Kreatives Schreiben mit Eckhard Fuhr – Lektion heute: Wir machen einen Artikel ganz ohne Recherche

Das Journalisten-Dasein ist ein hartes Brot. Man bekommt vom Chefredakteur ein undankbares Thema, muss vor Ort mit Menschen sprechen, sich tagelang im Archiv ins Thema einlesen und ggf. noch Expertengespräche führen, nur um dann am Ende als Lügenpresse beschimpft zu werden. Das geht auch einfacher, dachte sich Eckhard Fuhr vor ein paar Jahren. Seitdem nimmt er Themen gerne mit nach Hause in die Hängematte oder die Eckkneipe, schaut ein bisschen in die Wolken bzw. tief ins Glas und denkt sich dabei in eine Märchenversion der wirklichen Welt. Aus dieser Perspektive erfindet er dann was lustiges, überprüft nicht eine Sekunde, ob das mit der Realität noch was zu tun hat, lässt sich vom Wirt eine Serviette geben und schreibt seine Wahnvorstellung dann zügig runter. Andere Leute suchen sich für so was dann einen Verlag, der das unter „Fiktion“ veröffentlicht. Fuhr geht damit zum Springer-Verlag, die packen diesen Quatsch in die WELT und nennen es „Essay“. Selbst schuld, wenn man den Laden unterstützt, als Gegenleistung wird man schön angelogen.

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Bei Alice im Wunderland gibt es die Grinsekatze und den verrückten Hutmacher, in Fuhrs Fabelwelt gibt es einen „kollektiven Ekel“ und einen „hysterischen Krampf“, den „viele durch ethisch korrekte Ernährung abstellen wollen“. Keine Ahnung, wie es in der Kantine des Axel-Springer-Hauses so zugeht, aber in den langen Ausgabeschlangen der letzte Woche von mir besuchten Kantine vor Tagesgericht I und II (Würste oder Schweinenacken) war von Krampf oder Ekel wenig zu sehen. Außer mir selbst gab es nicht gerade „viele“, die sich ebenfalls nur Beilagen zusammenkombiniert haben. Und auch landesweit kann man beobachten, dass Ekel primär auf dem Höhepunkt des aktuellen Lebensmittelskandals feststellbar ist, an dem dann die Dioxin-Eier zu Gunsten von vollkommen pferdefreier Lasagne im Regal liegen gelassen werden. Und wenn dann herauskommt, dass „pferdefrei“ einen gewissen Spielraum für Interpretationen zulässt, isst man halt wieder mehr Eier. War da nicht Dioxin drin? Ach egal, Hauptsache lecker!

Was Fuhr hier mit einem Haufen vielsilbiger Wörter umständlich zu sagen versucht, ist, dass er Vegetarier ziemlich blöd findet. Was genau er an ihnen blöd findet, sucht man leider vergeblich in dieser Anhäufung hochtrabend formulierter, aber recht substanzloser Belehrungen. Denn was macht ein echter Springer-Boy, wenn er ohne Argument zu einer Debatte kommt? Ganz easy, er erfindet einfach ein möglichst dumm klingendes für die Gegenseite, und gegen das schreibt er dann mit 20 Meter Anlauf wutschnaubend an. Er könnte z.B. so was schreiben wie

„Als ethisch korrekt wiederum gilt einzig der Fleischverzicht: Wer keine Tiere mehr isst, erreicht eine neue Stufe der moralischen Evolution. Dieser Schluss ist so simpel, dass er nur falsch sein kann“.

Tja, nur wer behauptet denn überhaupt, dass exklusiv nur Fleischverzicht ethisch korrekt wäre? Autoren, die ihre Essays nicht komplett im Offline-Modus schreiben, könnten z.B. in Vegetarierforen diverse Debatten zum Konsum und der Herstellung von regionalen Produkten, Bio-Produkten, Palmöl, Kaffee, Schokolade und Flaschenwasser finden. Aber gegen solche Quellen hat Fuhr irgendeine bizarre Abneigung, er nennt sie im Artikel „mediale Darkrooms“, in denen er keine Antwort auf drängede Fragen vermutet, welche lustige Ironie. Und was soll das eigentlich sein? In einem Darkroom haben Menschen anonymen und unverbindlichen Sex, mit den meisten Tierrechtsforen hat das laut meiner Erfahrung beklagenswerterweise wenig zu tun 😉

Man nennt so was auch ein Strohmann-Argument, eben weil man sich einen „Strohmann“ errichtet und dann gegen den argumentiert anstatt gegen die tatsächliche Position der Gegenseite. In der Debattenkultur läuft so was unter „logischer Fehlschluss“ und man muss eigentlich zur Strafe 5 Minuten mit der Eselsmütze in der Ecke stehen, wenn man so was wiederholt versucht. Ist aber trotzdem eine bei Fuhr sehr beliebte Strategie, die er auch in anderen Artikeln immer wieder benutzt. Viele Leser bemerken das gar nicht, was das ganze unangenehm unlauter und manipulativ macht. Ich könnte z.B. auch schreiben: „Als für Springer-Autoren bekleidungstechnisch korrekt wiederum gilt einzig das Bemalen des Intimbereichs mit Fingerfarbe. Wer ohne Hose mit einem bunten Fleisch-Gesicht inkl. Penisnase zum Vorstellungsgespräch geht, erreicht eine neue Stufe der modischen Evolution. Dieser Schluss ist so simpel, dass er nur falsch sein kann“. Dass in der realen Welt auch Springer-Autoren schon mit Hose gesichtet worden sein sollen, hat der ein oder andere am Ende vermutlich schon vergessen.

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Fuhr aber zieht das durch. In einer recht plumpen Aufzählung frei erfundenen Blödsinns, den er zur Ablenkung in möglichst langsilbige Worte kleidet, schreibt er bar jeder Erkenntnis 11 Absätze lang gegen frei erfundenen Nonsens an, den niemand je behauptet hat. Das ist ja irgendwie ein ganz pfiffiger Versuch, so als würde man zur Täuschung einen Hundehaufen von außen mit lauter Gänseblümchen bekleben und ihn dann der liebsten auf die Anrichte stellen – aber lieber Eckhard, spätestens wenn man mal an dem Ding riecht, fliegt der Trick schnell auf. Ich habe mal an Deinem hübschen Geschenk geschnuppert, und dabei fiel mir Folgendes auf:

1. Eckhard Fuhr denkt, dass, wenn man Fleisch weglässt, man stattdessen Produkte einer „veganen Surrogatstoff-Industrie“ kaufen MUSS. Einfach in ein Restaurant zu gehen und „einmal die 13, aber bitte ohne Schinken“ zu bestellen scheint für die ansonsten recht bizarre Fuhr-Traumwelt ein zu abgedrehtes Konzept darzustellen. Sind die Gemüse- und Obstauslagen in seinem Supermarkt immer mit Tarnnetzen versteckt oder wie kommt man auf so eine Idee? Was spricht denn gegen eine Linsensuppe oder Spinat mit Kartoffeln? Wer zur Hölle hat eigentlich in die Welt gesetzt, dass ein veganes Gericht ohne Fake-Wurst gegen die guten Sitten verstößt und geradewegs in die Anarchie führt? Ein paar andere Personen und ich haben heute Mittag hier Augenbohnen mit Mangold nach Gujrat Art gegessen (Augenbohnen, ist das noch vegan?). Anzahl der Personen, die das zu langweilig fand, weil keine Wurst zwischen den Bohnen schwamm: 0 (In Worten: Null). Und ja, es war sensationell lecker!

2. Eckhard Fuhr denkt, die Freiheit von Veganern sei eingeschränkt, weil sie von dieser sagenumwobenen veganen Surrogatstoff-Industrie abhängig sind. Genau… kennt Ihr das? Ihr wollt morgens aufstehen und gerade zur Uni radeln, aber ein unbändiges Verlangen ergreift Besitz von Eurem Körper und lenkt das Vehikel gegen euren Willen zielstrebig zum nächsten gut sortierten Supermarkt, wo ihr unter lautem Gegrunze den Kopf in die Kühltheke haltet und unkontrolliert in die Fake-Wurst-Verpackungen beißt? Ich mache das andauernd. Ich packe mir den Wagen dann voll mit Seitan-Produkten, hinke wie ein untoter stark sabbernd zur Kasse und schreie unentwegt „GRAINS! GRAAAAAAINS!!!“, damit die Rentner mich Surrogatstoff-Junkie endlich vorlassen. So stellt er sich das offenbar vor. Wie ernst kann man so einen Vorwurf eigentlich nehmen von einem Menschen, dessen emotionale Abhängigkeit von Fleischgerichten ihn offenbar in seiner Freiheit derart einschränkt, dass eine ergebnisoffene Recherche zum Thema nicht möglich ist; aus Angst, jemand könnte ihm sein Schnitzel wegnehmen.

regenwald soja Unsinn

3. Eckhard Fuhr denkt, dass in einer Welt mit steigender Bevölkerung, steigendem Wohlstand und steigendem Fleischhunger, vereinzelte, auf Weideland lebende Heckrinder und Wasserbüffel eher das Fleisch der Zukunft darstellen als pflanzliche Alternativen. Die Klamotten der Zukunft sind dann vermutlich auf idyllischen Lichtungen von Hand gehäkelte Pullis und die X-Box-Spiele der Zukunft unter Jugendlichen sind gewitzte Logik-Rätsel zu binomischen Formeln und chemischen Summenformeln. Kann dem Mann jetzt endlich mal wieder jemand das W-Lan-Passwort in der Redaktion verraten? Das ist ja unerträglich… ich dachte immer, wir Veganer seien naiv?! Es ist doch ganz einfach: Fleisch schmeckt Menschen lecker. Deswegen wollen viele Menschen viel davon essen. Dass die meisten aus reiner Vernunft ihren Konsum spontan von 200 Gramm Rewe-Fleischbrei täglich auf 10 Gramm Superbio-Heckenrind in der Woche reduzieren, ist unwahrscheinlich. Aber dass wir es reduzieren und öfter auch pflanzliche Zutaten verwenden, deren ähnlicher Geschmack einen Verzicht gar nicht notwendig macht, das passt einfach besser dazu, wie Menschen ticken.

4. Eckhard Fuhr bemängelt zu simple Schlüsse, schreibt aber selbst Sachen wie „Das Fleisch von morgen ist das Fleisch von gestern, so wie auch der Mensch von morgen der Mensch von gestern sein wird, oder er wird gar nicht mehr sein.“ Schade, dass Ralph Wiggum aus den Simpsons nicht wirklich existiert. Der sagt manchmal Sachen wie „Der Atem meiner Katze riecht nach Katzenfutter“ – die beiden hätten zusammen bestimmt viel Spaß. Fuhr zählt dann allerlei scheinbar aus kitschigen Einhorn-Comics entliehene Beispiele auf, in denen Tierprodukte möglichst naturnah „hergestellt“ werden, will aber der Massentierhaltung keine „verlogenen Idylle“ entgegenhalten. Ah ja, ist klar. Wozu dann genau diese verlogene, bis ins Detail ausformulierte Idylle auf einzelne Tierhalter?

Vom Pfarrer aus Lunow im Odertal, der sich um die Rinderherde kümmert? Von Landwirten, die in europäischen Mittelgebirgs- und Gebirgsregionen Rindfleisch und Milch produzieren? Das so was für alle beteiligten weniger schlecht ist als Megaställe ist ja wahrlich nichts neues, aber wie kommt der Mann darauf, dass diese Haltungsformen demnächst ihrem zahlenmäßig recht irrelevanten Herumdümpeln entwachsen? Warum in aller Welt ist das ein Argument dagegen, anstatt 80 Kilo Massen-Fleisch im Jahr null Kilo Massen-Fleisch im Jahr zu essen?

5. Eckhard Fuhr schreibt – bitte hinsetzen vor dem Weiterlesen, jetzt wird es mal komplett absurd – er schreibt tatsächlich ohne das leiseste Anzeichen von Ironie oder Sarkasmus „Vielleicht gelingt es ja eines Tages, Sojasorten zu züchten, die in Mitteleuropa gedeihen. Dann müsste der Grundstoff veganer Köstlichkeiten nicht um die halbe Welt transportiert werden.“. Ja, Eckhard, das wäre wirklich ganz super, wenn das eines fernen, fernen Tages mal ginge. Oder was auch toll wäre: Wenn wir unsere verderblichen Lebensmittel irgendwann, so in 200 – 300 Jahren, zu Hause in große Schränke legen könnten und die dann darin einfach kalt blieben! Ach… die gibt es schon?! „Kühlschränke“? Ist ja ‘n Ding!

Soja in Deutschland No Way! med

Alter! Ernsthaft jetzt? Du schreibst ein Essay über vegane Ersatzprodukte und hast nicht mal den Wikipedia-Artikel zu Soja zu Ende geschafft? Und trotzdem fabulierst Du wie ein wirrer Professor darüber, wie veganer Sojahunger angeblich den Regenwald zerstört? Von einem Welt-Artikel erwarte ich ja wahrlich nicht viel, aber das ist einfach nur derartig peinlich, mir fehlen die Worte. In Österreich wurden schon 2010 über 34.000 Hektar Sojabohnen angebaut, fast ausschließlich für den menschlichen Verzehr. Österreich, das ist dieses schöne Land im Herzen Mitteleuropas, schon mal gesehen? Liest dieses Zeug denn nicht irgendwer gegen, nicht mal der Welt-Praktikant?

Ach ja, nur so fürs Protokoll: Wir deutschen importieren tatsächlich Soja, für dessen Anbau man eine Fläche so groß wie Rheinland-Pfalz benötigt, aus überwiegend ehemaligen Regenwald-Gebieten. Für Tierfutter. Man könnte auch sagen, es handelte sich hierbei um den Grundstoff ziemlich unveganer Köstlichkeiten. Andere vegane Ersatzprodukte stellt man übrigens aus Seitan oder Lupinen her, also aus Weizen und heimischen Hülsenfrüchten, während der Anteil an Bio-Soja europäischer Herkunft gerade in dieser Branche ziemlich hoch ist.

Lange Rede kurzer Sinn: Ein Hundehaufen bleibt ein Hundehaufen. Mit Blümchen drauf sieht er auf den ersten Blick nett aus, Nüchtern betrachtet ist und bleibt es aber eine unappetitliche Portion Notdurft. Da hilft es auch nichts, dicke Krokodilstränen zu vergießen angesichts des nahenden kulturellen Untergangs, nur weil ein recht kleiner Teil hierzulande keine Tierprodukte mehr isst. Sind das nicht irgendwie seltsame Prioritäten? Der Mann schreibt selbst, dass Fleisch zum Preis von Brot keine gute Idee ist. So, und jetzt essen mal zum Beispiel hier in Deutschland irgendwas zwischen 0,5% und 1% keine tierischen Produkte mehr – was bedeutet, dass 99% – 99,5% weiterhin welche essen, und von denen mehr als 95% aus Massentierhaltung. Und bei diesen Zahlen ist Fuhrs erste Sorge, was denn passiert, wenn aus dem nicht mal einstelligen Prozentsatz 100 Prozent geworden sind? Als würde ich Artikel gegen Elektroautos schreiben aus Angst, dass Kinder sich auf verlassenen Tankstellen-Ruinen verletzen könnten… meine Güte.

Nachts bringt Fuhr um den Schlaf, dass „die Kenntnisse der Tierzucht und des Umgangs mit Nutztieren, die Vielfalt der Rassen und Schläge als kulturelles Erbe“ verloren gehen könnten. Zu dem Schluss kann man nur kommen, wenn in der eigenen Denke als einzige Option für ein Zusammenleben mit Tieren irgendein monetärer Vorteil gesehen wird. Dabei kann man bereits heute auf Gnadenhöfen beobachten, dass Menschen sich gerne um Tiere kümmern, einfach so, ganz ohne einen materiellen Gegenwert zu erwarten. Hilal Sezgin kümmert sich auf ihrem Hof ebenfalls um eine Schafherde, Ziegen, Gänse und früher auch Hühner. Der Gedanke an eine Gegenleistung in der Form, sie alle irgendwann mal aufessen zu dürfen, spielt dabei aber keine Rolle. Dazu ist es vollkommen abwegig, die Vielfalt von Tier-Rassen ausgerechnet mit dem Fortbestand der Tierhaltung im Jahr 2015 in Verbindung zu bringen. Beim Blick in die fabrikgroßen Ställe sieht man bundesweit 1000e Individuen der gleichen Zuchtlinie, krankhaft optimiert auf maximalen Ertrag. Eine gigantische Tier-Monokultur, die in ihrem Flächen- und Energiebedarf wiederum die Artenvielfalt anderer, wild lebender Spezies tatsächlich ganz konkret bedroht.

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Ach ja, akut von Veganern bedrohtes kulturelles Erbe ist natürlich auch die Sprache selbst, die in einer veganen Bundesrepublik Deutschland nicht etwa wegen fehlender Rechtschreibprüfung in WhatsApp veröden würde, sondern weil keiner sich mehr an Sprichwörter mit Tieren drin erinnerte. Wir benutzen ja nur deswegen heutzutage noch regelmäßig Sprichwörter wie „einem geschenkten Gaul ins Maul schauen“ oder „die Katze im Sack kaufen“, weil unser aller Alltag ständig davon geprägt ist, die Kauleiste von Pferden zu inspizieren oder viel zu gut verpackte Katzen zu erwerben. Nach der Logik sollten wir auch wieder mehr Hunde essen, am Ende erinnert sich sonst keiner mehr an geistreiche Sprichwörter wie „Da wird der Hund in der Pfanne verrückt“. Als Sonderbeauftragter für die Erhaltung der Sprache gegen das Vergessen scheint Herr Fuhr sich im Rahmen seiner Kolumne auch darum zu kümmern, dass Aussprüche wie „jemandem einen Bären aufbinden“ und „unter aller Sau“ uns noch lange im Gedächtnis bleiben.

Dennoch erstaunlich, wie oft derartig krudes Zeug dann doch immer wieder geteilt wird. Ich hatte das Ding 5 mal in meiner Inbox liegen, als Beweis, dass ich mit Allem falsch liege. Und dann bekam ich es noch ein paar mal von Leidensgenossen weitergeleitet, denen Bekannte es als Beweis zugeschickt hatten, dass… ihr wisst schon. Lesen die das überhaupt bis zu Ende? Oder wird da einfach die Überschrift gelesen und dann schon aus Prinzip auf den „Share“-Button gedrückt, einfach um des Statements Willen? Hat schon so etwas Sekten-artiges.. „Der Mann isst Fleisch, er muss Recht haben, egal, was er sagt!!!“. Ich teile doch auch nicht jeden pro-veganen Bullshit, nur weil da ein winziger gemeinsamer Nenner drin versteckt ist.

Bestellung Fleisch Pfarrer Lunow

Ich frage mich auch, welche intellektuellen Feingeister Fuhr in der Welt-Leserschaft vermutet, die Sätze wie „…lässt sich auch unter Aufbietung eines äußersten ethischen Rigorismus keine Utopie vom guten Leben destillieren.“ besonders schätzten. Er hätte einfach schreiben können „Aber es schmeckt halt so lecker!“. Das wäre wenigstens ehrlich gewesen und die Leute hätten gewusst, was für hübsch formulierte Banalitäten sie da in die Welt hinaus-teilen. Stattdessen attestiert er den Vegetariern die „Lebensblödigkeit“, über das Töten in Verzweiflung zu geraten. Genau, in einer Welt, die den Gedanken an das Töten so ablehnt, dass die große Mehrheit das Betrachten eines Schlachthof-Videos entschieden ablehnt, verzweifeln über das Töten nur die verweichlichten Veggies.

Während Fuhr über die wirklich wichtigen Dinge verzweifelt, nämlich wer in Zukunft welche Sprichwörter verwendet und dass es evtl. nicht mehr so viel Tafelspitz gibt.

17 Gedanken zu “Kreatives Schreiben mit Eckhard Fuhr – Lektion heute: Wir machen einen Artikel ganz ohne Recherche

  1. Wirklich tolle Gedanken zu diesem unsäglichen Bullshit, ich hoffe, dass deine Replik sehr viele Menschen erreicht, damit Texte wie die von Fuhr genauso in der Versenkung verschwinden wie solche über die Nachteile der Abschaffung der Sklaverei. Es würde für eine größere Reichweite aber vielleicht helfen, weniger zu schwafeln, sorry. Bist du nicht Mathematiker? Gilt nicht in der Mathematik eine möglichst kurze, präzise Formel als das non plus ultra? Ein bisschen mehr von dieser Verkürzung auf das Wesentliche täte deinen Beiträgen sicherlich gut.Die richtig guten Pointen gehen leicht unter zwischen einigen Gags, die man sich gut hätte sparen können.

  2. Vielen Dank für den wirklich gut geschriebenen Text.

    Sicher befasst er sich in erster Linie mit einem Artikel in der Welt, er räumt aber auch mit dem ein oder anderen Vorurteil auf, mit dem man als Vegetarier oder Veganer ständig konfrontiert wird.

    Das schlimme an der Sache ist ja, dass Fleischesser in der Sache leider Gottes oft penetranter und aufdringlicher missionieren wollen als die Vegetarier und Veganer denen es ja immer vorgeworfen wird.

  3. Gut zu wissen, dass die heute schon unterirdische Biodiversität alles nur die Schuld von Vegetariern ist … und ich hab mir schon Sorgen gemacht das es vllt. an der Lebensmittelindustrie liegt die immer mehr „billige“ Nahrungsmittel, insbesondre auch Fleisch produzieren muss / will …

    Ausserdem ist ne Tomate schliesslich immer nur ne Tomate, und Biodiversität ja auch nur in der Tierzucht wichtig …

    http://ngm.nationalgeographic.com/2011/07/food-ark/img/food-variety-tree-754.gif

  4. Danke- besonders für die „gut verpackten Katzen“. Ich musste wirklich herzlich lachen über Deinen (mal wieder) tollen Beitrag zu unerträglichem Nonsens aus der „Welt“.

  5. Vielen Dank für den guten Artikel… Ich muss sagen ich bin zusammengezuckt als ich gesehen habe, wer da zum Thema Veganismus schreibt. 2004 hat Fuhr eine Rüge vom Bundespresse-Rat erhalten wegen Diffamierung von Minderheiten. Es ging dabei, um einen „Artikel“ in dem er hemmungslos den Tod eines Kindes ausschlachtet um Veganer als Extremisten, Terroristen und Mörder zu denunzieren…aber seht selbst, der Artikel ist natürlich trotzdem noch online 🙁 http://www.welt.de/print-welt/article353692/Fanatische-Ernaehrer.html
    Ich frage mich ernsthaft warum dieser Hassprediger überhaupt noch zum Thema Veganismus schreiben darf und seine gestörten Brandreden dann auch noch in den großen überregionalen Zeitungen veröffentlicht werden.

    • Sehr interessanter Artikel. Auch den hat wohl niemand nochmal gelesen oder aber die Leute in der Redaktion haben sich dafür gegenseitig auf die Schultern geklopft.

      Besonders interessant finde ich den letzten Satz: „Die meisten Muslime sind nicht übergeschnappt. Veganer sind es in jedem Fall.“
      Im gleichen Absatz, nur wenige Zeilen vorher, fabuliert der ‚Autor‘ über Toleranz. Die Leistung seines Gehirns scheint der eines Goldfisches zu ähneln, der das was er soeben rektal abgesondert hat und was Sekunden später an ihm vorbeischwimmt, für Nahrung hält und vertilgt.
      Anders ist es kaum erklärbar, dass Geschriebenes nur Zeilen später im Kopf wie ausgelöscht ist…

  6. Hervorragend. Herr Fuhr hat offenbar nur den Wiki Artikel zu „Essay“ gelesen, der erste Satz gibt ihm quasi die Freiheit den größt möglichen Blödsinn zu schreiben.
    Aber der Blick in die social media Zeile verrät, was Annett Louisan bereits so treffend sang: „Das ist dein Ding, aber keinem gefällt’s“

  7. Es sind 2014 übrigens 11000 ha in D auf denen Soja angebaut wird. Doppelt so viel wie vor 2 Jahren. Etwas googlen oder bei Tofu Herstellern wie Taifun informieren hätte Fuhr sehr geholfen.

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