quo.
      Wichtig ist, dass die Masse erfasst wie es um die Klimakatastrophe steht, damit jeder seinen Beitrag leistet. Man muss ja gar nicht sofort Veganer werden (das würde mir persönlich auch schwer fallen). Aber es hilft ja auch schon wenn man seinen Fleischkonsum reduziert. Vielleicht reduziert man den durch diese Denkweise in der Zukunft immer mehr. Oder allein schon das wissen, das was man an der Hausdämmung was verbessern muss und in Zukunft besser mit Wärmepumpe heizt statt mit Gas. Wenn der Samen des Gedanken erstmal gesät ist, wächst mit der Zeit etwas daraus. Und irgendwann setzt man es dann um.

      Das merkt man ja auch gerade bei großen Firmen. Denn Überraschung: in Firmen arbeiten Menschen. Und immer mehr Menschen geht auf, dass wir etwas tun müssen um die Klimakatastrophe abzumildern. Somit wird in Firmen auch darüber nachgedacht wie man Ressourcen einsparen und umweltfreundlicher werden kann.

      Und Menschen sitzen auch in der Regierung und entscheiden was in Zukunft getan wird. Von daher ist eine gute Berichterstattung sehr wichtig. Wenn du dem Autor Rosinenpickerei vorwirfst, dann kannst du ja gerne ausführlich darlegen was er deiner Meinung nach falsch gemacht hat.

      Natürlich hat der Spiegel Artikel irgendwo Recht. Unser Lebensstil ist einfach nicht gut für die Umwelt. Aber das ist ja auch nur ein Teil der Wahrheit. Denn dann müsste das Resumée des Artikels ja sein, dass wir sofort unseren Lebensstil drastisch ändern müssten. Kein Auto mehr, kein Konsum mehr keine Heizung mehr, komplett vegane Ernährung und zwar pronto. Ich glaube kaum, dass sich die Weltbevölkerung so etwas vorschreiben lassen wollte.

      Farnsworth

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      • 1. es handelt sich hier im Unterschied zum Kekseklau (wenn auch nur „Mundraub“) um legales Verhalten. Das sich aus der Tatsache, das einer Unrecht begeht (und womöglich nicht dafür belangt wird), nicht ein andere sich das Recht ableiten kann ebenfalls Unrecht zu begehen (womöglich gleichermaßen straffrei) dürfte jedem – außer kleinen Kindern – bekannt sein. Nur ist das hier eben genau nicht der Fall

        2. diese moralische „Solange“-Diskussion ist auch nur eine Scheindebatte. Solange etwas vollkommen legal ist und auch keinen Betrug o.ä. begehe um mir eine Leistung zu erschleichen, sprich das Geld habe es mir zu leisten gibt es keinerlei Veranlassung für mich ein legales Verhalten zu unterlassen. Punkt. Denn im Umkehrschluß dieser „Solange“-Diskussion willst du mir etwas (moralisch) verbieten, was a) nicht verboten ist b) andere vollkommen legal tun dürfen und c) die weitaus größere politische Verantwortlichkeit für die daraus resultierenden Probleme von unseren korrupten Politikern (gerade in Form der sich formierenden neuen Regierungskoalition aus SPD, FDP und grüner FDP) nicht in Form gesetzlicher Rahmenbedingungen wahrgenommen wird. Genau aus diesem Grund fahre ich ein Elektroauto nicht aus Klimaschutzgründen, sondern wegen der sonstigen Vorteile. Und ich rate auch jedem von einem Kauf eines E-Autos nur aus Klimaschutzgründen ab und nur zu, wenn sich eindeutige Vorteile ergeben. Ansonsten: Verbrenner sinnig weiterfahren und reparieren bis zum St.Nimmerleinstag.

        3. ich bin hier einer der wenigen, die diesen Blog kritisch verfolgen. In meinen Kommentaren zeige ich regelmäßig die Schwachpunkte in den Artikeln hier auf. Kommentar-Feed verfolgen und man verpasst keinen. Und zu was sonst noch in der Welt verkehrt läuft und mein Senf dazu findet man in meinem eigenen Blog //wwwahnsinn blog//

        4. die Dringlichkeit der Veränderungen die jetzt not-wendig sind um das Ausmaß der Klimakatastrophe noch abzumildern oder zumindest die Chance darauf zu erhalten, ist von der Menschheit selbst verschuldet. Der aktuelle Nobelpreisträger Klaus Hasselmann hat im Interview gesagt, dass sie schon vor ca. 50 Jahren vor dem Klimawandel gewarnt haben. Und 1978 hat Hoimar v. Ditfurth im Fernsehen in seiner Sendung Querschnitt vor der Klimakatastrophe als existenzbedrohende Gefahr für die Menschheit gewarnt (wenn auch mit ziemlich falscher, ja rabulistisch-demagogischer Argumentation was die genauen Ursachen, Konsequenzen und mögliche Lösungen für eine Abwendung betrifft). Seitdem sind über 40 Jahre praktisch ohne signifikante Anstrengung etwas zu ändern vergangen. Und die fehlen uns jetzt. Dass sich die oberen 10% der Weltbevölkerung die für über 50% der THG-Emissionen wohlstandssatt und -träge sind ist kein Wunder. Und dass sie restlichen 90% davon träumen wie diese 10% zu leben ist auch kein Wunder.
        Stefan Rahmstorf hat 2019 schon im Spiegel geschrieben, dass die Zeit wo es noch möglich gewesen wäre die Bevölkerung auf einen Kurs zur Abwendung der Klimakatastrophe sozialverträglich mitzunehmen, von der Politik verspielt wurde. Und sie wird weiter verspielt. Der Abgrund kommt unaufhaltsam und unverhandelbar näher und der Bremsweg ist schon länger als die verbleibende Strecke.

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      • P.S. nur für’s Klima braucht mMn auch niemand Veganer werden oder seinen Fleischkonsum einschränken. Eine Welt in der den Menschen die Tiere weiter so egal sind und sie nur deswegen nicht mehr so viele züchten und umbringen, weil sie ihnen das Klima kaputtrülpsen, hat sich nicht wirklich weiter entwickelt.

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        • Warum jemand Veganer wird ist mir genauso egal, wie Deine Motivation ein E-Auto zu fahren. Hauptsache Du fährst eins. Wichtig ist doch das Ziel zu erreichen. Wenn ich irgendwo essen gehe oder was bestelle entscheide ich mich z.B. einfach für das Vegetarische. Wenn es vegan ist umso besser. Aber ich hätte z.B. keinen Bock drauf keine Pizza mitzubestellen, nur weil da Kuhmilch verarbeitet wird oder nur noch bei den 3 Restaurants in der Stadt zu essen oder zu bestellen, wo alles vegan ist. Wenn wir morgen alles mit pflanzlichen Fleischersatz hinkriegen oder meinetwegen gezüchtem Fleisch umso besser. Ansonsten gilt das gleiche wie Du in Deinem Absatz 1 beschrieben hast. So lange es legal ist…

          Und ich widerspreche Dir mit dem Weiterbetrieb von Verbrennern. Die „Abwrackprämie“ von 2008/2009 hat lediglich Verbrenner gegen etwas bessere Verbrenner eingetauscht. Jetzt würde sie einen Sinn ergeben. Für jedes neue E-Auto müsste ein alter Verbrenner aus dem Verkehr gezogen werden. Denn dieser setzt jedes Jahr im Mittel 2,3t CO2 frei. Und das auf eine unbestimmte Zeit.

          Wenn wir das an die Wand fahren, dann ist ja das Leben aller Lebewesen am Ende. Von daher ist es das größere Ziel. Tatsächlich hat mich 2019 FFF erstmal richtig wachgerüttelt. Mag sein, dass es schon vor 50 Jahren Mahner und Warner gab, aber offensichtlich haben sie nicht so viel Energie in die Sache investiert, dass es bei großen Teilen der Bevölkerung angekommen ist. Der Mensch lernt ja meistens erst aus Katastrophen.

          Farnsworth

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  4. Guter Return.

    Fussnote: Mehr am Konkreten bleiben, weniger in themenfernen Vergleichen abschweifen. Vergleiche sollen etwas plausibler machen, dienen aber an sich nicht dazu, etwas zu belegen.

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  5. „indem sie Handlungen und Produkte gerne möglichst pauschal auf einer eindimensionalen Skala für „Umweltschutzigkeit“ einordnen möchten. Ja, das klingt eigentlich zu albern, als dass irgendwer das ernsthaft machen würde, aber nichts anderes passiert meist, wenn irgendein Produkt als „schmutzig“, „sauber“ oder halt pauschal „umweltfreundlich“ gelobt/gebrandmarkt wird“

    Ich habe eine total formale Anwendung. Du sprichst von eindimensional kritisiert dann aber binäre Unterscheidungen. Eindimensionalität ware ja garnicht so schlecht, da dies verschiedene Grade von Umweltverschmutzung darstellen könnte.

    Zum Beispiel ist die Größe CO2-Emission pro kWh eindimensional oder eine Größe, die alle Technologien linear nach ihrer Umweltfreundlichkeit sortieren würde.
    Binär ist eine Unterscheidung in sauber und nicht sauber, usw.

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  6. Hallo Graslutscher,

    wir haben als Architekturbüro vor Kurzem einen Kindergarten für 80 Kinder gebaut. 800t Erdbewegung, ohne Keller. Ganz schon viel Naturzerstörung für so ein paar Hosenscheißer!

    Gruß Martin

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    • Tja, ein Waldkindergarten wäre sicher nicht nur ökologischer gewesen … und statt das Geld in Kindergärten zu verbuddeln, sollten wir es lieber in die (ebenfalls deutlich billigere) Aufklärung zur Vermeidung frühkindlicher Traumatisierung (1½ bis 3 Jahre) investieren. Damit wäre vielen Kindern nicht nur ein paar Jahre zwischen Mama und Schule gedient, sondern lebenslang mit verbesserter Lebensqualität, Stresstoleranz, Leistungsfähigkeit, Sozialleben, Gesundheit und längerer Lebenszeit.

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      • Das stimmt wohl. Gar nichts mehr bauen verbraucht am wenigsten. Sollte aber nur als Beispiel dienen, dass wir auch für andere alltägliche, sinnvolle Dinge Energie und Ressourcen benötigen, auf die wohl auch die kritischsten Redakteure nicht verzichten wollen.

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      • Und Mutti bleibt schön drei Jahre mit dem Kind zuhause, arbeitet danach höchstens in Teilzeit und Vatti schafft die Kohle ran… Willkommen in den 60ern… Emanzipation? Gleichberechtigung? Nie gehört…

        Oh doch schon 2021?

        Gute (!) Betreuung schadet keinem Kind, eine unglückliche (weil auf’s Hausfrau- und Muttersein) Mutter dagegen sehr!

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        • Ach, Lara, muss es gleich die ideologische Keule sein, statt mal freundlich nachzufragen ob das alles nicht (s)einen biologischen Grund hat? Schon mal mit der phylo- und ontogenetischen Hirnentwicklung beim Menschen befasst? Schon mal was von ACE gehört? Schon mal über die üblichen Küchenpsychologie sich mit unseren biologischen Wurzeln als hochsoziale Säugetiere befasst?
          Ja, in 2021 wo das Jahrzehnt des Gehirns schon lange hinter uns liegt und jede Ideologie sowas von 20. Jahrhundert ist, muss man das fragen.
          Emanzipation? Ja, bitte, aber nicht auf Kosten der Kinder.
          Gleichberechtigung?, Ja, bitte, aber keine Gleichmacherei, die aus Frauen Männer macht und umgekehrt.
          Wer als Mutter damit unglücklich ist, dass sie der erste und wichtigste Lehrer/Lehrmeister/Ausbilder ihres Kindes ist, das später in seinem Leben nie wieder so viel lernen wird und das was es jetzt nicht lernt nie mehr lernen wird, die sollte sich vielleicht besser vorher überlegen ob sie als Mutter überhaupt geeignet ist. Das würde dann Mutter und Kind viel Leid ersparen. Aber in einer nimmersatten Freiheitsgesellschaft ist verantwortungsvolles Handeln ein Fremdwort.
          Meine eindringliche Empfehlung: der Vortrag von Arno Gruen //Gespaltenes Bewusstsein. Empathie versus Kognition//. Und wenn das immer noch zu viel Testosteron für dich ist:
          //Was ist Trauma eigentlich? – MINI MED Studium mit Univ.-Prof. Dr. Silke Birgitta Gahleitner – YouTube//
          Und dann können wir gerne weiter diskutieren, aber bitte nicht ohne den Hauch einer Ahnung von dem was ich hier schreibe.

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          • P.S. an alle (Männer, Frauen, Misch- und Neutralgeschlechter) die dem ideologischen Irrtum erlegen sind, dass Gleichberechtigung mit Gleichmacherei gleichbedeutend ist und es 2021 egal oder gar „normal“ sei, dass Pappi daheim dem Kind die Flasche gibt und die Windeln wechselt, während Mammi arbeiten geht, vom Abschieben des Kindes in die Kita bei Doppelverdienern ganz zu schweigen:
            Bitte nicht nur die Rosinen aus dem Gesellschaftsbrei heraus picken! Bitte auch solchermaßen „Gleichberechtigung“ bei der Partnerwahl, also bitte alle „guten“ Frauen konsequent die männlichen Underdogs abschleppen und heiraten: Ärztinnnen nur noch Pfleger, Professorinnen nur noch Studenten, Chefinnen nur noch Sekretäre usw. von Frauen-Quoten bei blue-collar-Berufen (Hoch- und Tiefbau, Dachdecker, Heizungsbau, GWS, Industrietaucher, Kanalreinigung etc.) ganz zu schweigen. Aber eher friert da die Hölle zu. Und wenn dann gibt das immer noch einen Sensationsschlagzeile in der yellow press wie „Mann beisst Hund“ (im Gegensatz zu „Hund beisst Mann“).

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