Woran erkennt man einen Schnacker auf einer Party? Keine Sorge, er wird Dich hart zutexten.

Woran erkennt man einen Veganer auf einer Party? Keine Sorge, er wird von ein paar Leuten mit hochprozentigem Alkohol in der Hand umschwirrt, die ihm erklären, wie ungesund er sich ernährt, HA-HA! Und wenn überhaupt niemand umschwirrt wird, was dann? Dafür gibt es eine einfache Hilfestellung: Sucht nach dem Typen, der eine Bierflasche in der Hand hält und mit den anderen Gästen redet. Was, das könnte jeder sein? Gut erkannt, Sherlock!

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass den Witz noch keiner im Original gehört hat, der geht so: “How do you spot a vegan at a party? Don’t worry, he’ll tell you!“ oder halt in der stümperhaften deutschen Übersetzung von Mademyday rechts im Bild zu sehen. Ja, unfassbar lustig, ich weiß. Witze werden ja auch automatisch immer noch besser, wenn man sie ganz oft wiederholt, idealerweise bei immer denselben Leuten. Aber sind solche, gerne spontan und unerwünscht viel von ihrem Futternapf erzählende Veganer wirklich die Regel? Ist mir so schlimm noch nicht persönlich begegnet, aber derartig kommunikative Auffälligkeiten sollen schon mal beobachtet worden sein. Dazu braucht es dann auch nicht zwingend Veganer, es reicht vollkommen, wenn Menschen anderen Leuten generell gerne ungefragt Kassetten ins Ohr drücken und damit entgegen allen Anzeichen von starkem Desinteresse weitermachen, bis irgendwann die Musik aus und das Licht angeht.

Das sind dann aber nicht notwendigerweise Veganer, sondern einfach Schnacker (norddeutsch für „Schwätzer“). Ja, ich stelle mir das auch unangenehm vor, wenn Sören um die Ecke gestampft kommt, mir unbekannterweise die Hand schüttelt und sagt: „Hi, Ich bin Sören, der Veganer! VE – GA – NER.“ Er drückt mir einen laminierten Flyer mit allerlei Nahrungsmitteln in die Hand und sagt: „Die esse ich alle nicht. Aber ich habe heute schon drei Brote mit Quinoa-Aufstrich gegessen und diese veganen Matcha-Plätzchen mitgebracht, probier‘ mal einen!“ Das geht aber auch mit unsagbar zähen Geschichten über Jobs, Wohnungen, Kinder oder Saufen. Woran erkennt man junge Eltern auf einer Party? Das Thema dreht sich innerhalb von fünf Minuten nur noch um die Konsistenz und Farbe von Kackwürsten nicht anwesender Menschen. „Jaaa, der kleine Theobald hatte gestern Erbsen, und heute, haaaaaahaha, da war alles in der Windel grün *kicher kicher*.“ Kurzer Blick auf meinen Teller mit den Pestonudeln … uuuund in die Tonne mit dem Ding. Ja, ich darf das sagen, ich war auch mal einer von denen. Ein bisschen…

Und das geht auch nicht gerade subtil zu, wir stampfen zu den anderen Gästen und fragen so subtil wie ein Artilleriegeschütz: „NA, HABEN SIE AUCH KINDER? TOLL, DAS SIND FOTOS VON MEINEN!“ Eltern haben zudem so ein Wahrnehmungsdefizit und halten ein Foto automatisch für extrem gelungen, solange nur der eigene Nachwuchs drauf ist. Der kann das Gesicht auch komplett mit Schokoaufstrich vollgeschmiert haben, stark sabbern oder einen Gesichtsausdruck irgendwo zwischen grenzdebil und vor Zorn stark errötet auflegen, Eltern drucken das Ding trotzdem ohne jeden Farbabgleich und nahe der Unkenntlichkeit verschwommen in der nächsten Drogerie aus und zeigen es überall herum.

Andere Leute erzählen ungefragt, dass sie in ihrem extrem spezialisierten Beruf irgendein saukompliziertes Verfahren zur Berechnung von Versicherungspolicen verbessert haben, oder andere, dass sie befördert wurden oder dass ihr neues Auto jetzt noch lauter „brumm“ macht als das alte, auch gerne mit Fotos oder Videos, auf denen das Auto die Handy-Lautsprecher unangenehm zum Klirren bringt. Und selbst wenn es nur ums Essen geht: Ist nicht gerade selten, dass irgendjemand wahnsinnig stolz erzählt, wie unglaublich viel er neulich wovon gegessen hat oder wie nachhaltig er sich mit welchem Schnaps die Lichter ausgeschossen hat, auch wenn niemand das wirklich wissen will.

Tja, und da man durch Umstellung auf pflanzliches Essen nicht automatisch auch seine Sozialkompetenz verbessert, laufen irgendwo auch Leute wie Sören rum, die auch nicht im Ansatz Gesichtsausdrücke anderer Menschen deuten können und halb zufallende Augen als eine Art „Weiter so, ich finde Deine Geschichte superspannend“ deuten. Und irgendwo läuft Steve Conway herum, der allen Kommentatoren beim New Scientist mittelmäßig zwanghaft zeigen muss, wie toll er Fleisch findet, nur weil es im Artikel eher kritisch darum geht, welche Fallstricke Veganismus haben kann.

Ich habe einfach mal „How do you spot the guilty feeling meat eater in a facebook comment section? Don’t worry, he’ll tell you“ drunter geschrieben. Besonders lustig fand er das aber nicht, was habe ich nur falsch gemacht?

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Ohne Euch gäbe es diesen Text jetzt nicht, dafür aber ein toll graues Web-Formular in irgendeinem noch effizienter arbeitenden Ticketsystem 😉

4 Gedanken zu “Woran erkennt man einen Schnacker auf einer Party? Keine Sorge, er wird Dich hart zutexten.

  1. Die badteppichgroßen Schnitzel in irgendeinem Provinz-Fresstempel. Der neue Webergrill oder sonst irgendein bescheuertes Smoker, der dann mit schwarzen Nitrilhandschuhen befummelt wird, als wäre man in irgendeiner bescheuerten Burgerserie auf Vox. Das „teure“ Irgendwas-Rinderfleisch (Name hab ich vergessen) von Lidl, das nur vom Ansehen auseinanderfällt (schließlich kauft man ja anständiges Fleisch). Das sind die Themen, die man in meinen Kreisen auf Partys bespricht.

  2. Mir ist der Appetit auf Fleisch vergangen als mir aufgefallen ist, dass bei den in Verwesung befindlichen Tierkadaver bereits die Leichenstarre eingesetzt ist. Der Webergrill-Besitzer ist somit nicht wie gerne angenommen ein Fleischfresser, sondern ein Aasfresser.

    • Spät, aber nie zu spät!
      Aas ist laut Wikipedia – ich hoffe, die wird im Jahr 2023 im nichtwissenschaftlichen Kontext als Quelle akzeptiert – ein „toter Tierkörper, der bereits erkennbare Anzeichen der Verwesung zeigt“. Meine Grillwürstchen sind so hergestellt, dass sie eben nicht verwesen. Meinetwegen nennt sie Zombiewürste oder Konservierungsmittel mit Fleisch, aber Aas laase ich nicht gelten.
      Und mein Weber ist ein Camping-Gasgrill, den ich vor 20 Jahren als komplett unbrauchbar geliehen bekommen habe.
      Mein Lieblings-Veg*Witz ist übrigens die Nr. 74

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