Jetzt hackt doch nicht alle auf dem armen WWF rum!

Da kümmert sich endlich mal jemand um die Tiere und Ihr könnt immer nur meckern, meckern, meckern. Es gibt halt so viele Spezies auf dem Planeten, da kann man sich nicht um alle kümmern! Der WWF schützt so viele Tiger und Elefanten im Jahr, da kann man bei weniger knuddeligen Tieren auch mal eins, zwei Augen zudrücken.

WWF Lobbykram

Ist doch ’ne tolle Idee, so ein Label für Supermarkt-Produkte, an dem der Kunde gleich erkennt, dass das jeweilige Produkt besonders nachhaltig produziert wurde. Ok, klar, um so was für die schier riesige Edeka-Gruppe mit täglich zwölf Millionen Kunden auf die Beine zu stellen, bräuchte man schon eine Organisation mit extrem hoher Glaubwürdigkeit, damit nicht der Verdacht von plattem Greenwashing im Raum steht.

Und wer wäre da besser geeignet als unser allseits beliebter WWF – der World Wide Fund? Sorry, … „for Nature“, heißt das vollständig. Ständig vergesse ich das! Der World Wide Fund für Nature klebt also jetzt im Auftrag von Edeka niedliche Knuddelbären auf Produkte, die offenkundig sehr umweltschonend sind. Woher der WWF das weiß? Nun, er schaut nach, ob andere Organisationen das behaupten: Solange die Teile ein Siegel von Naturland, Bioland, MSC, FSC oder Blauer Engel tragen, bekommen sie, entschieden nach einem ausgeklügelten Würfel-System, auch einen Pandabären verpasst. Nur bei Produkten mit dem „normalen“ EU-Bio-Siegel wird nochmal geprüft, wie die Wassersituation im Produktionsland so aussieht.

Ist das nicht toll? Für Leute, denen die normalen Siegel nicht ausreichen, gibt es auf einigen, leicht willkürlich ausgewählten Verpackungen endlich auch einen visuellen Schulterklopfer von einem Verein, der ganz viel für die Tiere tut. Jaja, schon gut, also der etwas für Wildtiere tut. Ok, sagen wir für manche. Affen z.B. sollten nicht in einem Wald leben, aus dem WWF-Kooperationspartner Palmöl-Plantagen machen wollen. Da findet der WWF dann Palmöl doch wichtiger als so ein paar verlauste Affen. Lustigerweise ist Palmöl eines der vom WWF zertifizierten Produkte – wenn man also ganz viel Glück hat, hält man vielleicht eine Schale Palmöl-Margarine in der Hand, für die der WWF die Affen eigenhändig nur ganz schonend aus dem Wald vertrieben hat – ganz im Gegensatz zu den sonstigen gefühllosen Geschäftemachern.

Ach ja, und der WWF-Schutz ist auch für die Wildtiere nicht so ganz wirksam, mit deren Abschießen der ehemalige WWF-Ehrenpräsident ab und an die Größe seines Gemächts zu kompensieren versucht. Na gut, aber wer hat schon eine blütenweiße Weste?! Der WWF hat ja auch tolle Sachen gemacht. So toll, dass die Pressesprecherin des WWF, deren Job es ja eigentlich wäre, im Notfall einfach ein paar zu erfinden, bei einem Interview spontan nicht eine nennen konnte. Zugegeben war sie vielleicht etwas überrumpelt, aber in 30 Sekunden nicht ein aktuelles Projekt nennen zu können, ist schon nicht so unfassbar kredibel.

Dazu passt auch, dass die Siegel, auf deren Zug der WWF da einfach mal mit aufspringt, teilweise ziemlichen Bockmist zertifizieren. Dieser MSC-zertifizierte Fisch z.B. wird sogar von Greenpeace kritisiert, weil die Kriterien schwammiger sind als ein Zeit-Artikel von Elisabeth Raether. Auch den Bio-Siegeln für Fleisch-Produkte, mit denen die 12.000 (!) Edeka-Geschäfte beliefert werden, kann ich an eine flächendeckend tatsächlich bessere Behandlung der Kreaturen nicht wirklich glauben. Dafür müsste man nämlich schlicht die Menge Tiere / Fläche verringern. Solange aber eine selbsternannte Tierschutzorga ihr flauschiges, lebendiges Maskottchen auf Produkte für andere, nicht mehr so lebendige Tiere kleben lässt, legitimiert sie den ganzen Unsinn ja erst. Als würden Autokonzerne ihre eher sparsamen Modelle mit grünen Wiesen bewerben… oh, Moment!

Ja, ich würde es auch begrüßen, wenn anstatt der 80 kg konventionellem Fleisch pro Deutschem und Jahr nur noch 80 kg Bio-Fleisch konsumiert würde. Aber nicht, weil das was tolles wäre, sondern weil es um Nuancen weniger beschissen wäre. Noch viel besser als 80 kg Bio-Fleisch pro Deutschem wären nämlich 20kg Fleisch pro Deutschem, egal woher. Genau das vermittelt so was aber leider nicht. Der normale Verbraucher sieht hierin nicht etwas weniger Schlechtes sondern etwas Gutes. Etwas, mit dessen Konsum man dem Planeten hilft. „Hey Biggi, ich hab extra viel WWF-Salami gekauft, für die Umwelt!“ Klingt überspitzt, aber genau das ist leider die Folge. Das Konzept, in dem alle Erdenbewohner 80 kg Bio-Fleisch pro Jahr essen, ist nur leider ungefähr so nachhaltig wie Indoor-Ski-Pisten in Katar.

Hat irgendwer vermutet, diese Kampagne sei irgendwie ehrlich? Immerhin ist das Ding ein Werk der Berufsheuchler von Jung und Matt, die schon mit ihrem grenzdebilen „Geiz ist geil“-Slogan zeigten, wes Geistes Kind sie sind. Vermutlich nicht, außer in anbiedernden Branchenblättern wurde der Unsinn ja schön verrissen. Trotzdem – wie absurd das Ganze dann doch ist, wurde mir erst klar, als auf der Salami-Packung der schützenswerte Pandabär prangte, um mich zum Kauf eines weniger schützenswerten Schweines zu animieren. Man müsste dem WWF vielleicht einfach mal ne Packung Haifischflossen zuschicken mit dem Happy-Pig Siegel und der Zusicherung, dass diesen Haien ganz schonend die Flosse abgeschnitten wurde und sie dann umweltverträglich auf dem Meeresgrund verendet sind.

Wobei – würde sich dafür ein edler Spender finden würden die vermutlich auch dabei mitmachen.

13 Gedanken zu “Jetzt hackt doch nicht alle auf dem armen WWF rum!

  1. Recht hast du mal wieder! Ich fand den WWF ja eh schon immer so lala.
    Doch dass der WWF mit seinem Zeichen, das auf Salami und co klebt, das Töten von Tieren unterstützt, die ja anscheind nicht so schützenswert sind wie Elefant, Tiger und Co. ist schon ein krasses Paradoxon, über das ich bisher garnicht so nachgedacht habe.

    Das ist quasi wie beim „konventionellen“ Tierschutz im Tierheim u.a. Man macht sich ach so große Sorgen um Hund und Katze (was ja für sich genommen auch richtig und wichtig ist!!!), doch zum Mittag gibt es dann erstmal eine richtig dicke Bratwurst oder ein Schnitzel. Aber wie du schon geschrieben hast, so ist das anscheinend mit „knuffigen“ und weniger „knuffigen“ Tieren…

  2. Ich wollte dir nur schnell mal zu deinem Artikel im Veggie Magazin gratulieren. Ich finde deine Seite echt gut und mag deinen Schreibstil bzw. was du schreibst total und muss immer wieder herzlich lachen, wenn ich deine Texte lese. 🙂
    Mach weiter so!

    Wenn du magst kannst du mich ja auch mal auf meinem Blog besuchen: https://pepperandsaltblog.wordpress.com/

    Liebe Grüße, Miri

  3. Oh je oh je und ihr findet das auch noch alles gut was der da schreibt?

    In jeder Zeile und dazwischen kann man erkennen wie wenig Ahnung du von Naturschutz hast, hast du auch nur mal eine einzige Publikation des WWF gelesen? Warst du überhaupt einmal auf der WWF Internetseite und hast dich über irgend etwas informiert.
    Ich finde auch nicht alles gut was die machen, aber die machen was und es hat wirklung. Du hingegen kritisierst einfach nur. hast du überhaupt eine richtige Meinung? Was wäre dein Lösungsansatz? Ach so 20kg statt 80 kg Fleisch essen…war da jemand doch heimlich auf der WWF Seite und hat sich die Position durchgelesen.
    Du armer Mensch aus deinem Post lese ich einfach nur wieder stumpfen Sensations-Journalismus. Du tust mir ganz ehrlich von tiefem Herzen leid.

    Ich darf solche unsachlichen Mist einfach nicht so oft lesen. Es macht mich so traurig, wie die Bemühungen von NGOs einfach nur aus Sensationslust so in den Dreck gezogen werden….

    Informiert euch lieber Leute

    Viele Grüße

    Sven

    • Hi Sven,

      ja, ich habe mich sowohl auf der WWF-Seite selbst informiert als auch in Sekundärquellen über den WWF. Ich habe mir die ARD-Doku zum WWF angesehen, die offizielle Stellungnahme des WWF dazu durchgelesen und die wichtigsten Reaktionen auf diese Stellungnahme.

      Ich finde auch nicht alles schlecht was die machen (z.B. haben die ein paar schöne Illustrationen zur Käufermacht erstellt), aber in jüngster Vergangenheit hat der Laden leider ein paar Klopper gebracht, die mich an seiner Integrität zweifeln lassen.

      Ja, die machen was. Die bekommen dafür auch einen ziemlichen Batzen Spendengelder, man kann erwarten, dass sie damit was machen. Und ich erwarte, dass sie damit nicht auch noch Dinge unterstützen, die man auch mit 2 zugedrückten Augen nicht als Naturschutz durchgehen lassen könnte.

      Was wäre dein Lösungsansatz? Ach so 20kg statt 80 kg Fleisch essen…war da jemand doch heimlich auf der WWF Seite und hat sich die Position durchgelesen.

      Das ist deren Position? Dann ist das Bewerben von Fleischprodukten aber eine fragwürdige Maßnahme zur Erreichung dieses Ziels.

      Mein Lösungsansatz wäre, dass die sich wie auch in Bezug auf Tigerfell, Elfenbein und Haifischflossen klar positionieren, dass Fleischkonsum dem Planeten erst mal null hilft sondern in erster Linie schadet, auch wenn da ein Bio-Label auf den 20.000 Tonnen Wurst prangt.

      Ich habe meine Kritikpunkte doch konkret benannt, was hat das mit in den Dreck ziehen zu tun?

      Hat der WWF nicht ein Siegel vergeben für eine Palmöl-Plantage, für die Regenwald vernichtet wurde?

      Hatten die nicht einen Trophäen-jagenden Ehrenpräsidenten, der erst aufgrund der Reaktionen der Öffentlichkeit geschasst wurde?

      Ist dieses Siegel für Fischfang nicht tatsächlich ziemlich wenig wert?

      Ist es nicht irgendwie zynisch, Pandabären mit Spendengeld zu beschützen, das von Leuten stammt, die Schweine quälen?

      viele Grüße,
      ciao Jan

  4. Der WWF begründet das Logo übrigens so:

    „vielen Dank für Ihre Nachricht.

    Gerne nutzen wir die Gelegenheit, um Ihnen die Hintergründe des WWF Logos auf der Biosalami etwas näher zu bringen.

    Der Hauptgedanke der ökologischen Landwirtschaft ist ein Wirtschaften im Einklang mit der Natur. Die ökologischen Landbaumethoden streben an, einen möglichst geschlossenen betrieblichen Nährstoffkreislauf (Futter- und Nährstoffgrundlage soll der eigene Betrieb sein) an. Im Fall von Futter für Vieh, wie Rinder, Schweinen oder Hühnern bedeutet das einen höheren Anteil an eigenen, heimischen Futtermitteln wie Kleegras oder Luzerne. Also wird weniger auf Futtermittel zurückgegriffen, die in anderen Ländern angebaut und erst nach Deutschland importiert werden – wie zum Beispiel Soja, das großflächig vor allem in Südamerika angebaut wird und dessen Anbau dort mit zahlreichen Umweltproblemen verbunden ist.

    WWF wirbt dafür, weniger Fleisch zu essen und auf Bio-Fleisch zurückgreifen. Denn Bio-Fleisch wird im Rahmen der ökologischen Landwirtschaft mit größtmöglicher Umweltverträglichkeit erzeugt. Da EDEKA das Angebot an umweltverträglicheren Produkten ausbaut, wird auch der Anteil an Bio-Produkten kontinuierlich ausgebaut und deren Absatz, z.B. mit Broschüren oder in der Handzettelwerbung, gefördert. Grundsätzlich gilt: Der WWF akzeptiert, dass EDEKA als Vollsortimenter ein komplettes Warenangebot führt und dieses auch bewirbt. Genauso wie EDEKA es akzeptiert, dass der WWF dafür wirbt, weniger Fleisch zu essen und auf Bio-Fleisch zurückzugreifen.

    Grundsätzlich kommt bei Produkten mit EU-Biosiegel, wie der EDEKA BIO Salami auch kein gentechnisch verändertes Futter zum Einsatz. Die ökologischen Landbaumethoden streben außerdem an, Vieh artgerecht zu halten. Die Richtlinie Nr. 834/2007 für die Erzeugung von Bio-Produkten nach EG Öko Verordnung regelt, wie die Tiere gehalten und gefüttert werden sollen. Darin sind z.B. Angaben zur Mindeststallgröße und zu den Mindestauslaufgrößen enthalten, ebenso wie Vorgaben zur Zusammensetzung des Futters. Jeder Bio Produzent muss nach dieser Verordnung zertifiziert sein und arbeiten. Es erfolgen jährliche Überprüfungen ob die Richtlinien in der Praxis eingehalten werden.

    Auf der WWF Homepage finden Sie umfangreiche Informationen in Bezug auf den Fleischverbrauch und dessen Auswirkungen, auch diverse Studien, die sich mit diesem Thema befassen:
    http://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/ernaehrung-konsum/fleisch/

    Mit freundlichen Grüßen

    Katrin Sobek
    WWF Infodienst/Fördererbetreuung“

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