In der Intensivmast leiden Schweine? Dann nehmt doch einfach Hühner…

Na super…

Ihr habt mich gewarnt, aber ich wollte ja nicht hören. Vor 3 Monaten hatte sich abgezeichnet, dass das Unternehmen Rügenwalder sich bei den Veggies anbiedert, was einigen zu plump war. 180 Jahre lang verkaufen die Typen Zwerchfell und sonstiges Geröll als Schmierwurst und auf einmal, *Plonk* beackert man die Moos-Liebhaber? Einigen kam das komisch vor. Ich aber wollte das nicht hören, klebte mir eine rote Papp-Mühle auf die Stirn, wandelte vor lauter Freude durch meinen Lustgarten und sang das Rügenwalder-Mühlenfest-Lied dazu.

Rügenwalder

Ich schrieb dann, dass das alles nicht so schlimm sei und wir froh sein sollten, dass damit auch Gefilde jenseits der Biomärkte für Gut-Verdiener in den Genuss von Veggie-Wurst kommen und so weiter und so fort. Kleine Schritte sind ja auch wichtig, ja sind nur vegetarisch, aber immerhin. Ich war so gespannt – wie schmeckt das wohl, wenn so echte Wurstprofis eine Veggiewurst herstellen? Was nehmen sie wohl als Basis? Seitan? Linsen? Lupine? Soja? Viiiiel zu kompliziert! Wenn wir weniger Schweine abmurksen dann gerät ja am Ende das ganze Karma-Gefüge aus den Fugen! Lasst uns also zur Sicherheit gigantisch viele Hühner abmurksen oder in winzige Käfige sperren und dann deren Eier in die Wurst packen.

klingt kleinlich? So ein bisschen Ei ist doch nicht so schlimm wie Schmierwurst aus ehemals lebendigen Schweinen? Hätte ich jetzt auch behauptet… bevor ich sah, dass diese tolle Veggie-Wurst aus bizarren 71% Eiklar besteht! W T F?! Ich weiß ja, dass auch andere Hersteller vegetarischer Produkte ständig mit potentieller Hühner-Empfängnis ihre Produkte kontaminieren müssen – angeblich wegen der Konsistenz. Wir können nämlich Raumsonden auf Asteroiden landen und Aromen herstellen, mit denen Kapern nach Vanille-Kipferln schmecken, aber um einer Wurst einen authentischen Biss zu verleihen führt nichts an unbefruchteter Hühner-Ovulation vorbei. Ei, klar.

Vielleicht sollte ich auch dankbar sein, dass man in anderen Branchen generell kreativer mit Baustoffen experimentiert als im Wurstsektor – Sonst würde man vermutlich Kindersitze aus Eichhörnchen-Wirbeln herstellen und Outdoor-Hersteller schrieben mir auf meine Produktanfrage nach veganer Zeltplane zurück, dass man leider aufgrund der Elastizität nicht an Elchblase vorbeikommt. Und Schuhe bekäme man dann nur wasserdicht, wenn man indische Kinder mit bloßen Händen Kuhhäute in BASF-Abwasser tunken lässt und die dann… ach Moment, das ist ja wirklich der Fall…

Wie auch immer, das ist keine Wurst, das ist einfach Stangenrührei mit Wurst-Gewürzen dran. Bei der Menge Eier ist damit aufgrund der Anzahl darunter leidender Hühner dem Tierwohl so gar nicht geholfen und viel ökologischer ist das auch nicht. Schade, war einen Versucht wert. Zumindest bekommen wir endlich ein neues Omni-Bingo Feld:

Warum formt Ihr Vegetarier Eure Eier eigentlich wie Würste?

23 Gedanken zu “In der Intensivmast leiden Schweine? Dann nehmt doch einfach Hühner…

  1. Der Artikel beschreibt genau, dass was viele unter „vegetarisch“ verstehen. Ein Vegetarier verzichtet vielleicht anders als ein Veganer nicht vollständig auf tierische Produkte, aber trotzdem sollte doch seine Tendenz offensichtlich sein.

    Aber was bekomme ich in dieser fleischverrückten Gesellschaft als Vegetarier angeboten:

    1. Fisch („Nein, ich esse auch keinen Fisch…“)
    2. Ganz viel mit Eiern („Ich hoffe, das sind wenigstens regionale BIO-Eier…“)
    3. Viel Käse und Milchprodukte („Muss ich schon wieder erzählen, dass Käse nicht vegetarisch ist…“)
    4. Hühnchen („Ich gehe dann mal…“)

    Es bleibt also auch als Veganer und Vegetarier dabei: Man muss immer noch genau schauen, was dort unter den Begriffen wirklich verkauft wird.

  2. Abgesehen davon ist die Vermutung, dass bei Rügenwald Vegetarier am Werk sind eine charmante Idee. Vegetarier sind Menschen, die das Töten von Tieren ablehnen, aber in ihrem Konsumverhalten erbärmlich inkonsequent sind – und das noch ihrem Nachteil.

    • Diese perfektionistische/dogmatische/100%/alles-oder-nichts Mentalität schadet mehr, als sie hilft. Konsequenz ist wichtig — aber nicht das Maß aller Dinge. Und Menschen als „erbärmlich“ zu bezeichnen, die einem selbst Ideologisch am nächsten stehen, halte ich auch für mehr als unangebracht.

  3. Die viel wichtigere Frage ist doch, warum die Fleischesser ihre Schweineleichen so formen, dass sie die Form von Bananen haben? Wollen sie da etwa was imitieren?

  4. Selbst wenn der Anteil des Ei´snicht so hoch wäre, verstehe ich nicht warum Vegetarierer Wurst von einem Tierausbeuterbetrieb kaufen muss. Es gibt schließlich genug kleine Firmen, die vegane und vegetarische Produkte herstellen, warum also die Kette unterstützen und den kleinen neuen Betrieb ruinieren? Und dann wird das ganze noch vom Vebu unterstützt- siehe Seite eins des Veggie Journals. Das versteh ich einfach nicht. Und leider hat das Marketing auch noch Erfolg: Wir haben hier in der Gegend das Glück einen Globus mit einer großen veganen und vegetarischen Auswahl an Produkten zu haben… doch welches Fach war leer geräubert? Das von der Rügenwalder Mühle. Da fällt mir echt nix mehr ein.

    • Nee, die Intention dahinter verstehe ich schon. Hat Jan ja auch in seinem FB-Artikel geschrieben. Ich glaube nicht, dass der Kundenkreis der hier angesprochen werden soll, die Menschen sind, die eh schon lange vegetarisch oder gar vegan leben. Viel mehr soll das auf die Omnis abzielen, denen man damit sagen will:“Guck mal- fleischlose Wurst schmeckt gar nicht nach Rote-Bete-mit-Spinat-Grütze, sondern fast wie echte Wurst.“

      Und gerade wo ich das schreibe, frage ich mich: Wen genau wollen die denn eigentlich ansprechen- bzw. zu welchem Zweck?
      Denn es besteht ja immerhin die Möglichkeit, dass Menschen nach dem Genuss der Eiweißwurst ihren bisherigen Ernährungsstil überdenken und weiterhin vegetarisch oder (ich wage es kaum auszusprechen) vegan leben möchten.
      Damit schießen sich doch die Rügenwalder-Mühlenfuzzies ins Knie, oder? Also nicht, dass mich das besonders traurig machen würde, aber ihr wisst, was ich sagen will?

      • Sie schießen sich eben nicht ins Knie. Es gibt einen Markt und der wird bedient. Das ist ja das was ich meinte, die großen Ketten schlucken die kleinen Betriebe, das ist das was man außerhalb der Vegetarisch- und Veganschiene schon seit langem beobachten kann.Und jetzt passiert das eben auch im Sektor der Ersatzprodukte. Leider. Dachte eigentlich die Zielgruppe dieses Sektors wäre dazu zu konsumkritisch. Dass Menschen, die sonst nie in Kontakt mit Tofutown kommen jetzt zur Rügenwalder Mühle greifen und das besser ist als gar nichts, bezweifle ich stark. Gerade mein Bsp. zeigt ja, dass die Produkte der anderen Hersteller stehen gelassen werden, während das Rügenwalder Mühle Fach leer ist. Natürlich kann ich nicht wissen wer das gekauft hat. Klar könnten es die Schnitzelesser gewesen sein, oder gedankenlose Vegetarier…wir werden es wohl nie erfahren 😉

        • Es gibt anscheinend tatsächlich einen Markt. Aber für wen?
          Ich meine, ich warte ja schon täglich auf hämisch grinsende, omnivore Bekannte, die mir erzählen, dass sie jetzt auch unter die Teilzeitvegetarier gegangen sind.
          Und selbst wenn die eines Tages auftauchen. Da gibts vermutlich auch wieder nur zwei Lager:
          -die Tierkörperverteidiger, die ganz klar rausschmecken, dass das Fake ist und
          -eben die, die vielleicht schon länger mit sich ringen „sowas“ mal probieren zu wollen und damit sie nicht ganz so schnell in Gefahr geraten auf die dunkle Seite gezogen zu werden, probieren sie es mal mit dem geringsten Aufwand und kaufen vegetarischen Schinkenspicker (schon der Name, tsss…).

          Für alle meine veganen Bekannten (sind leider immer noch viel zu wenige) stellt sich die Frage gar nicht, irgendein Produkt von den Rügenwaldern zu kaufen. Die schütteln nur alle verwundert den Kopf…

          Wahrscheinlich schicken die Rügenwalder Testkäufer in die Supermärkte um die Regale leerzukaufen, damit ihr neues Produkt interessant wird! 😉

          • Prinzipiell ist es ein gutes Zeichen, wenn große Fleischkonzerne anfangen, vegetarische Alternativen zu verkaufen (Oder wenn EOn „Öko“-strom anbietet ;)) auch wenn es immer noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt.

            Und es ist auch klar: Hier steht Profit und kein Ideal dahinter. Die Firmen erkennen den Zeitgeist und springen auf den Zug auf. Was früher eine Randerscheinung war, wird jetzt Mainstream. Das führt zu größerer Akzeptanz in der ganzen Bevölkerung und zu mehr „Trittbrettfahrer“-Vegetariern.

            Unter dem Strich hilft es unserer Sache!

  5. Seit langem habe ich nicht mehr solch einen unterirdischen Sch..ß gesehen wie gestern abend. Absolut sinnbefreit dir „Reportage“, noch sinnbefreiter An- und Abmoderation………
    8.2.15 22:10 Uhr-23:00 Uhr RTL -Spiegel-TV Magazin – Das große Fasten – Reise durch eine essgestörte Republik-

    Autsch!

  6. Wo wir oben das Bild zu „Rügenwalder Ei in Wurstform“ sehen: Sie verkaufen das nun auch in Fridkadellenform, und die sind vorwiegend aus Eiklar PLUS Vollei. Und sie heben jetzt kräftig hervor, dass das Freilandeier sind. Man scheint sie irgendwie auf die „Schräglage“ ihrer Produkte aufmerksam gemacht zu haben…

    Aber es scheint zu laufen: Die „Lebensmittelzeitung“ vermeldet, dass Rügenwalder damit rechnet, bereits Ende nächsten Jahres ein Drittel seines Umsatzes mit vegetarischen Produkten zu erwirtschaften. (http://www.lebensmittelzeitung.net/login/login.php?fg=1&url=http%3A%2F%2Fwww.lebensmittelzeitung.net%2Fnews%2Fmarkt%2Fprotected%2FGuter-Start-fuer-Ruegenwalder-Veggie_109204.html%3Fid%3D109204 – leider „protected“, aber den entscheidenden Satz lassen sie raus) Und da 80g Eiklar immer noch billiger sind als 80g Fleisch (glaub ich), das Produkt aber teurer verkauft wird als das mit Fleisch, dürften die Bilanzen in Bad Zwischenahn recht rosig aussehen…

    Na, es sei ihnen gegönnt, sie haben da ein innovatives Produkt ausgebrütet (ups) und packen was an. Vielleicht lässt es sich ja irgendwann auf „Beyond Eggs“ oder so umstellen. Dann wären die Margen noch größer, das Image noch besser (und sie tun echt was für’s Image – die haben in Bad Zwischenahn sogar extra eine Mühle aufgebaut…) und neben dem Image wären auch Tieren und Umwelt echt geholfen.

  7. Alles richtig!
    Aber man muss auch erwähnen, dass Rügenwalder seit einiger Zeit an einer veganen Variante arbeitet, die angeblich noch im Laufe des Jahres auf den Markt kommen soll.

  8. Die große Frage die sich stellt ist, wo kommt das ganze Ei her? Generell dürfte es bei der Größe der Produktionsmengen garnicht genug Hühner geben um solche Mengen an Eiern zu legen. Ich meine wir nehmen ja schon schweigend in Kauf das wir Joghurt mit gefärbten Holzstückchen essen und denken es seien Himbeeren, aber Holz lebt ja nicht im gleichen Sinne wie ein Huhn.

    Aus welchen dunklen Flecken kommen also die ganzen vermeintlichen Freilandeier? Ich will es nicht wissen.
    Ich jedenfalls bleibe mit ganz ruhigem Gewissen bei meiner bewährten Marke Soja Fit. Das ist nämlich alles aus Soja (ohne Gentechnik und meist Bio) und zu einem ganz großen Teil auch vegan. Und erschwinglich ist es in meinen Augen auch…

    Nur mal so zur Info… Der nächste der auf die Schiene der vegetarischen Kost aufspringt und an unsere Kohle will ist der liebe Herr Tönnies. Produzieren die dann den Tofu direkt neben den zigtausend Schweinen und Rindern die da täglich durch gehen?

    Fragen über Fragen…

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