echter Kunstpelzbommel reloaded

Update zur Casa Kunstpelzbommel, den ersten Teil findet ihr hier

Wer hätte das gedacht? Nachdem es recht still wurde um den doch-nicht-Fake-Kunstpelz von Tchibo hatte man eigentlich schon das Gefühl, dass die Netzfrauen ihre Falschmelung einfach aussitzen wollen. Die Meldung, die vor dem nachweislich aus Kunstfaser bestehenden Tchibo-Produkt warnt, ist nach wie vor online und man behauptet bei den Netzfrauen weiterhin steif und fest, man würde dort auf Rückmeldung von Tchibo warten und hätte obendrein keine Zeit für eine aufwändige 5-minütige Fusselball-anzünden-und-dran-schnuppern-Recherche, da man sich jetzt ausschließlich auf Nestlé und Monsanto konzentriere.

tchibo Reaktion_medDa diese sehnlichst erwartete Rückmeldung von Tchibo bereits am 14. Dezember erfolgt ist, handelt es sich bei der Behauptung der Netzfrauen entweder um eine ziemlich schnarchige Ausrede oder Frau Schreier hat die Login-Daten für ihren Twitter-Account verloren. Eine Variante, an der ich mich über die Feiertage mental festhielt, ist sie schlicht weniger verstörend. Nun muss ich mir am 04.01.2016 eingestehen, dass mit ihrem Twitter-Account wohl alles seine Richtigkeit hat, postet sie dort fleißig alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Auch die Konzentration NUR auf Nestlé und Monsanto ist wohl mittlerweile passé, hatten die Netzfrauen selbst seit Jahreswechsel offenbar ausreichend Zeit, um
– die Tage des Jahres 2016 in Sekunden umzurechnen
– aufzudecken, dass die Diät-Tipps von Promis gar nicht immer stimmen
– Fotos von Peter Ustinov und Frank Zappa zu posten
– das rührselige Meme eines alten Eherpaars zu veröffentlichen
In all der Zeit war es aber nicht möglich, sich mal den Tweet von Tchibo anzusehen, weil die Nestlé-Recherche so viel Zeit in Anspruch nimmt? Ist klar… das alleine wäre mir aber kein Update wert gewesen, irgendwie war es zu erwarten, dass hier nichts mehr passiert. Tatsächlich aber wärmt Doro höchstselbst die ganze unselige Geschichte vorgestern wieder auf, denn, *tadaaaa*, nun sind doch tatsächlich „die Schweizer Medien“ auf den ganzen Skandal um von Tchibo dreist als Kunstpelz deklarierten Kunstpelz aufmerksam geworden! No shit, und das alles natürlich nur wegen der glänzenden Vorarbeit der Netzfrauen! Wer mir aufgrund des sarkastischen Tons jetzt Häme und Missgunst vorwirft: Ich übertreibe kein bisschen, die oberste Netzfrau scheint das exakt so zu sehen.
Netzfrauen_retten_schweizer_Polyestertiere
Daran ist besonders lustig, dass man „kritikunfähig“ in Anführungszeichen gesetzt hat, fallen mir neben den Netzfrauen spontan nur Til Schweiger oder Graf Igzorn ein, die ähnlich schlecht mit sachlicher Kritik umgehen können. Der Rest ist nicht so lustig, eher befremdlich. Wenn man nämlich bei den Netzfrauen nachfragt, um wen es sich bei „die Schweizer Medien“ konkret handelt, bekommt man ähnlich erhellende Antworten, wie wenn man nach der Tchibo-Reaktion fragt: Gar keine. Man kommt sich langsam vor, als würde man mit einem Kind darüber diskutieren, dass es offenbar den Autoschlüssel hinter seinen Rücken hält, während es selbst darauf besteht, ihn weggezaubert zu haben.
Andere auf den neuesten Eiertanz aufmerksam gewordene Seiten vermuten, dass dieser sich auf einen Bericht in der Schweizer Pendlerzeitung „20 Minuten“ bezieht. Wenig überraschend geht es in diesem Bericht nur darum, dass tatsächlich echter Pelz als Kunstfell verkauft wird. Inwiefern dieser Bericht nun von den Netzfrauen inspiriert war, ist wohl einzig der Gedankenwelt von Doro Schreier persönlich vorbehalten, findet man in dem Artikel folgende Wörter nicht: „Tchibo“, „Netzfrauen“, „Schlüsselanhänger“. Ein objektiver Leser könnte also gar zu dem Schluss kommen, dass der 20-Minuten-Artikel womöglich gänzlich ohne Mithilfe der Netzfrauen-Redaktion, des Illuminaten-Geheimbund oder der Avengers zu Stande kam – zugegeben eine verrückte Idee. Die Netzfrauen vermuten hingegen, dass die internationalen Pressereaktionen zum „Shitstorm“ auf der Netzfrauen-Seite, der ja mehrere Wochen das Feuilleton aller großen Medienhäuser beherrschte, nun in dieser Titelgeschichte gipfelte („Es schaffte es sogar auf die Titelseite“). Wie viele Aluhüte bekommt man eigentlich gleichzeitig auf einen Kopf gesetzt? Wir wissen es nicht, aber ich habe so ein Gefühl, dass woanders bereits in diese Richtung recherchiert wird.
Am Ende gibt man sich versöhnlich, ist ja nun alles gut ausgegangen. Die Schweizer sind vor Kunstpelz in Kunstpelz gewarnt, die Spanier vor Wasser im Meer und die Schweden vor Bäumen im Wald, hail to the Netzfrauen. Ach ja, und sogar „die Tierschützer“ haben sich bedankt. Die fanden das wohl erstmal alles recht blöd, aber jetzt, wo so ein renommierter Laden wie 20 Minuten über den Skandal berichtet, sind auch sie vollauf zufrieden. Denn was könnten Tierrechtler nötiger haben als Berichterstattung, die sie noch ein Stück mehr in Richtung hysterischer Panik-Hippies schiebt wie das nur ein Artikel kann, der vor einem vollkommen harmlosen Produkt warnt? Da ich selbst ein paar Tierrechtler kenne und diese von dem Artikel der Netzfrauen recht wenig halten, können wir wohl davon ausgehen, dass der Begriff „die Tierschützer“ ähnlich netzfrauisch aufgebläht ist wie „die Schweizer Medien“ und „stehen mit uns in Kontakt“ und es sich hier schlicht um Doros Onkel Kalle handelt, der Kassenwart in einem Kaninchenzüchterverein ist und ihr neulich schrieb „Doro, echt ein dufter Artikel über den Tchibo-Pelz, bei diesen Drecksäcken kaufe ich nie wieder!“
Ich bin echt gespannt, was bei dieser Nestlé-Nummer rauskommt, wenn da NOCH mehr recherchiert wird.

4 Gedanken zu “echter Kunstpelzbommel reloaded

  1. Alles derbe Verarsche des eigenen Klientels.

    Naja, wer immer noch nicht draufgekommen ist, dass die Netzfrauen mittlerweile nur noch groben Unfug schreiben, der hat es wohl auch nicht besser verdient 😉

  2. Ach komm, jetzt tust Du der armen Doro Unrecht. Wir Vorreiterinnen bezüglich neuer Themen werden ständig als Quelle missbraucht. Erst letztes Jahr postete ich in meinem internationalen Blog (mit 21 Followern, 3 davon aus Nachbarlaendern!), ueber die schwierige Vereinbarkeit von Kindern und Karriere. Nur wenige Wochen später wurde das Thema Kinder und Karriere von der Huffpost und einer Wartezimmer-Gratiszeitung aufgegriffen. Und das ohne mich als Quelle zu nennen! Das kann doch kein Zufall sein! *Ironie off*

  3. …das erscheint mir fast wie eine gezielte Kampagne zur Diffamierung der veganen Lebensweise bzw. des geistigen Gesundheitszustandes tierlieber Menschen. Bei allen kontrovers diskutierten alternativen Ansichten (z.B. Impfen) findet sich jemand, der offensichtlich die alternative Position vertritt und kurz darauf auf Ufos, Weltverschwörungen, Elfen im Garten oder ähnlichen hahnebüchenen Kram verweist oder sich anderweitig ganz offensichtlich unglaubwürdig macht. Allein schon das grammatikalische Niveau der Dame tut mir beim Lesen weh… Wemwegen? Wegen dem Ignorieren von dem Genitiv!
    Du solltest sie nicht mit soviel kostbarer Aufmerksamkeit bedenken sondern deine Kreativität Themen widmen, die es verdient haben 😉

    Ich freue mich auf viele erfrischende Beiträge von Dir in 2016 – und Dir, dass Du über der Tatsache, dass es unfassbare Talente im Niveau-Limbo dort draußen gibt, kein graues Haar bekommst! <3

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