„Haha, schau mal, die essen Saitan! Sai – Tan, wie das klingt! Klingt wie Seetang! HAHAHA, wie Seetang!! Die essen Seetang!! Haha“ *weiter die Strasse runtergeh* „hahaha…“ *leiser werd* „Seetang…“ *In Dönerladen einkehr* *aus Dönerladen rauskomm* *In altes Lammfleisch reinbeiß* „hahaha, Seetang…“. Ich beobachte das an einem Restauranttisch im freien sitzend, und schaue Saitan-Vöner essend den Teenie-Klonen hinterher.
Jau, klingt voll wie Seetang, war auch direkt mein erster Gedanke… Und auch wenn ich das Konzept „Sachen nur dann essen wenn sie ein lautmalerischer Volltreffer sind“ in etwa so sinnvoll halte wie Bücher nach Klappentext zu lesen und CDs nach Cover auszusuchen, so hätte ich bei dem Spiel wohl mal echt die Nase vorn, oder? Schade, dass ich Euch gar nicht kenne, denn sonst würde ich einfach bis zum nächsten gemeinsamen Brunch warten und mich ähnlich aufführen. Ok, Seetang klingt nicht so wahnsinnig napfig, aber Ihr packt Euch den Teller da unter Anderem mit Schimmelkäse voll. Und das klingt nicht etwa vermeintlich nach Seetang, das reimt sich sogar auf Sachen die bei unhygienischen Männern unter der Vorhaut kleben. Und die erste Assoziation zu „Gulasch“ ist wohl auch nicht gerade die Auslage im Feinkostgeschäft.
Nein nein, halt, ich muss nicht mal groben Ähnlichkeiten suchen. Ich kann Eure „Lebensmittel“ direkt so nennen, wie sie wirklich heißen. Ich spiele Euer „Dein Essen hat einen Scheiss-Namen“-Spiel sozusagen blind mit einer Hand auf den Rücken gebunden: Ok, Tofu und Saitan klingt derbe nach Öko-Hipster, Ihr bekommt einen abgegriffenen Klieschee-Punkt dafür. Aber auf Eurer Speisekarte stehen Sachen, die heißen Presskopf, Kuttelsuppe und Sülze! Das klingt nicht nur echt wäh hoch 9, das ist aus der Nähe betrachtet auch wirklich zum Würgen.
Nur mal zum Vergleich: Saitan stellt man aus Weizenteig her. Man knetet einfach so lange an dem Teig herum, bis kaum noch Stärke drin ist, feuert den Protein-Klumpen dann in Marinade und erhitzt ihn am Ende auf eine von 25 möglichen Arten. Im Grunde habt Ihr also recht, Essen aus Getreide herstellen, wie krank ist das bitte?! Für lecker Presskopf (unter anderem auch appetitanregend Presssack oder Schwartenmagen genannt) hingegen benötigt man Schweineblut, -herz und –gesichtslappen (!), die man zu einem feinkörnigen Blutbrei vermengt und sie dann in Därme füllt, durch die wenige Stunden zuvor noch Schweinescheisse suppte. Also wem da nicht das Wasser im Munde zusammenläuft muss wirklich irre sein.
Sooo, also unterm Strich klingt Saitan in der Tat etwas sperrig. Eure Leckereien hingegen… lasst es mich so sagen: Wäre Kuttelsuppe ein Lied dann wäre die Grundtonart Schiss-Moll.
Ja stimmt, weil Saitan hierzulande was neues ist gibt es ja leider keine romantischen Manufakturen, wo das Zeug in Handarbeit hergestellt wird, sondern primär unromantische, gefühlskalte Fabriken. Es ist leider gar nicht so wie wenn die Landliebe-Tante bei Lärchengeträller Rahm in einem Holzzuber anrührt und grenzdebil die Alm runterstiert – aber die ist leider auch ungefähr so authentisch wie die irre Lache von Heidi Klum. Die Gerätschaften die man tatsächlich braucht, um aus Rohmilch das zu machen, was am Ende im Supermarkt landet, würde man wohl eher in einem Labor vermuten als an einem Ort, wo was zu Essen hergestellt wird. Ich sag nur Homogenisierung und Pasteurisierung . . . da ist ein Eimer Milch aus dem Replikator natürlicher.
Aber vielleicht rege ich mich auch vollkommen grundlos auf – vermutlich habt Ihr gar kein Problem mit Saitan, weil das kein Fleisch ist, sondern weil es einfach ein neuer Begriff ist (Auch wenn das Zeug schon Jahrhunderte in Asien Verwendung findet). Und Neologismen überfordern ja viele, einfach weil neue Sachen so gut wie immer böse sind. Ist schon gut, wärt Ihr 20 Jahre später geboren dann würdet Ihr das Zeug vermutlich Kiloweise in den Einkaufswagen stapeln und ziemlich irritiert gucken, sollte jemand auf die klangliche Ähnlichkeit mit Seetang hinweisen. Und wärt Ihr 20 Jahre früher geboren dann hättet Ihr halt vor anderen Schaufenstern gestanden und darüber gelacht, dass sich Sushi auf Muschi reimt.
In was war Euer Lammfleisch eigentlich eingewickelt? Fladenbrot zufällig? Ich frag nur weil… ach egal
Herrlich!!
Beim letzten Satz hab ich fast mein Getränk über den Tisch gespuckt gerade…
Danke! 🙂
Herrlich! Wieso ist mir diese Seite bisher entgangen! *gröhl*
Röchel… das wird immer besser, ich kugel mich vor Lachen….
Wunderbar, du solltest Kabarett machen. Vielleicht tust du’s ja schon. Sag bescheid, wann du das nächste mal auftrittst. :-)))))
Bitte ganz viel mehr von Dir! Wird gebraucht, ich teile, was das Zeug hält!
Deine Einträge bereichern meinen Tag!
Wahr und humorvoll geschrieben! Danke dafür!
„Wäre Kuttelsuppe ein Lied, dann wäre die Grundtonart Schiss-Moll“ 😀 GENIAL!
Finde immer so spaßig wie sich die cartoonierten Ferkelchen und Kälbchen auf den Fleischtransporten und den Lieferfahrzeugen der Metzger so süß freuen das sie endlich gerichtet werden….Servus
Vielen Dank für Deine Bolgs……..ganz nach meinem Geschmack………….
ich bin ein Kind des großartigen Seitans 🙂
Hallo Jan, verehrte Freunde von Jan!
Super Blog…einfach nur Jan! Ich finde es unglaublich erfrischend und kurzweilig hier! Weiter so!
Praise Saitan und Jan!
Oh- das reimt sich- ob da eine Weltverschwörung lauert? 😉
Und ja, ähm, ich lese mich gerade durch Dein komplettes Blog. 😉
Lol – liest Du alles hintereinander oder in Etappen?
Vielleicht gebe ich die Dinger für solche Fälle mal in gebundener Ausgabe raus… 😀
In Etappen- mein Arbeitgeber zwingt mich dazu…;)
Seltsam, dass ich den Post erst jetzt gefunden habe. Das ist wahre Poesie: Sachen, die bei unhygienischen Männern unter der Vorhaut kleben. Diese schöngeistige Beschreibung muss ich mir merken und bei passender Gelegenheit mal ins Gespräch einfließen lassen.