Wählt Sarah Wiener – für natürliche Bienendemokratie und gegen Sojawasser

Sag mal Sarah, hast Du eigentlich in den letzten Monaten Deinen Internetanschluss bezahlt? Ich frage nur, weil es momentan wirklich nicht den Eindruck macht, als wären Aussagen Deiner Interviews irgendwie mit dem aktuellen Wissensstand der Menschheit in Einklang zu bringen. Besuchst Du neuerdings regelmäßig diese esoterischen Einhorn-Workshops, in denen man sich zu ätherischen Düften an den Händen fasst und die ultimative Erkenntnis durch Singen und Klatschen zu erlangen versucht? Letzten Sommer erst hat die Enorm diesen unseligen Text von Dir abgedruckt, worauf hin eine Menge Leute inkl. mir darauf reagierten: Wir mögen ja echt Dein Engagement in Sachen Nachhaltigkeit und Verbesserungen in der Tierhaltung und sind auch wirklich froh, wenn in einer Talk-Show zum Thema „sind sieben Schnitzel pro Woche denn schon maßlos?“ neben den vier Schlachthof-Besitzern und Bauernverbands-Fuzzies auch Du sitzt. Ganz ohne Ironie, wenn es um die Auswüchse moderner Tierfabriken geht, dann gehe ich mit fast allem d’accord was Du sagst.

Ausschnitt Sat1

Aber das, was Du da seit ca. einem halben Jahr fabrizierst, das tut echt weh beim Lesen. Ich persönlich hatte ja gehofft, das wäre so eine Art Ausrutscher gewesen. So wie wenn das Mathe-Genie aufgrund akuter Verliebtheit eine glatte sechs schreibt und der Lehrer die Klausur großzügig wiederholen lässt, weil da offenbar einfach ein paar Kilo Hormone zu viel im Spiel waren. Aber wenn das Mathe-Genie auch die Aufgaben der nächsten Klausuren anstatt mit Graphen und Summenformeln nur mit Strichmännchen und „I like Bacon“ zu lösen gedenkt, dann ist das mit dem Ausrutscher nicht mehr so ganz plausibel. Ähnlich verwunderlich ist es für uns, wenn Du in gefühlten siebenunddreißig Interviews all die logischen Fehlschlüsse und Argumentationslücken wiederholst, die Du von der halben Netzgemeinschaft erst letzten Juni um die Ohren gehauen bekommen hast. Ich meine, liest Du denn nicht eine einzige der vielen Erwiderungen, die Du bekommen hast?

Diverse Leute haben Dir erklärt, was ein naturalistischer Fehlschluss ist, also die sehr simple Annahme, dass natürliche Dinge per se eine super Sache sind, während alles Künstliche strikt abzulehnen ist. Dennoch führst Du Deinen Kurs in Natürlichkeitskunde ohne Rücksicht auf Verluste weiter, in dem jede Lektion darauf hinaus läuft, dass pflanzliche Ernährung eine Erfindung von Chemiebaukasten-Herstellern oder dem Antichristen persönlich sein muss. Zunächst hast Du dem Sat1-Morgenmagazin ein Interview gegeben, und allein diese 4,5 Minuten würden für eine ganze Artikelreihe reichen. Man fragt sich, wie der Moderator sich diese immer skurriler werdenden Antworten mit ernstem Gesicht anhören konnte, ohne sich spontan ein Nudelholz ins eigene Gesicht zu schlagen.

chemical apple

Ich versuche mal, mich durch diesen Wust an hanebüchenem Unsinn zu hangeln: Cola sollte man laut Sarah Wiener nicht trinken, logisch. Sojamilch aber auch nicht, die sei „genau so chemisch“ wie Cola. Und so sehr ich mich an das tolle Gefühl erinnere, wenn man nach der 11. Klasse Chemie endlich abwählen kann: Der Satz macht so viel Sinn wie ein David Lynch-Kurzfilm ohne LSD. Was willkürliche Natürlichkeitsverfechter wie Sarah Wiener nämlich gerne mal vergessen: Alle Materie besteht aus Chemie. Alle. Wasser ist H2O, Vitamin C ist C6H8O6. Die essentielle Aminosäure Lysin sieht unter dem Mikroskop so aus: C6H14N2O2, und Folsäure ist C19H19N7O6.  Das mag kompliziert aussehen und auch nicht trivial intonierbar sein, sind aber alles Substanzen, die wir unserem Körper regelmäßig zuführen sollten. Der Satz, die Sojamilch sei so chemisch wie Cola, ist in diesem Kontext also vollkommener Nonsens, so als würde ich mich darüber beschweren, dass Schweinefleisch ja viel atomkerniger sei als ein Tofu-Burger. Waaas, Du isst Hühnchen? Du weißt schon, dass gerade Hühnchen voller Moleküle ist, oder? Du Wahnsinniger!

Was die gute Sarah also meint, während sie in künstlichen Gummistiefeln und mit künstlichem Shampoo gewaschenen Haaren ihren Feldzug gegen unnatürliche Dinge fortsetzt, ist, dass in Sojamilch chemische Zusätze drinstecken, die vermeintlich ungesund sind. Dazu wird für Sat1 extra eine Packung in die Kamera gehalten, die vermeintlich schädliche „Chemie“ enthält (siehe Screenshot), in der Annahme, dass der lange Name einer Zutat automatisch ungesunde Folgen birgt. Hierzu sei angemerkt, dass z.B. Docosahexaensäure einfach die chemische Bezeichnung für eine Omega-3-Fettsäure ist und die Zutaten der Sojamilch in meinem Kühlschrank folgende sind:

sojamilch_med

Man sieht förmlich, wie infernalisch lachende Wissenschaftler in düsteren Laboren diese unselige Flüssigkeit ins Leben gerufen haben. Not! Das Zeug ist ja auch keine sonderlich moderne Erfindung, man stellt es seit dem Jahr 25 nach Christus grundsätzlich genauso her wie heute.

Dennoch: In Ermangelung echter Kenntnisse in Ernährungswissenschaft schwurbelt die Interviewte unerträglich unsachlich herum, es handele sich bei Sojamilch um „tote, sterilisierte Kunst-Produkte“ und man würde seinen Körper auf diesen Wege zu einem „Endlager für chemische Stoffe“ machen (Da ich diesen Text ca. 30 mal Korrektur gelesen habe, kann ich zwecks Verhinderung unkontrollierter Schreiattacken diese Stelle wärmstens empfehlen, um seinen Kopf auf die Tischplatte zu schlagen). Zuerst: Ich finde es irgendwie ganz fluffig, dass das Zeug tot ist, macht den Verzehr ungemein einfacher. Und einem Produkt Sterilität vorzuwerfen ist für eine Verfechterin von Kuhmilch-Produkten (!) ja nun wirklich vollkommen absurd, ist der Verkauf nicht-sterilisierter Kuhmilch hierzulande aufgrund der rechtlichen Bestimmungen recht selten.

gegen die natur

Zum Vorwurf des Kunstproduktes sei noch gesagt: Hey Sarah, wir haben 2016! Wir leben nicht mehr in Höhlen, kacken nicht mehr in den Wald und trinken Sachen, die in der Form nicht auf Bäumen wachsen. Ein Gedanke, dem Du irgendwie was abgewinnen können solltest, hast Du in Deinem Restaurant derzeitig Heilbutt in Amaranth-Kruste auf der Karte, und auch wenn ich schon lange keine Heilbutte mehr in freier Natur gesehen habe, so glaube ich mich zu erinnern, dass diese äußerst selten in einer Amaranth-Kruste durchs Wasser schwimmen. Wir Veganer machen unsere Körper zu Endlagern für chemische Stoffe? Wow, weit aus dem Fenster gelehnt für eine Kritik an Menschen, die ganz bewusst auf solches Essen verzichten, das sich der Kontaminierung mit Antibiotika, Hormonen und Dioxin erfreut. Zumal von einer Frau, die in ihrem Restaurant Heilbutt anbietet, von dessen Verzehr das Bundesumweltministerium schwangeren Frauen aufgrund der starken Quecksilberbelastung abrät.

Und bevor mir die Leser wieder die Kommentarleiste bombardieren: Sojamilch ist keine, ich wiederhole: KEINE! Voraussetzung für vegane Ernährung. Sie schmeckt (mir) ganz lecker und ist leicht verfügbar, kann aber easy durch Hafer-, Reis-, Mandel- oder Dinkelmilch ersetzt oder auch einfach komplett weggelassen werden. Wenn Sojamilch ein Argument gegen vegane Ernährung ist, dann ist Kuttelsuppe ein Argument gegen einen leckeren Fleisch-Burger. Gleiches gilt übrigens für Quinoa aus Peru und Algen aus Japan, welche Sarah alle Veganern andichtet, auch wenn ich in mittlerweile sechs Jahren veganer Ernährung nicht einmal so was eingekauft habe und es gleichzeitig Quinoa-Burger bei McDonalds gibt (natürlich nicht vegan).

Die Absurdität gipfelt darin, dass Sarah allen Ernstes Sojabohnen über einem Glas Wasser ausdrückt und den Moderator zwingt, die unansehnliche Brühe zu trinken, als Beweis dafür, wie künstlich die weiße Sojamilch aus dem Laden wohl sein muss. Tja, man muss die Dinger schon einweichen, pürieren und kurz kochen, aber woher soll eine Köchin das auch wissen?! Ähnlich facepalmesk wäre es wohl, wenn ich einen rohen Heilbutt in ein Glas auswringe, das unter schmerzverzerrtem Gesicht probiere und dann zu dem Schluss komme, dass Frau Wieners Heilbutt voller „Chemie“ stecken muss, schmeckt der ja ganz anders.

künstliche Suppe

Am Ende dieses peinlichen Gefasels kommt sie zu dem Schluss, man schütze mit veganer Ernährung nicht die Umwelt, tue seinem Körper nichts Gutes, tue der Landwirtschaft nichts Gutes und tue der Zukunft nichts Gutes. An der Stelle möchte ich meine Aussage zu Beginn dieses Textes zurückziehen, ich fände es immer gut, wenn Sarah was zu Nachhaltigkeit sagt, verbreitet sie hier schlicht unhaltbaren und angesichts der globalen Umweltschäden auch gefährlichen Mumpitz. Da so ziemlich das Gegenteil unter vernünftigen (auch diversen Fleischessern) Menschen Konsens ist, mache ich es kurz: Vegane Ernährung ist im Durchschnitt wesentlich umweltschonender als eine vegetarische oder omnivore, sie ist vernünftig geplant dem Nährstoffbedarf angemessen, sie bezieht so ziemlich alle Bestandteile aus der Landwirtschaft und ist laut der UN insbesondere im Hinblick auf die Zukunft unseres Planeten eine echt coole Idee.

Und wie das meistens so ist, wurden die blödesten Auszüge dieses Interviews in allerlei Käseblättern wiederverwertet, worauf der Wurst-Mob sich schön einig sein konnte, dass Veganer alles Spinner sind, danke auch dafür. Das reicht Dir aber immer noch nicht, am 04. Januar 2016 erscheint im Standard erneut ein Interview, bei dem ich mich wiederholt vergewissern muss, ob es sich nicht um die Satire-Rubrik des Standards handelt. Es beginnt damit, dass laut Wiener ernsthafte Köche immer auch Nachhaltigkeitsbotschafter seien. Die meisten Menschen würden Kiyoshi Kimura wohl einen ziemlich ernsthaften Koch nennen, dennoch halte ich das Ersteigern von Exemplaren stark bedrohter Tierarten zu astronomischen Preisen für ungefähr so nachhaltig wie eine Spritztour durchs Naturschutzgebiet mit einem Kampfpanzer.

Laut Einleitung hat Wiener sich ganz bewusst dazu entschlossen (andere Passagen ließ sie streichen), auch dieses Mal wieder ihre realitätsferne Gewissensberuhigung wider den Veganismus einfließen zu lassen und eröffnet gewohnt borniert damit, Veganer glaubten, sie hätten „eine Lösung für ein Problem gefunden, das komplexer ist, als es auf den ersten Blick scheint.“ Das muss man sich echt auf der Zunge zergehen lassen: Eine Person, die alle Abwägungen und Entscheidungen rund um Nahrungsmittel allein auf die vollkommen willkürliche Dichotomie natürlich/künstlich fußt und Sojamilch blöd findet, weil Regenwald-Soja an Schweine verfüttert wird (WTF), wirft den Veganern vor, nach zu einfachen Lösungen zu suchen. Es ist, als würde Thomas Gottschalk in der Gegend herumrennen und den Leuten ihren Klamottengeschmack vorwerfen.

Das ist echt filmreif. Frau Wiener hält den Verzehr von Bio-Fleisch für umweltfreundlicher als den von Soja, weil so ein Bio-Schwein ja nicht voller „Chemie“ steckt. Wie vollkommen weltfremd dieses Urteil ist, hat Marlies Ulken von der ZEIT schön zusammengefasst: „Aus einem Kilo Sojabohnen lassen sich rund zwei Kilogramm Tofu herstellen. Setzt man die gleiche Menge Soja als Kraftfutter in der Schweinemast ein, sind die produzierten Mengen mickrig: gerade einmal 300 Gramm Schweinefleisch sind möglich. Das Schwein verbraucht eben auch selbst Energie.“ Das Verhältnis Fleisch zu Obst oder Fleisch zu Kartoffeln ist noch schlechter. Dass ausgerechnet Sarah die Komplexität des Problems betont, die sie offensichtlich selbst nicht ansatzweise begriffen hat, bereitet mir Fremdscham-Attacken.

comparing carbon footprintsAuch die Behauptung, wir (die Verbraucher allgemein) würden „wie der Stier am Nasenring durch die Manege geführt“ und äßen „das, was uns vorgesetzt wird“ ist eine bemerkenswerte Sorge in einem Text, der sich klar gegen Veganer ausspricht. Ich kenne natürlich nicht alle Veganer persönlich. Aber zumindest jene, die sich irgendwann in ihrem Leben aktiv gegen den Verzehr tierischer Produkte entschlossen haben, essen ja nun mal nicht das, was man ihnen jahrelang vorgesetzt hat, gell?

Für alle, die denken, es könne nicht mehr absurder werden, macht die liebe Sarah nun noch einen äußerst amüsanten Abstecher zu ihrer ganz persönlichen Ansicht über das Sozialverhalten von Bienen, da sie sich selbst offenbar als eine Art Outlaw-Biene versteht:

„Ich selbst würde mich aber als Forscherin bezeichnen. Das ist wie bei den Bienen. Zwei Prozent von ihnen machen, was sie wollen oder müssen. Die anderen 98 Prozent folgen strikt einem inneren logischen Plan und dem Naturgesetz, beispielsweise auf die gleiche Futterquelle zu gehen. Diese wenigen Bienen, die anderes ausprobieren, sichern aber auch das Überleben des ganzen Volkes in schwierigen Zeiten und ermöglichen Zukunft. –

Es ist auch nicht wichtig, dass 100 Prozent der Menschen überkritisch sind und zum Beispiel für gute Ernährung kämpfen. Aber es braucht eben auch hier diese zwei Prozent, die neue Wege gehen und Dinge hinterfragen. Alles hat seinen Sinn und seine Berechtigung.

Die Bienen sind äußerst soziale Wesen, demokratisch und selbstlos. Jede Generation arbeitet für die nächste, um das gesamte Überleben zu gewährleisten. Von den Bienen können wir alle viel lernen.“

Abgesehen davon, dass das nach Abgleich mit gängigen Nachschlagewerken der Biologie frei erfunden wirkt: Seit einem halben Jahr verurteilt Frau Wiener, dass die Veganer sich böse, böse unnatürlich und künstlich verhalten, und jetzt singt sie auf einmal ein Loblied auf sich unnatürlich verhaltende, das Naturgesetz ignorierende Bienen? Lustig auch, die unfreiwillige Parallele, gibt es hierzulande je nach Schätzung 1 – 2% Veganer, die was anderes ausprobieren, während Sarah Wiener sich bei den 98% aufhält, die sich alle der gleichen Futterquelle bedienen. Merke: Menschen, die was Neues ausprobieren, machen ihre Körper zu Chemie-Endlagern. Bienen, die was Neues ausprobieren, sichern das Überleben des ganzen Volkes. Immerhin, ich stimme zu: Von den Bienen können wir alle viel lernen – die ernähren sich nämlich vegan 😉

maja und willi

Und während Frau Wiener fordert, dass 2% der Menschen neue Wege gehen und Dinge hinterfragen sollten, gibt sie Interviews und Texte heraus, in denen sie ohne jede Grundlage Menschen kritisiert, die Dinge hinterfragen und neue Wege gehen. Schon ganz schön panne… Da verwundert es dann auch nicht sonderlich, dass sie tatsächlich in vollem Ernst behauptet, Bienen seien Demokraten (Wie kann man so einen Text eigentlich ernsthaft teilen?). Ja, richtig, wer kennt nicht das beschauliche Schauspiel jeden Sommer, wenn der ganze Bienenstock mit wiiiinzigen Urnen ausfliegt, um die Bienenkönigin für nächstes Jahr zu wählen? Unvergessen auch die letzte Folge Biene Maja der 4. Staffel, in der Willi mit vollkommen unrealistischen Wahlversprechen „Mehr Honig für alle!“ und „nie wieder Nektar sammeln“ zur nächsten Königin gewählt wird und dann fortwährend auf dem Thron sitzt und verzweifelt versucht, Eier zu legen.

Au weia! Da kann die Gute sich selbst noch so sehr als Forscherin bezeichnen, es macht sie so wenig zu einer, wie es mich zu einer riesenhaften Aubergine macht, fortan allen Leuten zu erklären, ich sei eine. Was glaubt die gute Frau denn bitte, zu erforschen? Die Disziplinen Bienenkunde und Ökotrophologie fallen ja schon mal gepflegt raus für unsere Bienendemokratin und Verfechterin der mittelalterlich anmutenden Behauptung, da seien doch tatsächlich lebenswichtige Enzyme im Fleisch (kompletter Bullshit, die produziert unser Körper alle selbst). Ihre Warnung, Kinder sollte man keinesfalls vegan ernähren, kommt entsprechend ähnlich relevant daher wie der Tipp meines Opas, mein Handy regelmäßig auf Strahlenlecks zu überprüfen.

Letztendlich kann man so gut wie alle Rechtfertigungsversuche von Sarah auf folgende brüchige Argumentationskette reduzieren: Weil MANCHE Veganer Soja- oder Seitanprodukte essen, von denen MANCHE mit chemischen Zusätzen versetzt sind, von denen wiederum MANCHE in großen Mengen mutmaßlich nicht sonderlich gesund sind, zerstören ALLE veganen Gerichte den Planeten viel stärker als Bio-Fleisch oder -Milch, obwohl letztere IMMER mehr Treibhausgase, Fläche, Energie und Gülle bedeuten als das vegane Ersatz-Pendant, und hier schneidet das Bio-Fleisch sogar oft schlechter ab, weil die Tiere länger leben und damit auch mehr fressen und emittieren. Ein Kilo Fleisch aus Europa kommt damit im Durchschnitt auf 27 kg CO2, ein Kilo Tofu auf 3,8 kg CO2 und ein Kilo Tempeh auf 2,4 kg CO2. Beachtet man nun noch den Umstand, dass viele vegane Gerichte aus regionalen Zutaten UND ohne Fleischersatz hergestellt sind, z.B. eine Linsensuppe oder Spinat mit Kartoffeln oder ein Bohneneintopf, erübrigt sich jede weitere Beschäftigung mit diesen kruden Thesen.

Diese aufzustellen ist nicht nur ziemlich unredlich und selbstherrlich, es ist auch aus ihrer Sicht denkbar unnötig. Sie ist jetzt unter die Bio-Bauern gegangen, finde ich gut. Sie verwendet in ihrem Restaurant tatsächlich sehr viele regionale Zutaten, klasse, damit ist sie weit vorne. Aber anstatt das positiv zu transportieren, schießt sie ohne Not gegen Menschen, die in dieser Disziplin einfach noch einen Schritt weiter gehen als sie. So als sei es für sie nicht zu ertragen, wenn der ernährungsbedingte CO2-Fußabdruck anderer Leute noch mal besser aussieht als ihrer, obwohl sie sich doch jetzt schon so schön als Nachhaltigkeitsbotschafterin in Szene gesetzt hat.

Aber Veganer sind Heuchler, wenn sie konventionelles Obst essen, alles klar.

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[NACHTRAG]
Laut einer aufmerksamen Leserin hat Sarah Wiener mit ihr zusammen ein Seminar zu Bienenhaltung besucht, in dem viele Inhalte auf einem Buch mit dem Namen „Bienendemokratie – wie Bienen kollektiv entscheiden und was wir davon lernen können“ von Thomas D. Seeley basieren. Laut diesem gibt es Anhaltspunkte, dass Bienenschwärme in bestimmten Situationen kollektive Entscheidungen treffen. Aus einem anderen Link geht die These hervor, dass ein Teil der Bienen sogenannte Pionierbienen sind, die neue Nist- und Futterplätze suchen.

Vielen Dank für diese Quellen, es ist sehr aufschlussreich Und irgendwie auch beruhigend, dass Sarah Wiener sich das nicht einfach frei erfunden hat, so wirkte es nämlich auf den ersten Blick. Ich halte an meiner Kritik aber insoweit fest, dass Frau Wiener offenbar Probleme damit hat, Sachverhalte korrekt wiederzugeben, was ja auch zum Rest meines Textes passt:

Sie behauptet, die Pionierbienen würden im Gegensatz zu den anderen nicht dem Naturgesetz folgen, so als wäre deren Verhalten einem ganz anderen Mechanismus unterworfen. Dabei geht aus dem Link hervor, dass das eine genetische Veranlagung ist, also sehr wohl eine Art von innerem Plan, dem die Kreatur folgt und vollkommen im Einklang mit dem Naturgesetz. Und es bleibt für mich absurd, dass sie diesen 2% (eigentlich 16%) eine heldenhafte Rolle zuschreibt, weil sie eben was anderes ausprobieren, während sie genau das bei Veganern bemängelt. Zumal dieses „was anderes ausprobieren“ ja keine rationale Entscheidung ist, gegen den Strom zu schwimmen, sondern schlicht Teil ihrer biologischen Programmierung.

„Diese Bienen sichern das Überleben des ganzen Volkes“ ist in meinen Augen auch irreführend, denn die 84% „normalen“ Sammler-Bienen sichern ja genauso das Überleben des ganzen Volkes. Die Basis mag korrekt sein, aber was sie daraus konstruiert, dürfte auf einem Imker-Fachkongress nicht zwingend für Zustimmung sorgen.

Und wenn sie sagt, die Bienen seien demokratisch, dann ist das eben auch eine recht eigenwillige Interpretation. Was die Forscher damit meinen, ist, dass die Bienen in einer Art Schwarmbewusstsein eine so komplexe Entscheidung treffen können, für welche die Kapazität des einzelnen Individuums nicht ausreichen würde. Ohne Frage eine interessante Erkenntnis, aber mit der menschlichen Staatsform einer Demokratie hat das nun mal recht wenig zu tun. Da geht es ja darum, dass alle Macht vom Volke ausgeht und dass mündige Wesen eine Entscheidung treffen, die ihre Interessen vertritt. Dazu dann zu sagen, Bienen seien demokratisch, ist wie wenn Leute die Entdeckung des Higgs-Boson als einen Beweis für die Existenz Gottes ansehen, weil es in populären Darstellungen „Gottesteilchen“ gennant wird. Das ist aber erst mal nur ein Wort.

Alles in allem eine recht verklärte Interpretation, die Dinge so darstellt, wie Sarah Wiener sie gerne hätte. Was sich nahtlos einfügt in ihre Ansichten zu Veganismus, zu dessen Thesen sie vermutlich mal irgendwo zutreffende Dinge gelesen hat, diese aber in so falsche Zusammenhänge bringt, dass am Ende sehr eigenwillige Interpretationen herauskommen.

Ich gebe zu, man kann einigen Entscheidungen der Bienenvölker einen schwarmintelligenten Charakter nachsagen, und die nennt dieser Bienenforscher „Bienendemokratie“, insofern ist der Begriff nicht so lustig, wie ich zuerst dachte. In einem Interview zu behaupten, Bienen seien demokratisch, halte ich aber immer noch für gewagt.

20 Gedanken zu “Wählt Sarah Wiener – für natürliche Bienendemokratie und gegen Sojawasser

  1. (Klugscheißerischer) Fun-Fact: Viele Naturschutzgebiete existieren in ihrer heutigen Form nur, weil hin und wieder Kampfpanzer durchbrettern! Besuch doch z.B. mal das NSG Mainzer Sand (auch heute noch militärisch genutzt), ökologisch höchst interessant mit einem großen Angebot an Führungen und Exkursionen und öffentlichen Arbeitseinsätzen.

    Danke für den super Artikel, wie immer eine Freude zu lesen! 😀

    • Auch wegen solcher und anderer typischer Vorwürfe gegen Veganer und Veganerinnen („Was kannst du denn dann überhaupt noch essen?“) habe ich diese Website gestartet: paradysium.de

      Ich gebe zu, die Fotos sind recht künstlich. 😉

      • Deine Seite ist wirklich beeindruckend, nicht nur was die Qualität der Fotos anbelangt, sondern auch angesichts der akribischen Zuordnung der wissenschaftlichen Namen und sogar des Vermerks von Varietäten – DAS nenne ich „solide fachliche Basis“. Und nicht das
        völlig willkürliche und geradezu erschreckend unlogische Gerede einer ignoranten Promifigur…

        Danke für diese Fleißarbeit und weiterhin viele Erfolgserlebnisse beim Sammeln!

  2. Ich wünsche diesem ausgezeichneten Artikel wider den Schwachsinn eine möglichst weite Verbreitung!!! Und was die Wiener-Wurst betrifft, die ist wirklich der Ulrich Kutschera unter den Köchinnen… nur dass Kutschera kürzlich erstmals von einem Vortrag wieder ausgeladen wurde, weil die Veranstalter endlich, endlich gemerkt hatten, was sie sich da an „Kompetenz“ ins Haus holen – merkt’s bei Sarah Wiener bald auch mal jemand??

  3. Danke, Jan für diesen hervorragenden Artikel…..
    … der mich und meine Ambivalenz siechend zurücklässt.
    Denn *eigentlich* schätze ich Fr. Wiener für die meisten ihrer Ansichten und Taten sehr…
    …. aber eben nur *eigentlich*….

  4. Hier ein Beleg zur „Pionierthese“ von Sarah Wiener: http://www.sueddeutsche.de/wissen/biologie-pioniergeist-unter-bienen-1.1304400

    2% ist dabei natürlich im Sinne einer Größenordnung zu verstehen und muss in dem Zusammenhang nicht auf die Goldwaage gelegt werden.

    Sarah Wiener hat mit großer Sicherheit das Buch „Bienendemokratie“ von Seeley (und andere Fachliteratur) gelesen. Es ist unter Bienen-Liebhabern sehr bekannt und eine Art Standardwerk. Auch Seeley beschreibt sehr ausführlich, dass ein kleiner Prozentsatz der Bienen dafür verantwortlich ist, eine neue Wohnung auszukundschaften. Der Rest der Bienen folgt, ohne sich an dem Entscheidungsprozess irgendwie zu beteiligen.

    Sarah Wiener ist selbst Imkerin und hat sich u.a. bei uns fortgebildet. Ihre Aussagen über Bienen sind daher nicht aus der Luft gegriffen, sondern haben eine solide fachliche Basis.

    • Als studierter Biologe, der beim Lesen des Wienerschen „natürlich-künstlich“-Gequassels unsäglich gelitten hat, erlaube ich mir folgende Anmerkung: Das, was Sie „Pionierthese“ nennen, ist eigentlich ein evolutionsbiologischer Gemeinplatz, und zwar schon seit Darwins Zeiten (der letzte Absatz des von Ihnen angegebenen Artikels deutet dies an). Natürliche Selektion hängt mit erblicher Variabilität von Organismen zusammen. Variieren kann dabei alles mögliche: Körpergröße, Geschwindigkeit von Stoffwechselprozessen, bestimmte Verhaltensweisen. Varietäten, die sich weit außerhalb des Durchschnittes bewegen – also etwa jene zwei Prozent an den Enden einer Normalverteilungskurve – können Populationen vor dem Aussterben retten, wenn z.B. Umweltbedingungen sich stark ändern und sie zufällig die „richtigen“ Eigenschaften aufweisen, um sich aus der Krisensituation heraus wieder auszubreiten.

      In dieser Hinsicht wären diese Abweichler von der Norm also „Pioniere“. Das passiert ständig, ist absolut trivial, so dass es eigentlich nur darum geht, diese vermenschlichende Begrifflichkeit anhand der Besonderheiten der betreffenden Tierarten genauer zu erklären (hier also: soziale Insekten, speziell Bienen). Vermenschlichende Beschreibungen sind manchmal didaktisch gut, viel öfter aber der reinste Humbug. Schauen Sie sich doch mal an, was Sie da schreiben: Bienen sollen „demokratisch“ sein, aha. Und dann kommt: 98% der Bienen folgen 2%, „OHNE SICH AN DEM ENTSCHEIDUNGSPROZESS IRGENDWIE ZU BETEILIGEN.“

      Wow – ich kenne zwar viele Leute, die von solchen „Demokratien“ träumen (siehe christliche Demokratie polnischen Zuschnitts), aber ich persönlich hätte da gewisse Vorbehalte…

    • Hallo Erhard,

      danke für den Link, du bist vermutlich auch der User, der den entsprechenden Facebook-Kommentar geschrieben hat?

      Eine andere Userin war Dir schon zuvor gekommen und so habe ich den Artikel um einen Nachtrag ergänzt. Da ich etwas faul bin, kopiere ich ihn hier rein:

      [NACHTRAG]

      Laut einer aufmerksamen Leserin hat Sarah Wiener mit ihr zusammen ein Seminar zu Bienenhaltung besucht, in dem viele Inhalte auf einem Buch mit dem Namen “Bienendemokratie – wie Bienen kollektiv entscheiden und was wir davon lernen können” von Thomas D. Seeley basieren. Laut diesem gibt es Anhaltspunkte, dass Bienenschwärme in bestimmten Situationen kollektive Entscheidungen treffen. Aus einem anderen Link geht die These hervor, dass ein Teil der Bienen sogenannte Pionierbienen sind, die neue Nist- und Futterplätze suchen.
      Vielen Dank für diese Quellen, es ist sehr aufschlussreich Und irgendwie auch beruhigend, dass Sarah Wiener sich das nicht einfach frei erfunden hat, so wirkte es nämlich auf den ersten Blick. Ich halte an meiner Kritik aber insoweit fest, dass Frau Wiener offenbar Probleme damit hat, Sachverhalte korrekt wiederzugeben, was ja auch zum Rest meines Textes passt:

      Sie behauptet, die Pionierbienen würden im Gegensatz zu den anderen nicht dem Naturgesetz folgen, so als wäre deren Verhalten einem ganz anderen Mechanismus unterworfen. Dabei geht aus dem Link hervor, dass das eine genetische Veranlagung ist, also sehr wohl eine Art von innerem Plan, dem die Kreatur folgt und vollkommen im Einklang mit dem Naturgesetz. Und es bleibt für mich absurd, dass sie diesen 2% (eigentlich 16%) eine heldenhafte Rolle zuschreibt, weil sie eben was anderes ausprobieren, während sie genau das bei Veganern bemängelt. Zumal dieses “was anderes ausprobieren” ja keine rationale Entscheidung ist, gegen den Strom zu schwimmen, sondern schlicht Teil ihrer biologischen Programmierung.

      “Diese Bienen sichern das Überleben des ganzen Volkes” ist in meinen Augen auch irreführend, denn die 84% “normalen” Sammler-Bienen sichern ja genauso das Überleben des ganzen Volkes. Die Basis mag korrekt sein, aber was sie daraus konstruiert, dürfte auf einem Imker-Fachkongress nicht zwingend für Zustimmung sorgen.

      Und wenn sie sagt, die Bienen seien demokratisch, dann ist das eben auch eine recht eigenwillige Interpretation. Was die Forscher damit meinen, ist, dass die Bienen in einer Art Schwarmbewusstsein eine so komplexe Entscheidung treffen können, für welche die Kapazität des einzelnen Individuums nicht ausreichen würde. Ohne Frage eine interessante Erkenntnis, aber mit der menschlichen Staatsform einer Demokratie hat das nun mal recht wenig zu tun. Da geht es ja darum, dass alle Macht vom Volke ausgeht und dass mündige Wesen eine Entscheidung treffen, die ihre Interessen vertritt. Dazu dann zu sagen, Bienen seien demokratisch, ist wie wenn Leute die Entdeckung des Higgs-Boson als einen Beweis für die Existenz Gottes ansehen, weil es in populären Darstellungen “Gottesteilchen” gennant wird. Das ist aber erst mal nur ein Wort.

      Alles in allem eine recht verklärte Interpretation, die Dinge so darstellt, wie Sarah Wiener sie gerne hätte. Was sich nahtlos einfügt in ihre Ansichten zu Veganismus, zu dessen Thesen sie vermutlich mal irgendwo zutreffende Dinge gelesen hat, diese aber in so falsche Zusammenhänge bringt, dass am Ende sehr eigenwillige Interpretationen herauskommen.
      Ich gebe zu, man kann einigen Entscheidungen der Bienenvölker einen schwarmintelligenten Charakter nachsagen, und die nennt dieser Bienenforscher “Bienendemokratie”, insofern ist der Begriff nicht so lustig, wie ich zuerst dachte. In einem Interview zu behaupten, Bienen seien demokratisch, halte ich aber immer noch für gewagt.

    • Ich stimme Kampfdrohne zu, demokratische Bienen, die sich in exis­ten­zi­ellen Fragen einfach auf Gedeih und Verderb den Pionierbienen ausliefern, ohne sich an der Entscheidung im Mindesten zu beteiligen, wirken nicht sonderlich demokratisch 😉

  5. Mag Sarah Wiener vielleicht mit ihrer Bienenthese nicht ganz falsch liegen, so sind immer noch 98% (um mich ihrer heiligen Zahl zu bedienen) ihrer anderen Aussagen unreflektiert und wenig fundiert. Und wie man so vehement gegen eine so winzige Minderheit (i.e. VeganerInnen) schiessen und gleichzeitig jene prozentual ähnliche Minderheit der Bienen für deren Entdeckungsdrang und Mut, Neues auszuprobieren, hochloben kann, geht mir echt nicht in den Kopf.
    Kritisch wird’s bloss, wenn diese Frau nicht als narzisstische Verschwörungstheoretikerin mit einem unerklärlich intensiven Groll gegen Veganismus (womöglich eine nicht-erwiderte Liebe eines Veganers?) angesehen, sondern tatsächlich noch ernst genommen wird – von dieser ominösen 98%-Mehrheit.
    Nun denn, bleibt mir halt nichts anderes übrig, als weiterhin mit den 2% Ausgestossenen rumzustreunen… summ… summ…

  6. Super Post, wie immer! Kleine Korrektur: Der naturalistische Fehlschluss ist ein Fehlschluss in der philosophischen Metaethik, und es kommt jetzt nicht so genau drauf an, wie er tatsächlich geht, aber man sollte ihn vom „es ist natürlich, also gut“-Fehlschluss unterscheiden. Sonst rotiert A.J. Ayer im Grab! Auf Englisch sagt man da immer „Appeal to Nature“, auf Deutsch könnte man ihn auch einfach den Natürlichkeitsfehlschluss nennen (aus Mangel an besseren Alternativen). Oder wenn’s sein muss halt einfach „Sein-Sollen-Fehlschluss“, denn davon ist er ja eine Variante.

  7. Sarah Wiener ist inzwischen unter die Produzenten von veganen Pasten und Fruchtmusen
    gegangen. Wie passt das zusammen?
    Jedenfalls ist ihre Meinung zu Veganismus keine gut Werbung für Ihre Produkte.

  8. Ich habe einfach mal versucht Sarah zu verstehen. Meiner Meinung nach ist sie eine talentierte Handwerkerin die Tradition und altes Zeugs liebt. Darauf hat sie sich auch spezialisiert.

    „Nachhaltigkeit“ und „bessere Haltungsbedinungen“ passen daher auch in ihr Programm denn „früher war ja alles besser“. In mancher Hinsicht stimmt das ja auch, daher landet sie in der Kategorie des öfteren mal treffer.

    So:

    – Die meisten veganen Gerichte sind jetzt in Europa erst mal eine Neuheit, das ist schon mal schlecht für Sarah. Neu ist nicht so ihr Ding.

    – Produkte z.B. im Supermarkt, die mit Maschinen hergestellt wurden sind auch böse. Sie ist ja Handwerkerin und möchte möglichst viel von Hand machen.

    Ihre Art sich Wissen anzueignen scheint ja möglichst Praxisnah zu sein, am besten direkt vom alten Handwerksmeister. Das hat sie ja zumindest in ihrer komischen Sendung gemacht wo sie mit ihrer Ente (oder was das für ein Ding ist) durch Europa fährt.

    – Es gibt traditionelle, handwerklich hergestellte Sojaprodukte und sogar vegane Ernährung z.B. in Asien / bei buddhistischen Mönchen. Da kann sie aber nicht hin, die Ente schafft die weite Strecke nicht.

    – Sie spricht einige Europäische Fremdsprachen, vermutlich aber keine Asiatische. Also kann sie auch nicht mit dem alten Tofumeister quatschen…

    Was soll die arme Frau jetzt machen? Ihr Strategie ist offenbar all die Sachen die sie sich nicht aneignen kann/will als böse zu bezeichnen. Damit wird das neue unterdrückt und sie kann länger die gefrage Handwerklich begabte Spezialexpertin bleiben….

  9. Es gibt aber tatsächlich eine serienreihe mit Sarah Wiener, wo sie durch Asien reist und alte kochkünste kennen lernt. Unter anderem auch in China bei einer Familie die schon seit Generationen Tofu herstellt. Sie weiss also wie es geht. Ich selbst habe auch selbst gemachte Sojamilch von der Mutter meiner chinesischen Freundin bekommen und ich kann sagen, dass war eins der wenigen Dinge in China die richtig lecker waren.

  10. Nun ist mir der „Graslutscher“ zwar schon länger ein Begriff, taucht er doch gelegentlich in meinem FB-Stream auf, heute erst setzte ich mich über das Was-ein-bescheuerter-Name hinweg und begann zu lesen, was sich hinter den Likes/Postings/Links verbirgt, und musste recht schnell feststellen, du hast es ja echt drauf, sowohl inhaltlich als auch von der Rhetorik her, schick.

    Topic: Wenn wir einmal wieder ein Catering von ihr dastehen haben, werde ich ganz genau hingucken, was ihre Truppe im Wagen für die Veganer-Fraktion bereithält, könnte wetten, dass da dann auch eine Sojamilch neben der Kaffeemaschine steht.

  11. Hallo Jan,

    wieder mal ein sehr schöner Artikel. Man kann es wohl drehen und wenden wie man will, Sarah Wiener ist offensichtlich ein Rad im Getriebe des karnistischen Systems, ob nun bewusst oder unbewusst. Sie fördert den Mythos von der Notwendigkeit des Fleischkonsums (eines der drei Rechtfertigungs-„N“s des Karnismus zusammen mit „natürlich“ und „normal“) und sorgt damit für die Gewissensberuhigung der Tierverbraucherinnen und -verbraucher, solange nur ein Bio-Siegel auf den Produkten prangt, welche sie aus der Massentierhaltung erwerben. Damit macht sie sich (wieder bewusst oder unbewusst) zur Komplizin eben dieser schlimmen Industrie.

    Mir fällt außerdem auf, dass zwar die grausamen Praktiken der Massentierhaltung immer stärker in die öffentliche Diskussion geraten, dass aber gleichzeitig dem durchschnittlichen Medienkonsumenten immer mehr (Bio-)Kleinbetriebe präsentiert werden (z.B. in Reality-Shows über und mit „Landfrauen“), in denen z.B. die Schweine sich in der kurzen Zeit bis zu ihrem gewaltsamen Tod zumindest noch im Schlamm suhlen und auf auf großen Flächen frei bewegen dürfen. Die Reihe von Sarah Wiener auf arte fügte sich auch nahtlos in dieses Schema. Offenbar soll damit suggeriert werden, dass die Bioprodukte aus dem Supermarkt um die Ecke irgendetwas damit zu tun hätten. Nur wer sich aus eigener Initiative bewusst damit beschäftigt, erfährt, dass auch hinter den Bio-Tierprodukten im Einzelhandel eine genauso grausame und quälerische Massenindustrie steht.

    Und eine Sarah Wiener, die eigentlich genau wissen müsste, dass das „Bio“ in „Bio-Fleisch“ eben so gar nichts mit artgerechter Haltung zu tun hat, tut nicht nur nichts, um dieses verbreitete Missverständnis aufzuklären, sondern befördert es sogar noch und schießt sich stattdessen auf diejenigen ein, die das erkannt haben und daraus die einzig richtige Konsequenz ziehen, diese unnötigen und sogar gesundheitsschädlichen Produkten einfach im Regal liegen zu lassen.

    Interessant wäre einmal eine öffentliche Diskussion zwischen Sarah Wiener und einer gut informierten Veganerin wie z.B. Hilal Sezgin oder Karen Duve. (Von Attila Hildmann wäre eher abzusehen.) Da hätte die liebe und immer gut gelaunte Sarah auch intellektuell wohl keine Chance. Vielleicht sieht man sie genau deshalb nur in Diskussionen mit Großagrarvertretern vom Schlage eines Christian Schmidt. Gegen die kann sie wenigstens noch ein bisschen glänzen.

    Gruß
    Hauke

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