Ich ess‘ aber nur Bio-Fleisch und das auch nur ganz selten

Um es kurz zu machen: Ich glaub‘ Euch kein Wort. Genauer: Niemand tut das. Der Artgenosse nicht und auch sonst keiner. Eure selbstgewählte Position ist eins von vielen Feldern auf einer Bingo-Persiflage für Fleischesser-Schutzbehauptungen, mehr nicht. Auch wenn Ihr Euch jetzt aus der Schusslinie wähnt weil Ihr Euch scheinbar clever aus der Affäre gewieselt habt – die Aussage war so vorhersehbar wie Halsschmerzen nach einer Pulle Tabasco auf ex. Und als Argument genau so beeindruckend.

Und ja, ich weiß, dass das ein Bißchen unfair ist gegenüber den 0,01% der Deutschen, die es mit diesem Ansatz tatsächlich ernst meinen. Aber die würden sich dieser Position einfach anders nähern. Tatsächlich aber haben die werte Ophelia und ich die letzten 1,5 Stunden in der Kommentarspalte eines unsinnigen Artikels im Focus über das Verhältnis von Menschen zu Tieren diskutiert. Und irgendwie haben sich unsere Positionen in der Zeit schon etwas angenähert – zu Beginn war ich der „Fanatiker, der Tiere über Menschen stellt“. Nach und nach wurden dann die gängigsten Veganer-Klischees bearbeitet und jetzt bin ich nicht mehr so richtig fanatisch, sondern nur noch „zu extrem“. Wir haben uns aber darauf geeinigt, dass man Tiere nicht einfach quälen sollte, selbst wenn das am Ende Schnitzel für EUR 1,99 ermöglicht.

jans law3

Und dann kommt er, der unausweichliche Punkt. So wie Godwin’s Law besagt, dass jede Internet-Diskussion mit Zunahme der Posts immer wahrscheinlicher auf einen Nazi-Vergleich hin zusteuert, so gelangt man in einer Diskussion über Vegetarismus/Veganismus nach Jan’s Law irgendwann an einen recht undankbaren Punkt. An eine argumentative Sackgasse, in der jemand seinen eigenen Tierkonsum durch einen so starken Weichzeichner jagt, dass man aus der Nummer nicht rauskommt ohne laut „Bullshit“ zu rufen oder ihn schlicht der Lüge zu bezichtigen. Den meisten sicher auch als „Ich ess‘ aber nur Bio-Fleisch und das auch nur ganz sel – ten“ – Versmaß bekannt (Betonung auf den unterstrichenen Silben).

Und ich meine undankbar, denn so eine Diskussion gewinnt nicht gerade, wenn man dem anderen ohne einen richtigen Beweis eine bewusste Lüge unterstellen muss. Lüge ist vielleicht auch ein zu hartes Wort, ich vermute da eher eine Mischung aus Selbsttäuschung und dem geschickten Weglassen von Informationen. Wie auch immer, diese Bio-Fleisch Nummer klingt einfach vollkommen unglaubwürdig. Nein, ich habe keine Kameras in den Wohnungen meiner Diskussionsgegner installiert, aber es gibt da ein paar Indizien:

reisender

Jemand, der konsequent nur Bio-Fleisch isst, diskutiert nicht erst mit mir über Auswirkungen von Antibiotika im Tierfutter. Jemand, der konsequent nur Bio-Fleisch isst verteidigt nicht, dass Mast-Schweine nie die Sonne sehen oder ihr tristes Leben auf Beton-Spaltenböden verbringen müssen. Sobald ein Vorwurf in die Richtung käme würde er sein „ich ess nur Bio“ – Sprüchlein aufsagen, anstatt sich von mir virtuell einmal durch die halbe Manege für unsinnige Fleisch-Argumente ziehen zu lassen, bevor ihm dann auf einmal der erhellende Gedanke kommt. Nicht, dass Bio-Haltung verspräche, ohne Antibiotika auszukommen oder Tiere da zwingend die Sonne sehen dürften, aber so ist ja die allgemeine Märchen-Vorstellung davon.

Sie hat mir außerdem eben, mit ihrer Nase tief im Debatten-Staub vergraben, mehrmals angeführt, dass das so kompliziert sei. Also schon vegetarisch essen, totaaaal kompliziert (süß, sie sollte mal 4 Dosen Kartoffelsuppe auf Milchbestandteile untersuchen). Und dann die „Vermisst Du denn gar nichts“ – Karte gespielt mit Verweis auf lecker Schnitzel im Restaurant. Tja, der Haken an der Sache ist: Jemand, der „nur Bio Fleisch“ isst, der müsste eigentlich ziemlich viel Erfahrung mit vegetarischer Kost haben. Wenn man nämlich auch unterwegs mal Hunger bekommt, dann entspricht das Angebot für Bio-Fleisch ungefähr dem Anteil, den das Bio-Zeug an der Gesamtproduktion ausmacht. Bei Schweinefleisch z.B. 0,45%.

rennfahrer

Oder kennt jemand hier auch nur einzelne Beispiele für Pizzerien, Mensen, Kantinen, Stadion-Wurststände, Airline-Caterings oder Döner-Buden, in denen man Bio-Fleisch bekommt? Selbst wenn 0,2% davon echt Bio-Fleisch anböten: Der selbsterklärte Bio-Beschränker müsste wohl ziemlich oft zur vegetarischen Variante greifen. Und zumindest aus dem persönlichen Bekanntenkreis kann ich bezeugen, dass sich die in Diskussionen noch mit Inbrunst vorgebrachte vermeintliche Konzentration auf Bio-Produkte ziemlich schnell in Luft auflöst, sobald man sich in der Nähe einschlägiger Fast-Food-Tempel aufhält. Dazu passt dann auch die Frage nach dem Schnitzel im Restaurant – das ist in der Regel so Bio wie ein Pfund Pferdelasagne. Wieso fragt mich ausgerechnet jemand, der nur Bio isst, ob ich Nicht-Bio-Schnitzel vermisse? Ich hab so ’ne Ahnung…

Wenn man das alles zusammenzählt dann bleibt vom eigentlichen Argument nicht viel übrig. Aufgrund der tatsächlichen Zustände bei der Bio-Haltung ist es ohnehin schon schwach auf der Brust, aber wenn man den vermutlichen Wahrheitsgehalt dazu nimmt liegt die argumentative Eleganz auf dem Niveau von Kindern, die anderen Kindern drohen mit „Mein Vater ist Polizist, der sperrt Dich ein“.

mann in kiste

Zum Schluss noch was Versöhnliches: Wir alle machen das. Letztes Jahr hat mir jemand ein Video über 12-jährige Kaffeepflücker geschickt. Meine Reaktion: „Ich kauf ja auch immer Fair Trade Kaffee“. Mach ich aber gar nicht. Ich bin zu der Zeit oft zu Starbucks gegangen und die hatten angeblich 70% FT Anteil im Espresso. Vermutlich ist diese Werbe-Aussage ohnehin gerade so weit gedehnt, dass man die Typen dafür nicht verklagen kann, aber selbst wenn die tatsächlich 100% FT Kaffee verkaufen würden: Ich trinke ständig irgendwo Kaffee: Bei Kunden, bei Verwandten, bei Freunden, im Restaurant uswusw. Ich habe da noch nie gefragt, wie fair der Kaffee ist oder gar abgelehnt. Trotzdem habe ich das in dem Moment alles ausgeblendet. Wir wollen halt vor uns selber gut  dastehen und kramen gerne ausgerechnet die paar Beispiele aus unserem Gedächtnis, in denen es gut passt. Wir sollten aber ab und zu mal innehalten und kontrollieren, ob da eher der Wunsch Vater des Gedanken ist und nicht die Realität.

Ok, zugegeben, ich hab’s gar nicht kurz gemacht, das war geflunkert. Jetzt steht es 1:1 😉

P.s.: Die 0,01% Leser, die tatsächlich ausschließlich Bio-Fleisch essen, mögen sich bitte nicht angesprochen fühlen. 🙂

49 Gedanken zu “Ich ess‘ aber nur Bio-Fleisch und das auch nur ganz selten

  1. Jan, danke.

    Besonders für deine letzten Sätze. Nach unserem „Gespräch“ über das ZEIT-Zitat empfinde ich diese Ehrlichkeit als wunderbar. Ein Schritt in Richtung versöhnlicherer Kommunikation.

    • Jau, danke 🙂

      Ich glaube auch nicht, dass wir bei der ZEIT-Sache so weit voneinander weg sind, Du hoffst bei der Autorin einfach auf gute Absichten, die ich mittlerweile ausschließe.

      An einem gegeneinander Taten aufrechnen bin ich nicht interessiert 😉

      Viele Grüße,
      ciao Jan

  2. Eine Sache versteh ich leider noch nicht ganz: Oben im Text steht ja, dass der Bio-Schweinefleischanteil 0,45% der Gesamtproduktion ausmacht. Aber wie kann es dann sein, dass nur 0,01% der Kunsumenten Biofleisch essen? Würde mich über eine Antwort freuen! 🙂

    • Hehe, erwischt 🙂

      Die 0,01% waren von mir ins blaue geschossen und sollten nach übertrieben wenig klingen. Später haben der Artgenosse und ich gemerkt, dass wir am gleichen Thema sind und uns ausgetauscht. Die 0,45% habe ich dann übernommen.

      You got me 😉

      • Könnte ja trotzdem stimmen:
        Die 0.01% beziehen sich ja lediglich auf diejenigen, die >ausschliesslich< Bio-Fleisch essen (ob und wie genau diese Zahl stimmt, tut in diesem Zusammenhang wenig zur Sache).
        Der restliche (und grösste) Anteil der Bio-Fleisch Produktion wird allerdings von Leuten konsumiert, die sporadisch oder grossteils, aber nicht ausschliesslich Bio-Fleisch essen.
        Die beiden Zahlen haben eigentlich wenig oder gar nichts miteinander zu tun 🙂

    • Dann probier’s doch mal ohne. Vor allem die Soja“fleisch“-Produkte sind gegenüber selbst Fleisch von schlimmstens misshandelten Tieren unschlagbar günstig. Sojagranulat für Bolognaise und Frikadellen, Schnetzel für Gulasch oder Geschnetzeltes, Soja-Big-Steaks für Schnitzel oder Spare-Ribs (man suche „Die Umsteiger“ auf YouTube). Oder schau dir einfach mal kreative Gemüseküche an. Ich empfehle auch das Trinken von Wasser statt Softdrinks, Bier, Kaffee, etc.. Damit tust du deinem Körper und deinem Geldbeutel viel gutes. Bei dem, was du dir damit sparst, kannst du dir dann auch ab und zu mal was teures leisten.
      Ansonsten klingt deine Aussage nämlich nach: „Ich kann mir keine Reisen leisten, also muss ich ein Flugzeug entführen.“

      • Ist doch sch* egal ob Du mit Fleisch- oder Soja-Konsum den Planeten ruinierst.
        Es geht nicht darum, was für Fleisch wir essen oder nicht essen, sondern ob wir erlauben, daß Schweine ein unwürdiges Leben leben müssen. Ob wir erlauben, daß Menschen Profit machen mit Tierquälereien.
        Diese ganzen Heiße-Luft-Debatten sind die Energieverschwendung des 21sten Jahrhunderts.
        Fangt einfach an klare Forderungen zu stellen was DIE POLITIK umsetzen soll, statt Euch auf dieses alberne Der-Konsument-und-der-Markt-sollen’s-richten-Geblubber zu verlassen.

        Wir zahlen unsere Politiker dafür, daß sie einen Job für uns machen. Wenn sie das nicht tun, kriegen sie Geld ohne dafür gearbeitet haben.
        Sollen wir das zulassen?

        Unglaublich echt, daß in dem Land jemand meint mir erzählen zu wollen, was ich zu essen habe!
        Aber es ist ein Drama, wenn man Euch abhört?
        Leuts, Leuts, Leuts.
        Kommt mal langsam in der Wirklichkeit an.
        Es geht darum, alles was nicht Bio-Fleisch ist vom Markt zu streichen. Weil es das nach unserem Tierschutz gar nicht geben darf. So einfach ist das. Und dann ist auch endlich wieder egal, wo einer was einkauft.

        • o_O

          Ist das so ’ne satirische Antwort die absurde Argumente als absurd entlarven soll?

          Für den beunruhigenden Fall, dass nicht:

          1. Bitte recherchiere, wie 90% des angebauten Sojas in Futtertrögen landen
          2. Bitte recherchiere den Begriff „Verbrauchermarkt“ und stelle Dir ganz ernsthaft die Frage, ob Politiker mit guten Verbindungen zur Agrarlobby ein Interesse daran haben, die Ernährungsgewohnheiten von 90% der Bevölkerung zu verteuern, solange diese sich nicht dagegen aussprechen.
          Das Geblubber geht wohl eher in die Richtung „Mimimi, die bösen Bauern sind böse zu den Tieren und keiner macht was! Herr Ober, 10 Billigschnitzel bitte!“

          Die Nachfrage bestimmt das Angebot, ganz einfach. Damit kann man viel schneller eine Änderung erreichen als mit unserem trägen Parlament.

          3. In diesem Land erzählt Dir bereits seit Bestehen der BRD, was zu zu essen hast. Hunde und Menschen z.B. darfst Du nicht essen, skandalös, was?

          4. Wenn Du alles Nicht-Bio-Fleisch vom Markt streichen willst, dann gibt es da einen ganz einfachen Weg: Kaufe kein anderes. Alles andere ist affektiertes Gewimmere.

          • Nö. Oval5 hat schon auch recht. Den Konsumenten für alles verantwortlich zu machen, was er kauft (nachdem er von Medien, Werbung und allgemeinem Kultur-bullshit gehirngewaschen wurde) ist ungefähr so, als würde man den Schweinen vorwerfen, dass sie das Zeug fressen, was in ihrem Fresstrog liegt. Lieber Graslutscher, ich gebe dir bei fast allem recht, doch das Argument „der Konsument trägt die Verantwortung“gehört gründlich überdacht.
            Hast du dich schon mal gefragt, warum wir, die Konsumenten, den Energieaufwand tragen müssen die Informationen zu recherchiern, die uns im Vorfeld von der Industrie verunmöglicht wird zu erreichen?
            Meine Meinung ist auch, dass Politik dazu da ist nur Waren auf den Markt zu lassen, die gesetzeskonform und idealerweise ethisch vertretbar sind.
            Oder warum sonst kann ich nicht einfach einen Kilo Heroin im Supermarkt kaufen, die Nachfrage gäbe es ja?

        • Dazu fällt mir eigentlich nur eins ein:

          Verantwortung übernimmt erstmal jeder persönlich für sich.

          Es den Politikern in die Schuhe zu schieben, dass sie dir Wahlmöglichkeiten zwischen Bio- und Massentierhaltungsfleisch geben, ist etwas … ähm… ich weiß auch nicht. Ich zitiere jetzt mal dich:
          „Unglaublich echt, daß in dem Land jemand meint mir erzählen zu wollen, was ich zu essen habe!“
          Denn schon stehen sozial schwach stehende Menschen auf der Matte und schreien rum, dass sie sich allgemeingültigen Bio-Standard, der dann per Gesetz verordnet wäre, gar nicht leisten könnten und somit die Regierung sie zwingt, zumindest Teilzeit-Vegetarier zu werden.

          Super, dass du der Meinung bist, legalisierte Tierquälerei gehört verboten. Toll, dass du der Meinung bist, das tote Tier auf deinem Teller hätte wenigstens vorher ein annehmbares Leben verdient. Löblich, wirklich (ich versuche ja immer, etwas positives zu finden…).

          Aber wenn du so denkst, kommen wir auf die Eingangsfeststellung zurück:
          Warum übernimmst dann nicht du schon mal die Verantwortung für DICH persönlich und kaufst auch dementsprechend.

          Und – Wunder oh Wunder – wenn noch mehr Leute so denken und dementsprechend handeln, dann nimmt dieses Verhalten tatsächlich Einfluss auf die Gesetzgebung im besten Fall, weil dann nämlich die Konzerne (denn im Grunde sind sie oftmals Geldgeber der Politiker) wiederum ihren beträchtlichen Einfluss geltend machen, um die Politik zu verändern!

          Nur so funktioniert das. Was der Verbraucher wirklich will, wird nur dann deutlich, wenn er dementsprechend handelt. Wenn er weiter kauft, wird auch weiter produziert. Und wenn die Wirtschaft weiter so produzieren will, weil der Verbraucher sind nicht weigert, wird sich auch die Politik nicht ändern, weil nämlich die Wirtschaft die Politik steuert.

          So einfach ist das.

          • Es den Politikern in die Schuhe zu schieben, dass sie dir Wahlmöglichkeiten zwischen Bio- und Massentierhaltungsfleisch geben, ist etwas … ähm… ich weiß auch nicht. Ich zitiere jetzt mal dich:
            “Unglaublich echt, daß in dem Land jemand meint mir erzählen zu wollen, was ich zu essen habe!”

            Ach ja, das war mir gar nicht aufgefallen… köstlich 🙂

  3. Ja, wer hat das noch nicht gehört. Ich kriege das zumindest auch häufig zu hören. Aber ich habe inzwischen festgestellt, dass die Bio-Fleisch Nummer — davon abgesehen, dass sie wie Du sagst vermutlich eine Mischung aus Lüge und Selbstbetrug ist — ein ziemlicher Roter Hering ist. Daher verschwende ich auch (meistens) keine Zeit mehr damit sie zu entkräften:

    Es ist doch so. Selbst wenn die angeblich paradiesischen Bedingungen in der „Bio-Nutztierhaltung“ vorherrschen würden und selbst wenn die Leute, die dies behaupten ausschließlich Tierprodukte (denn es geht nicht nur um Fleisch, sondern auch um Eier, Milch, Leder, Wolle, …) aus Heiti-Teiti-zu-Tode-streichel-Haltung kauften — wie um Himmels Willen soll das in irgend einer Form gut sein?

    Sobald wir uns einig sind, dass nichtmenschliche Tiere ethisch relevant sind, und ihr Wohlergehen beachtet werden muss (und das tun Deine Bernds und Ophelias wenn sie von Bio-Fleisch reden), dann sollte es ziemlich schnell auffallen, dass es nicht zulässig ist, sie zu unterwerfen und zu töten, oder?
    Und zwar, dass es falsch ist, egal wie nett man das tut.

    Daher versuche ich die Bio-Fleisch-Typen gar nicht erst ihrer Unaufrichtigkeit (auch sich selbst ggü.) zu überführen, denn sie haben ja anscheinend schon verstanden, dass es nicht richtig ist, Tiere Leid auszusetzen. Darauf muss man aufbauen, und zwar mit Fakten.

    Noch einen Nachtrag dazu; Diese ominösen Bio/Bodenhaltung/Streichel-Argumente haben wir übrigens so dubiosen Tierschutzorganisationen wie PeTA zu verdanken. Also sozusagen von Leuten die eigentlich schon irgendwie auf Tierrechte und Veganismus hinaus wollen, aber sich gerne mit der breiteren Masse gut stellen und daher zum Teil einen Kuschelkurs mit der Tierverwertungsindustrie fahren. Das sollte man im Hinterkopf behalten, denn die Fehlinformationen die wir aus dem weg zu räumen versuchen, haben die Bio-Fleisch-Esser von Leuten die sie auf „unserer Seite“ wähnen.

  4. Bin überrascht, wie man doch mit Argumenten Leute wie der alltagskrieger und co zum Schweigen bringen kann.
    Oder lag es an dem Bild, das Oscar gepostet hat? Wahrscheinlich!

    Also Oscar – wenn wieder ein Trottel ohne Hirn was von sich gibt – it´s your turn!

    • Mitnichten 😉

      Aus zuverlässiger Quelle weiß ich, dass es ihm einfach zu „blöd“ war, sich auf eine Endlosspirale von Argumenten und Gegenargumenten einzulassen. Denn natürlich betrachtet er seine Einwände ebenso als Argumente. (Deren Richtigkeitswert mal dahin gestellt seien, er ist davon überzeugt, so wie andere von ihren Argumenten überzeugt sind.)

      Und „Trottel ohne Hirn“? Ich bitte dich… er drückt sich zynisch-bissig und durchaus aggressiv aus (wie nicht wenige andere hier und anderswo auch), aber ihm seine Intelligenz absprechen?

      Ich bin nicht selten ganz anderer Meinung als er (denn ich kenne all seine Argumente schon aus vorherigen und hitzigen Diskussionen), aber eines kann ich dir versichern: Er ist überdurchschnittlich intelligent und somit ernst zu nehmen. Auch wenn er eine gänzlich andere Meinung (auf eine sehr gewöhnungsbedürftige Art mitunter) vertritt.

      • Naja, bei manchen Dingen (Sätzen) fällt es ja schon hin und wieder mal schwer, konstruktiv zu bleiben, oder? 😉

        Aber generell finde ich es schon wichtig, sich mit solchen Sachen auch – wie Jan bspw. – ausführlich auseinander zu setzen, anstatt einfach zu sagen „So, der hat ne andere Meinung und noch dazu benutzt er komische Sätze und Wörter, der ist jetzt einfach mal doof und wird ignoriert“.

        Denn auch wenn jemand eine massiv andere Meinung vertritt und dies dann auch aggressiv äußert, bedeutet das nicht, dass dieser Mensch nicht intelligent ist. Und der große Fehler liegt nicht selten darin, genau das anzunehmen oder zu unterstellen.

        „Du bist anderer Meinung und somit doof und deshalb ignorier ich dich.“ Fataler Fehler, hat die geschichtliche Vergangenheit oftmals eindrucksvoll bewiesen. Um es mal sehr überspitzt zu formulieren: Ich bin gänzlich anderer Meinung als Nazis. Dennoch käme ich nie auf die Idee, zu behaupten, die wären alle hirnlos und somit unintelligent. Das Problem ist nämlich, dass sie herzlos und – zumindest in den Hierarchie-Spitzen – sehr intelligent sind. Und damit ernst zu nehmen. Auch, wenn das sehr nerven kann.

        • Du kritisierst Veganer.
          Nimmst Fleischesser in Schutz.
          Und findest Nazis sehr intelligent.

          Dann kannst Du ja mit denen prima über alles reden!
          Aber bitte nicht mit mir!

          • Whoa, ganz langsam. Ich glaube nicht, dass Bianca das so gemeint hat.

            Des weiteren, ist es immer gesund Dinge zu kritisieren und wir sollten mit Kritik umgehen können, denn unsere Position ist rational motiviert.
            Ferner sollte man auch Menschen in Schutz nehmen dürfen. Ich tu das auch, denn wir werden nun mal in eine Welt hineingeboren die voll von Dingen wie Unfairness (ggü. anderen Arten oder auch ggü. anderen Menschen) ist. Und es gehört eine gewisse Portion Selbstständigkeit dazu diese Dinge abzulegen.
            Und last but not least zu den Nazis. Wenn ich mir die Manipulationskünste eines Goebbels ansehe oder die politische Skrupellosigkeit eines Hitlers, dann ist ganz unabhängig von den Ideologien die sie vertreten haben zu erkennen, dass man es mit gefährlichen Individuen zu tun hat, deren Einfluss man nicht dadurch bekämpfen kann, dass man sie als dumm abstempelt. Intelligenz sagt nur aus, wie gut man Informationen aufnimmt und verarbeitet, daher wird man durch hohe Intelligenz nur noch schneller zum Faschisten, wenn man nur mit Faschisten zu tun hat. Analog gilt das für karnistische Ideologie: Es hebe die Hand wer noch nie willentlich ein Stück Fleisch gegessen hat, und das dabei auch noch toll fand.

            Da hilft nur Kommunikation, Austausch und schließlich Fakten.
            Anfeindungen bringen uns nicht weiter.

          • Das ist jetzt aber nicht ganz fair.

            Bianca sagte, dass Nazis nicht zwingend unintelligent sein müssen – was ja auch leider stimmt. Es gibt einen Haufen intelligente Leute, die recht wirre Sachen von sich geben. Nennt sich auch kognitive Dissonanz – wenn man jemandem von klein auf einbläut, die Erde sei 6000 Jahre alt, dann kann daraus ein kreationistischere Literaturnobelpreis-Träger werden.

            Daraus machst Du „Bianca findet Nazis intelligent“. Das hat sie aber nicht gesagt, und ich denke, das weißt Du auch.

            Und bei den anderen beiden Punkten bin ich ebenfalls schuldig im Sinne der Anklage, denn ich teile nicht mein gesamtes Umfeld in Veganer und Nicht-Veganer ein. Wenn mein unveganer Kumpel in der Kneipe blöde angelabert wird, dann nehme ich ihn in Schutz. Wenn mein veganer Kumpel vor den Kindergarten kackt, dann kritisiere ich ihn.

            Ich will außerdem nicht wissen, wie viele unsinnige Fleisch-Schutzbehauptungen ich so von mir gegeben habe, als ich noch welches gegessen habe. Ich habe zum Beispiel nen vegetarischen Mitschüler gefragt, ob er denn auch kein Hühnchen esse 😉

  5. Tach zusammen!

    Ich wollte nur kurz mal posten, dass ich Fleisch esse! Und ja, es ist mir relativ egal, wie die Tiere leben, sterben und verarbeitet werden.
    Jetzt fragt ihr euch sicher, warum?
    Ganz einfach! Der Autor dieses Artikels hat es selbst geschrieben, als es um Kaffee ging. Ich will nicht darauf verzichten. Und genauso, wie es dem Autor egal ist, wo sein Kaffee herkommt und wie er letztlich zu ihm kommt, ist es mir egal, wie mein Essen zu mir kommt.
    Wir essen/trinken, was uns schmeckt.
    Und selbst Hardcore-Veganer reminiszieren in Gedanken, wenn sie ihre veganen Fleischersatzprodukte nach tatsächlichen Fleischprodukten benennen, anstatt neue, vegane Bezeichnungen dafür zu finden. Spaghetti Bolognese ist nun mal per Definition KEIN veganes Gericht, also warum nennt man die vegane Variante nicht einfach Spaghetti Veganese, sondern klammert sich an die fleischhaltige Bezeichnung? Es klingt nach Wehmut, es klingt nach Trotz.
    So, und nun möge der Shitstorm auf mich niederprasseln.

    • Dann antworte ich mal: Das ist immerhin ehrlich. Meine Kritik richtet sich hier ja nicht an das Fleisch-essen selbst sondern an das verklären desselben, insofern kannst Du Dich in dem Fall entspannt zurücklehnen 😉

      Eine kleine Korrektur muss ich aber bringen: Es ist mir nicht egal, wo mein Kaffee herkommt. Wenn ich aktiv drüber nachdenke, dann habe ich sogar eine sehr konkrete Vorstellung davon, wo er herkommen sollte. Diese Vorstellung gerät aber leider manchmal schnell in den Hintergrund, so dass ich ggf. auf ziemlich fragwürdige Produkte zurückgreife.

      Ich bin da noch am optimieren und habe schon mal die Nespresso-Maschine verbannt, zu Hause gibts echt nur Bio-FT-Kaffee für mich. Für auswärts muss ich aber schlicht zugeben, dass ich mit Schuld trage daran, wie man in Billiglohn-Ländern Kaffeepflücker behandelt, da ich sie finanziere. Den gleichen Zusammenhang gibt es eben mit Fleisch essen und gequälten Tieren. Was immer der einzelne da auch für Konsequenzen draus ziehen mag.

      Und selbst Hardcore-Veganer reminiszieren in Gedanken, wenn sie ihre veganen Fleischersatzprodukte nach tatsächlichen Fleischprodukten benennen, anstatt neue, vegane Bezeichnungen dafür zu finden.

      Der Grund dafür liegt imo schlicht darin, dass man sich als Veganer unter „Sojaschnetzel Gyros-Art“ einfach eher was vorstellen kann als unter „Sojaschnetzel mit Thymian-Pfeffer-Rauch-Geschmack“ (oder wie auch immer man Gyros würzt)

      Oder etwas ausführlicher: https://graslutscher.de/guten-tag-ich-hatte-gerne-2-kilo-sojahack-in-oktaeder-form-bitte/

      Ich möchte außerdem alle Kommentatoren bitten, den Shitstorm zu vertagen und sachlich zu bleiben. Ich behalte mir vor, unsachliche Rants zu löschen.

  6. Oscar,
    ich muß doch keine unverbesserlichen Leute, die nicht Sehen und Hören wollen in Schutz nehmen! Die sind doch nur hier um Stunk zu machen! Natürlich argumentiere ich dagegen. Wie gestern auch. Und da kam ja dann von alltagskrieger nix mehr zurück, was mich nicht wunderte.

    Aber jetzt auch noch so ein Kack-Beispiel nennen, wie mit den sehr intelligenten Nazis!
    Das soll Bianca doch mal bitte den Überlebenden des Holocaust erzählen, deren Angehörigen und den heutigen Opfern rassistischer Gewalt durch Neonazis und allen, die täglich gegen Nazis Aufklärungsarbeit leisten!

    Sind es morgen die sadistischen Schlachthof-Mitarbeiter, die eigentlich sehr intelligent sind?

    • Das finde ich aber nicht. Bis jetzt waren die meisten Fleischesser hier in den Kommentaren höflich und recht sachlich. Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel.

      Ich begrüße außerdem einen Austausch zwischen den „Parteien“ und ermutige mir bekannte Fleischesser, hier ihren Senf dazuzugeben. Eine Veranstaltung nur für Veggies wäre mir auch etwas zu langweilig.

    • Aha. Weil ich also nicht behaupte, dass alle Nazis unintelligent sind/waren, beleidige ich also Holocaustopfer?
      Ich glaube, es gibt viele intelligente Menschen, die dumme und mitunter verwerfliche Dinge tun. Manche davon sind herzlos und sadistisch, was aber nix mit ihrem IQ zu tun hat. Manche sind uniformiert und somit Mitläufer. Denen ich aber die Intelligenz zum umdenken nicht ansprechen würde, wenn sie entsprechend informiert wären.

      Intelligenz bedeutet für mich auch, persönliche Ansichten mal hinten anstellen zu können und ein Thema objektiv betrachten zu können. Dies scheint dir mäßig bis gar nicht zu gelingen. Ich habe etwas geäußert, das dir nicht in den Kram passt und schon bin ich dein Feindbild und du verdrehst mir das Wort im Mund, bis du etwas über mich aussagen kannst, was deinem negativen Bild von mir entspricht. Weißt du, wer sowas auch gern macht? Rate mal 😉

      • Bianca,
        ich habe einmal „Trottel ohne Hirn“ geschrieben.
        Aber in meinen Kommentaren zu anderen Aussagen habe ich nicht angefangen über die Intelligenz oder den IQ des anderen zu reden. (Wer will hier also wem was unterschieben?)
        Mir wäre es auch im Traum nicht einfallen, Nazi-Vergleiche zu bringen.
        Was Du bei den Nazi-Größen „sehr intelligent“ nennst, bezeichne ich als dreist und gemeingefährlich. Damit bringen es viele Menschen zu was!
        Ich habe auch Deinen Freund alltagskrieger gestern nicht beleidigt.
        Wem passt hier was nicht, wer sucht sich hier ein Feindbild?
        Also ich bin draussen – freiwillig.

        • Ich muss echt mal doof fragen: „Trottel ohne Hirn“ gilt bei dir nicht als Beleidigung? Das ist echt interessant…

          Nun denn, lassen wir das. Führt zu nichts.

          Bringt auch nichts, dir zu erklären, dass „Intelligenz“ mit „Dreistigkeit“ und „Gemeingefährlichkeit“ durchaus einhergehen kann, aber eben nichts mit dem IQ an sich zu tun hat. Es sind grundverschiedene Dinge. Intelligenz ist messbar, eine objektive Größe. Keine subjektive Wahrnehmung, wie du Intelligenz scheinbar definierst. Nach deiner Definition scheinen Menschen, die nicht deiner Meinung sind, grundsätzlich einen niedrigen IQ zu haben.

          Und was mich – ernsthaft! – interessieren würde (und wo ich wohl keine Antwort drauf kriegen werden, weil du ja „raus“ bist): Bist du von Geburt aus Veganerin? Wenn nicht, wie lang hat deine Umstellung gedauert? Hast du vergessen, wie weit dein Weg bis zu deiner heutigen Einstellung war?

          Da du den bösen Fleischessern ja scheinbar grundsätzlich einen gewissen IQ-Mangel vorwirfst (und anderen, die dein Weltbild nicht teilen), bist du also jetzt quasi intelligenter als damals, als du noch Fleisch gegessen hast? Das wäre doch mal ein tolles Arguemtn gegenüber Fleischessern. Esst mehr Gemüse, euer IQ wird um mind. 10 Punkte steigen!

          Das halte ich ja mal für ein Gerücht. Du bist heute informierter, aufgeklärter und einen Schritt voraus meinetwegen. Aber nicht per se intelligenter als früher, als du noch Fleisch gegessen hast.

          Und ich nehme auch mal an, da du ja so konsequent dagegen bist, Fleischesser „in Schutz“ zu nehmen, ist entweder dein gesamter Familien- und Freundeskreis mit dir auf den veganen Weg gegangen, oder aber du hast dich von allen, die deine Sicht nicht teilen und somit ja sehr dumm sein müssen, den Rücken gekehrt?

          Aber im Grunde tipp ich hier for nuts, denn in meinen Augen hast du ganz eindeutig bewiesen, dass du zwar intelligenter Grundeigenschaften wie des Lesens mächtig bist, aber dein IQ leider nur zu rudimentärem Verständnis von Gelesenem auszureichen scheint. Wobei es sicherlich auch eine Form von Intelligenz ist, sich bestimmte Sätze herauszupicken und sie in andere Aussagen zu verwandeln. Immerhin.

          • Mein Mann zwingt mich, nochmal zu antworten. Aber ich habe keine Lust, die mir in den Mund gelegten Worte wie „böse Fleischesser“, „nicht intelligent“, niedriger „IQ“ usw. einfach zu schlucken.
            Im übrigen dachte ich, daß unsachliche, bösartige Kommentare nicht gepostet werden.
            Besonders der Satz:“dass du zwar intelligenter Grundeigenschaften wie des Lesens mächtig bist, aber dein IQ leider nur zu rudimentärem Verständnis von Gelesenem auszureichen scheint“
            Dafür, daß ich nicht hier geboren wurde und erst mit 24 aus Tel Aviv hierher gekommen bin, kann ich ganz gut lesen und schreiben.
            Aber man hat mir nicht gesagt, daß es wichtig ist in Deutschland seine IQ zu wissen.
            Nochmal:
            „Trottel ohne Hirn“ war nicht speziell für einen bestimmten gedacht, sondern für alle nicht Sehen und Hören Wollenden. Das Wort Intelligenz und IQ habe ich niemals zu einem Kommentar geschrieben.
            Ich habe lediglich Deine Kommentare zusammengefasst – und da hast Du Veganer kritisiert, Fleischesser in Schutz genommen und, ich zitiere:
            „Das Problem ist nämlich, dass sie herzlos und – zumindest in den Hierarchie-Spitzen – sehr intelligent sind“

            Ich darf nicht vergessen, das meiner Oma zu erzählen!
            Und jetzt verlasse ich diese Seite wirklich!

    • Und übrigens: ich kenne Menschen, die sich aktiv gegen Nazis engagieren und aufklären. Und rate mal, was eine wichtige Aussage von ihnen ist „Vorsicht! Unterschätzt sie nicht! Sie haben dumme Ideale und falsche Ziele, aber sie verbreiten ihr Matrial so subtil teilweise, dass man es gar nicht merkt auf den ersten und manchmal auch nicht auf den zweiten Blick.“ Ja, das Fußvolk der rechten Szene mag aus einer tumben Masse grölender Skinheads bestehen, aber oben sitzenAnwälte und VVorstandsvorsitzende etc. Die sie führen und die sich die Hände nicht dreckig machen.
      Widerliches Pack, ohne Frage, aber eben leider Gottes nicht unintelligent.

  7. Hallo,

    ich finde den Artikel gut. Und ich esse Fleisch. Und ich würde niemals, niemals auf die Idee kommen. Mast als etwas Gutes darzustellen. Never.

    Aber der Mensch darf Fleisch essen. Für mich gibt es kein moralisches Gebot, Fleisch nicht zu essen. Ich würde niemals auf die Idee kommen, Fleisch aus Masthaltung zu verteidigen.

    • Es gibt kein moralisches Gebot, Fleisch nicht zu essen. Okay.

      Ich würde aber gerne folgendes fragen, wenn ich darf; Warum ist die von Dir kritisierte Masthaltung verwerflich?

    • Angenommen in Ihrer Straße wohnt ein bekennender Sadist, der für die Nachbarn (Sie eingeschlossen) hör- und sichtbar (s)einen Hund mal mit brennenden Zigaretten Brandwunden zufügt, mal mit einer Eisenstange ein paar Knochen bricht. Gibt es aus Ihrer Sicht ein moralisches Gebot, dass er das unterlässt?

      • Ein allgemeines moralisches Gebot? Woher? Unsere „moralischen“ Gebote sind unsere Gesetze. Wenn der Hund ihm gehört, können Sie ihn anzeigen. Mehr können Sie nicht tun, insbesondere nicht den Quäler verprügeln.

        Mit moralischen Geboten wäre ich sehr vorsichtig. Es gibt für mich in Bezug auf Nichtmenschen keine moralischen, höchstens gesetzliche Verbote und Verbote, die ich auf mein eigenes Wohlbefinden beziehe. Ein Tier, was ich verzehren will, zu quälen im Rahmen der Massentierhaltung, macht mich zu einem ungesunden Menschen. Ein Tier, in diesem Fall ein Rind, auf der Weide zu halten, führt dazu, dass das Tier für mich gesünder ist. Ausgangspunkt für meine Moral ist mein eigener Selbsterhaltungstrieb.

        Ich quäle keinen Hund auf diese Weise, weil es mir nichts bringt. Wenn mein Leben bedroht wäre oder das eines anderen Menschen und die Bedrohungslage nur dadurch aufzulösen wäre, dass ich ein Tier zu Tode quäle, dann mach ich das. Meine Moral besagt mir, dass ich zuerst versuche mich und meine Art zu retten. Wenn es bei Ihnen anders ist, dann treffen sie die Abwägung, ob sie vor die Wahl gestellt, dass ihre Kinder umkommen oder sie ein Tier zur Rettung ihrer Kinder quälen müssen (zum Beispiel Fleisch aus Massentierhaltung essen), sich der Tierquälerei verweigern.

  8. Hallo Jan,

    klasse Beitrag, vielen Dank! Ich lese gerade das Buch von Dr. Melanie Joy (nachdem ich schon vorher ihren Vortrag live erleben durfte), in dem sie ja sehr schön beschreibt, zu welchen Meisterleistungen die menschliche Psyche in der Lage ist, um das eigene Verhalten zu rechtfertigen auch wenn das zu völlig grausamen und inhumanen Zuständen beiträgt. Die meisten Veganerinnen und Veganer (mich eingeschlossen) haben ja eine nicht-vegane Vergangenheit und können im Nachhinein selbst nicht mehr nachvollziehen, wie sie so lange die Augen vor dem Offensichtlichen verschließen konnten. Ich habe meinen Tierverbrauch vor mir selbst immer mit dem „Omnivoren“-Argument verteidigt (also mit dem „natürlich“ aus den drei Rechtfertigungs-Ns), obwohl ich andererseits ja auch nie gezielt Baumrinde oder Insekten gegessen habe.

    Zum Kaffee gibt es übrigens auch eine einfache Lösung: Koffein-Entwöhnung. Dauert gerade mal ein bis zwei Wochen und hilft auch sehr gegen Ein- und Durchschlafprobleme. Jetzt kann ich Kaffee ganz bewusst genießen, wenn sich die Gelegenheit ergibt und er auch wirklich aus fairem Handel ist. (Ich trinke z.B. immer noch jeden Tag eine Tasse nach dem Essen aus der Pad-Maschine an meinem Arbeitsplatz.) Wenn’s irgendwo keinen fairen Kaffee gibt, kann man dann leicht auf etwas anderes wie Kräuter-Tee oder Muckefuck ausweichen. In seltenen Fällen trinke ich aber zugegebenermaßen auch noch mal einen Kaffee unbekannter Herkunft, z.B. wenn mir jemand sonst gar kein alternatives Heißgetränk anbieten kann.

  9. Ich bin Vegetarierin und mein Umfeld denkt immer, es tut mir was unglaublich Gutes, wenn ich zum Grillen komme und sie mir Sojawürstchen gekauft haben. Die entsetzten Blicke, wenn ich die Würstchen ablehne mit der Begründung ich esse kein Fleisch, weil es mir nicht schmeckt und die Würstchen erinnern mich eben an den Geschmack von echtem Fleisch. Unverständnis und „Die schmecken doch ganz anders, willst du nicht mal probieren?“
    Sowas verärgert mich. Ich sage kein Wort über den Fleischkonsum der Anderen, aber dennoch werde ich wie eine Aussätzige behandelt. Ich verstehe, sie wollen mich nicht ausschließen, aber ich fühle mich wunderbar mit eine gegrillten Zucchini, die ich mir vorher schön scharf mariniert habe und jeder Menge Salat. Manchmal unterstelle ich auch Faulheit. Faulheit sich für andere Lebenswege/Ernährungswege zu öffnen und vom eigenen Trott abzuweichen.
    Irgendwie musste ich das hier loswerden =)

    Deine Beiträge gefallen mir sehr gut und dein Stil ist fantastisch <3

  10. Ein Artikel, der die Selbsttäuschung der angeblich ethisch-korrekten und gesunden Ernährung der Biogeneration trefflich beschreibt. Und ich schreibe dies nicht aus irgendeinem veggie-vegan Hass oder Propagandaaktion heraus, sondern vielmehr aus eigener Erfahrung. Dies betrifft aber nicht die Erfahrung, die ich im Bekanntenkreis gemacht habe, sondern die meiner eigenen Selbstlüge.
    Sagen wir es so: ich esse gerne Fleisch. Es schmeckt mir sehr gut, sowie auch andere tierische Produkte. Allerdings finde ich persönlich Masthaltung bzw. Massentierhaltung wie auch Massentierschlachtung und die Art der Milchproduktion weder artgerecht noch wünschenswert. Schon lange fand ich, dass man seinen Fleischkonsum einschränken und auf Bioprodukte oder noch besser auf Produkte die wie bei „Meine kleine Farm – Wir geben Fleisch ein Gesicht“ zurückgreifen sollten. Doch habe ich das getan? Nein. Ich war und bin ja noch im Studium und entsprechend knapp bei Kasse. Ständig habe ich den Gedanken verdrängt und mein Gewissen mit Sätzen „Später hast du Geld, da machst du das anders“ zurückgegriffen. Doch mit der Zeit schien sich mein Selbstbetrug von selbst zu enttarnen. Ich kaufte immer seltener Fleischproduckte – zunächst unbewusst. Als mir auffiel, wie wenig Fleisch ich doch aß, beschäftigte ich mich dann doch noch mal mit der Thematik. Dabei ging es nicht nur um den vegetarischen sondern auch um den veganen Grundgedanken. Bisher hatten mich Veganer mit ihrer extremen Haltung und teils auch sehr aggressiven Art (vor allem im Internet) abgeschreckt. Letztlich kam ich jedoch zu dem Schluss, wenn ich doch gegen Massentierhaltung bin, muss ich mich von dem Konsum dieser Produkte distanzieren. Alles andere wäre eine Selbsttäuschung. Entsprechend bekam das Wort Verzicht eine völlig neue Bedeutung für mich.
    Du hast völlig Recht damit, dass Menschen, die sich nur von Biofleisch ernähren, zwangsläufig mit der vegetarischen Ernährung auseinandersetzen müssen. In meinem Fall habe ich mich sogar mit der veganen Ernährung auseinandergesetzt und versuche soweit es geht daheim und unterwegs auf tierische Produkte zu verzichten, wobei der Fleischverzicht bei mir an erster Stelle steht. Durch meine Glutenunverträglichkeit gestaltet sich das ganze etwas schwieriger – also unterwegs. Bisher esse ich, wenn ich eingeladen bin, tierische Produkte und auch Fleisch. Meine Gastgeber sind ja meist schon völlig mit dem Glutenverzicht überfordert. An diesem Punkt fühle ich mich wirklich in einem ethischen Dilemma. Ein Teil von mir empfindet den Konsum als fragwürdig und falsch. Anderseits ist es unhöflich und sozial abträglich jetzt nichts zu essen (Abhängig natürlich vom Angebot der Speisen!), zumal mir das Essen auch schmeckt. Zudem finde ich es schade, wenn ein Tier für den Konsum geschlachtet wurde und dies dann nicht gegessen wird. Anderseits könnte man aber auch durch einen konsequenteren Verzicht ein Zeichen setzen. Doch da wäre man wieder in der Spalte der sozialen Abtraglichkeit. Zumal ich selbst weiß, wie unangenehm es als Fleischesser ist, wenn da jemand vor einem steht und konsequent verzichtet. Früher hat mich dies sogar innerlich aggressiv gemacht. Doch letztlich war dies doch nur ein Produkt meiner Selbstlüge, welches sich gegen mein Gewissen wehrte.
    Seit ich für meinen privaten Verbrauch konsequent(er) verzichte und ich dies auch langsam meiner sozialen Umgebung erläuterte, bekomme ich allerdings positives Feedback – von Fleischessern! Anscheinend machen sich viele Gedanken über dieses Thema, doch haben für sich noch nicht die Entscheidung getroffen. Meine ist ja, wie beschrieben, auch noch nicht vollends getroffen. Doch ich hoffe, dass noch mehr Menschen sich mit dem Thema auseinandersetzen und sich auf einen Entscheidungsprozess einlassen, statt unbedenklich bzw. ohne sich einen Kopf darüber zu machen, weiter konsumieren oder ihr Gewissen mit angeblichem Biokonsum erleichtern. Gleichsam hoffe ich auf weniger Aggressivität und mehr Offenheit von Vegetariern und Veganern für die individuellen Entscheidungs- und Entwicklungsprozesse der vielleicht Noch-Fleischkonsumenten. Letztlich ist es die Selbstkritik und nicht die Fremdkritik, die uns zu eigenen und Entscheidungen drängt.

  11. Wunderbarer Artikel, danke! Habe gerade echt viel Spaß mit deinem Blog (vor allem die Bilder sind oft super).

    Ja, das ist schon erstaunlich, wer alles „nur ganz selten und nur biofleisch“ isst.
    Besonders amüsant sind solche Ansagen ja im Reallife, weil sie meistens genau dort getätigt werden, wo auch die meisten Diskussionen über Ernährungsgewohnheiten entstehen, sobald jemand sich als vegan oder auch nur vegetarisch geoutet hat (oder während der Bestellung outen musste): Bei gemeinsamen Essen, gerne im Restaurant oder in der Kantine während die Sprecher_innen den Gegenbeweis im Form eines großen Fleischstücks (und das ziemlich sicher aus der angeblich abgelehnten Massentierhaltung) vor sich auf dem Teller liegen haben.

    Aber nee, is klar, nur Bio und nur ganz selten… Außer heute morgen die Wurstsemmel beim Bäcker (ach komm, ich brauchte halt was zu essen und die Käsebrötchen schmecken da nicht) und heute mittag in der Kantine (hey, soll ich welken Salat essen?) oder die Wurst auf dem Abendbrot (na ja, bin halt nicht zum bioladen gekommen aber es steht doch kontrollierte Tierhaltung drauf, ist auch echt ne Ausnahme und du sagst ja immer, Käse ist auch nicht besser, was soll ich denn sonst essen…).

    Meist spare ich mir aber den Hinweis, schließlich will ich noch zum Essen kommen, bevor es ganz verwelkt ist :).
    Und den Kaffevergleich finde ich schon ganz passend: Das geht mir auch so, wobei es immerhin im Büro und bei vielen Freund_innen zumindest fast immer fairtrade-Kaffee gibt. Unterwegs und auf Reisen sieht es halt anders aus und na klar, wäre es konsequenter dann keinen Kaffee zu trinken oder immer welchen dabei zu haben. Bekomme ich aber auch nicht ganz hin. Wenn ich die Wahl habe (am Bahnhof z.B.) versuche ich aber zumindest das geringere Übel zu wählen.

    Und na klar gibt es sie, die selten-und-wenn-dann-nur-Biofleisch-Esser_innen. Habe z.B. lange in einer großen WG gewohnt, mit gemeinsamem vegetarischen Einkauf (nicht vegan, war mir da auch noch nicht so wichtig, aber hier geht es ja gerade um Fleisch). Meist hat etwa die Hälfte der WG grundsätzlich vegetarisch gelebt.
    Fast alle der weiteren Mitbewohner_innen (im Laufe der Jahre waren das durchaus deutlich über 20 Menschen) haben tatsächlich gelegentlich Fleisch (oder Wurst) gegessen (und das hieß irgendwas zwischen 2-3 Mal pro Monat und 1-2 mal pro Jahr, ich finde das darf man „selten“ nennen in einem Land, in dem vermutlich durchschnittlich 18-20 von 21 Hauptmahlzeiten pro Woche Fleisch enthalten) und manche davon tatsächlich nur wenn es bio war.
    a klar, war das eine vorselektierte Gruppe, wir haben uns ja gezielt Mitwohnis gesucht, die sich den gemeinsamen veggi-Einkauf vorstellen konnten, aber im anpolitisierten Studi-Milieu jetzt auch nicht ganz ungewöhnlich.
    Und die wussten natürlich jede Menge über vegetarische Ernährung, konnten meist lecker vegetarisch und gar nicht mit Fleisch kochen (Fleisch essen fand meist außer Haus statt) und fanden es auch überhaupt gar nicht seltsam, dass es Leute gibt, die sich das Fleisch essen ganz sparen und dass auch veganes Essen schmecken kann. Und die würden in den passenden Situationen vielleicht auch (wahrheitsgemäß) sagen „ich esse nur ganz selten Fleisch“ und das vielleicht gerade deswegen, weil ihnen schon irgendwie bewusst ist, dass sie nicht tot umfallen, wenn sie das „ganz selten“ auch noch streichen…

    So ging es mir in den letzten Jahren mit vegetarisch versus vegan, irgendwie wurde meine Ernährung und tw. der Rest meines Lebens so langsam immer veganer (mit vielen Auf und Abs, weil mir auch soviel andere Aspekte wichtig sind, dass ich mich da manchmal selber blockiere — ist jetzt Palmöl oder Butter schlimmer? [am besten beides vermeiden]) und eigentlich ist mir schon eine Weile klar, dass es auch ganz ohne geht. Bin auch immer noch nicht ganz bei vegan angekommen, aber auf dem Weg. Insofern glaube ich, dass das „ganz selten“ schon auch ein Zeichen sein kann, dass die Argumente angekommen sind, aber noch keine weitreichenden Konsequenzen gezogen werden.

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