Wie der hessische Rundfunk Aussagen verfälscht, um vegane Ernährung schlecht zu reden.

Ach Herrje… gleich der erste Satz ein fulminanter Griff ins Klo: „Vegetarier, die müssen ja schon auf vieles verzichten“. Ich habe ja immer vermutet, dass bei Vereinen wie dem hessischen Rundfunk irgendwelche schnarchigen Typen das Sagen haben – nicht zuletzt, weil bei diesen oft das Parteibuch eine größere Rolle spielt als die Kompetenz. Dass nicht jede Sendung in solchen Provinz-Sendern höchste journalistische Sorgfalt genießt und ggf. den modrigen Geruch vergangener Jahrzehnte vor sich her schiebt, geschenkt. Aber dass man dort auch schon mal mit Springer-Methoden arbeitet, das hat mich doch ein wenig schockiert. Ich will hier jetzt nicht das Klagelied der angeblich bundesweit gleichgeschalteten „Mainstream“-Medien anstimmen, das halte ich nach wie vor für naiv. Aber eins nach dem anderen. Das hier ist die aktuellste Beteiligung des HR an der öffentlichen „ist vegane Ernährung gesund?“ – Debatte (EDIT: Der Beitrag stammt zu großen Teilen von der ARD, siehe das Update unter dem Artikel):

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Aua, aua, aua… da stimmt ja echt gar nichts. Im ganzen Bericht schwingt der unbedingte Wille mit, vegane Ernährung als eine zutiefst unsinnige Idee zu entlarven, koste es, was es wolle. Schon klar, für so ein Format wie „m€x“ (ist dieses Euro-Zeichen im Namen mal albern oder was?) muss man andauernd irgendwelche Missstände finden, das kann im Sommerloch schon mal schwierig werden. Dass man dazu aber im Notfall die Aussage des Interviewpartners manipuliert, um am Ende das angestrebte Bild zu erreichen, das ist schon arg. Bei RTL2 meinetwegen, aber beim von Gebühren finanzierten hessischen Rundfunk? Da war ich wirklich etwas entsetzt von der dürftigen Qualität. Schon die Einleitung mit dem „verzichten müssen“ kommt so denkbar ungeschickt in die Reportage geplumpst, als würde man sich dem Prädikat „recherchefaul im Juli, wir wollen auch mal ins Schwimmbad!“ würdig erweisen wollen.

Das höre ich mir ja nun auch in ermüdender Regelmäßigkeit an, ich DÜRFE irgendwas nicht essen. Als wäre meine Ablehnung von aus Tieren herausfallenden Substanzen irgendeine obskure, von meinem Sektenguru verlangte Handlungsweise, um einer rachsüchtigen Gottheit zu gefallen. Auch wenn es sicherlich spirituell motivierte Veganer gibt: Meine Motive sind recht nüchtern und rational begründbar. Ich esse keine tierischen Produkte, weil ich das nicht WILL. Und das ist ja nun kein exklusiv veganes Verhaltensmuster, auch andere Menschen schränken ihren Konsum irgendwie ein, ohne dass man bemitleidend auf sie herabstiert und so merkbefreite Sachen sagt wie „Zigarette? Ach – Du bist ja Nichtraucher, das darfst Du ja nicht.“ Klar darf der das! Er mag halt einfach nicht. Wenn sich dazu dann ein Raucher eine Träne aus dem Augenwinkel quetscht aus Trauer, was der Nichtraucher so verpasst, dann mutete das schon absurd an.

Pansengulasch2Weiter im Text. Ja, wir Hessen sind nicht immer ganz vorne mit dabei, aber muss man so hinterwäldlerische Sachen wie „In einigen hessischen Orten gibt‘s ja jetzt sogar schon vegane Supermärkte“ sagen? Der erste Veganz erblickte im 2011 das Licht der Welt, und nur 3 Jahre später berichtet die m€x-Redaktion vom hiesigen Ableger, als sei er das Verrückteste seit Piercings durch die Harnröhre. Wie auch immer, eine objektive Herangehensweise heuchelnd fragt Claudia Schick: „Kann das wirklich gesund sein?“ als hätte die Antwort nicht schon lange vor der Befragung festgestanden. Allein schon, dass „vegan“ in dem Bericht immer ausgesprochen wird wie das Wort „Kommunist“ während des kalten Krieges wirkt nur ganz leicht voreingenommen. Im Sinne der Ausgewogenheit kommt zu Beginn auch eine Veganerin zu Wort, die der veganen Ernährung Vorteile attestiert, weil sie schon lange nicht mehr erkältet war *hust* *hust*. Nun kann man vermuten, dass diese auch bessere Argumente auf Lager hatte, die dann der Schere zum  Opfer fielen, aber dazu später mehr.

„M€x“ zeichnet weiterhin ein Bild, als wäre Hessen die letzten 15 Jahre unter einer riesigen Glaskuppel vom Rest der Menschheit abgekoppelt gewesen: „Inzwischen gibt es vegane Kochbücher.“ NEIN, ECHT?! Hallo, jemand zu Hause McFly? Wir haben 2014! War die gesamte m€x-Redaktion seit dem Irakkrieg nicht mehr in einer Buchhandlung oder wie kommt man zu so einem Satz? Selbst in meinem alles andere als veganen Stamm-Supermarkt werden regelmäßig Hildmann-Bücher im Eingangsbereich platziert. Hören wir im nächsten m€x-Bericht bzgl. der Schädlichkeit von Handystrahlung so Sätze wie „Inzwischen gibt es sogenannte <<Smart-Phones>>, ganz ohne Tasten! Verrückte Welt! Unser Redakteur hat sich an das hoch-innovative Konzept einmal unter Anleitung eines Fachmanns herangewagt.“?

Die Stimme aus dem Off weiß altklug zu berichten: „Im Einzelhandel boomt das Geschäft mit veganen Produkten. Darunter viel Fleischersatz wie vegane Schnitzel, Wurst, Käse oder Milchersatzprodukte.“ Keine Ahnung, wie die Supermärkte bei Euch im Tal der Ahnungslosen so angeordnet sind, aber hier bei uns sind die ersten veganen Produkte nach dem Eingang lange Regale voll mit Obst und Gemüse. Passt nicht so toll in Eure „vegan ist nur für verwöhnte Blödies“-Schablone, aber Obst, Gemüse, Brot, Konserven und die vermutlich 90% aller Artikel abseits der Kühltheke, die eben auch vegan sind, dürften immer noch weit mehr Produkte ausmachen als die meist ja doch recht überschaubare, zwischen Wurst- und Käsebergen eingeengte Abteilung für vegane Fertigpackungen. Trotzdem gebt Ihr der Ernährungsexpertin natürlich nur 4-fach eingeschweißten Fake-Würste in die Hand. Und selbst Fake-Fleisch gibt es in unterschiedlicher Zusatzstoff-Konzentration. Es ist so öde… der befragten Expertin mache ich gar keinen Vorwurf, was soll sie auch sagen. Dass abgepackte, echte Wurst- und Käseprodukte auch nicht gerade die Zutaten für eine Lebenserwartung jenseits der 120 sind, wäre zwar auch erwähnenswert, aber danach wurde ja anscheinend gar nicht gefragt.

Cave womanSo, bis hierher war es einfach nur inkompetent, aber jetzt wird es unschön. Man befragt ein paar Experten, was von veganer Ernährung zu halten ist, einleitend mit den Worten „Für Ernährungsexperten wie hier an der Universität in Hohenheim ist das Risiko der Mangelernährung zu groß“. An der Formulierung ist bemerkenswert, dass vegane Ernährung als „Mangelernährung“ bezeichnet wird, noch bevor Professor Bischoff überhaupt ein Wort gesagt hat. Seine Meinung wird damit außerdem als stellvertretend für andere Ernährungsexperten bezeichnet und als Zuschauer kann man nur mutmaßen, auf welche Frage Prof. Stephan Bischoff da überhaupt antwortet, als er aufzählt: „Eiweißmangel, Eisenmangel, Calciummangel, Jodmangel, Zinkmangel, um nur einige zu nennen.“ Hat der Mann da jetzt was zu veganer Ernährung gesagt oder einfach seine Top-10 der Symptome eines Hungerstreiks aufgezählt? Eiweißmangel ist in Deutschland ein höchst seltenes Phänomen. Gemessen an mehreren 100.000 Veganern in Deutschland und einigen erfolgreichen veganen Spitzensportlern mit erhöhtem Proteinbedarf eine steile These (siehe auch hier). Gerade Eisen ist in gängigen Fleischprodukten nicht übermäßig viel enthalten. Und die Nahrungsquellen für Zink lesen sich auch nicht gerade nach einer Werbung für die Metzgerei-Innung. Ach ja, und Jod? Das wird ja nun nicht umsonst Speisesalz für die gesamte nicht-vegane Bevölkerung zugesetzt, gell? Das ganze Statement mutet seltsam an.

Es wird überblendet zu einer Ernährungsmedizinerin, bei der auch wieder nicht klar ist, auf welche Frage sie da eigentlich geantwortet hat. Auch hier wird wieder der ominöse Eiweißmangel beschworen und dann zu Jodmangel und Eisenstoffwechselstörung übergeleitet. Das sind in der Tat alles existente Krankheitsbilder, aber in Bezug auf Veganismus als monokausaler Auslöser findet man in entsprechenden medizinischen Datenbanken recht wenig. Es mutet ziemlich absurd an. Irgendwie zu absurd. Welches Interesse sollte eine Spezialistin für Ernährungstherapie (also der Untersuchung von Auswirkungen von Ernährungsumstellung auf zum Teil chronische Krankheiten) daran haben, einseitig über Veganismus zu urteilen? Ich habe sie kurzerhand kontaktiert und daraufhin stellt sich heraus: Gar keine! Tatsächlich bezog sich die Antwort der Medizinerin auf Menschen mit massiven Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten oder Essstörungen, die sich darüber hinaus vegan ernähren wollen.

Menschen, für die eben viele pflanzliche Nahrungsmittel von vorneherein vom Speiseplan gestrichen werden müssen. Dass eine vegane Ernährung in solchen Fällen eine optimale Nährstoffversorgung nicht zwingend garantiert, klingt irgendwie naheliegend. Als Argument gegen Veganismus per se taugt das wenig, dafür sind die Krankheitsbilder zu selten. Die Existenz des Krankheitsbildes einer Fleischallergie wird einen Fleischesser ohne diese Krankheit auch nicht groß interessieren. Der ganze schmierige Versuch erinnert mich an Troy Mcclures recht ähnliche Recherchemethoden. In unserer Email-Korrespondenz schreibt sie wörtlich: „Wenn jemand sich ausgewogen vegan ernähren kann, entstehen keine Ernährungsprobleme.“

ZinkgehaltUnd daraus machen diese HR-Kasper dann ein „… kommen zu Ihr Patienten, die krank sind, weil sie sich vegan ernähren“. Das ist schon mittelmäßig widerwärtig, hat die gute Frau das so pauschal weder gesagt noch gemeint. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Eine renommierte Ernährungsmedizinerin macht eine Aussage zu Veganismus für eine sehr spezielle Auswahl von Menschen mit Stoffwechselstörungen und der HR verallgemeinert die Aussage einfach auf alle kerngesunden Menschen. In der nächsten Sendung kann „m€x“ in dem Stil ja weitermachen und mal die Ungeheuerlichkeiten der Bäckereizunft unter die Lupe nehmen, indem man einen Arzt zu den Folgen von Gluten-Verzehr bei einer Gluten-Unverträglichkeit interviewt. Die Antwort strahlt man aber mit der Einleitung „Herr Doktor Schlonz, was sagen Sie eigentlich zum Verzehr von Brot?“ aus und macht Riesen-Augen ob des unfassbaren Gift-Brot-Skandals, den man da gerade aufgedeckt hat.

Ähnlich manipulativ geht der Bericht dann weiter: die Stimme aus dem Off erzählt, B12 könne nur über tierische Produkte aufgenommen werden. Und meint damit auch wirklich, dass Nahrungsergänzung da nicht funktioniert. Dazu wird dann wieder die Expertin gefragt, was B12-Mangel für Auswirkungen hat, was diese schlicht korrekt beantwortet. Der Schnitt und die Einleitung legen aber nahe, dass sie das wieder auf Veganer bezieht und nicht einfach auf das Krankheitsbild eines B12-Mangels. Eine Mangelerscheinung, die auch bei Fleischessern auftreten kann, und der bei diesen wie auch bei Veganern und insbes. Schwangeren mit der von „m€x“ als nutzlos bezeichneten Nahrungsergänzung entgegen gewirkt wird. Wortwörtlich: „[Veganer] wollen mit Vitamin B12 Präparaten […] Mangelerscheineungen verhindern. Laut neuester Forschung ein Trugschluss“, worauf dann wieder Prof. Bischoff ins Bild kommt mit:“Vielfach ist es so, dass Nährstoffe, die über Nahrungsergäzungsmittel aufgenommen werden, weniger effizient vom Körper resorbiert werden..:“

veganer BoomAuch hier wage ich zu bezweifeln, dass Prof. Bischoff konkret auf Vit. B12-Versorgung geantwortet hat. Die Antwort ist dazu viel zu pauschal formuliert und stützt auch nicht die Behauptung, B12-Supplementierung funktioniere nicht, denn eine geringe Effizienz liesse sich bei Lutschtabletten durch eine höhere Dosierung nun mal leicht ausgleichen. Aktuelle Forschungsergebnisse, auch vom August 2014, legen außerdem eine sehr gute Versorgung über Supplemente nahe. „Viele Veganer nehmen all diese Warnungen nicht ernst“ – tja, in diesem Fall würde ich sage ZURECHT! Die Warnungen sind nämlich unerträglicher Humbug und wer sie in den Wind schlägt, indem er Vit. B12 über Zusatzstoffe aufnimmt, der handelt im Einklang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen anstatt nach Aberglauben und verfälschendem Schnitt des HR.

Als wenn das alles für einen öffentlich-rechtlichen Sender nicht schon peinlich genug ist, wird jetzt noch der Pharmazie-Professor Glaeske in dieses unwürdige Theater mit einbezogen. Der darf zuerst ein paar Plattitüden raushauen, wie z.B. dass „alles Extreme immer schwierig“ sei und man wissen muss, wie man die Defizite ausgleichen kann. Beinahe wäre er am Fettnäpfchen vorbeigeschlingert, aber die Moderatorin weist noch mal darauf hin, dass man einen B12-Mangel mit „künstlichen Vitaminen“ nicht wegbekäme. Schade, dass der anwesende Kabelträger oder sonst eine in Ernährungsfragen kompetentere Person der Frau nicht einfach kurzerhand mal den auf Granit geplotteten Wikipedia-Eintrag von Vitamin B12 vor die Füße feuern konnte. Dann hätte Frau Schick erkennen können, dass „künstliches“ Vit. B12 das fucking noch mal gleiche Molekül ist wie „echtes“ Vitamin B12 (siehe auch hier). Ist auch nicht weiter verwunderlich, wird ja von den selben Bakterien produziert.

Hessen 2014Prof. Glaeske plappert dann einfach noch mal nach, was im Beitrag schon falsch war. Vit. B12, Eisen, Jod, das seien alles „große Probleme“. Schon wieder Jod… bereitet der Mann sich auf so eine Sendung denn gar nicht vor? Er macht dann noch einen goldigen Erklärungsversuch, indem er auf die notwendigen sekundären Pflanzenstoffe hinweist, die man zur Vitaminaufnahme neben den Vitaminen selbst benötigt. Man möchte schreien – oder dem HR empfehlen, solche Gespräche für offenbar rein Tag-aktive Interviewpartner nicht in die Abendstunden zu legen. Wenn Veganer von irgendwas viel aufnehmen, dann sind das wohl sekundäre Pflanzenstoffe – essen sie eben aussschließlich Pflanzen! Auch hat Prof. Zauselbart hier wieder mal vergessen, dass er vorher von Jod und Eisen geredet hat und nicht von Vitaminen – außer eben Vit. B12. Was hingegen nur in tierischen Produkten vorkommt und damit aus dieser sekundären Pflanzenstoff-Nummer irgendwie rausfällt, oder?

Frau Schick zieht dann noch einen Vergleich von veganer Ernährung zu Aloe Vera (sic) – sie meint vermutlich Ayurveda – , glutenfreier und laktosefreier Ernährung und stammelt zusammen mit dem zerstreuten Professor den Abschluss zusammen, dass es sich halt um eine Lifestyle-Mangelernährung handelt. Kann da jetzt endlich mal Olli Kalkofe ins Standbild gelaufen kommen und die eingefrorenen Moderatoren mit einem Plastik-Knüppel umhauen? Oder das Switch-Reloaded-Logo ins Bild fliegen? Nee, ganz im Ernst lieber HR, das ist unterirdisch. Setzen, 6.

Ich weiß gar nicht, was ich an der ganzen Sache am schlimmsten finde. Dass man sich hier ohne jegliche Kompetenz in Gesundheitsfragen Schlussfolgerungen zieht, die die Aussagen der Experten gar nicht hergeben? Oder den verzerrenden Schnitt, der die Aussagen zumindest eines Interviewpartners vollkommen falsch darstellt (Prof. Bischoff hat bis heute auf meine Anfrage leider nicht reagiert)? Wäre das Fox News oder Springer TV, ok. Aber es ist ein öffentlich-rechtlicher Sender – diese Typen bekommen nicht gerade wenig Budget von den Steuerzahlern, um einen Bildungsauftrag zu erfüllen (bitte an der Stelle das Wort „Bildungsauftrag“ noch mal langsam aussprechen, dann kommt das noch grotesker).

ahnungslos durch die nachtDass man bei „m€x“ trotzdem mit offenbar bereits vor der Recherche festgelegten Ergebnissen agiert, finde ich schon ziemlich dreist. Und ich verstehe auch die Motivation nicht – der WDR hat zur gleichen Zeit einen recht objektiven Bericht zum Thema produziert, scheint also keine Vorgabe vom Bundes-Landwirtschaftsministerium zu sein ;). Reicht es für dieses Sendungsformat denn nicht, wenn ein getestetes Prdukt sich am Ende als ungefährlich herausstellt? Muss man auf Teufel komm raus einen Missstand aufdecken, auch wenn gar keiner da ist? Ist m€x so was wie der KOPP-Verlag der Regionalsender?

Damit schürt der HR nicht nur Panik, wo es keiner bedarf, er motiviert auch noch die Veganer, die aus meist irrationalen Gründen kein Vit. B12 zu sich nehmen, das auch in Zukunft sein zu lassen – wirkt ja laut diesem Bericht ohnehin nicht. Toll gemacht, liebe „m€x“-Redaktion. Von den nächsten Behandlungen akuter B12-Mangelsymptome gehen ja vielleicht ein paar auf Eure Kappe der Rumpel-Aufklärung. Und auf die Reputation der interviewten Medizinerin dürfte sich das Ganze auch nicht gerade positiv ausgewirkt haben, redet sie für den nicht in die Machart des Videos eingeweihten Zuschauer einfach Unsinn.

Nun hat der HR ja auch echt gut recherchierte Formate im Programm, ich vertraue da jetzt mal auf das System und richte diese Beschwerde an den entsprechenden Rundfunkrat. Mal sehen, was passiert.

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UPDATE:
Wie bereits in den Kommentaren erwähnt stammt der Großteil dieses Berichts nicht vom hessischen Rundfunk sondern ist aus der ARD-Sendung plusminus vom 30.04.2014 recycelt worden. Lediglich den Off-Sprecher und die An- und Endmoderation hat man ausgetauscht. Man kann also davon ausgehen, dass die Trickserei mit der fehlleitenden Fragestellung nicht dem HR anzulasten ist sondern der plusminus-Redaktion, weswegen der Titel meines Artikels etwas ins Leere läuft. Das Umbenennen des Artikels führt zu einigen unangenehmen Nebeneffekten in der Verlinkung, ich habe ihn daher so gelassen, da außerdem nicht ganz klar ist, ob die ARD den Content wiederum vom BR aufgekauft hat. Da der HR selbst dafür verantwortlich ist, was er ausstrahlt, lasse ich den Artikel jetzt so auf den HR gemünzt stehen und ergänze ihn durch Aktualisierungen, wenn sich herausstellt, wer genau was „verbrochen“ hat.

Der Umstand ist durch die Aufmachung auf der HR-Seite übrigens nicht wirklich transparent, einen Verweis auf die ARD-Herkunft dieses hochgradigen Schwachsinns sucht man vergeblich, stattdessen findet sich unter dem Beitrag ein lapidares „Quelle: © hr | mex, 13.08.2014″. Aber das passt ja eigentlich zum Rest dieses peinlichen Beitrags. Immerhin ist man sich hier der mangelnden Aufklärung gegenüber dem Zuschauer treu geblieben.

25 Gedanken zu “Wie der hessische Rundfunk Aussagen verfälscht, um vegane Ernährung schlecht zu reden.

  1. „Für Ernährungsexperten wie hier an der Universität in Hohenheim ist das Risiko der Mangelernährung zu groß“
    Ich hätte diesen Satz so verstanden, dass das Risiko des Auftretens einer Mangelernährung, während man sich vegan ernährt, gemeint ist. Klar, hätte man schöner formulieren können, aber so negativ wie du hätte ich es nicht aufgefasst.

    Ansonsten ein sehr schöner Artikel, auch top dass du dich direkt an die interviewte Dame gewandt hast um das aufzuklären, weiter so! 🙂

  2. Vielen Dank für diesen großartigen Artikel und die Recherche!!! Ich hatte mich schon tierisch über die zitierten „Experten“ aufgeregt. Bin gespannt, ob/was die anderen zu sagen haben. Schreibst du dann ein Update? Danke!

  3. Eigentlich versuche ich, mich nciht mehr über solche (durch meine GEZ-Beiträge mitfinanzierten) Schundbeiträge zu echauffieren aber es geht nicht anders: das ist einfach grooooßer Mist. Bei den geistigen Ergüssen der Leute im Beitrag fragt man sich tatsächlich, ob da ein gravierender B12-Mangel vorliegt!!?!
    Danke für deinen – mal wieder – tollen Artikel und deine Mühe damit. Ich freue mich über ein Update, falls(!) sich die Redaktion des HR bei dir melden sollte.

    Viele Grüße aus Hannover

  4. Die ersten ca. 2 Minuten dachte ich mir: Ok er ist viel zu kritisch und viel zu zynisch, macht jetzt nicht so einen schlechten Eindruck. Der Beitrag scheint für Leute zu sein, die wirklich hinter dem Mond wohnen und noch nix mitbekommen haben. Und jetzt mal Butter bei die Fische (gibt es dafür eigentlich ne vegane alternative, also für das Sprichwort?) diese Leute gibt es noch zuhauf. Bei mir im Büro hat ein Kollege ein riesen aufstand gemacht, als er erfahren hat, dass ich vegan bin. Mir würden irgendwelche Stoffe fehlen, auf die Frage welche hießt es nur: irgendwelche. Das sei tödlich, was ich da mache. Also es gibt so Leute, die echt noch nix davon mitbekommen haben.

    Aber alles nach 1:45 wird wirklich makaber. Da bekommt man ein Nackenschauer und sieht in Gedanken einen pollmer, der sich grinsend die Hände reibt, vor sich.

    • Hier die vegane Alternative für das Sprichwort:

      „Jetzt aber Tofu bei die Algen!“

      Von Heiko „Schotty“ Schotte, der Tatortreiniger.
      Folge „Fleischfresser“. Herrlich! (:

  5. Die ARD als Zusammenschluss der verschiedenen lokalen Rundunkanstalten produziert eigentlich nie selbst. Für Plusminus zeichnen sich je nach Ausgabe von verschiedene Redaktionen verantwortlich. Der verlinkte Beitrag lässt sich aufgrund der Moderation tatsächlich dem Bayerischen Rundfunk zuordnen.

  6. Der „Iodmangel“ ist doch sogar positiv zu bewerten. Nach über 25 Jahren Zwangsiodierung von so ziemlich allem außer Toilettenpapier haben wir langsam aber sicher ein iodtoxisches Gebiet geschaffen, in dem reihenweise die Schilddrüsen aufgeben. Zu viel Iod vernarbt die Schilddrüsen und führt auch gerne mal zu Autoimmunerkrankungen. Vor allem in tierischen Lebensmitteln ist Iod drinne, weil das Viehfutter stark iodiert wird (und natürlich auch B12, die Fleischesser supplementieren das also auch unnatürlich!!!11elfelf skandalskandal). Seitdem ich den ganzen Tierkram weglasse, gehts mir bedeutend besser, ich bin nämlich schon krank davon.

    Aber hauptsache die Veganze feddisch machen, man hat ja einen Bildungsauftrag. Und wenn die Veganzer so unnatürlich und krank-dünn-blass sind, dann ist es nur gut, dem Zuschauer das auch zu sagen, damit er noch genug Kraft hat, seine GEZ rechtzeitig zu zahlen.

  7. Ich habe mir grade dieses Machwerk journalistischer Integrität angeschaut und bin sprachlos. Mitgefühl als Modeerscheinung. Genauso kommt mir unsere Welt vor.

    Auf der anderen Seite muss ich ergänzen, dass wir als „Vegane Community“ den Fokus oft nicht auf den richtigen Punkt bringen (was zum Teil auch den ganzen New Welfare Gruppen geschuldet ist, von denen die meisten nicht mal vegan sind). Unsere Botschaft muss Anti-Speziesismus sein, und nicht „huch, seitdem ich keine Schweineschwarten mehr esse bin ich viel gesünder“. Und „dieses vegan“ wird halt häufig so verstanden, als wäre es eine geschmackliche oder gesundheitliche Präferenz zum Verzehr von Pflanzen.

    • Mir ist es zunächst mal scheißegal warum und wie jemand zum Veganismus kommt. Meinetwegen auch durch Hildmann. Jedes Schnitzel das weniger gegessen, jeder Liter Milch der nicht getrunken/verwendet und jedes Ei das nicht verzehrt wird ist ein Schritt in die richtige Richtung. Es mag sein, dass nicht alle dabei bleiben und auf die ethischen Gesichtspunkte erstmal wenig oder gar keinen Fokus legen, aber ich kenne einige, die auf diesem Weg zum Antispeziezismus gefunden haben. Und allein das ist doch die Welfare-Bewegung schon wert, findest Du nicht?

  8. Beim BR gabs vor einiger Zeit auch mal einen Bericht über „Orthorexie“ also eine Zwangsstörung die sich auf die Nahrungsaufnahme bezieht. Weiss leider nicht mehr in welcher Sendung das war. Auf jeden Fall handelte der Text zwar von „Orthorexie“, der dazugehörige Film zeigte aber nur typisch vegane Sachen, wie Tofu und Sojamilch.

    Scheint, der Bayernfilz hat Lobbydruck!

    Linux un dess fegaane Zeigs, dess muass aufhörrn! I wui a Hoxn und Microsoft Windows!!1!

  9. Die Fleischmafia nennt sich ja selbst Veredelungsindustrie. Soll heißen, minderwertige Pflanzen werden in hochwertiges Protein verdelt. Da würde ich mich nicht wundern, wenn eben dieses Protein bei denen als „sekundärer Pflanzenstoff“ läuft. 😉

  10. Meine Güte, was für ein wahnsinnig schlechter Beitrag, den der hr dort gebracht hat. Überhaupt nicht objektiv, bewusst falsch recherchiert und die Moderatorin hat ja überhaupt keine Ahnung was sie da redet…ist sie geistig anwesend? Für mich ist das ganz klar ein extra von wem auch immer finanzierter Film um sich noch irgendwie zu retten. Wenn man keine Argumente hat, erfindet man eben welche.

  11. Zitat: „Im ganzen Bericht schwingt der unbedingte Wille mit, vegane Ernährung als eine zutiefst unsinnige Idee zu entlarven“ Zitat Ende.

    Ist ja auch eine zutiefst unsinnige Idee, da vegane Ernährung für ein omnivores Lebewesen wie den Menschen logischerweise vollkommen ungeignet ist, da vegane Ernährung zu Mangel und schließlich zu zahlreichen Krankheiten führt, wovon einige irreversibel sind.

    • Hahaha, ja, gell? Ist immer cool, wenn bei den Kommentatoren mit dem gleichen, leicht zynisch angehauchten Humor geantwortet wird. Oder sollte das jetzt ernstgemeint sein? Dann gleich nochmal ein herzliches Haha!

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