Bernd ist mal wieder aus der Nervenheilanstalt ausgebrochen und darf jetzt 3 Nächte in meinem Keller übernachten – als Gegenleistung wird eine Figur seines sicherlich mega-erfolgreichen Vampir-Tanzchoreografie-Kochshow-Thrillers nach mir benannt. Anstatt sich seinem Drehbuch zu widmen kommentiert er aber ständig nur mein Frühstück – ich befürchte, das wird gar nichts fiktives sondern so ein Doku-Hate-Format „Ich hasse es, wenn Jan isst“ oder „Ich hasse Jans Essen“. Wir überlegen, die Leine doch wieder etwas kürzer zu machen, wenn er schläft. Sein neuester Geniestreich, um sich selbst mein geradezu skandalöses Konsum-Verhalten zu erklären, ist, dass ich einfach unter Geschmacksverirrung leide. Sein missbilligender Blick schießt förmlich Blitze auf meine Wheaty-Wurst, während er mit irritierender Kopfstimme die geschmacklichen Vorzüge einer echten Salami preist und die Hände zum Gebet gefaltet hat.
Hmmm, stimmt das am Ende? Sind meine Geschmacksknospen in einem spontanen Anfall von Neuronen-Verknotung falsch gepolt und nur deswegen esse ich gerne Lackritz-Suppe mit Ingwer–Pesto aus meinem „Scheiß auf die Gewürze, Hauptsache vegan!“-Kochbuch? Es gibt ja nicht wenige Haarpflege-Produkte, die sich der Knoten-Eliminierung rühmen – evtl. kippe ich mir jetzt abends was davon ins Ohr oder gurgle das Zeug ein bisschen, damit mein Geschmackssinn wieder korrekt einrastet. Ich bin ja schon sooo gespannt, wie dann alles schmecken mag! Ich dachte nämlich eigentlich ganz naiv, ich wüsste es noch. Ist zugegeben schon ein Weilchen her, aber so Sachen wie Fahrrad fahren und Wurst essen verlernt man ja nicht. Ich bilde mir zumindest ein,