Je länger ich über Nachhaltigkeit lese und schreibe, desto häufiger fällt mir ein maximal destruktives Muster menschlichen Verhaltens auf: die zwanghafte Fixierung auf Nachteile aktueller Innovationen bei gleichzeitigem kompletten Ausblenden massiver Probleme im Status quo. Halb Deutschland sieht eine der größten Herausforderungen des deutschen Straßenverkehrs in E-Scootern, während sich seine Städte längst in riesige Autostellplätze mit vereinzelten Häusern darin verwandelt haben. Über die Verschandelung der Landschaft durch Windräder gibt es Terabyte an Facebook-Kommentaren, während gigantische Abraumhalden von RWE, die sich durch Wälder, Dörfer und historische Kirchen fressen, als unausweichlicher Kollateralschaden in unserem Bewusstsein etabliert sind.
In dieselbe Kategorie fällt, wenn Menschen sich erdreisten, keine Tiere mehr zu essen. Fleisch, das ist ein Stück Tradition, es kann doch nicht gut sein, jetzt einfach so damit aufzuhören – das haben wir doch immer schon gemacht! Die Literatur ist sich jedoch einig: Vegetarische Ernährung ist deutlich nachhaltiger als die typisch deutsche mit viel Fleisch, eine vegane noch ein bisschen ressourcenschonender – wenig überraschend, wenn für ein Kilo Fleisch erst mal mehrere Kilo Pflanzen verfüttert werden müssen.
Manche Menschen akzeptieren das und passen ihre Handlungen ihren Erkenntnissen an, während andere sich auf eine lange Suche begeben, um ihre Erkenntnisse anzupassen. Solche untersuchen gerne den Wasserverbrauch von Avocados und Quinoa, weil Fleischesser ja nie Avocados essen, oder versuchen, die Bedeutung der Weidehaltung maximal überzuinterpretieren. Oder, viel simpler, sie finden Soja blöd, denn dafür gibt es bereits die faktenfernen
WeiterlesenWie die F.A.Z. veganem Fleischersatz andichtet, den Regenwald zu zerstören.