Bitte jetzt mal eine Runde Mitleid die Redaktion vom Stern

Halt! Egal, was Ihr macht, hört sofort auf damit, das kann warten. Wir müssen jetzt dringend in Form einer Art Beileidkollektiv eine extra große Portion Anteilnahme zur Stern-Redaktion rüberteleportieren und sie ordentlich bedauern. Jetzt bitte alle im Chor: „Oooh, arme Redaktion, dutzi dutzi. Das wird schon wieder.“

Prima, das habt Ihr gut gemacht. Der Stern hat nämlich einen Text veröffentlicht , denn eine der Redakteurinnen hat total fiese Freundinnen, die einfach nicht ungefragt alles aufessen, was ihnen vorgesetzt wird. Was eingebildete Tussis, oder? Diese arrogante Tina zum Beispiel, die will einfach keine Laktose verdauen – könnte sich ja einfach mal ein bisschen Mühe geben, diese unhöfliche Trulla, wenn sie schon so nett eingeladen wird. Mit ein bisschen Körperspannung und gutem Willen klappt das schon. Lotta kommt laut eigener Aussage mit Gluten nicht klar und die Lieblingskollegin ist angeblich die Tierschützerin schlechthin geworden, weil sie die Tiere jetzt nicht mal mehr töten will – wie hardcore ist das bitte? Ich bezeichne mich jetzt übrigens als Bahnhof-, Baum- und Kindergartenschützer, weil ich fortan nichts davon mehr mit Kerosin übergieße und anzünde.

Sie alle wurden so nett zum Abendessen eingeladen und haben dann einfach kackdreist zurückgefragt, ob sie an dem Abend auch was essen können. Eine hat sogar angeboten, selbst was mitzubringen, wenn das sonst zu aufwändig sei. Übel, manche Leute haben ja echt gar keine Manieren, oder? Im Artikel steht:

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Wie der SWR einer Lebensmittel-Esoterikerin eine Bühne für ihre dubiosen Thesen bietet

Boah, so viel Text? So wenig Zeit? Du kannst Dir diesen Artikel jetzt auch anhören, und zwar hier: Graslutscher Podcast Folge 0.9 beta oder mit Hilfe des Plugins direkt eine Zeile weiter

 

Und so trug es sich also zu, dass Katharina Schickling eines schönen Morgens dachte: „Jemand sollte mal einen Bericht darüber machen, ob Menschen unbegründet auf bestimmte Lebensmittel verzichten, nur weil irgendwer ihnen einredet, dass ihnen daraus irgendwelche Nachteile entstehen.“ Der SWR hielt das für eine tolle Idee und ließ eine entsprechende Sendung nach ihrem Drehbuch und mit ihr als Regisseurin produzieren, die am Ende aber leider genau das Gegenteil bewirkt und Menschen unbegründete Angst vor bestimmten Lebensmitteln einredet.

Schade, die Idee ist ja eigentlich nicht übel, oder? Es fand sich eine Art Redaktion um Barbara Schmitz vom WDR und Hans-Michael Kassel vom SWR zusammen, von deren konkreter Mitwirkung aber leider alles von intensiver Recherche in komplett abgedunkelten Räumen bis hin zu extensivem Blaumachen an hübschen Badeseen in der Toskana denkbar ist. Denn – Spoiler – vom hehren Anspruch, hier Aufklärung für den Verbraucher zu betreiben, bleibt am Ende leider nur ganz, ganz wenig übrig.

Veröffentlicht wurde der ganze Bericht laut Datumsstempel bereits im November 2017 in der SWR-Mediathek, erfreut sich aber seit ein paar Wochen deutlich größerer Beliebtheit, weil eine auf 2:46 Minuten zusammengeschnittene, quasi mit erstaunlich verdichteter Ignoranz und hinzuerfundenem Blödsinn befüllte Version des Beitrags auf Facebook hochgeladen wurde. Es ist ein bisschen so, als würde man einen beliebig belanglosen, unplausiblen Film mit Matthias Schweighöfer nehmen, diesen auf irreführende, unzusammenhängende Teilfragmente zusammenschneiden und ihn dann mit den serbokroatischen Untertiteln einer beliebigen Folge Rick & Morty unterlegen. Dieser stümperhafte Trailer

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Berliner Senat fordert: Ungesunde Kost für Schulkinder? Na gut, aber dann wenigstens mit Fleisch.

Okay, letzter Post zur veganen Kita, ich verspreche hoffe es:

Letzte Woche habe ich zwei Stunden mit einer Frau diskutiert, die tatsächlich aufrichtig besorgt war um ihre Enkel, weil ihre Schwiegertochter diese vegan ernährt und offenbar keine Supplementierung mit Vitamin B12 vornimmt. Sie hat sich darüber geärgert, wie ich das Thema behandele, weil man zwischen den Zeilen lesen könne, das sei vollkommen ungefährlich (Spoiler: Ist es nicht!).

Nun ist es mit Texten und Sprache leider in der Tat so, dass Menschen trotz 99,9 Prozent DNA-Übereinstimmung ein und denselben Text sehr unterschiedlich interpretieren, gerade wenn dieser sich Sarkasmus und Ironie bedient, was auf meinem Blog schon vorgekommen sein soll. Tatsächlich mache ich mich über die düsteren Warnungen in den von mir kritisierten Artikeln etwas lustig und gehe rein aufgrund der Lesedauer nicht in jedem Beitrag ausführlich darauf ein, wie wichtig eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema ist. Ich kann verstehen, wenn eine neue Leserin dadurch denkt, ich wolle das Ganze verharmlosen.

Will ich aber tatsächlich nicht. Ich habe bereits in diversen Artikeln darauf hingewiesen, wie wichtig die Ergänzung von Vitamin B12 ist und warum das dennoch kein Argument gegen vegane Ernährung ist, weil in Deutschland lebende Menschen auch bei Mischkost bestimmte Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen sollten. Deswegen finde ich die Kommunikation von DGE und ärztlichen Vereinigungen oft schlicht unglücklich, wenn sie vor veganer Ernährung warnen, das aber selten um eine zweizeilige Erklärung ergänzen, wie man seinen B12-Spiegel simpel messen und auf gesundem Niveau halten kann.

Also, liebe Schwiegertochter von Clara, wenn Du das liest, bitte gib Deinem Kind ausreichend Vitamin B12 und bringe es regelmäßig zu einem Arzt mit abgeschlossenem Medizinstudium, alles andere ist fahrlässig.

Was ich an den entsprechenden Warnungen in den Artikeln aber nach wie vor kritisiere, ist, dass sie vielen Menschen suggerieren, eine westliche Mischkost wäre insgesamt immer eine prima Sache. Da muss ich leider den Spielverderber geben, denn es gibt halt

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Die Trilogie der Ahnungslosigkeit bei Spiegel Online

Da lag ich letzten Samstag also mit einer Zigarre in meinem bis zum Rand mit Spezi gefüllten Planschbecken im Hinterhof und registrierte zufrieden die Reaktionen auf meinen letzten Artikel zu Spiegel Online. Mein Handy summte unentwegt, weil Stefan Niggemeier (ja, DER Stefan Niggemeier) ihn retweetet hatte, woraufhin ich mich zwei Stunden lang selbstverliebt in dessen Ritterschlag suhlte. Doch, oh weh, Hochmut kommt vor dem Fall: Der Vibrationsalarm klang zunehmend disharmonisch, waren das wirklich noch alles Lobpreisungen?

Ich stieg also wieder aus meinem Plastikpool, die süße Brühe tropfte unpraktisch an meiner Leopardenbadehose herab, und der Blick auf die Twitter-App holte mich in die Realität zurück: Das waren gar keine Lobpreisungen, stattdessen hatte Spiegel Online nachgelegt und einen Faktencheck, der wiederum eines Faktencheckchecks bedarf, und einen Text mit dem Titel „Missionarische Veganer – der Irrglaube“ veröffentlicht. Mich erreichten also gar keine Nachrichten mehr, wie toll ich bin, sondern praktisch nur noch Wehklagen und Hinweise auf die neuesten Ergüsse von der Ericusspitze 1 in Hamburg. Vor lauter Ärger fiel mir zischend die Zigarre in meinen hübschen Limosee, wodurch beide – die Zigarre und der See – nachhaltig ruiniert waren und ich erst mal reichlich meine Tränenurne vollheulte (so eine haben alle Veganer, weil wir aufgrund der vielen Entbehrungen einfach sehr oft weinen müssen).

Zehn Minuten später saß ich also maximal klebrig auf unserer Couch und las mit wachsender Beklemmung Arno Franks … Kolumne? Kritik? Rant? Beklemmung nicht etwa, weil der Text rekordverdächtig durchwurstet war, sondern weil Arno Frank in meinen Augen sonst ein recht aufgewecktes Kerlchen ist, den ich besonders gerne lese, wenn er zu medial ansonsten unterkomplex behandelten Sachverhalten erfrischend kluge, differenzierte Artikel schreibt. Mit Erwartungen ist es ja so: Wenn sich in einem Film von Michael Bay ausschließlich hohle Zitate mit sinnlosen Explosionen abwechseln, ist das zu erwarten, aber würde ich im neuesten Werk von Christopher Nolan auf einmal vollkommen hirnrissige Roboterschlachten zu sehen bekommen, ich wäre recht enttäuscht. Genau so war es auch hier.

Meine Freude wäre ja schon mal weniger getrübt, wenn Spiegel Online das Ganze nicht im Ressort

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Über die seltsam gleichgültige Berichterstattung zum Klimawandel

Georg Diez hat sich letzte Woche wohl in mein Gehirn gehackt, meine Gedanken zur Erderwärmung rausgesogen und diese wunderbar publiziert:

„Wie kann es sein, dass der Untergang der Menschheit so wenig Interesse erweckt und die Titelseiten sich in dieser Woche, wie in den Wochen und Jahren zuvor, eher mit der Partymetropole Berlin oder dem Elend der Patchwork-Familie beschäftigen als mit der im Grunde einzigen und überwölbenden und schrecklichen Realität unserer Zerstörung des Planeten? Wie kann es sein, dass mit magnetischer Intensität über Abschiebung und Asyl, über BAMF und drei bayerische Grenzübergänge diskutiert wird, während jeder Tag einer zu spät ist?“

Ich würde das gerne auf 10.000 Plakate drucken und in ganz Deutschland auf Litfaßsäulen kleben, wenn es nur nicht so klimaschädlich wäre. Einer der wenigen Vorteile an diesem Arschgeigensommer ist wohl, dass er Menschen endlich vor Augen führt, wie real der Treibhauseffekt unseren Planeten beeinflusst. Wir halten uns für eine so intelligente Spezies, für die Krone der Schöpfung, ignorieren aber seit 40 Jahren wissenschaftliche Erkenntnisse und müssen erst die Ernte auf unseren Feldern verdorren sehen, um zu kapieren, was wirklich auf dem Spiel steht.

Obwohl das eigentlich keine allzu überraschende Entwicklung ist – wer noch nie von schmelzenden Gletschern oder dem Schrumpfen des arktischen Eisschildes gehört hat, hat wohl die letzten 20 Jahre ohne Radio, Fernsehen und Internet hinter sich. Über diese seltenen Meldungen hinaus bestimmen aber andere Themen die Debatten, eine Momentaufnahme von Spiegel Online am 08.08.2018 um 10:22 Uhr:

Kylie Jenner – mit Lippenstift zur jüngsten Milliardärin der Welt
Landwirtschaft – Rückenmassage macht Kühe glücklich
FC Bayern – Kovac lässt Lewandowski nicht ziehen

Eingebettet sind diese Meldungen in das alltägliche Grundrauschen um Konflikte in Syrien und Libyen, Fluchtursachen nach Deutschland, Arbeitslosigkeit, Altersarmut und Wohnungsknappheit.

Wie verkorkst können die Prioritäten einer Gesellschaft eigentlich sein? Scheiß auf Kylie Jenner, scheiß auf

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Oh mein Gott – in veganen Kitas schreiben Eltern den Kindern vor, was sie zu essen haben – das ist ja wie in den anderen Kitas auch!

Es gibt wenige vielversprechendere Themen, um sich schnell einen antiveganen Shitstorm anzuzüchten, als vegane Kinderernährung. Klar, Kinder haben goldige Kulleraugen und brabbeln niedlich vor sich hin, da werden die meisten schnell emotional. Vielleicht sollten die Gründer von veganen Kitas Broschüren mit überlaufenden Rotznasen und vor lauter Geplärre rot angelaufenen Gesichtern rausgeben, um die Debatte rationaler zu gestalten?

Im März lief die halbe Medienlandschaft schon mal heiß, als die Elterninitiative „Veggie-Kids“ in Frankfurt ankündigte, im Sommer ihren Mokita-Kindergarten zu eröffnen, in dem es ausschließlich pflanzliche Nahrung geben soll. Die Frankfurter Rundschau berichtete, die Welt, die Neue Westfälische, und selbst dem Portal Nordbayern und der ekligen Gala war es eine Meldung wert.

Die Artikel scheinen alle von derselben Pressemitteilung abgeschrieben worden zu sein, denn nach Lektüre der ersten beiden wird es furchtbar langweilig: Man erfährt in allen, dass sich die Kita in der Schloßstraße im Stadtteil Bockenheim befinden wird, dass dort täglich frisch gekocht werden soll, dass der Mitbegründer Lucien Coy im Interview den für Journalisten offenbar unwiderstehlich griffigen Satz „Wir wollen nicht so ein Alufolien-Dings, das warm gemacht wird“ gesagt hat und wie die Position der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) zu veganer Kinderernährung ist. Also, dass Kinder vegan ernährt werden, nicht dass sich jemand von veganen Kindern ernährt… sind ja sehr zäh, diese veganen Kinder… Ihr wisst schon…

Und wie ist die Position der DGE zu selbiger? Sie empfiehlt sie nicht, da „eine rein pflanzliche Kost für die hohe Anforderung […] [der Kinder] […] an die Nährstoffzufuhr nicht geeignet ist“. Nun bedeutet eine Nicht-Empfehlung der DGE nicht, dass besagte Kost zwingend etwas Schlimmes ist. Die DGE muss halt Empfehlungen geben, nach denen auch kognitiv eher inaktive Menschen

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Vegan Leben – Ein Selbstversuch in Delmenhorst

Vegan in Delmenhorst! Klingt erst mal wie ein albernes Lied von Helge Schneider, ist aber tatsächlich deutlich alberner als die meisten seiner Werke, und da schließe ich „Bonbon aus Wurst“ und das „Huhn-Lied“, in dem es um ein Eier legendes Tier namens „Kartoffelsalat Dachlatte die Sechzehnte“ geht, explizit mit ein. Es ist der gefühlt drölfzigste vegane Selbstversuch in der deutschen Medienlandschaft und die Lernkurve der Versuchenden bleibt nach wie vor bedrückend flach.

Bevor irgendwer die Lektüre zu ernst nimmt: Das ist jetzt nicht der Leitartikel der aktuellen FAZ, sondern der Beitrag einer Volontärin im Delmenhorster Kreisblatt, die ansonsten darüber berichtet, dass Nell Kleibrink von der Grundschule Schierbrok den Gemeindevorlesewettbewerb der Drittklässler gewonnen hat, dass die Bäckerei Krützkamp am Vatertag geöffnet hat, und welche Bedeutung die Orden der Schützenuniform von Klaus Logemann (irgendein Random-Typ aus Delmenhorst) haben.

Gut möglich außerdem, dass die Redaktion Tonfall und Empörungsfaktor über die lausige Pflanzenkost irgendwie vorgegeben hat, weswegen ich Marie Busse, die offizielle Verfasserin dieser Realsatire, nicht zu sehr angreifen will. Der Text ist dennoch herrlich bescheuert, erinnert so ein bisschen an diese unheimlich aufgeregten Sendungen über die Gothic-Szene aus den 90ern, die komplett von Sinnen vor okkulter Satansverehrung gewarnt haben. Hoffentlich werden die heutigen veganen Selbstversuche in 20 Jahren ähnlich schräg empfunden wie die hysterische Darkwave-Berichterstattung von damals. Und man muss das ja auch nicht auf die arme Volontärin abwälzen, das Delmenhorster Kreisblatt druckt diesen Unsinn ja ab, und auch die angesehene Neue Osnabrücker Zeitung publiziert diesen fragwürdigen Text – da kann man schon mal nach dem Sinn fragen.

Zunächst diese wunderbare Bebilderung des Artikels – da sitzt Marie auf einer schnörkellosen Eckbank vor grauer Tapete, auf dem Tisch vor sich überwiegend langweilig rohes Gemüse ausgebreitet und blickt einsam in ihren Kaffeebecher. Woher dieser melancholische Blick in den Kaffeebecher kommt? Löse ich gleich auf. Würde sie spontan in Tränen ausbrechen, es würde sich wohl

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Geil, laut Focus ist veganes Essen voll dufte! Geil, laut Focus Online macht veganes Essen depressiv, gefährdet Kinder und ist absurd gefährlich.

Wenn einer auf der Straße steht, sich aus einer Kühlbox Eiswürfel in seine Hose schaufelt und sich währenddessen bitter darüber beklagt, dass ihm untenrum bald das halbe Vergnügungszentrum eingefroren ist, dann würden wohl alle Anwesenden einen Psychiater zu Hilfe rufen oder die Notfallseelsorge alarmieren. Fast alle. Die Personalabteilung vom Focus bietet dem Mann hingegen spontan einen 2-Jahres-Vertrag für die Betreuung der Social-Media-Auftritte an, so dass die Facebook-Präsenz dieses Nachrichtenmagazins dieser Illustrierten heute wirkt wie eine internetgewordene dissoziative Identitätsstörung.

Nun werden einige einwenden, dass ich mir die Mühe wirklich nicht zu machen brauche, da man beim Focus ohnehin nur erwartet, dass dort von anderen, ähnlich zwielichtigen Medien irgendwelche seichten Geschichten abgeschrieben wurden. Andere werden fragen: „Focus? Ist das so ein sperriger Klorollenhalter von Ikea?“ Schön wär’s! Der Focus ist so eine Art Zeitschrift, nur dass dort das Lektorat für die Online-Ausgabe nie aus dem Sommerurlaub 2015 zurückkehrte, was ulkigerweise bis zum heutigen Tag niemandem so richtig aufgefallen ist.

Seitdem machen es sich einige Redakteure bei Billard und Beer Pong gemütlich und schicken zum Abgabetermin einfach Links zu teils mehrere Jahre alten Artikeln an die Social-Media-Abteilung. Das bemängeln die Leser in den Kommentaren zwar, da diese aber offenbar auch keiner liest, wird das vermutlich erst mal so bleiben.

Eigentlich wollte ich mich in diesem Artikel über die Printausgabe des Focus freuen, die ihren Lesern mit der Titelgeschichte „Die vegane Welle“ einen unerwartet gründlich recherchierten und ungerechtfertigte Ängste adressierenden Text bietet (das war die Ausgabe vom 10. März, also mittlerweile nicht mehr ganz so aktuell). Darin macht Elisabeth Krafft einen Selbstversuch und ernährt sich vier Wochen lang vegan – einige mögen jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, weil sie den zwanzigsten absurden Selbstversucht befürchten, in dem ein desinteressierter Autor den lahmen Geschmack von nicht gewürztem Naturtofu in lauwarmem Wasser zu einer scheinbar alle überraschenden Neuigkeit aufpustet, aber Frau Krafft meint es tatsächlich ernst.

So schreibt sie, dass Veganer häufig eher ethische denn gesundheitliche Beweggründe haben und die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ziemlich

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Margarine ist so künstlich – deswegen pflücke ich mir lieber jeden Tag was vom natürlichen, umweltschonenden Buttergebüsch!

Im Gefängnis kommt man gar nicht so leicht an ein veganes Mittagessen, das muss ich Euch jetzt mal sagen! Für meinen Zellennachbarn Randolph gab es heute leckere Kuttelsuppe, und für mich? Nachdem ich dem Wärter lang und breit erklärt hatte, warum der Essig für meine Linsensuppe bitte nicht durch Fischblase geklärt sein sollte und in welchem Supermarkt er diesen erstehen kann, hat er mir einfach drei Brezeln durch die Tür geschmissen, dieser Rüpel. In diesen Zellen ist aber auch verflucht wenig Platz, da ist quasi nur diese eine freie Steckdose direkt am Kopfende von Randolphs Bett. Da habe ich mir die ersten Tage immer direkt nach dem Aufstehen einen Smoothie gemacht, aber heute Mittag lag der Vitamix auf einmal ziemlich zerbeult im Klo. Ob Randolph mich mag? Anyway, vielleicht bekomme ich ja Senf zu den Brezeln…

Womöglich hätte ich das alles verhindern und einfach die Geldstrafe zahlen sollen… aber das sehe ich gar nicht ein! Was wedelt der Kellner in diesem angeblichen Spitzenrestaurant mir auch mit diesem löchrigen Brot vor der Nase rum? Ja, zugegeben, ich bin etwas ausgeflippt und bin lauthals brüllend auf dem kalten Buffet herumgehüpft. Es kann auch sein, dass ich einem Gast seinen Pelzkragen von der Jacke gerissen habe und ihn mit den Worten „Jetzt bist Du endlich erlöst!“ in der Himbeerbowle ertränkt habe. Ob ich noch eine Hose anhatte? Da müsst Ihr schon die Zeugen fragen… ich war im Butterpanik-Modus und habe keine Erinnerungen mehr an den Rest des Abends. Als ich in der Zelle aufgewacht bin, trug ich eine Toga und diese Kriegsbemalung aus Braveheart im Gesicht.

Es ist nämlich so: Bei Löchern im Brot schnappe ich komplett über. Das liegt primär an einem Kindheitstrauma, ausgelöst durch den Umstand, dass auf meinen Schulbroten früher unfassbar viel Butter war. Die meisten Leute nehmen ja eine Brotscheibe und schmieren dann möglichst gleichmäßig dieses gelbe Teufelszeug darauf – eine durchaus hervorragende Strategie, um den eigenen Kindern keine gehörige Macke anzuschrauben. Meine Mutter hingegen hat einen Handkarren mit der Tagesproduktion der örtlichen Butterei vollgepackt, sich im Museum eine Balliste ausgeliehen, um damit zwei auf 190 km/h beschleunigte Brotscheiben

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Woran erkennt man einen Schnacker auf einer Party? Keine Sorge, er wird Dich hart zutexten.

Woran erkennt man einen Veganer auf einer Party? Keine Sorge, er wird von ein paar Leuten mit hochprozentigem Alkohol in der Hand umschwirrt, die ihm erklären, wie ungesund er sich ernährt, HA-HA! Und wenn überhaupt niemand umschwirrt wird, was dann? Dafür gibt es eine einfache Hilfestellung: Sucht nach dem Typen, der eine Bierflasche in der Hand hält und mit den anderen Gästen redet. Was, das könnte jeder sein? Gut erkannt, Sherlock!

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass den Witz noch keiner im Original gehört hat, der geht so: “How do you spot a vegan at a party? Don’t worry, he’ll tell you!“ oder halt in der stümperhaften deutschen Übersetzung von Mademyday rechts im Bild zu sehen. Ja, unfassbar lustig, ich weiß. Witze werden ja auch automatisch immer noch besser, wenn man sie ganz oft wiederholt, idealerweise bei immer denselben Leuten. Aber sind solche, gerne spontan und unerwünscht viel von ihrem Futternapf erzählende Veganer wirklich die Regel? Ist mir so schlimm noch nicht persönlich begegnet, aber derartig kommunikative Auffälligkeiten sollen schon mal beobachtet worden sein. Dazu braucht es dann auch nicht zwingend Veganer, es reicht vollkommen, wenn Menschen anderen Leuten generell gerne ungefragt Kassetten ins Ohr drücken und damit entgegen allen Anzeichen von starkem Desinteresse weitermachen, bis irgendwann die Musik aus und das Licht angeht.

Das sind dann aber nicht notwendigerweise Veganer, sondern einfach Schnacker (norddeutsch für „Schwätzer“). Ja, ich stelle mir das auch unangenehm vor, wenn Sören um die Ecke gestampft kommt, mir unbekannterweise die Hand schüttelt und sagt: „Hi, Ich bin Sören, der Veganer! VE – GA – NER.“ Er drückt mir einen laminierten Flyer mit allerlei Nahrungsmitteln in die Hand und sagt: „Die esse ich alle nicht. Aber ich habe heute schon drei Brote mit Quinoa-Aufstrich gegessen und diese veganen Matcha-Plätzchen mitgebracht, probier‘ mal einen!“ Das geht aber auch mit unsagbar zähen Geschichten über Jobs, Wohnungen, Kinder oder Saufen. Woran erkennt man junge Eltern auf einer Party? Das Thema dreht sich innerhalb von fünf Minuten nur noch um die Konsistenz und Farbe von Kack

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