Milchlobby scheitert mit lächerlichem Anti-Pflanzenmilch Vorstoß an EU-Kommission

Mittlerweile ist Pflanzenmilch ja wirklich keine revolutionäre Geschichte mehr. Musste man sich vor 15 Jahren noch mit einer zerknitterten Schatzkarte auf den Weg zu einem abgelegenen Reformhaus durchschlagen, um dort eine Packung Sojamilch mit dem Geschmackserlebnis von 4 Blättern Küchenrolle im Mund zu erstehen, kann ich das Zeug heute ganz normal zum Kaffee dazu bestellen. Aber auch diese Entwicklung war heiß umkämpft:

Wäre ich kein Blogger, sondern ein Pflanzenmilchhersteller, dürfte ich sie nicht „Pflanzenmilch“ nennen bzw. es so auf die Verpackung schreiben. So kommt es zur skurrilen Situation, dass wir im Alltag eigentlich Dinge wie „ist noch Hafermilch da?“ oder „Denk noch an die Sojamilch für die Aioli“ sagen, uns dann aber Packungen in den Schrank stellen, auf denen „Sojadrink“ oder „Haferdrink“ steht.

Im Juni 2017 hatte der Europäische Gerichtshof das nämlich verboten. Diese Bezeichnungen sollten in Zukunft nur noch Produkten vorbehalten sein, die aus „durch ein- oder mehrmaliges Melken gewonnenem Erzeugnis der normalen Eutersekretion“ bestehen. Fun Fact: „Herr Ober, wir hätten gerne zwei Kaffee mit Eutersekretion“, funktioniert nicht, ich habe es ausprobiert.

Damit diese Regelung so beschlossen werden konnte, musste die EU eine ewig lange Liste mit 131 Ausnahmen definieren, für Deutschland zum Beispiel die naheliegenderweise die Begriffe Fischmilch, Kokosmilch, Kakaobutter usw. Für Dänemark aber lustigerweise auch das Wort „fromage“, das dort traditionell für einen Nachtisch aus Obst steht. Ihr dürft also keine Chashewkäse herstellen und ihn Käse nennen, aber „fromage“ aus Obst ist kein Problem. Ob dänische Firmen das Zeug nach Frankreich exportieren dürfen? Das könnte lustig werden.

Das alles führte aber nicht dazu, dass Pflanzenmilch an Popularität einbüßte. Der Hafermilchhersteller Oatly ist mittlerweile an der Börse und gemessen am Aktienkurs bereits über eine Milliarde Dollar wert. Laut einer ING-Studie soll sich der Umsatz mit Pflanzenmilch von 2020 bis 2025 von 3,4 auf 5,0 Milliarden Euro erhöhen.

All das wollte die Milchlobby sich nicht untätig anschauen und lobbyierte entsprechend wild in der Gegend herum, bis das EU-Parlament dann tatsächlich im Oktober 2020 dem Änderungsantrag 171 zustimmte. Dieser hatte laut Milchproduzenten das Ziel, „Verwirrung der Verbraucher zu vermeiden“. Ja lustig, die Typen mit den Milchpackungen und den Werbespots, in und auf denen grüne Wiesen und grinsende Kühe zu sehen sind, wollen niemanden verwirren, alles klar.

Tatsächlich ging es um diese drei Punkte:

  • „jede direkte oder indirekte kommerzielle Verwendung der Bezeichnung“, einschließlich (i) zu Vergleichszwecken mit Nicht-Milchprodukten, (ii) soweit sie „den mit der Bezeichnung verbundenen Ruf ausnutzt“;
  • „jede missbräuchliche Verwendung, Nachahmung oder Anspielung“ der Bezeichnung, auch wenn die wahre Natur des Erzeugnisses durch Ausdrücke wie „Art“, „Typ“, „Verfahren“, „wie hergestellt in“, „Nachahmung“, „Geschmack“, „Ersatz“, „ähnlich“ usw. angegeben worden ist; und
  • „jede andere kommerzielle Angabe oder Praxis“, die den Verbraucher in Bezug auf die wahre Natur oder Zusammensetzung des Produkts in die Irre führen könnte.

Klingt ganz schön sperrig, bedeutet aber im Klartext:

Begriffe, die das Wort „Milch“ enthalten dürfen nicht mehr verwendet werden, also auch nicht „milchfreie Alternative“. Es dürften keine vergleichenden Informationen mehr auf den Verpackungen abgedruckt werden, z.B. in Bezug auf Klimaemissionen oder enthaltene Nährstoffe. Der abwegigste Punkte aber war, dass sich bei konsequenter Anwendung auch die Verpackungen optisch unterscheiden müssten.

Mit anderen Worten: Die Milchlobby hält die eigene Kundschaft offenbar für ausgemachte Dummköpfe, die nicht mal begreifen, was „milchfreie Alternative“ bedeutet. Damit diese nicht in die Irre geführt werden, braucht es für milchfreie Alternativen ganz neue Begriffe und sogar neue Verpackungen. Erstaunlich, dass nicht jeden Tag Horden von Blödis in Supermärkte rennen und anstatt der H-Milch aus Versehen ein paar Liter Apfelsaft kaufen, weil die Verpackungen sich ja so verdammt ähnlich sehen.

Weniger lustig: Ein solches Gesetz wäre natürlich ein wirtschaftlich schwerer Schlag für viele junge Pflanzenmilchfirmen, die dann mal eben neue Lieferanten für Verpackungen finden und das alte Verpackungsmaterial vernichten müssten. Sie müssten den Supermärkten außerdem erklären, warum ihr Produkt jetzt nicht mehr in praktischen stapelbaren Quadern abgefüllt, sondern in Zukunft in Ei-förmigen Kartons geliefert wird, die zudem ständig durch den Laden kullern. Ähnliche Probleme hatte Happy Cheeze, ein Hersteller von Käse auf Cashewbasis

Überhaupt frage ich mich, ob es so eine Entscheidung in irgendeinem Wirtschaftszweig schon mal gegeben hat, dass die Verpackungsform wie eine Marke zu schützen ist und deswegen für alle anderen verboten sein soll. Bei Toblerone würde ich mir das vielleicht noch gefallen lassen, aber Tetra Paks? Das waren ursprünglich übrigens herstellungsbedingt keine Quader, sondern Tetraeder (daher auch der Name). Hätte es Kuhmilch dann nicht eher wieder in Tetraedern und klassischen Milchkannen geben müssen, um Verbrauchertäuschung zu vermeiden? Ich frag ja nur…

Wäre die Entscheidung angenommen worden, hätte die Milchlobby damit indirekt einem Hersteller von Verpackungen vorgeschrieben, an welche Kunden er seine Produkte verkauft, vollkommen grotesk. Aber auch die Begründung der Verbrauchertäuschung lässt sich eigentlich nicht durchlesen, ohne in wahnhaftes Gekicher zu verfallen. Die Kundschaft checkt nicht, dass das keine Kuhmilch ist, wenn die Verpackung ähnlich aussieht? Really? Wie stellen diese Leute sich vor, wie Menschen grundsätzlich Getränke kaufen? Ojeoje, die sind ja alle in Glasflaschen abgefüllt. Vorsicht: Wer grundsätzlich nur nach Verpackung kauft, kann schon mal mit Balsamicoessig anstatt Tomatensaft nach Hause kommen.

Entsprechend lustig waren auch die Reaktionen. Hafermilchhersteller Oatly stellte einen Test unter der Überschrift „ARE YOU STUPID?“ online, in der man in knallharten Auswahlfragen die eigenen Einkauf-Skills unter Beweis stellen konnte (Ich habe 5 von 5 Punkten erreicht, aber ich bin auch sehr kluk).

Oatly hat auch schon mal überlegt, wie die Pflanzenmilch-Verpackung der Zukunft aussehen könnte und hat mir eine sehr praktische Sprühflasche zukommen lassen, mit der ich mir nun immer meinen Tee verfeinere (im Vorschaubild des Artikels zu sehen). Den ganzen Vorstoß findet übrigens nicht nur die vegane Community skurril, ich habe im Februar schon mal zum Zeichnen der entsprechenden Petition aufgefordert und wirklich viel nettes Feedback von Omnivoren bekommen, die das sofort unterzeichnet haben.

Die hatte am Ende 500.000 Unterschriften. Dazu kamen der Protest von 96 Organisationen, 94 Lebensmittelherstellern und 34 Mitgliedern des EU-Parlamentes selbst. Ob das am Ende den Ausschlag gegeben hat, ist aktuell nicht einschätzbar. Vorgestern hätte der Punkt im sogenannten Trilog verhandelt werden sollen, einem Treffen zwischen den 3 EU-Organen Kommission, Parlament und Ministerrat, aber so weit kam es wohl gar nicht mehr:

Before the final CAP trilogue, the Parliament’s team withdrew amendment 171 because it would have been superfluous, considering the already existing EU Court ruling. According to an EU source, it would only have made sense if it had been combined with the one on marketing standards for meat products, which was voted down by the Parliament in October – don’t tell me you forgot about

Mit anderen Worten: Eine solche Regelung sei aufgrund der bereits bestehenden Bestimmung (dass für Alternativen die Bezeichnung „Milch“ verboten ist) schlicht überflüssig. Es würde nur Sinn ergeben, wenn es ein einheitliches Gesetz auch für Fleischersatzprodukte gäbe – ein ähnlicher Vorstoß hinsichtlich eines Verbots des Begriffs „Burger“ wurde aber bereits vergangenen Herbst abgeschmettert.

Alles andere wäre auch bizarr und kaum vermittelbar gewesen. Bei einem anderen Ausgang hätte die EU am Ende für pflanzliche Ernährung geworben und gleichzeitig Herstellern den Verkauf pflanzlicher Alternativen erheblich erschwert. Aber so ist es ja nicht gekommen, die Milchlobby ist mit ihrem durchsichtigen Vorstoß schlussendlich gescheitert.

Wir werden also weiterhin Pflanzenmilch in der bekannten quaderförmigen Verpackung kaufen können und es darf „milchfreie Alternative“ darauf stehen – auch wenn das die Verbraucherinnen und Verbraucher massiv in die Irre führen könnte. In diesem Sinne vom Graslutscher-Team ein lebensnaher Praxistipp: Einfach auch mal VOR dem Kauf lesen, was auf der Verpackung geschrieben steht.

Hersteller von nutzlosem Schrott hassen diesen Trick.

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27 Gedanken zu “Milchlobby scheitert mit lächerlichem Anti-Pflanzenmilch Vorstoß an EU-Kommission

  1. Hatte die Molkereiindustrie mit einem ähnlichen Vorstoß nicht schon einmal Erfolg?
    Ich meine, da war mal was mit der Verpackung von Margarine. Die war wohl, ebenso wie Butter, quaderförmig in Papier / Alufolie eingeschlagen, musste dann aber, der besseren Unterscheidbarkeit wegen, anders verpackt werden. Die Margarinehersteller haben sich dann wohl für diese Plastikschüsselchen entschieden.

  2. Es ärgert mich auch immer, dass es angeblich hilfreich wäre, dass Sojamilch, nicht Sojamilch heißen darf. Immer wieder, wenn Leute, die ich besucht habe so nett sein wollten, mir Sojamilch für den Kaffee zu kaufen, kamen die dann ganz verunsichert mit der Sojamilch an und sagten sowas wie „Ich habe nur Soja Drink gefunden, ist das auch okay?“. Drink könnte ja auch für alle möglichen Getränke stehen, wenn man nicht darauf gefasst ist, dass man Sojamilch einfach nur nicht Milch nennen darf. Dann stelle ich mir immer die lieben Leute vor, die dann leicht im Stress noch alles einkaufen wollen und dann das Milchalternativenregal 3x durchgucken, ob da jetzt überall Drink draufsteht und ob das wohl auch okay ist…. super 🙁

    • Ein ähnliches Problem hatte ich, als ich das erste Mal (bewusst) vegan backen wollte und Sojamilch kaufen wollte (vor einigen Jahren stand die noch nicht beim Discounter direkt neben der Kuhmilch). Ich habe nur »Sojadrink« gefunden und mich gefragt, ob das irgendein Mischgetränk mit Sojamilch ist …

  3. Zu der Form etc.
    – soweit ich weiss hat Ritter Sport die quadratische Form schützen lassen wollen. Keinen bock gerade zu googlen, ob die damit durchgekommen sind.
    – Milka wollte ihrerseits auch die Lila Farbe für Schokolade schützen lassen. Auch keinen Bock zu googlen.

    Nur mal darüber wie absurd es manchmal wird. 😉

    • Hier sehe ich aber nochmal einen deutlichen Unterschied, da es um bestimmte Marken geht und das ja auch tatsächlich ein Erkennungszeichen dieser ist. Ich kenne keine andere quadratische Schokolade und auch keine andere in lila.
      Aber bei diesen ganzen Diskussionen um Fleisch- und Milchalternativen werden dann einfach immer Dinge hergenommen, die noch nie exklusiv waren wie zB die Tetrapacks. Darin wird zB auch Saft verkauft. Außerdem wird Milch auch in anderen Formen verkauft wie zB in Flaschen oder gerade im Ausland auch häufig in Plastikkanistern. Eine Wurst ist meiner Meinung nach vorallem eine Form (die auch nicht natürlich gegeben ist!). Es gibt ja auch die Erbsenwurst oder die Kackwurst. Besonders kurios finde ich auch, dass beim ersten Gesetz (über die Bezeichnungen) nochmal hunderte Ausnahmen für alle möglichen etablierten Dinge gemacht wird wie den beschriebenen dänischen Fromage. Ehrlich gesagt finde ich gar nicht schlimm, dass Sojamilch nicht Milch heißen darf. Dann ist Milch eben eine eklusive Bezeichnung für tierische Milch. Aber dann sollte es eben auch keine Scheuermilch oder den beschriebenen Fromage geben. Hier sieht man doch (und das dürfte hier keinen wundern), dass es ausschließlich darum geht zu verhindern zuviele Normalos an die vegetarische und vegane „Szene“ zu verlieren.

      • Haha Kackwurst. Ich mag wie du denkst. Aber ich spreche ja auch quasi mit mir selbst gerade.

        Übrigens dürfte nach der Definition der EU Muttermilch überhaupt noch Milch heissen? Darf ich dann auch bei Frauen den „Euter“ so nennen, weil die EU das so nennt? 😉

        • Als laktierendes Säugetier ohne Euter überlege ich gerade, ob Baby Drink oder Menschen Drink der passendere Begriff für mein neues Verkaufsprodukt ist 🤔

          • Aber müsste in dem Baby Drink dann nicht Baby drin sein? Bzw. irgendein Drüsensekret (da ja in Kuhmilch auch keine Kuh enthalten ist sondern sie aus deren „Eutersekretion“ besteht)… Fragen über Fragen.

    • Milka hatte Unternehmen verklagt die ihre Produkte im typischen Lila gestaltet haben und vor Gericht gewonnen. Ein paar Jahre später haben sie dann beschlossen Rittersport zu verklagen, weil sie deren typische Form haben wollten. Lol. Sind damit dann auch nicht durchgekommen…

  4. Ich find folgende Nerdcodes lustig:
    Silch statt Sojamilch
    Hilch statt Hafermilch
    Rilch statt Reismilch
    Cilch statt Cashewmilch
    usw.
    Damit kann man dann auch Lieder vegan umdichten ohne Knüppelverse produzieren zu müssen
    z.B. „In der veganen Weihnachtsbäckerei“

    BTW Gletschermilch® darf verkauft werden, obwohl es nur noch ein Gesteinspulver ist. Da werden sich aber einige schwer wundern, wenn sie das im festen Glauben an die Milchlobby in ihren Kaffee schütten.

    • Kommt auch gut im Kaffee.
      Das wär mal eine BILD-Schlagzeile:
      „Unbedarfter Verbraucher schüttet Scheuermilch in den Kaffee: `Ich hab mich auf die Milchlobby verlassen und dachte das wäre ein Kuhmilchprodukt`“

  5. Hey,
    Ich kaufe nichts mehr von Oatly aufgrund Deines kritischen Beitrags. Ich weiß, Du hast den Beitrag relativiert aber jetzt dieser Schritt ist ja schon mehr auf Kuschelkurs als es die Tatsachen hergeben. Was ist passiert, dass das Unternehmen hier so überfreundlich gefördert wird?
    Ich gebe zu, das erschüttert mich jetzt doch.

  6. Naja, „skurril“ finde ich es nun nicht, Produkte im Alltag anders zu nennen als ihre Packungsbezeichnung – das tut man ständig und findet es bei allen anderen Produkten völlig normal 😉 Kein Mensch sagt „Kakaohaltige Fettglasur“.
    Verwechslungsgefahr besteht möglicherweise für Personen, die nicht oder nicht gut deutsch sprechen, für diese Menschen ist es tatsächlich hilfreich, wenn die Produkte nicht als „Milch“ bezeichnet werden. Aber der „Schaden“, wenn jemand versehentlich zu einem falschen Produkt greift, wäre natürlich gering, schlimmstenfalls kauft jemand halt eine Pflanzenmilch, die ihm/ihr nicht schmeckt. Wer auf bestimmte Inhaltsstoffe allergisch reagiert, wird ja schon von sich aus die Inhaltsstoff-Liste studieren und nicht blind nach Produktnamen kaufen …

  7. RE: »Der abwegigste Punkte aber war, dass sich bei konsequenter Anwendung auch die Verpackungen optisch unterscheiden müssten.«

    Ich habe im Zuge der Diskussion über den Änderungsantrag 171 auch oft von dieser Befürchtung gelesen, dass dann in einer strengen Auslegung die Tetrapak-Verpackungen von Pflanzenmilch verboten sein könnten oder auch das Abbilden des Produkts selbst, wenn es zu sehr nach Tierprodukt aussieht [1,2,3]. Ich habe dazu aber leider immer nur diese gleiche Vermutung(?) gefunden (auch in den Verlinkungen in deinem Artikel), aber gibt es dazu auch eine juristische Einschätzung?

    Auf mich wirkt das mehr wie ein hochgehyptes Worst-Case-Szenrio. Denn mit eben genau der Begründung aus deinem Beitrag, dass ja nicht nur Milch in Tetrapaks verpackt ist, und ferner Hafermilch nun mal zufällig von Natur aus ein ähnliches Aussehen hat wie Eutersekretion, würde das für mich als juristischen Laien nicht unter eine »widerrechtlichen Aneignung, Nachahmung oder Anspielung« oder »sonstig[e] Hinweis[e] oder Handelspraktiken, die geeignet sind, den Verbraucher in Bezug auf den tatsächlichen Charakter oder die Zusammensetzung des Erzeugnisses irrezuführen« [4] fallen. Unter »widerrechtliche Anspielung« würde ich eher anspielende Bezeichnungen wie »Sojaghurt« verstehen, und »widerrechtliche Nachahmung« die käsig-gelbe Einfärbung von Kokosöl, damit es mehr nach Kuhkäse aussieht.

    Weißt du oder jemand anders hier eigentlich, wie konkret der »Kompromiss-Entwurf, der eine deutlichere Kennzeichnung der Ersatzprodukte … vorschlug« [5] (in Bezug auf Änderungsantrag 165 zur Bezeichnung von Fleisch(ersatz)produkten) aussah? Ich habe dazu leider keine Primärquelle gefunden. Eine ganz eindeutige Kennzeichnung der Art »Vegane Sahne-Alternative« wäre aus Sicht von Verbraucher:innen auf beiden Seiten (»möchte keine Ersatzprodukte« und »möchte keine Tierprodukte«) ja mMn optimal.

    [1] https://proveg.com/de/blog/petition-diskriminierung-von-milchalternativen-eu-weit-stoppen/
    [2] https://vegconomist.de/politik/zensur-fuer-hafermilch-sojajoghurt-und-co-umwelt-und-verbraucherverbaende-wollen-unfaires-gesetz-stoppen/
    [3] https://www.oatly.com/de/stop-plant-based-censorship
    [4] https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/A-8-2019-0198_DE.pdf#page=192
    [5] https://www.mdr.de/nachrichten/welt/politik/eu-parlament-lehnt-verbot-von-fleischnamen-fuer-veggie-produkte-ab-100.html

  8. Könnte man nicht den Spieß umdrehen, und bei der EU einfordern, dass zusätzlich zu den lachenden Kühen auf grünen Weiden eine Abbildung mit Massentierhaltung auf die Eutetsekretverpackungen muss mit einem Hinweis, dass der Konsum dieses Produktes Tierleid verursacht. Ähnlich wie auf Zigarettenverpackungen.

    • Bei der korrupten und undemokratischen EU ist alles eine Lobby-Frage. Solange die Fleisch-Milch-Mafia dort den Einfluß hat, den sie hat, wird sich da nichts ändern. Die EVU hat ja mal den lächerlichen Versuch gestartet selbst in Brüssel Vegi-Lobbyismus zu betreiben und hat dabei nur Geld verbrannt – viel für die EVU, wenig im Vergleich zu den Möglichkeiten der Fleisch-Milch-Lobby. Selbst was Klimaschutz betrifft, der ja im Gegensatz zu vegan im Mainstream angekommen ist, ist die „Landwirtschaft“ bzw. die Massentierhaltung noch komplett außen vor und das obwohl diese maßgeblich zu THG-Emission beiträgt und die Klimaziele nicht ohne deren Decarbonisierung und die drastische Schrumpfung der Massentierhaltung zu erreichen sind.
      Kurz: kannste auf absehbare Zeit vergessen!

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