Sahra Wagenknecht ist gerade auf großer Deutschlandtour mit ihrem Programm „Der böse Klimaschutz nimmt den armen Menschen Autos und Häuser weg.“. Sie tingelt damit durch jede Talkshow, die sich finden lässt, und hat nun eine Art Extra-Gig für das Publikum vom SPIEGEL gegeben. „Hm, Anspruchsvoll…“, muss sie sich gedacht und dafür einen Extra Klima-Nonsens-Song geschrieben haben
Der geht so: Veganer essen viel Soja und Superfoods aus Übersee und da Schiffe doof sind, muss Fleisch besser sein als Soja. Sollte sie so was gegenprüfen? Ach, Quatsch, sie will ja Stimmen von Leuten, die Veganer:innen blöd finden, denn die gehören zur eingebildeten Hülsenfrucht-Elite. Sie haut es also einfach so raus. Dabei ist das Argument so abgegriffen, dass man es langsam mal unter Denkmalschutz stellen sollte:
1. Von der gesamten Weltsojaernte werden 2,6 Prozent zu Tofu verarbeitet und 2,1 Prozent zu Sojamilch. 94 Prozent werden zu Sojaöl, Tierfutter und Biodiesel. Der Take, den Veganer:innen die Sojaimporte vorzuhalten, ist daher so alt wie stumpfsinnig. Zudem kommt das Soja für Lebensmittel in Deutschland primär aus Europa und Nordamerika.
Für den Transport dieser Menge von Rio de Janeiro nach Rotterdam werden ungefähr 970 Tonnen CO2 emittiert – das entspricht ungefähr dem, was 110 Menschen in Deutschland emittieren. Darüber macht sich eine Bundestagsabgeordnete ernsthaft Gedanken? Was für eine Zeitverschwendung.
Zum Vergleich: Wir importieren jährlich 3,6 Millionen (!) Tonnen Soja nach Deutschland, eine um Größenordnungen höhere Menge, deren Transport über dieselbe Strecke so viel CO2 emittiert wie ganz Kaiserslautern pro Jahr (und das ist nur der Transport, da sind die Klimaschäden durch Anbau, Rodungen etc. noch gar nicht berücksichtigt).
Wie tief können die eigenen Prioritäten im Abfluss festhängen, dass man angesichts solcher Zahlen irgendwas von Quinoa faselt, das halt zudem auch noch von Menschen gegessen wird, die gar nicht vegan leben?
Aber abgesehen davon, dass sie die ganze Nummer nur bringen kann, wenn sie entweder seit Jahren keine Zeitung liest oder bewusst die Unwahrheit sagt: Vergesst mal den Transport von Nahrung, solange wir 60 Kilo Fleisch pro Deutschem und Jahr essen. Ja, regionale Lebensmittel konsumieren ist eine gute Idee (praktiziere ich auch selbst), aber der Transport und auch die Verpackung machen nur einen kleinen Teil der Klimaemissionen aus, die ein Nahrungsmittel verursacht. Our World in Data hat das hier mal wieder großartig visualisiert, der rote Balken entspricht der Transport, der graue der Verpackung.
Was genau an Schiffsdiesel besonders schädlich sein soll, weiß sie vermutlich auch nicht. Ja, große Containerschiffe stoßen eine Menge Schadstoffe aus, aber besonders dann, wenn sie auf offener See mit Schweröl fahren. Schiffsdiesel ist verglichen damit besser. Seine Verbrennung verursacht immer noch große Mengen Schadstoffe und Klimaemissionen, aber halt weniger als Schweröl, das zudem erst mal auf 40 bis 50 Grad Celsius erwärmt werden muss, bevor es verpumpt werden kann.
Sie kann gerne den Klimaschaden der Seefahrt bemängeln, der Fokus auf den nicht ganz so schlechten Schiffsdiesel lässt den Absatz aber noch absurder erscheinen. Sie hat offenkundig keinen blassen Dunst, was sie da redet und reiht wahllos auswendig gelernte Textbausteine aneinander. So wirkt zumindest dieser lächerliche Versuch, die Schifffahrt den vegan lebenden Menschen anzulasten.
Pflanzliche Nahrung hat einen vergleichsweise so geringen Impact, dass ich sogar einen aufwändig hergestellten Beyond-Burger aus Los Angeles kaufen kann und damit immer noch 10 mal klimaschonender unterwegs bin als mit lokalem Rindfleisch. Entweder weiß sie nicht, dass für Fleisch und Milch ein Vielfaches an Futtermitteln verfüttert (und eben auch transportiert) werden oder sie verschweigt es.
Sahra Wagenknecht hat als nächsten großen politischen Feind die globale Schifffahrt ausgemacht und plädiert deswegen für deutsches Fleisch, was aufgrund der Futtermittel, Dünger und Pestizide besonders viel Schifffahrt verursacht. Sie könnte sich auch ins Interview setzen und den ökologischen Schaden durch Getreideanbau anprangern, um dann im nächsten Satz den Konsum von mehr Brot zu empfehlen und es wäre nicht unsinniger. Ich möchte mir wiederholt mit etwas Schwerem ins Gesicht schlagen, um mich von der schreienden Idiotie abzulenken.
In diesem Kontext ist es übrigens noch mal extra absurd, dass ihr aktuell zweitgrößter ideologischer Gegner Elektroautos zu sein scheinen, angeblich, weil man damit den armen Menschen ihre Erdölautos wegnehmen würde. Für Erdöl-Autos und gleichzeitig gegen globale Schifffahrt zu sein ist nur leider so stringent als hielte jemand einen Vortrag bei einer Veranstaltung zur Drogenprävention und würde dort dann während des Beitrags komplett betrunken vom Podium fallen.
Von der gesamten Tragfähigkeit des Weltseeverkehrs entfallen 35 Prozent auf Tanker. Möchte eine Politikerin also wirklich die Klimaemission aus der Schifffahrt eingrenzen, dann sind Erdölautos, für deren Brennstoff ein Drittel dieser ganzen Schiffe überhaupt auf den Weltmeeren rumfahren, eine ganz schlechte Idee. Meine Güte, als hätte sie ihr politisches Konzept bei Wish bestellt.
Die Überschrift des Interviews lautet ironischerweise »Ich möchte nicht, dass wir enden wie die USA«, so als hätte deren schwierige Lage nichts mit einem kolossalen Abdriften ins Postfaktische zu tun.
Nachtrag: Frau Wagenknecht nimmt mit diesen Aussagen glücklicherweise eine recht extreme Position innerhalb ihrer Partei ein. Die Linke hat ja noch ein paar andere Mitglieder, die bzgl. des Klimas deutlich vernünftiger denken und in diesen Fragen auch die Verhandlungen führen – warum lesen wir eigentlich so wenig Interviews mit Katja Kipping, Janine Wissler oder Lorenz Gösta Beutin? Die haben den „Aktionsplan Klimagerechtigkeit“ einstimmig in ihrer Fraktion beschlossen. Darin geht es um Maßnahmen im Energiesektor, die Potentiale im Verkehr durch ÖPNV und Elektromobilität sowie die hohen Emissionen durch Öl- und Gasheizungen.
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Gibt es irgendein Szenario, in welchem die Sojaverbrauch-Ankurbelung durch Veganer ein valides Ergebnis wäre? Rein hypothetisch: Es werden zusätzliche 1% der Bevölkerung Veganer. Die Fleischnachfrage sinkt aber nicht entsprechend um deren Anteil. Warum könnte das der Fall sein? Szenario 1: Angebot und Nachfrage funktioniert kumulativ, also durch meinen Verzicht wird letztendlich im Supermarkt nicht weniger Fleisch bestellt, weil der Algorithmus dafür nicht greift, da die kritische Masse nicht erreicht ist. (Arbeitspunkt Verluste durch Wegwerfen – Einnahmen durch volles Sortiment). Szenario 2: Das Angebot sinkt nicht, da durch Subventionen etc. einfach weiterproduziert wird, um die Menge aufrecht zu erhalten. Szenario 3: Die Nachfrage sinkt nicht wirklich, da die Neuveganer schon vorher kaum Fleisch mochten.
Nur in derartigen Fällen in ihrer extremsten Ausprägung könnte man evtl sagen, dass letztendlich die Tierfuttersojamenge stagniert, aber der Extratofu die angebaute Menge um einen Teil von 1% steigt, je nach dem ob die Neuveganer durchschnittlich viel davon verzehren – vielleicht sind es ja aussergewöhnlich viele affluente, Quinoa- und Tempeh-affine Gesundheitsveganer.
Wie viel könnte an meinen Szenarien dran sein? (So oder so will ich persönlich Tierleidreduktion maximieren, aber haben 1% Veganer eben auch 1% Impact darauf?) Auf der anderen Seite ist es schon wichtig, dass wir selbst so ein absurdes Argument diskutieren, da gerade bei der Gesundheitsmotivation die eigene Optimierung im Vordergrund steht, wodurch schnell vergessen werden kann, dass nicht „nur“ Tiere, sondern auch Menschen und die Umwelt insgesamt unter aktuellen Strukturen leiden. Und wenn wir uns dessen bewusst sind, dann sollten wir es eben besser machen, also lokal kaufen (Quinoa ist unnötig) usw. und so neue, ausbeutungsärmere Strukturen schaffen.
Das sollte letztlich auch in Sahra Wagenknechts Interesse sein…
Tut mir leid, aber auch dein artikel grenzt an heuchelei (ich werd auch die rechte gutschreibung nutzen),
wenn du dich auf’s fleisch reduzierst. Das ganze ding, auch kapitalismus genannt muß weg, um was für die umwelt zu tun.
Ich zeig mal auf wesentliche umweltbelastungen:
1) Militär, sowohl zerstörung der umwelt, ressourcenverschwendung und umweltverschmutzung, größter treibhausgasemittent
2) Wärmeerzeugung sowohl prozesswärme als auch deine heizung
3) Elektromobilität mit der umweltfreundlichen herstellung des stromes durch braunkohle und steinkohle, ganz zu schweigen von den nebenkosten der herstellung dieser mobile, demnächst ja auch umweltfreundlichen blauen wasserstoff, für grünen wird’s nicht reichen
4) Profitgenerierung um des profites willens in allen bereichen, mit dem scheissen auf umwelt und ressourcen, ob es die produktion von konsumgütern bis zum abwinken, heißer luft an der börse, leeren versicherungsversprechen bis zu streamingdiensten und jedes jahr ein neues wischofon ist
5) Massentourismus so wie er bisher praktiziert wird
Gut, die menschen werden das problem wohl nicht lösen wollen. Aber ich bin zuversichtlich, die natur wird das schaffen, halt ohne menschen.
Ahh das gute „Aber was ist mit…“-Argument. Weil es weitere Probleme gibt können wir keins davon angehen, ergibt total Sinn nicht wahr? Schonmal darüber nachgedacht das man verschiedene Probleme einzeln und auch parallel angehen kann? Wenn mehr Leute sich pflanzlich ernähren hat das ganz eindeutig einen positiven Einfluss (vom ethischen Aspekt mal abgesehen, den will man ja nicht wahr haben bevor man nichts geändert hat). Die anderen Punkte müssen sicherlich ebenfalls angegangen werden, haben aber halt mit dem hier besprochenen Thema nichts zu tun. Daher ist deine gesamte Argumentation nichts weiter als eine Beruhigung deines eigenen Gewissens nichts tun zu müssen. Dem Artikelauthor nun heuchelei vorzuwerfen ergibt ungefähr soviel Sinn wie jemanden zu beleidigen der auf der Straße Müll aufhebt weil er ja sicherlich noch selbst irgendwelche Mengen an müll produziert durch seinen Lebensweise. Geh mal ins Badezimmer, da könntest du einen Heuchler sehen. Falls du einen Spiegel hast.
Die Our World in Data Grafik auf der der verlinkten Seite in hoher Auflösung:
ourworldindata.org/uploads/2020/02/Environmental-impact-of-food-by-life-cycle-stage.png
Und dass die Linke sonst so viel besser als Sahra Wagenknecht ist, da habe ich meine Zweifel
z.B. auch die Berliner Linke hat Probleme vom Verbrennerauto weg zu kommen:
https://www.heise.de/tp/news/Berlin-Linke-Autopartei-5064788.html
Partei bleibt eben Partei und da lässt das System eben nur zwei Sorten zu: die einen sind korrupt und die anderen bedeutungslos.
Ansonsten ist eben gerade mal wieder Wahlkrampf und da drehen alle Politiker wieder durch:
Mit einem Elektroauto kann man übrigens nicht nur die Mobilität decarbonisieren bzw. auf Ökostrom umstellen, sondern als mobile Energieversorgung auch den Gerätepark im Garten-/Obstanbau elektrifizieren. Ich habe inzwischen alles bis auf einen alten Schlepper, der noch Diesel braucht aber meistens steht, auf Elektro umgestellt: Kettensäge, Hochentaster, Heckenschere, Freischneider usw. alles Elektro und prinzipiell kann ich jedes 230V-Gerät bis 2,5kW Peak bzw. 1,4kW Dauerleistung überall wo ich mit dem Elektroauto hin komme + 100m Kabelradius einsetzen. Meine (Hochstamm-)Äpfel, Birnen, Kirschen, Mirabellen, Nüssen und Kartoffeln dürften rekordverdächtig wenig THG-Emissionen verursachen.
lächerlicher artikel. bin selbst veganer aber einem politiker so das wort im munde herumzudrehen, ist regelrecht kindisch. sie zählt soja in einer reihe anderer, tatsächlich klimakatastrophaler erzeugnisse auf. und das tut sie ja sehr richtig und meint damit die heuchelei der ökospinner, deren solidarpotenzial ungefähr so groß ist wie das eines sehr bekannten vegetariers aus den 30er-40er jahren. die biosüdseefraß wegfuttern, der vor kerosin nur so trieft. und was bastelst du daraus: die hat soja gesagt! steinigt sie.
dazu einleitend noch geschwafel von wegen tingeln und bla. wenn du die frau nicht magst, dann sags direkt.
Wenn die Bild Zeitung grün wäre, würde die graslutscher.de heißen!
Ich bin da voll bei franz.
na, ja mit Franz bist du voll auf dem Holzweg. Der Vegetarier aus den 30er Jahren war nämlich keiner. 🙁
https://www.youtube.com/watch?v=LxqpYDtu-cQ
versuche mal bitte Kern der Aussage zu verstehen!?
Egal wie schön der Klimaplan der Linken ist – man kann sie nicht wählen!
Sie sind eine Grenzen auf-und-alle-rein-Partei, die den Islam verniedlicht.