Ich habe den Bericht über den veganen Selbstversuch im aktuellen SPIEGEL gelesen, damit Ihr es nicht tun müsst.

Was würden wir nur alle ohne vegane Selbstversuche machen? Wir wären verzweifelt! Wir würden ziellos durch die Straßen irren und uns unsere hübschen Schädel zermartern ob der Frage, wie sich das eigentlich so anfühlt für diese abgefreakten Tierschützer, die GAR. KEINE. tierischen Produkte mehr kaufen. Mein Kumpel Bernd liefe zu meinem Kumpel Rolf und sagte „Rolf, wie fühlt sich wohl ein Veganer?“. Und Rolf würde fast sagen „Wieso fragen wir nicht Jan?“. Rolf könnte das aber glücklicherweise gerade noch verhindern und sagte stattdessen „Das werden wir wohl nie erfahren.“. Und so säßen die beiden dann den Rest des Abends bei Rolf und sähen Jumbo von Pro7 dabei zu, wie er im Rahmen der Greenseven-Umweltwoche ein Hacksteak so groß wie eine Radkappe herzustellen versuchte.

Artikelkopf

Ist das aber traurig, was? Zum Glück gibt es aber doch noch Menschen im Land der Dichter und Denker, die Rolf und Bernd hilfsbereit zur Seite springen! Diese Woche war das Barbara Supp, die für den Print-SPIEGEL und den Bezahldienst SPIEGEL Plus Antworten auf die ganz großen V-Fragen zu finden suchte. Warum machen Veganer das? Und wie wäre es, wenn alle sich so verhielten? Die SPIEGEL-Recherche-Datenbank hält für diese Antworten mutmaßlich ein paar Dutzend Gigabyte interessanter Informationen bereit, aber das wäre zu langweilig. Viel fluffiger wird so ein Artikel ja, wenn man komplett ohne umständliche Vorbereitung einfach alles an sich selbst ausprobiert. Diese Perspektive hilft auch ungemein, um die Natur globaler Ernährungszusammenhänge und Warenströme zu analysieren. Wir warten gespannt auf Barbaras nächste Artikel „Wirkt Bärenspray wirklich so gut, wie alle sagen“ und „Wie unangenehm können Fischvergiftungen tatsächlich werden?“.

Anstatt also umständlich Jan zu fragen, können Bernd und Rolf nun auf kompakten fünf Seiten scheinbar alles erfahren, was es über moderne Borken-Köstler zu wissen gibt. Wie fühlt sich ein Leben ohne ausgebeutete Tiere wohl an? Fragen wir hierzu eine Frau, die schon mit sieben Tagen ohne ausgebeutete Tiere vor arge Probleme gestellt war. Ich meine, sieben Tage, ein ganzes Leben, wo ist da schon der Unterschied? Schade jedoch, die Eingangsfrage wird leider gar nicht beantwortet, denn dazu ist der Artikel mit allerlei irrelevantem Informationsfüllsel derartig zugeballert, dass die raren Flecken echter Erkenntnis nur ganz sporadisch aufblitzen.

Barbara Supp protokolliert für jeden Tag akribisch das jeweils schlechteste Essen, das beste Essen und das größte Problem. Ich hatte da jetzt bzgl. der schlechten Essen spontan auf Laugenbrezel ohne alles von der Tanke oder geschmacksneutralen Beilagensalat vom Maredo getippt, aber warum in die Ferne schweifen, wenn das Schlechte liegt so nahe: Am Montag war erst mal das vegane Thai-Gemüse zu fad. Pffft, Anfängerfehler, langjährige Veganer wissen ja längst, dass Thai-Gemüse nur mit Knorpel-Raspel und Molkenerzeugnis richtig gut gewürzt sein kann. Man merkt schon: An Vorbereitung wurde hier ganz bewusst gespart, wie soll man denn sonst auch fünf Seiten vollbekommen? Zumindest sollte man mit etwas Ausprobieren durchaus thailändische Restaurants finden, die Knoblauch, Salz und sonstige Gewürze für das Thai-Gemüse verwenden.

ThaiGEmüse2

Das Problem des Tages ist dann auch eine Fragestellung, die man in vielen Veganerforen quasi täglich liest. Nicht. Die Autorin macht sich doch tatsächlich Gedanken über vegane Musik und zählt allen Ernstes auf, welche Instrumente an einem „veganen Musikabend“ nicht genutzt werden dürfen. Gitarren z.B. wären tabu, wegen des Leims. Man mag annehmen, dass eine Gesellschaft mit 3D-Druckern, Nanotechnologie und Überschallflugzeugen auch ohne Knochenleim einen Weg finden wird, Holzteile aneinander zu kleben. Aber das ist vielleicht ein etwas komplizierter Gedanke für eine Person, die sich sehnlich eine Sinfonie für Chor und veganes Orchester wünscht (sic).

Barbara Supp verbringt die nächsten Tage primär damit, für ihren halben Hausstand vegane Alternativen zu konsumieren und dabei zielsicher die idiotischsten Varianten zur Kasse zu schleppen. Sie könnte auch einen Moment innehalten und überlegen, wie es Tieren oder Umwelt helfen soll, wenn sie für einen sieben Tage währenden Versuch große Haufen veganen Plunders in ihrer Wohnung deponiert, und wie viele Veganer überhaupt Ersatzprodukte für Gebrauchsgegenstände kaufen, bevor das unvegane Original kaputt gegangen ist. Aber mit Reflektion hat die ganze Nummer ja ohnehin nicht so viel zu tun, so dass sich die gute Barbara eine Woche lang wie von Sinnen inkl. deutscher Inlandsflüge durch die Republik konsumiert, um zu verstehen, wie Veganer „Tiere, Umwelt oder sich selbst retten wollen“.

Die Erkenntnis bis dahin ist dürftig: Gitarren sind nicht vegan, haha. Die Discographie von The Cure ist dann auch nicht so richtig vegan, haha. Autos sind nicht vegan und Frostschutzmittel auch nicht, haha, die doofen Veganer wollen wohl jeden Tag zur Uni laufen. Vegane Geldbeutel sind aus Papier und die Münzen fallen raus, haha. Vegane Schuhe sind total hässlich, haha. Fehlte eigentlich nur noch der Hinweis, dass der Gebrauch von Menschen nicht vegan ist. Haha. Ein Bühnenprogramm von Mario Barth zu dem Thema wäre vermutlich erhellender gewesen.

Papiergeldbeutel

Man kann da ja auch gerne mal drüber nachdenken, wie viel Tierprodukte in welchen Alltagsdingen so stecken – gemessen an der Menge, die wir Menschen jährlich in Nahrungsmitteln verarbeiten ist das aber ein Witz, weswegen für viele Veganer der Boykott von Fleisch, Milch und Eiern den ersten Schritt darstellt. Das Ziel, Leid und Umweltzerstörung zu verringern, erreicht man damit schlicht am effektivsten. Hätte ich in meinem Leben hingegen auf den Kauf von Gitarren verzichtet, ich hätte dem globalen Knochenleim-Markt wohl 20 bis 30 Cent Umsatz entzogen. Wow, da würde der Bauernverband aber mit den Ohren schlackern!

Wem die Sache mit dem Geldbeutel aus Papier schon zu konstruiert war, der kann nicht wirklich aufatmen, wenn Barbara Supp versucht, sich vegan zu ernähren. Frau Supp scheint für die sieben Tage Sojaprodukte in Großhändler-Mengen bei sich zu bevorraten, und beschwert sich dann an Tag vier, dass es immer nur Soja gibt, das mache sie aggressiv. Und überhaupt schmeckt Sojamilch auch gar nicht. Da ist mir echt kein passendes Emoticon eingefallen, um meine Verstörung adäquat auszudrücken. Nächstes Jahr im Selbstversuch Strandurlaub beschwert sie sich dann vermutlich, dass sie andauernd aufs Meer schauen muss und man da nasse Füße bekommt.

Es gibt in normalen Supermärkten Hafer-, Dinkel-, Reis-, Mandel-, Kokos- und eben Sojamilch in diversen Geschmacksrichtungen. Hat die Autorin mit der Zeit für Abhandlungen über vegane Gitarren echt keine zehn Sekunden mehr gehabt, um eine davon, oder wahlweise Seitan-Patties oder Lupinen-Joghurt in den Wagen zu packen? Diese Logik, dass veganes Frühstück blöd ist, weil die Natur-Sojamilch im Kaffee lahm schmeckt, ist ungefähr so zielführend wie wenn ich fortan erkläre, Frauengesang unerträglich zu finden, weil Helene Fischer so scheiße ist.

Milchsorten

Immerhin schmeckt ihr das Rhabarber-Tiramisu im Leaf, das ist ein ziemlich gutes veganes Restaurant in Hamburg. Es wäre aber auch ein kleines Kunststück, dort nicht irgendwas Leckeres zu finden, weswegen sie schnell noch die Matschigkeit der gebackenen Pfirsiche ankreidet. Damit das am Ende nicht doch zu positiv rüberkommt, erklärt sich die Autorin mit dem Wein unzufrieden, da auch Öko-Riesling mit Gelatine geklärt sein kann. Vermutlich schwelgte sie da bereits in Gedanken über vegane Xylophone, bietet das Leaf seinen Gästen natürlich nur vegane Weine an, wie man mir am Telefon freundlich erklärte.

Das geht dann noch ewig so weiter: Es liest sich, als wenn jemand Low-Carb-Ernährung ausprobiert, indem er einfach das Gleiche wie immer zubereitet, aber vor dem Verzehr schnell noch alle Komponenten aus Kohlenhydraten in den Müll schmeißt, um dann darüber zu lamentieren, dass Salamibrötchen ohne Brötchen nicht schmeckt und nicht satt macht.

Immerhin, sie räumt ein, dass eine weltweite vegane Ernährung die effizienteste und klimaschonendste wäre. Sie kapiert auch, wenn Udo Pollmer mit seinem rhetorischen Gebrülle überspielen möchte, wie wenige seiner „Fakten“ mit der Realität in Einklang zu bringen sind. Klingt einfach, aber davon lassen sich immer noch regelmäßig ausgebildete Journalisten renommierter Sender blenden. Der Teil über den Besuch eines Attila-Hildmann-Kochkurses in Tirol ist sogar ganz lustig, wenn sie beschreibt, wie die ganze Koch-Gruppe in Jubel ausbricht, nachdem Attila „Hallo“ in die Kamera des von ihm selbst engagierten Kameramanns sagt. Und dass sie von Christian Vagedes‘ ständiger Kleinschreibung und Verweisen auf Esoteriker genervt ist, kann ich ihr auch ganz gut nachfühlen.

Das reißt es aber einfach nicht raus, werden die wirklich wichtigen Aussagen zu Randnotizen in einem Meer von möglichst absurd arrangierten Selbsterfahrungsberichten und schlechter Recherche:

–          Sie verweist auf diesen scheinbaren Widerspruch, dass die Veganer Analogkäse kaufen, obwohl sie den doch früher selbst eklig fanden. Nur bestand der eben früher schon zum Großteil aus Milcheiweiß, weil das einfach billig herzustellen war.

–          Sie kauft diesen bescheuerten Geldbeutel aus Papier, dabei gibt es seit Jahren stabile, wasserdichte Produkte, z.B. von Vaude.

–          Sie zitiert einen Triathleten, der Veganern abspricht, erfolgreiche Triathleten sein zu können. Der erste Mann, der sechsmal den Iron Man Hawaii gewinnen konnte, wusste wohl gar nicht, dass das vegan gar nicht geht und hat es trotzdem gemacht.

–          Sie streut ein, welche Veganer in irgendeiner Form schlechte Leistungen gebracht haben, sei es der vegane Fußballer, der nicht mehr in der Bundesliga spielt oder Jamie-Lee Kriewitz, die beim Grand-Prix 2016 nicht gerade eine Top-Platzierung erreicht hat. Was soll das aussagen, wenn nicht „Nur ein gutes, deutsches Schnitzel stärkt die Stimmbänder für so einen Event“?

–          Sie mahnt, wären wir alle Veganer, müssten wir uns Kunstdünger auf die Felder streuen. Tatsächlich kommen jährlich 175 Millionen Tonnen Stickstoff in Form von Kunstdünger zum Einsatz. Aber vermutlich nur für Sojamilch-Äcker, oder wie?

Im Rausch des Verzichts

So was kann man ja gerne machen, wenn man eine Focus Online-Bilderstrecke mit Content befüllen möchte, aber ein aufrichtiger Selbstversuch ist das einfach nicht, auch wenn sie uns in der Einleitung Objektivität verkaufen möchte. Im Flieger nach München fühlt sie sich angeblich als selbstgerechter, besserer Mensch „im Rausch des Verzichts“. Auf einem Flug, mit dem sie ein Viertel ihres CO2-Jahresbudgets raushaut. Man will gar nicht daran denken, was sie erst tut, wenn der Rausch des Verzichts nachlässt.

Vielleicht ist das aber eine ganz gute Erklärung für die Ablehnung, die der Artikel der veganen Idee unter dem Strich entgegenbringt: Jemand, der sich nach vier Tagen veganer Ernährung ernsthaft als besserer Mensch vorkommt, obwohl er laut eigener Aussage schon das Steak für die Zeit nach dem Versuch deponiert hat, der wirkt einfach vollkommen unglaubwürdig. Ihrer eigenen Projektion eines veganen Dummkopfes kann sie vermutlich einfach selbst wenig abgewinnen.

Keine große Überraschung, ich auch nicht.

24 Gedanken zu “Ich habe den Bericht über den veganen Selbstversuch im aktuellen SPIEGEL gelesen, damit Ihr es nicht tun müsst.

  1. Als ich den Teaser zu dem Artikel bei SPON gesehen habe, klingelten direkt alle Alarmglocken.
    Semi-erleichtert stellte ich dann fest, dass er Plus-Content ist und ich ihn deswegen nicht lesen…ja…könnte? Müsste?

    …und offenbar enthält er genau das, was ich im ersten Impuls befürchtet hatte.

    Es ist immer ganz großes Kino wenn man den Schreiberlingen [von egal was] schon im ersten Absatz anmerkt, dass sie schreiben, um ihre vorgefasste Meinung zu rechtfertigen. Und das alles kein Stück mit auch nur ansatzweise vorurteilsfreier und vernünftiger Recherche zu tun hat.

  2. da kann ich mich nur anschließen (sorry für die kleinschreibung, ist bei 2-finger-technik deutlich schneller) – für mich der beste graslutscher-artikel (hab wirklich schon viele gelesen), kein wort zu viel und geistreich wie immer. danke dafür….

  3. Dieser Beitrag liest sich jetzt aber wirklich wie das Bellen eines getroffenen Hundes (ist dieser Ausdruck bei Veganern zulässig oder wird damit ein Tier missbraucht?). Ich empfehle da mal von der Schnappatmung runterzukommen.

    • Da haben Sie leider was mißverstanden. Es geht hier nicht um Graslutschers Befindlichkeit, sondern um die Dummheit und Verantwortungslosigkeit einer Journalistin. Zum Glück sind wir nicht in der Türkei und dürfen uns über dergleichen noch gebührend aufregen.

  4. Ich habe mir jetzt in den 10 Jahren vegan leben „schon“ das zweite tierproduktfreie Portemonnaie gekauft. Beide waren nicht aus Papier. Wo zur Hölle gibt es Geldbeutel aus Papier?? In all den Jahren habe ich noch nie davon gehört. Offenbar hat Frau Supp lange nach der vielleicht blödesten Variante gesucht, um die vegane Lebensweise als völlig unpraktikabel hinzustellen (damit sich niemand – besonders sie selbst nicht – genötigt fühlen muss, für sich eine vegane Lebensweise in Betracht zu ziehen, weil schlimm unbequem). Dabei gibt es neben Portemonnaies aus Kunstleder, Canvas etc. auch einige aus Kork, die wie Leder wirken. Es hätte so einfach, praktisch und stylisch sein können, aber die Frau kauft Altpapier.
    Wer etwas will findet Wege, wer etwas nicht will, findet Ausreden, bzw. Papiergeldbeutel.

  5. Es ist ja schon etwas deprimierend, wenn der Spiegel es nicht einmal schafft, über das Niveau mancher Schülerzeitungen hinaus zu kommen (da gab es ja auch schon ähnlich dämliche Selbstversuche — und „mancher“ heißt für mich: So einige Schülerzeitungen sind da erheblich besser).

    Als Positiv-Beispiel für so einen Selbstversuch kann ich im Übrigen ausnahmsweise den Stern empfehlen, auch wenn die Artikel schon etwas älter sind („vegan selbst versucht“).
    Derik Meinköhn ist zwar erst einmal der „Challenge“ eines selbstverliebten Mackers gefolgt, wovon ich schon deshalb nicht viel halte, weil der Köder „fit, gesund und schlank“ nicht nur weitestgehend bullshit ist, sondern auch schnell dazu führt, dass danach dann halt die Paleodiät kommt oder was sonst so an hippen Ideen gerade in ist,
    Aber er hat sich in seinem 60-Tage-Versuch ernsthaft und interessiert nicht nur mit veganer Ernährung sondern auch mit den Gründen für Veganismus beschäftigt und ist am Ende dabei geblieben. Das fand ich eine spannende und nachvollziehbare Entwicklung und vor allem eine doch geringfügig sinnvollere Herangehensweise….

  6. endlich mal wieder ein neuer graslutscher-artikel 😀 ..hatte schon beinahe entzugserscheinungen..
    zum thema: eigentlich können wir ja froh sein, dass die dame einen so offensichtlich minderbemittelten diffamierungsversuch veröffentlicht hat (und dann auch noch in einem medium, dessen kompetenz bei denkenden menschen ohnehin angezweifelt wird). wäre sie vom format eines michael moore, hätte sie einen monat (oder 6) lang nur chips, pommes und cola zu sich genommen und sich dann mangelernährt im krankenhaus durchchecken lassen, um ganz klar bewiesen zu haben, wie mega ungesund vegane ernährung ist 😉
    *kopfschüttel*
    einfach nur peinlich, solche leute.

    caro (die sich aus überzeugung groß- und kleinschreibung in freizeittexten spart 😛 )

  7. Danke für den tollen Kommentar .Habe mich schon öfter über diese Journalisten geärgert, die offensichtlich gar kein Interesse am Veganismus haben, einen Artikel abliefern müssen und daher abstruse Einfälle haben, um Gründe zu kontruieren, dass es unmöglich ist,vegan zu leben. Eine von „Bild der Frau“ z.B. konnte am 1. Tag nicht einkaufen gehen weil sie keine veganen Schuhe hatte und es regnete. In England gibt es den Ausdruck „avap“ (aus vegan as possible). Damit komme ich seit ca 5 Jahren super klar.

  8. Hallo Jan,

    ich hab mal eine Frage, die vielleicht auch jemand anderes beantworten kann. Und zwar sagt meine Kollegin immer, dass sie veganen Kuchen herausschmecken könnte. Ich habe das immer für lächerlich gehalten und sie hat noch nie einen veganen Kuchen herausgeschmeckt. Das Problem hatte vielleicht auch der eine oder andere auch schon mal.
    Nun wollte ich mal für sie einen original veganen Kuchen backen. Einen, der wirklich nach vegan schmeckt. Einen, den sie eindeutig in die vegane Ecke stecken kann.

    Aber wie schmeckt denn vegan? Tofu ist urvegan. Ein Kuchen mit Tofugeschmack…vielleicht kann man das ja kaufen, denn Seidentofu hat ja beispielsweise wenig Tofugeschmack und der sehr intensive Räuchertofu passt nicht so recht in den Kuchen rein vom Salzgehalt.
    Im Kaffee sagen alle Getreidemilch oder Sojamilch schmecken sehr vegan, aber im Kuchen gehen die einfach unter und Getreide ist ja meist als Mehl eh drin.

    Veganer Geschmack muss anders sein als „das Orignial aus Tier“. Also ein neuartige Erfindung wird nicht passen. Schmeckt also ein Kuchen vegan, wenn schlecht oder unkreativ kopiert?

    Ich freu mich über Anregungen.

    Viele Grüße
    Meinolf

    • Hi Meinolf,

      (das erste Mal, dass ich jemanden „treffe“, der Meinolf heisst — außer meinem Vater :D)

      Ich denke 2 Dinge:
      – Vegane Kuchen haben meines Erachtens nach ein Problem mit der Konsistenz, nicht unbedingt mit dem Geschmack. Sie werden oft nicht so locker und sind oft „klitschig“ (ich denke, das liegt am „fehlenden“ Ei) (sind persönliche Erfahrungswerte, ich will hier keinem Bäcker zu nahe treten; mit tierischen Produkten gelingt das Backen aber definitiv leichter).
      – Vllt reagiert Deine Kollegin besonders feinfühlig auf den Geschmack von Butter? Der ist in veganem Kuchen natürlich nicht vorhanden. Dass man Kuhmilch aus Kuchen herausschmecken kann, bezweifele ich. Bei Eiern könnte es wiederum klappen.

      😉

  9. Ein siebentägiger Selbstversuch ist ungefähr so konstruktiv wie eine großangelegte Studie mit sieben Probanden. Was soll denn sowas?
    Ich fand Tofu früher auch nicht so richtig klasse, einfach weil ich die vielen und unglaublich köstlichen Möglichkeiten der Zubereitung in meinem siebentägigen Selbstversuch nicht herausfinden konnte.
    Und ich trage heute noch meinen alten Docs aus Leder, weil sie *ogottogottogott* einfach nicht kaputt gehen wollen. Ich hege und pflege sie, weil dafür ein Lebewesen sein Leben gelassen hat, ich damals noch nicht auf dem heutigen Weg war, ich sie deshalb gekauft habe, sie qualitativ einfach sehr hochwertig sind und es mehr als kontraproduktiv wäre sie wegzuschmeißen und mir dafür Papierschuhe zu kaufen….*facepalm*

  10. Hahaha omg du hast leider so Recht. Es war sehr erheiternd, das zu lesen (gemischt mit Fremdscham über die Autorin des SPIEGEL-Artikels und ihre Gleichgesinnten). Mein Vorschlag: Es soll doch mal ein Veganer, der seit 2+ Jahren dabei ist, von seinem *erfolgreichen* Selbstversuch berichten. Vielleicht mach ich das mal. Aber da ich viel prokrastiniere, gilt die Aufforderung dazu an alle hier, v.a. natürlich an den Graslutscher selbst: Schreibt doch mal eure Erfahrungen auf und schickt sie an SPIEGEL, ZEIT u.ä. LG

  11. Ganz ehrlich: ich bewundere dich für deine Geduld, den ganzen debilen Unsinn immer wieder auseinander zu nehmen. Besonders geil war gestern wieder der neueste Zeit online Erguss von meiner Lieblingsjournalistin E. Raether, der da hieß: warum Avocado voll böse ist und Schnitzel gut. Quintessenz: Avocados wachsen an Bäumen und, wir wissen es ja alle, Bäume sind voll fies. Sie brauchen nämlich Wasser. Nun mag es natürlich diskutabel sein, ob man unbedingt in Massen Exoten futtern muss, aber da R. Stattdessen Fleisch und Butter anpries, war die Richtung klar. Schuld waren die bösen Veganer. Himmel Hilf oder verleih ihr endlich den Verdienstorden des Bayerischen Milchbauern- und fleischerverbandes, vielleicht hört die dann auf…

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